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Verfahren und mittel zum Beizen von Saatgut Zum Beizen von Saatgut
sind schon seit langem Kupferverbindungen - in Gebrauch, z. B. Kupfervitriol, zur
Bekämpfung des Weizensteinbrandes. Diese Kupferbeizen haben jedoch einen unsicheren
Erfolg, dererklärlich ist, weil die Sporen, z. B. die des Steinbrandes, nicht abgetötet
werden, sondern nur an der Keimung verhindert werden, solange Kupferverbindungen
anwesend sind. Im Boden werden nun die Kupfersalze zum Teil wieder ausgewaschen,
und die Sporen beginnen zu keimen. Im Laboratorium läßt sich durch Auswaschen mit
verdünnten Säuren eine restlose Wiederbelebung der Sporen erzielen, die vorher mit
den bisher bekannten Kupferbeizen behandelt worden sind.
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Man beizt daher in neuerer Zeit mit Quecksilberverbindungen, obgleich
sie teuer und giftig sind, weil bei ihnen die Sporen durch Auswaschen des Beizmittels
nicht in demselben Maße wieder belebt werden wie bei Verwendung von Kupferverbindungen.
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Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung ist der grundsätzliche Nachteil
der bisher bekannten Kupferbeizen beseitigt.
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Das Verfahren besteht darin, daß man Kupferverbindungen in Gegenwart
von Rhodanverbindungen zur Einwirkung auf das Saatgut bringt.
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Bei einem bekannten Verfahren, bei dem Kupferverbindungen und Rhodanverbindungen
verwendet werden, wird unter Bedingungen gearbeitet, bei denen sich Kupferrhodanid
bildet, und zwar in Gegenwart von erheblichen Mengen von Oxydationsmitteln, die
einen übergang des Kupferrhodanids in Kupferrhodanür ausschließen.
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Gemäß der Erfindung wird dagegen unter Bedingungen gearbeitet, bei
denen gerade eine Bildung von Kupferrhodanür gesichert wird. Es ist bekannt, daß
Kupferrhodanid die Neigung hat, in Kupferrhodanür überzugehen, besonders in Gegenwart
von Reduktionsmitteln. Wenn man also gemäß der Erfindung ein Kupfersalz, z. B. Kupfervitriol,
in Wasser löst und ein Rhodansalz hinzusetzt, so erhält man eine an sich bekannte
Lösung, aus der sich unter geeigneten Bedingungen Kupferrhodanür abzuscheiden vermag.
Solche Bedingungen sind bei der Verwendung der Lösung als Beizmittel infolge der
Anwesenheit der organischen Substanz in der Hülle des Getreidekorns gegeben. Eine
vorzeitige Ausscheidung von Kupferrhodanür in Abwesenheit von Reduktionsmitteln
läßt sich durch Zusatz von Säuren oder sauren Salzen vermeiden oder doch in praktisch
ausreichendem Maße verzögern.
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Es hat sich ergeben, daß die erwähnte Lösung hervorragend fungizid
wirkt und die damit behandelten Sporen überraschenderweise durch Auswaschen mit
verdünnter Säure nicht wieder belebt werden.
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Die hervorragende Wirkung des Mittels auch gegenüber dem als Beizmittel
bereits vorgeschlagenen fertig gebildeten festen, verhältnismäßig
schwer
löslichen KupferrhodanÜr läßt sich möglicherweise dadurch erklären, daß . das Kupferrhodanür
bei der Arbeitsweise gemäß der Erfindung im statu nascendi zur Wirkung kommt.
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Bei Verwendung eines Gemisches von Kupfer- und Rhodansalzen als Trockenbeize
treten ähnliche Verhältnisse bei Zutritt der Bodenfeuchtigkeit ein.
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Die fungizide Wirksamkeit des neuen Beizmittels ist so groß, daß z.
B. Steinbrandsporen nach einer halbstündigen Beize mit einer Lösung, die o,oo8 °%
Kupfer enthält, noch endgültig abgetötet werden, so daß auch Auswaschen mit Säure
sie nicht wieder belebt. Da erst Lösungen mit o, i % Kupfer die Keimenergie
des Weizens zu vermindern anfangen, so ist der therapeutische Index bedeutend günstiger
als bei den bekannten Quecksilberbeizen.
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Eine Ausführungsform des Verfahrens besteht in der Behandlung des
zu schützenden Gutes mit Lösungen von Kupfer- und Rhodanverbindungen nacheinander,
wobei es gleichgültig ist, welche Verbindung zuerst zur Einwirkung gebracht wird.
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Das Beizen des Saatguts kann in den bekannten Arten erfolgen, indem
man das Saatgut in die Beizflüssigkeit taucht oder mit ihr benetzt oder befeuchtet.
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Bei einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens als Trockenbeize
für Saatgut mischt man entwässertes Kupfersalz, z. B. Kupfersulfat, mit trockenem
Rhodankalium. Dabei hat sich überraschenderweise gezeigt, daß keine Reaktion zwischen
beiden Verbindungen eintritt, solange keine Feuchtigkeit hinzukommt. Solche Trockenbeizen
sind also haltbar. Sie können mit anderen Stoffen zur Streckung, zur Verbesserung
der Haftfähigkeit usw. gemischt werden. Die Reaktion und Beizung tritt bei dem trocken
gebeizten Saatgut ein, wenn nach der Aussaat Bodenfeuchtigkeit hinzutritt.
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Ein großer Vorteil der neuen Beize ist ihre praktische Ungiftigkeit,
was besonders für die Trockenbeize wichtig ist, bei der die giftigen Quecksilberpräparate
zu besonderen lästigen Vorsichtsmaßregeln zwingen.
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Ferner ist der Preis der Kupferrohdanbeize niedriger als der von Quecksilberbeizen.
Mit der neuen Beize behandeltes Saatgut kann auch infolge ihrer praktischen Ungiftigkeit
wieder zu Futterzwecken benutzt werden. Beispiele i. Naßbeize. Man löst in ioo 1
Wasser zuerst 125 g Rhodankalium und dann 125 g Kupfervitriol. In diese Lösung taucht
man das Saatgut ein. Es wird dann in bekannter Weise getrocknet und ist fertig zur
Aussaat.
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Statt das Saatgut einzutauchen, kann man es auch mit einer zweckmäßig
konzentrierteren Beizlösung befeuchten. Zur Benetzungsbeize nimmt man z. B. etwa
io 1 auf ioo kg Weizen, der dann an der Luft etwas nachtrocknen muß. Bei der sogenannten
Kurzbeize verwendet man z. B. nur etwa 21 auf ioo kg Weizen. Das Saatgut ist dann
sofort drillfähig.
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Man kann auch das Saatgut mit Lösungen von Rhodankalium und Kupfervitriol
nacheinander in beliebiger Reihenfolge behandeln.
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2. T r o c k e n b e i z e. Man vermahlt entwässertes, weißes Kupfersulfat
und trockenes Rhodankalium je für sich zu feinen Pulvern. Zur Erleichterung des
Mahlens setzt man gegebenenfalls Talkum o. dgl. zu. Dann mischt man 8 Teile feingemahlenes
Kupfersulfat, io Teile feingemahlenes Rhodankalium und 2o Teile Talkum. Ist beim
Mahlen bereits Talkum zugesetzt, so wird dessen Menge beim Mischen berücksichtigt.
Mit 300 g der so erhaltenen Trockenbeize behandelt man ioo kg Weizen in geeigneten
Trockenbeizvorrichtungen. Das Korn ist damit zur Aussaat fertig.