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Verfahren zur Bekämpfung von Saatkrankheiten Die Erfindung bezieht
sich auf ein Verfahren zum Immunmachen von Saaten zwecks Verhütung von Krankheiten,
welche das Keimen der Saat verhindern, und auf Saatdesinfektionsmittel. Sie beruht
im besonderen auf der Feststellung, daß Organoquecksilberperthiocyanate besonders
für die Kontrolle solcher Krankheiten geeignet sind.
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Organische Quecksilbersalze, wie Äthylquecksilberchlorid, Äthylquecksilberphosphat,
Phenylquecksilberacetat und Phenylquecksilbercyanamid, sind seit langem bekannt
als wirksam für die Kontrolle von Krankheiten, welche das Keimen der Saaten nachteilig
beeinflussen. Jedoch besitzen die bekannten Stoffe den Nachteil, stark phytotoxisch
zu sein. Daher müssen sie mit großer Sorgfalt angewendet werden, oder das Keimen
wird verschlechtert. Bei der Behandlung von Saaten mit diesen Verbindungen ist es
daher notwendig, Mittel mit niedriger Quecksilberkonzentration zu benutzen und die
Behandlung gerade vor dem Säen anzuwenden. Es ist z. B. oft nicht praktisch, mit
solchen. Verbindungen Saaten vorzubehandeln. Dies bedeutet, daß der Landwirt vorbehandeltes
Saatgut nicht kaufen konnte, sondern die Behandlung selbst auszuführen hatte. Der
unerfahrene und mitunter schlecht für die Handhabung giftiger Stoffe ausgerüstete
Landwirt konnte nicht immer einen gleichmäßigen Überzug erhalten mit dem Ergebnis,
daß einige Saaten nachteilig beeinflußt wurden, selbst wenn die Anweisungen so gut
wie möglich befolgt wurden. Die behandelten Saaten konnten außerdem nicht bis zum
nächsten Säen aufbewahrt werden. In diesen und anderen Hinsichten
war
die Anwendbarkeit der bekannten Organoquecksilberverbindungen für die Kontrolle
solcher Krankheiten ernstlich behindert.
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Diese Nachteile werden gemäß der Erfindung durch Behandlung der Saaten
mit einem Organoquecksilberperthiocyanat vermieden. Es wurde gefunden, daß die Organoquecksilberperthiocyanate
eine unerwartet niedrige Phytötoxizität mit der ungewöhnlich hohen Wirksamkeit organischer
Quecksilberverbindungen gegen das Keimen der Saaten ungünstig beeinflussende Krankheiten
verbinden. So kann durch Behandlung der Saaten mit Organoquecksilberperthiocyanat
gemäß der Erfindung die Kontrolle solcher Krankheiten ohne die üblichen ungünstigen
Umstände bewirkt werden, welche bisher die gleichen Saatbehandlungen mit den bekannten
Organoquecksilberverbindungen begleitet haben.
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Organoquecksilberperthiocyanate gemäß der Erfindung sind Salze der
Perthiocyansäure mit einer basischen organischen Quecksilberverbindung. Sie können
in einfacher Weise durch Neutralisieren der Säure mit der Base oder umgekehrt hergestellt
werden. Sie können auch durch eine Austauschreaktion mit einer löslichen Base hergestellt
werden, wobei das gewünschte Organoquecksilberperthiocyanat aus einer Lösung eines
löslichen Organoquecksilbersalzes mittels Perthiocyansäure oder eines ihrer löslicheren
Salze als das gewünschte Organoquecksilberpertbiocyanat gefällt wird.
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Die Verbindungen gemäß der Erfindung können durch die allgemeine Formel
dargestellt werden, und es wird angenommen, daß sie die normale Perthiocyanatstruktur
besitzen, wobei RHg ein Organoquecksilberradikal ist. In ihrem allgemeinen Umfang
ist die Erfindung nicht auf eine besondere Organoquecksilbergruppe beschränkt. Innerhalb
des allgemeinen Umfangs der Erfindung ist zu beachten, daß der Perthiocyansäurerest
die gleiche relative Wirkung in bezug auf Verringerung der Phytotoxizität für eine
Organoquecksilbergruppe wie für die andere besitzt. Innerhalb des allgemeinen Umfangs
der Erfindung können daher verbesserte Ergebnisse in bezug auf die Phytotoxizität
von einem beliebigen Organoquecksilberperthiocyanat im Vergleich mit dem entsprechenden
Organoquecksilbersalz einer anderen Säure, z. B. dem entsprechenden Thiocyanat oder
Chlorid, erwartet werden. Überlegenere Ergebnisse werden auch erzielt, wenn R in
der obigen Formel eine Kohlenwasserstoffgruppe oder eine Äthergruppe ist, z. B.
eine Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Alkoxyalkyl-, Aryloxyalkyl- oder Alkoxyarylgruppe.
