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Verfahren zur Erzeugung von Buntätzeffekten auf Kunstseiden Der Buntätzdruck
auf Kunstseiden, insbesondere solcher aus Ester- bzw. Acetylcellulosen, z. B. Acetatseide;
ist in der Technik mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil das Buntätzen
des gefärbten Textilgutes nur für gewisse Farben ausführbar ist und meistens der
an Stelle der weggeätzten, ursprünglichen Färbungen eingesetzte Buntgrund überhaupt
nicht oder mißfarbig , herauskommt, weil die Farbstoffe, die an Stelle der weggeätzten
Färbung treten sollen, in der Regel weitgehendst zerstört werden. Im besonderen
Maße treten derartige Schwierigkeiten bei schwarz gefärbter Acetatseide auf, so
daß es bisher nicht möglich war, derart gefärbte Acetatseide in einwandfreier Weise
mit Buntätzeffekten zu versehen. Die erwähnten Schwierigkeiten erhöhen sich noch
in jenen Fällen, in denen die Färbung von Kunstseide, insbesondere von Acetatseide,
mittels des besondere technische und wirtschaftliche Vorteile bietenden Pastendruckverfahrens
geschieht. Bei Anwendung von Farbstoffen in Form von Pasten ist die Färbung im allgemeinen
derart haltbar, daßy da die Weiß,ätze an sich schon besondere Schwierigkeiten bereitet,
nur bei einer Ton und Intensität der Ersatzfarbe voll bewahrenden Buntätze einwandfreie
Bunteffekte erhalten werden können.
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Eingehende Versuche haben nun ergeben, daß derartige Ätzungen in einfachster
Weise durchgeführt werden können, wenn man die Kunstseiden verwendet, die einer
Vorbehandlung mit Metallsalzen, z. B. Schwermetallsalzen, unterworfen sind, welche
befähigt sind, Farbstoffverbindungen einzugehen, die bei Behandlung mit Ätzmitteln
leicht zersetzt werden. Bei Anwendung derart vorbehandelter Kunstseide findet bei
der Buntätze eine wesentliche Zerstörung des Farbstoffes der Ätzpaste nicht statt,
so daß, hervorragend reine Bunteffekte erhalten werden, können. Die Kunstseide kann
z. B. mit den bekannten Beschwerungsmitteln, wie z. B. Salzen des Zinns und des
Zinks; beschwert sein. Dieselben besitzen die Eigenschaft, mit einer ganzen Reihe
von direkt färbenden und gut ätzbaren Farbstoffen, welche auf unbeschwerte Kunstseide
wenig oder gar nicht ziehen, in Verbindung zu treten. Die so erzeugten Farbstoffverbindungen
lassen sich mit Ätzmitteln, z. B. Hydrosülfiten u. dgl., ganz oder teilweise zerstören.
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Die Kunstseide kann mit MeLallbeschwerungsmitteln nach den üblichen
Methoden beschwert sein, z. B. durch Behandlung der Kunstseide mit Metallbeschwerungsmitteln
in Gegenwart von Säuren oder sauren Salzen ohne Waschen, Neutralisieren oder Absäuern
zwischen den einzelnen Bädern, durch Aufdrucken von geeigneten Beschwerungspasten,
welche sämtliche Beschwerungskörper in Gegenwart von Säuren oder anderen sauren
Stoffen enthalten. Derart beschwerte Kunstseiden, z. B. Acetylcellulosen, zeigen
eine so gesteigerte Affinität -für direkt ziehende, sulfonierte Farbstoffe, welche
im allgemeinen Acetylcellulosen wenig oder gar :nicht zu-
kommt. Weiterhin wurde festgestellt, däß diejenigen Kunstseiden
eine erhöhte Affinität zu gewissen ätzbaren Farbstoffen aufweisen, die durch Mischungen.verschiedener
Beschiverungsmittel, z. B. von Zinnphosphat und Salzen des Aluminiums, des Eisens,
des Chroms, Magnesiums, Calciums, Bors, Wolframs, Siliciums u. dgl., beschwert.
ist. . Beispiel_i Ein unter Mitwirkung von Aluminiumsalz beschwertes, mit Naphthylaminschwaxz,
D (vgl. Schultz, Farbstofftabellen, 6. Auflage, Bd. I, Nr. a66) gefärbtes Acetatseidengewebe
wird mit einer Paste bedruckt, bestehend ,aus 300 ccm Wasser, 5oo g Gummigrabikum,
30 g Rhodamin 6 G (vgl. Schultz, a. a. O. Nr. 57 i), i 5o g Hydrosulfitpulver und
8o g Zinkweiß. Man dämpft zweimal im Mather-Platt und wäscht alsdann das Gewebe
gut aus. Man erhält klare weiße Zeichnungen auf schwarzem Grund. Beispiel a Mit
Zinnphosphat beschwerte Viskosestränge werden mit Patentblau V (vgl. Schultz, a.
a.,0. Nr.543) angefärbt, hierauf stellenweise mit einer Paste bedruckt, welche besteht
.aus 3ooccm Wasser; 350g Gummiarabikum, i oo .g Tannin, i 5o g Hydrosulfit, ioo
g Zinkweiß.
