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Verfahren zur Herstellung von wasserdichtem Leder Zur Herstellung
von wasserdichtem Schuhwerk bedient man sich gewöhnlich stark gefetteter, kräftiger
Oberleder oder der bekannten Gummiüberschuhe, die aus einer- Verbindung von Gummisohlen
mit gummierten oder nichtgummierten Stoffen hergestellt sind. Aus den leichten Oberledern,
wie Chevreaux, Chevretten, Boxcalf usw., konnte bisher ein annähernd wasserdichtes
Leder nur dadurch hergestellt werden, daß man die Außenseite des Leders mit wasserdichtmachenden
Mitteln, vorwiegend Lakken, überdeckte, wodurch das Aussehen des Leders nicht unwesentlich
verändert und seine Beschaffenheit beeinflußt wurde.
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Man hat bisher verschiedene Wege zum Wasserdichtmachen von Leder gewählt,
wobei auch elastische Kautschukschichten Berücksichtigung fanden. Entweder hat man
das Leder mit Kautschuklösung getränkt, so daß alle Poren verstopft waren, oder
man hat durch Vulkanisation Leder mit einer Kautschukschicht vereinigt, die ihrerseits
bei verhältnismäßiger Dicke mit durch Wasserdampf entstandenen Blasen elastischer,
aber nicht porös gemacht wurden. Auch die Behandlung von Leder mit Leinöl, Chlorschwefel
oder einer Mischung Kautschuk und Öl, einer Faktismischung oder ähnlichen Mitteln
ergab lediglich ein Dichten oder Härten des Leders. Man hat auch vulkanisierten
Kautschukbelag auf Leder aufgeklebt, gekittet oder sonstwie aufgebracht, ohne eine
einheitliche Kautschuklederschicht zu erhalten.
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Diese Behandlungsarten haben alle den Nachteil, daß sie nicht nur
wasserdicht, sondern auch luftdicht sind und daher alle Unannehmlichkeiten zur Folge
haben, die mit reinen Gummischuhen verbunden sind.
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Die Erfindung bezieht sich auf die Behandlung der Fleischseite des
Leders, so daß die reine Narbe an der Außenseite des Leders vollkommen erhalten
bleibt, wobei eine vulkanisierbare Kautschuklösung auf der Innenseite des Leders,
die also das äußere Aussehen unberührt läßt, aufgestrichen wird. Eine solche Behandlung
konnte bisher nicht angewendet werden, weil die zur Vulkanisation des Kautschuks
auf dem Oberleder benötigte Temperatur von dem Leder nicht ohne weiteres ohne Schaden
ertragen wurde und das Leder sowohl im Aussehen als Eigenschaften für die Verwendung
zur Schuhfabrikation ungeeignet wurde.
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Die Nachteile werden durch die Erfindung beseitigt. Sie ermöglicht
die Herstellung eines wasserdichten Oberleders (einschließlich und vor allem der
feinen Oberleder Chevreaux, Chevretten und Boxcalf) ohne Veränderung des äußeren
Aussehens oder der Eigenschaften bei einer mehr oder minder großen Luft- oder Feuchtigkeitsdurchlässigkeit
von innen nach außen und Wasserundurchlässigkeit von außen nach innen. Die Luftdurchlässigkeit
wird durch
die Anwendung von in Hitze flüchtigen Körpern im Kautschukaufstrich
erreicht, ohne hierdurch die Wasserdichtigkeit zu verändern.