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Bei der Behandlung von Saaten nach der Erfindung kann das Organoquecksilberperthiocyanat
in jeder geeigneten Weise angewendet werden, z. B. mittels der üblichen trockenen
oder nassen Beizverfahren, welche einen Film, d. h. einen dünnen Niederschlag oder
Überzug des Stoffs auf der Saatenoberfläche hinterlassen. Bei dem trockenen Verfahren
wird die Verbindung in feinverteiltem Zustand in Mischung mit einem feinverteilten
festen inerten Träger, z. B. Kalk, Kieselgur, Talcum, Pyrophyllit, Cherokee-Ton,
Kohle, Natriumsulfat, Bentonit mit oder ohne Stoffe, wie Lanolin, welche das Ankleben
der Teilchen auf der Saatenoberfläche zu fördern vermögen, angewendet. Bei dem nassen
Verfahren wird das Material als Dispersion in einer geeigneten Flüssigkeit angewendet.
Der Stoff kann z. B. in feinverteiltem Zustand mit oder ohne inerte Verdünnungsmittel
oder Zusätze in Wasser mittels eines geeigneten Netz-und/oder Dispergiermittels
dispergiert werden. Der Stoff kann auch in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst
werden, welches als solches oder in Mischung mit einem Öl oder in Form einer Emulsion
in Wasser mit oder ohne Zusatz von Öl oder anderen geeigneten das Ankleben der Teilchen
an der Saatenoberfläche begünstigenden Mittel angewendet wird.
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Das wesentliche Erfordernis für die zu verwendenden Mittel ist, daß
das aktive Material in einen verteilbaren Zustand übergeführt wird, so z. B. durch
Pulverisieren oder Auflösen in einem Lösungsmittel und anschließendes Verdünnen
mit einem geeigneten inerten Träger oder filmbildenden Träger, wie die oben erwähnten
festen und flüssigen Träger. Mit solchen Mitteln behandelte Saaten werden mit einer
dünnen Schicht bzw. einem Überzug des aktiven Materials bedeckt. In solchen Gemischen
wird der inerte Träger, z. B. das filmbildende Verdünnungsmittel, gewöhnlich die
Hauptmenge ausmachen, während der aktive Bestandteil nur in einer geringeren Menge
zugegen ist. Solche Mittel sind sparsam in bezug auf die verwendete Menge des aktiven
Mittels und sichern Wirksamkeit und Gleichförmigkeit in der Verteilung des aktiven
Bestandteils über die Oberfläche der behandelten Saaten.
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Geeignete Gemische werden in den folgenden Beispielen gegeben, worin
die Teile Gewichtsteile sind. Beispiel I Organoquecksilberperthiocyanat..... 5 Teile
Cherokee-Ton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Teile. Dieses Gemisch
ist wohlgeeignet für die Behandlung von Saaten nach dem trockenen Beizverfahren.
Der Cherokee-Ton, ein Georgia-Ton vom Kaolintyp mit neutralem pH-Wert, stellt ein
staubendes Pulver mit ausgezeichnetem Klebevermögen an der Saat dar. Das Organoquecksilberperthiocyanat
und der Cherokee-Ton werden in den angegebenen Verhältnissen zu einem feinen unfühlbaren
Pulver zusammengemahlen, dessen Durchschnittsteilchengröße etwa q.oMikron oder weniger
ist. Beispiel II Während des Vermahlens des Gemisches nach Beispiel I können Netz-
und Dispergiermittel zugefügt
werden, um ein Mittel folgender Zusammensetzung
zu geben: Organoquecksilberperthiocyanat ...... 4,81/0 Cherokee-Ton . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9r,2 °/a Dispergiermittel auf der Basis sulfonierter
Alkylnaphthalin-Formaldehydkondensationsprodukte . . . . . . . . . . . . 2,00/0
Netzmittel auf der Basis Natriumdodecylbenzolsulfonat . . . . . . . . . . . . .
. . . . 2,o0/,) Dieses Mittel dispergiert leicht im Wasser unter Bildung eines für
die Anwendung nach dem nassen Beizverfahren geeigneten Breies.
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Andere Dispergier- oder Entflockungsmittel, wie Celluloseäther, Polyvinylalkohol,
löslich gemachte oder gelöste Proteine u. dgl. vom Schutzkolloidtyp können angewendet
werden. An Stelle der genannten Netzmittel können andere Netzmittel der gleichen
Art verwendet werden, d. h. vom Alkylarylsulfonattyp, oder andere Arten, z. B. langkettige
Alkylsulfate und -sulfonate, Polyäthersulfonate, Sulfobernsteinsäureester, quaternäre
Ammoniumverbindungen, Betaine, Polyhydroxyarten und ähnliche oberflächenaktive Mittel
der anionischen, kationischen oder nichtionischen Art.