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Diese Paste enthält noch zog Rhodamin 6 GD extra und wird zweimal
gedämpft und alsdann mit --o L- Brechweinstein fixiert Lund tüchtig gewaschen. Man
erhält so bunt geätzte Kunstseidenstränge.
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Die Anwesenheit der in geeigneter Weise auf Kunstseide, z. B. Acetatseide,
niedergeschlagenen geeigneten Metallsalze erleichtert einerseits die Reduzierbarkeit
dies aufgezogenen Farbstoffes durch Ätzmittel und trägt anderseits in hohem Maße
dazu bei, daß Farbstoffe, die zur Buntätze verwendet, z. B. der Ätzpaste beigemischt
werden, und die bei der in sonst gleicher Weise vorgenommenen Buntätze von nicht
mit Metallsalzen behandelter Aoetatseide erheblich zerstört werden bzw. nicht in
vollem Tone zum Vorschein kommen, in vorzüglicher, lebhafter Weise entwickelt werden,
wie folgende Vergleichsbeispiele zeigen. Beispiele 3a und 3b Je zwei Proben unbeschwerter
und beschwerter Acetatseidegewebe wurden mit Setacyldirektrot B (Azofarbstoff: p-Nitroo-anisidinazodiäthylanilin)
vorgefärbt und mit Ätzpasten bedruckt, die Saffranin T extra (C@ o Hi9 N4 Cl) (vgl,
Schultz, a. a. O. Nr. 677)
bzw. Euchrysin GGNX (Acridinfarbstoff) enthielten.
Während auf der beschwerten Seide die Bunteffekte in lebhaftem unverändertem Tone
auftreten, lassen sie auf den unbeschwerten Mustern diese Eigenschaften in hohem
Maße vermissen. Augenscheinlich ist teilweise Zerstörung eingetreten.
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Besondere Effekte können erzielt werden durch Anwendung von Mischgeweben,
z. B. solchen, welche Seiden verschiedener Art oder Sendefasern in Verbindung mit
anderen Textilfasern u. dgl. enthalten. Hierbei kann man auch Mischgewebe verwenden,
in denen die Textilfasern teils gar nicht oder nur teilweise beschwert, teils stark
oder nur mittelmäßig beschwert sind, so daß infolge der verschiedenen Farbeigenschaften
der Fasern außerordentlich wirksame Bunteffekte erzielt werden können. Beispiel
4 Ein mit Zinnphosphat beschwertes Mischgewebe, enthaltend Viskose, Aeetylcellulose
und Wolle,- wird mit Patentblau V ausgefärbt, hierauf stellenweise mit einer Rhodamin
6 G enthaltenden Paste nach Beispiel z bedruckt und wie im Beispiel a weiterbehandelt.
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Infolge der sehr verschiedenen Aufnahme des Beschwerungsmittels durch
die verschiedenen Fasern des Mischgewebes werden mehrfarbige, bunt geätzte Erzeugnisse
erhalten.
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Das Verfahren ist nicht an bestimmte Farbstoffklassen gebunden. Außer
direkten sulfonierten Farbstoffen sowie dein in vorstehender Beschreibung genannten
Farbstoffen eignen sich zahlreiche Farbstoffe verschiedenen Charakters der Wolle-,
Baumwoll-, Natur- oder Kunstseidenfärberei.
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Als Buntätzen für die beschwerten und gefärbten oder bedruckten Kunstseidegewebe
kommen Reduktionsmittel, wie Hydrosulfit, Zinkstaub u. dgl., in" Betracht.
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Es ist bereits bekannt, i"'-unstseide mit Metallsalzbeschwerung zu
versehen, um ihr ein höheres Gewicht und besseren Griff zu geben. Es ist auch bekannt,
daß Kunstseide, insbesondere Acetatseide, durch eine derartige Behandlung besseres
Aufnahmevermögen für direkte sulfonierte Farbstoffe erhält und daß auf derart beschwerter
Kunstseide ätzbare Farbstoffe, ohne an ihrer Ätzbarkeit Einbuße zu erleiden, aufziehen,
während sie auf nicht mit Metallsalzbeschwerungsmitteln behandelter Acetatseide
ihre Ätzbarbeit weitgehend verlieren. Eine ganz neue auffallende Erkenntnis aber
ist es, daß bei Anwesenheit von Metallsalzbescl.werungsmitteln die zur Anfärbung
der Ätzstellen bestimmten Buntfarben eine erhöhte Widerstandsfähigkeit zeigen. Aus
der bloßen Tatsache, daß Metal1-salzbeschwerung von Kunstseide deren Volumen und
ihr Aufnahmevermögen für direkte sulfonierte Farbstoffe im allgemeinen erhöht,
konnte
auf das Verhalten solcher Seiden beim Buntätzen nicht geschlossen werden. Es kommt
noch hinzu, daß das beschriebene günstige Verhalten schon nach einer sehr kurzen
Behandlung mit Metallsalzbeschwerungsmitteln eintritt, woraus geschlossen werden
kann, daß nicht das Wesen der Beschwerung selbst es ist, das den Erfolg bringt,
sondern die Anwesenheit der Beschwerungssalze an sich.