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Zur Erreichung einer guten Vulkanisation der auf das Leder durch Aufstreichen,
Aufwalzen, Aufspritzen oder einen ähnlichen Arbeitsvorgang aufgetragenen Kautschuklösung
lassen sich verschiedene Wege einschlagen. Es hat sich nämlich gezeigt, daß Leder
bestimmter Gerbung in aufgenageltem oder gespanntem Zustand die Bedingungen verträgt,
unter denen die Vulkanisation der angewandten Kautschukmischung erfolgt, nämlich
Temperaturen von ioo bis i2o ° C bei einem Überdruck von i at und einer Erhitzungsdauer
bis zu 2 Stunden, ohne dabei Aussehen und Eigenschaften, besonders nach erfolgter
Nachbehandlung durch Stoßen, zu verändern. Fernerhin wird auch bei tieferer Temperatur
eine vollkommene Vullkanisation erreicht, wenn man entsprechende, die Vulkanisation
beschleunigende Maßnahmen zur Anwendung bringt. Als solche gilt. vor allem neben
einer Temperatur von 7o bis 8o' C ein entsprechend starker Druck von ioo bis 15o
at. Dieser macht den Aufstrich glatt, fördert die Vulkanisation und verhindert das
Zusammenschrumpfen des Leders. Der Druck wird entweder durch Pressen oder geeignete
Bügelvorrichtungen erzeugt.
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Um den erwähnten verschieden starken Grad -der Wasser- oder Luftundurchlässigkeit
zu erzielen, werden der Kautschuklösung höher oder niedriger dosierte Zusätze geeigneter
Salze oder anderer in der Hitze flüchtiger Körper zugegeben, die sich während der
Vulkanisation durch Einwirkung der Hitze mehr oder weniger leicht verflüchtigen.
Am besten eignen sich hierfür die Ammoniumverbindungen der Kohlensäure, z. B. Ammoniumcarbonat;
Ammoniumbicarbonat und Ammoniumcarbamat, von denen je nach dem gewünschten Durchlässigkeitseffekt
2 bis io °/o der Kautschukmischung zugesetzt werden. Die dabei entweichenden Gasbläschen
durchlöchern in mikroskopisch feiner Form die Kautschukschicht und machen sie bis
zu dem gewünschten Grad porös. Es hat sich nun gezeigt,. daß diese Kapillaren zwar
ausreichen, um die Ventilation nach außen zu ermöglichen, das Eindringen von Feuchtigkeit
von außen nach innen aber weitgehend hintanzuhalten.
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Als Auftragsmasse werden benzinische, benzolische oder sonstige Lösungen
oder Pasten von Rohkautschukplatten oder -lösungen oder wäßrige Emulsionen von Latex
benutzt unter Zusatz der- üblichen Färbe- und Füllmittel und Vulkanisationsbeschleuniger,
wie Zinkweiß oder sonstige die Vulkanisation beschleunigende organische Verbindungen,
wie solche in großer Zahl im Handel zu haben sind.
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Als Beispiel sei die Zusammensetzung und Vulkanisation einer schwarzen
Auftragsmischung gegeben: i kg schwarzer Rohkautschukplatten (kalandriert mit Füll-
und Färbemitteln versehen, vulkanisierbar) werden in 21 Benzin mehrere Tage unter
öfterem Durchkneten quellen gelassen und unter Zusatz von io°/o Zinkweiß zu einer
homogenen Paste verarbeitet. Diese Mischung dient als Stammlösung und wird, je nach
den Erfordernissen mit 2 bis io°/o Treibmitteln und einem Vulkanisationsbeschleuniger,
beispielsweise 504 Peutamethylendithiocarbaminsaures Piperidin, versetzt,
zum Aufbringen auf das Leder verwandt.
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Das Auftragen der schwarzen Kautschukmischung auf das Leder erfolgt
mit der Hand mittels breitem Pinsel oder durch Bürstmaschinen. Nach dem Auftrocknen
der Auftragsmischung werden die * Leder in gespanntem Zustand, sei es genagelt oder
auf Rahmen verspannt, im allseitig geschlossenen Raum bei normalem Druck auf i2o
° C bis zur vollkommenen Vulkanisation der Kautschukschicht erhitzt.
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Nach entsprechendem Stoßen erhält man ein Produkt, das sich bei vollkommener
Wasserundurchlässigkeit und Luftdurchlässigkeit von unbehandeltem Leder weder durch
Aussehen, Griff und Haltbarkeit unterscheidet.