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Die Erfindung wird noch durch die in den folgenden Tabellen angegebenen
Versuchsergebnisse erläutert. Für die Ermittlung dieser Daten wurde der aktive Stoff
außer für die besonderen als Kontrolle verwendeten Produkte mit oder ohne Cherokee-Ton
als inertem Verdünnungsmittel vermahlen. Wenn nicht anders angegeben, sind die Teile
Gewichtsteile.
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Die Daten der Tabelle I wurden durch Bestäuben der Saaten mit Stäuben
erhalten, welche io und ioo°/p des aktiven Stoffs im Verhältnis von 56,7 g des Mittels
auf 36,4 1 Saatgut enthielten. Die behandelten Saaten wurden in Gartenparzellen
gesät, welche mit den Krankheitserregern verseucht waren, und beobachtet, um das
prozentuale Keimen zu bestimmen. Die Vergleichsversuche wurden mit verschiedenen
Verbindungen gemäß der Erfindung, den entsprechenden Thiocyanaten, Bromiden, unbehandelten
Saaten als Kontrolle und mit drei handelsüblichen Saatdesinfektionsmitteln behandelten
Saaten ausgeführt. Der Kontrollversuch zeigt die Wirkung der Krankheitserreger durch
verringertes Keimen.
Tabelle I |
Saatbehandlung |
Keimung in °/o |
Mittel Aktiver Ioana- Thomax- |
Stoff Mais Laxton- |
Erbsen |
A. Äthylmercuriperthiocyanat . .......................... ..
ioo 74 76 |
=0 68,5 |
B. Äthylmercurithiocyanat ......................................
ioo 0 |
io 66,5 |
C. Äthylmercuribromid .........................................
ioo io |
io 67 |
D. Phenylquecksilbersalz von Perthiocyansäure ....................
ioo 67,o |
1o 713 |
E. Phenylquecksilbersalz von Thiocyansäure ......................
ioo 1,5 |
io 6o,5 |
F. Isopropylmercuriperthiocyanat ................................
ioo 6o,5 |
io 7115 |
G. Isopropylmercurithiocyanat ...................................
ioo 0 |
10 39,5 |
Kontrollversuch (unbehandelt) ................................
- 61,5 33 |
Tetrachlorchinon ............................................
- 65 61 |
5°/o Äthylquecksilberphosphat ................................
- 68 j 39 |
Tetramethylthiuramsulfid .:..................................
- 72,5 I |
Die angegebenen Zahlen der Tabelle zeigen, daß die Verbindungen der Erfindung wirksam
gegen Krankheiten, welche Keimen der Saaten ungünstig beeinflussen, und gleich in
der Wirkung mit den entsprechenden Thiocyanaten und Bromiden sind. Ferner wurde
trotz unnötig hoher Konzentration (s.. Tabelle II) keine Schädigung oder Verringerung
im Keimen der Saaten mit den Verbindungen der Erfindung erhalten in auffallendem
Gegensatz zur starken Verringerung der Keimung, wie sie mit entsprechend hoher Konzentration
der Thiocyanate und Bromide erhalten wird. So gaben die Verbindungen gemäß der Erfindung
A, D und F eine Erhöhung der prozentualen Keimung, wenn die Konzentration auf ioo
°/o erhöht wurde, während das entsprechende Thiocyanat und Bromid die Keimung bei
Erhöhung der Konzentration auf ioo °/o in auffallender Weise verringerten.
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Die Wirksamkeit der Verbindungen nach der Erfindung wird ferner durch
die Angaben der folgenden Tabelle erläutert, welche in gleicher Weise wie die Angaben
der Tabelle I erhalten wurden.
Tabelle I1 |
Saatbehandlung |
Keimung in °@a |
Mittel Aktiver |
Ioana- Thomax- |
Stoff Mais I-axton- |
Erbsen |
Äthylmercuriperthiocyanat ..................................
.. ioo 74 76 |
50 73 69 |
25 77,5 68 |
' io 68,5 6o |
5 76 61 |
2,5 70 59 |
1125 70,5 48 |
o,63 73 36 |
Kontrollversuch (unbehandelt) ...................................
- 61,5 33 |
Tetrachlorchinon ..:............................................
- 65 61 |
5% Äthylquecksilberphosphat ...................................
- 68 |
39 |
Tetramethylthiuramsulfid .......................................
