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Verfahren zur Verbesserung des Reservierungsvermögens von Effektfäden
Die im Laufe der Zeit bekannt gewordenen Verfahren zur Herstellung von Effektfäden
durch Behandeln von Cellulosefasern, ohne daß deren Struktur verändert wird, mit
acetylierenden Mitteln liefern nur dann Fasern von genügendem Reservierungsvermögen
gegenüber Substantiven Farbstoffen, wenn die Acetylierung mindestens bis zur Monoacetylstufe
durchgeführt wird. Trotzdem werden derartige Effektfäden, ferner auch die aus Diacetylcellulose
bestehenden, von manchen Direktfarbstoffen etwas angefärbt, insbesondere dann, wenn
die mitverwobene Baumwolle in tiefen Tönen gedeckt «-erden muß.
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Es wurde nun gefunden, daß das Reservierungsv ermögen von aus Cellulosemono-
bzw. -diacetat bestehenden Effektfäden gegenüber Substantiven Farbstoffen beträchtlich
erhöht «-erden kann, wenn man sie dem Einfluß von Wasserdampf, zweckmäßig unter
Druck, aussetzt. So behandelte Fasern bleiben nach dem Verweben mit unbehandelter
Baumwolle, selbst bei tiefen Färbungen der Baumwolle, ungefärbt. Außerdem wurde
die wertvolle Beobachtung gemacht, daß sogar Effektfäden, die nicht vollständig
monoacetyliert sind und die teilweise noch unveränderte Baumwolle enthalten, durch
das Dämpfen vollständig widerstandsfähig gegen Substantive Farbstoffe gemacht werden
können, und ferner wurde gefunden, daß durch das Dämpfen von Effektfäden aus Cellulosemono-
oder -diacetat, welche aus mercerisierter Baumwolle hergestellt wurden, nicht nur
deren Reservierungsvermögen verbessert, sondern unter Umständen auch der Glanz erhöht
wird. Zwar gelingt im allgemeinen die Überführung mercerisierter Baumwolle in Cellulosemono-
oder -diacetat ohne wesentlichen Glanzverlust; wenn jedoch infolge stärkerer Schrumpfung
oder zu weitgehender Veresterüng der Glanz etwas verringert wird, so kann derselbe
durch Dämpfen ganz oder teilweise wiederhergestellt werden.
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. Schließlich wurde noch gefunden, daß durch Dämpfen von farbigen
Effektfäden, welche durch Behandlung gefärbter Garne mit Acetylierungsmitteln hergestellt
wurden, eine bessere Fixierung des Farbstoffes erzielt wird, so daß z. B. eine erhebliche
Verbesserung der Waschechtheit eintritt.
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Alle diese technischen Vorteile, insbesondere aber die Verbesserung
des Reservierungsvermögens durch eine so einfache physikalische Behandlungsweise,
waren überraschend, weil bisher ein rein chemischer Vorgang, nämlich die Veresterung
der CeLlulose, als alleinige Ursache des Reservierungsvermögens acetylierter Cellulosen
angesehen wurde.
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Beispiel z Effektfäden aus Monoacetylcellulose, die nach dem Patent
525 o84 aus Baumwollgarn hergestellt
wurde, werden % Stunde lang
bei einem Druck von 2--Atm.,: mit Wasserdampf behandelt. Das gedämpfte Garn reserviert
substantive Farbstoffe noch vollständiger als das ungedämpfte Garn und wird von
Alkalien, z. B. von Mercerisierlauge, weniger rasch angegriffen. Beispiel 2 ioo
Teile gebleichtes Baumwollgarn werden getrocknet und bei 40' in ein Acetylierungsgemisch
aus 5o Teilen Zinkchlorid, ioo Teilen Essigsäureanhydrid und 85o Teilen Eisessig
eingelegt, so daß die Fasern vollständig von der Flüssigkeit bedeckt sind. Nach
8stündiger Reaktionsdauer wird die Hälfte, nach 16stündiger Reaktionszeit die zweite
Hälfte des Baumwollgarns entnommen, geschwungen, säurefrei gewaschen und getrocknet.
Die nach 8 Stunden entnommene Probe enthält etwa 2o°/0, die nach 16 Stunden entnommene
Probe etwa 270/Q gebundene Essigsäure; während Cellulosemonoacetat . 29,q.0/, Essigsäure
(gebunden) enthält. Beim Überfärben mit i°/, Diaminreinblau FF (Schultz, Farbstofftabellen,
6. Auflage, Bd. i, Nr. 42q.) im neutralen Glaubersalzbad wird die kürzer acetylierte
Probe noch bedeutend tiefer angefärbt als die länger acetylierte Probe. Wird die
nach 8 Stunden entnommene Probe aber während io Minuten unter einem Druck von etwa
2 Atm. bei iio bis 12o° gedämpft, so nimmt sie nur noch so viel Farbstoff auf wie
die während 16 Stunden acetylierte, nicht gedämpfte Probe, nämlich noch etwa den
ioo. Teil der Farbstoffmenge, welche die unbehandelte Faser aufnimmt. Entnimmt man
dagegen die erste Probe nach 12stündiger Reaktionsdauer, dann enthält sie etwa 23°/Q
Essigsäure und nimmt nach dem Dämpfen nur noch etwa den 25o. Teil der Farbstoffmenge
des unbehandelten Garnes auf. Um ohne Dämpfen zum gleichen Resultat zu gelangen,
muß man die Baumwolle weitgehender acetylieren, also z. B. unter sonst gleichen
Bedingungen 24 Stunden lang im Acetylierungsgemisch behandeln, so daß sie einen
Essigsäuregehalt von etwa 300/Q zeigt. Beispiel 3 Mercerisiertes Baumwollgarn wird
in 98°/Qige Essigsäure eingelegt, nach einiger Zeit durch Ausschwingen von anhaftendem
Eisessig möglichst vollständig befreit und bei 40' in die iofache Gewichtsmenge
eines Acetylierungsgemisches aus 5 0/Q Zinkchlorid, 15 °/Q Essigsäureanhydrid und
So 0/Q Eisessig eingelegt. Nach 6stündiger Acetylierungsdauer wird das Garn aus
dem Acetylierungsgemisch genommen, geschwungen, in Eiswasser eingetragen, gewaschen,
getrocknet und während 15 Minuten mit Wasserdampf von 12o ° bei einem Druck von
2 bis 3 Atm. behandelt. Obwohl das mercerisierte Garn während dieser kurzen Acetylierungsdauer
noch nicht vollständig in Cellulosemonoacetat übergegangen ist, reserviert es substantive
Farbstoffe bereits sehr gut, während nicht gedämpftes, unter gleichen Bedingungen
acetyliertes Garn von substantiven Farbstoffen noch bedeutend stärker angefärbt
wird.
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Entnimmt man das Garn anstatt nach 6 Stunden erst nach io- oder 15stündiger
Reaktionsdauer und unterwirft es noch einem Dämpfprozeß, so werden glänzende Effektfäden
erhalten, deren Aufnahmevermögen für substantive Farbstoffe nur noch ein Tausendstel
desjenigen des ursprünglichen, nicht acetylierten Garnes beträgt.