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Verfahren zur Herstellung von gegen Zug und Druck widerstandsfähigem
Leder. Die Erfindung bezweckt die Herstellung von gegen Zug und Druck widerstandsfähigem,
insbesondere zur Verwendung als Treibriemen, Sohlenleder, Dichtungsringe, Manschetten
u. dgl. geeignetem Leder und unterscheidet sich von dem bisher bekannten Verfahren
zur Herstellung von Leder dadurch, daß das lohgar oder chromgegerbte Rohleder in
an sich bekannter Weise mit der Lösung eines Kolloidstoffes, wie Leim, Gelatine,
Agar-Agar, Zelluloid, Kautschuk, gegebenenfalls unter Zusatz von Formaldehyd o.
dgl., zweckmäßig durch Walken behandelt und nach dem Abtropfen und längerer Ruhe
in einen Streckrahmen eingespannt und in diesem bis zum Beharrungszustande sich
selbst überlassen wird.
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Das so erhaltene Leder ist außerordentlich widerstandsfähig gegen
Druck und Zug. Die Druckfestigkeit läßt sich noch dadurch erhöhen, daß man es während
der Behandlung im Streckrahmen auf mäßiger Wärme hält und hierauf notwendigenfalls
in bekannter Weise noch in einem Füllstoffe enthaltenden Bade behandelt.
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Das nach der Herausnahme aus dem Streckrahmen erhaltene-Leder ist
infolge seiner Widerstandsfähigkeit gegen Zug vorzüglich zur Verarbeitung auf Treibriemen
geeignet. Bekanntlich hat jedes Leder die Eigenschaft, bei einer gewissen Belastung
sich vorübergehend und bleibend zu dehnen sowie zu strecken. Die vorübergehende
Dehnung ist für den Treibriemenbetrieb notwendi , während die bleibende Dehnung
nachteilig ist und -zu Störungen des Betriebes Anlaß gibt. Der bleibenden Dehnung
vorzubeugen, sind bereits verschiedene Vorschläge gemacht worden. Hauptsächlich
wird zu diesem Zwecke das Leder in nassem Zustande unter Spannung gestreckt, ohne
daß jedoch der Zweck der Beseitigung der bleibenden Dehnung, wie sich aus der Praxis
ergeben hat, erreicht wurde.
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Die bisher verwendeten Treibriemen weisen auch ferner häufig den Übelstand
des Krümmens, also des ungleichen Dehnens des Leders in der Längsrichtung, auf,
einen Übelstand, der durch das vorliegende Verfahren ebenfalls beseitigt wird.
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Das nach dem vorliegenden Verfahren erhaltene Leder zeichnet sich
aber nicht nur durch Zugfestigkeit, sondern auch durch Druckfestigkeit aus und kann
infolgedessen für viele Zwecke, z. B. als Sohlenleder, Dichtungen, :Manschetten
u. digl., verwendet werden.
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Das Verfahren wird zweckmäßig wie folgt ausgeführt Man läßt mit Wasser
vollkommen bedeckten Knochenleim .a.8 Stunden lang quellen und löst die gequollene
Masse im Wasserbade. Die Masse bildet nach ihrem Erstarren das Ausgangsmaterial
für das Ansetzen der Kolloidlösung, zumal der Leim sich in diesem Zustande, insbesondere
nach einem Zusatz i;onservierender Mittel, hält und ein genaues, gleichbleibendes
Arbeiten ermöglicht.
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Von der Lehngallerte -werden 5oo g in to 1 'Wasser von 65 bis 70°
C gelöst und
mit i oo ccm einer i oprozentigen Formaldehydlö.sung
(4o Volumprozent) unter Umrühren gemischt. Ein Walkfaß wird nunmehr mit dem Vielfachen
dieser Lösung, der Menge des zu behandelnden Rohleders entsprechend, beschickt und
das Leder hierin zweckmäßig unter Zuführung heißer Luft von etwa 6o bis 70° C gewalkt.
Die imprägnierten Leder läßt man nach der Herausnahme aus dem Walkfaß genügend abtropfen,
schichtet sie unter öfterem Umwenden bis zu io Häuten übereinander und überläßt
sie ungefähr 24 Stunden der Ruhe.
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Nach Ablauf dieser Zeit haben sich die Kolloide mit den Fasern verbunden,
und es hat das Leder eine sehr große Geschmeidigkeit erlangt. Es wird nunmehr im
Trockenrahmen allmählich auf Zug gesetzt, der im Durchschnitt io Prozent der ursprünglichen
Länge beträgt, und in diesem gespannten Zustande trocknen gelassen, bis der Beharrungszustand
eingetreten ist, cl. h. bis die getrockneten und entspannten Leder nicht mehr nachkriechen
oder an Fläche verlieren.
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Das so erhaltene Leder eignet sich vorzüglich zur Herstellung von
Treibriemen, da es sich zwar vorübergehend, nicht aber bleibend dehnt.
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Wenngleich das so erhaltene Leder auch gegen Druck widerstandsfähiger
als nach den üblichen Verfahren erhaltenes ist und sich für alle möglichen Zwecke
eignet, so kann man seine Druckfestigkeit dennoch dadurch erhöhen, daß man es, während
es sich im Steckrahmen befindet, auf etwa d.0° C erwärmt.
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Soll das Leder insbesondere als Sohlenleder verwendet werden, so schließt
man zweckmäßig eine weitere Behandlung an, um ihm in an sich bekannter Weise Füllstoffe
einzuverleiben. Ein diesem Zwecke dienendes Bad kann in Salbenform aus einer Harzlösung
hergestellt werden, welche nach Verdunsten des Lösungsmittels durch Oxydation des
zurückgelassenen Füllstoffes eine Inkrustierung der Lederfaser bewirkt. Vorzüglich
geeignet hierzu ist ein Bad, das wie folgt erhalten wird i o kg Kolophonium werden
mit i kg Leinöl bzw. mit so viel deg letzteren gekocht, daß nach dem Erkalten eine
Masse von salbenartiger Konsistenz zurückbleibt. Dieser Masse setzt man io Prozent
eines Teeröles, z. B. Oleum Rusci, zu und verdünnt das Ganze bis zu einem spezifischen
Gewicht von o,89 mit Benzol, Benzin o. dgl. (spezifisches Gewicht des Lösungsmittels
o,75). In die so erhaltene Flüssigkeit, deren Temperatur zweckmäßig auf 25 bis 30°
C erhöht wird, werden die aus dem Streckrahmen kommenden Häute eingelagert und .bleiben
in ihr, bis vollständige Sättigung erfolgt ist.
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Nach dem Auftrocknen können die Leder in bekannter Weise durch Glätten,
Stoßen usw. weiter zugerichtet werden.
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Das so erhaltene Leder läßt sich vorzüglich verarbeiten und wächst
nicht unter dem Fuße durch die Wirkung von Nässe, weil es eine ' nach allen Seiten
hin merkbare Ausdehnung schon im Herstellungsverfahren erhalten hat. Auch schwemmen
die Füllmittel aus dem Leder nicht heraus, weil sie chemisch fest mit dem letzteren
verbunden sind.