- 72,5 |
Die Angaben der Tabelle Il zeigen den weiten, für die Verbindungen nach der Erfindung
kennzeichnenden Sicherheitsbereich von o,63 bis ioo 0/0 aktiven Bestandteils, ohne
daB merkbare Schädigung der Wirtpflanze erfolgte. Ein Vergleich der Wirksamkeit
unverdünnten Phenylquecksilberperthiocyanats im Vergleich mit unverdünntem Phenylquecksilberacetat
ergibt sich aus Tabelle III.
Tabelle III |
Saatbehandlung |
Thomas-Laxton-Erbsen |
Mittel Saat (Zahl) Aufgehen prozentuales |
Aufgehen |
Phenylquecksilbersalz von Perthiocyansäure . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . 50 24 621110 |
50 38 |
Phenylquecksilberacetat .......................... . .............
50 0 |
50 i 10/0 |
Kontrollversuch ...... ........................................
ioo 47 |
ioo 49 45% |
ioo 40 |
Die Daten vorstehender Tabelle rühren von Feldversuchen her und zeigen, daB Phenylquecksilberperthiocyanat
dem Phenylquecksilberacetat auffallend überlegen ist. Die Angaben der folgenden
Tabelle aus verschiedenen Treibhäusern erläutern die Wirksamkeit der Verbindungen
nach der Erfindung (unverdünnt) für eine Anzahl von Saaten.
Tabelle IV |
Mittel Saat (Zahl) Aufgehen Prozentuales Endstand') |
Aufgehen |
Thomas-Laxton-Erbsen |
Äthylmercuriperthiocyanat . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 33 31 980/0 980/0 |
33 33 |
34 34 |
Kontrollversuch ..................................... 33 14 |
33 4 290/0 290/0 |
34 il |
Tetrachlorchinon ..................................... 33 28 |
- 33 29 800/, 8o0/, |
34 23 |
') Durchschnitt von vier Versuchen. |
Fortsetzung der Tabelle IV |
Mittel Saat (Zahl) Aufgehen Prozentuales Endstand') |
Aufgehen |
Bloomsdale-Spinat |
Äthylmercuriperthiocyanat ............................ 66 47 |
67 47 75 % 49% |
67 56 |
Kontrollversuch ..................................... 66 |
67 6 14 % 60/0 |
67 14 |
Tetrachlorchinon .......................... . ..........
66 28 |
67 31 44% 80/0 |
67 30 |
Ioana-Mais |
Äthylmercuriperthiocyanat ............................. 33
29 |
33 25 821)/, 820/, |
34 28 |
Kontrollversuch .................. . ....... - ..........
31 14 |
33 13 39 0/0 39% |
- 34 12 |
Tetramethylthiuramsulfid ............................. 33 27 |
33 27 79% 79% |
34 25 |
Bonny-Best-Tomaten |
Äthylmercuriperthiocyanat ............................ 66 53 |
67 49 67)/o 67% |
_ 67 32 |
Kontrollversuch ..................................... 66 42 |
67 - 26 49% 461)/o |
67 31 |
Cuprooxyd .......................................... 66 58 |
67 48 75 % 75% |
67 45 |
') Die Differenz zwischen dem Durchschnitt des prozentualen
Aufgehens und dem Endstand gibt das Eingehen nach |
dem Aufgehen an: Erbsen behandelt im Verhältnis von 56,7 g/36,4
1, Mais behandelt im Verhältnis von 42,5 g/36,41, |
Spinat behandelt im Verhältnis von 85 g/36,41, Tomaten behandelt
im Verhältnis von i'/2 g/ioo g. |
In der folgenden Tabelle ist die Wirkung der Konzentrationsänderung und der angewendeten
Menge bei Thomas-Laxton-Erbsen gezeigt:
Tabelle V |
Mittel Konzentration Verhältnis Prozentuales |
Aufgehen') |
Äthylmercuriperthiocyanat . . . . . . . . . . .-. . . . . .
. . . . . . 1000/0 56,7 g/36,41 86,50/0 |
100 0/0 28,35 g/3641 90,511/0 |
50% 56,7 g/36,41 85,5% |
200/0 56,7 g/36,41 83,5% |
10 0/0 56,7 g/36,41 9I,0 0/0 |
5% 56,7 g'/36,41 84,0% |
5% 28,35 g'/36,41 80,00/0 |
Unbehandelt ............................... - - 74,0% |
Tetrachlorchinon ............................... - 56,7 g/36,41
85,o0/0 |
- 28,35 g/36,41 8I,5% |
Äthylquecksilberphosphat . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . - 56,7 g/36,41 77,5 % |
- 28,35 g'/36,41 88,5% |
') Durchschnitt von vier Versuchen. |