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Schädlingsbekämpfungsmittel Es ist bereits bekannt, daß Carbazol zur
Bildung von Molekülverbindungen mit Nitroverbindungen neigt und auch zur Salzbildung
befähigt ist.
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Durch Einführung negativer Substituenten wird die Fähigkeit zur Bildung
von Additionsprodukten und salzartigen Verbindungen erweitert, so daß derartig substituierte
Carbazole sich auch mit Köhlenwasserstoffen und schwächeren Basen vereinigen. In
besonderem Maße zeigen diese Erscheinungen Carbazole, die im Molekül mindestens
eine Nitrogruppe besitzen, daneben aber noch andere Substituenten führen können.
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So bildet beispielsweise Tetranitrocarbazol salzartige bzw. Additionsverbindungen
mit Alkali-, Erdalkalihydroxyden, Anilin und seinen Homologen, Pyridin und anderen
organischen Basen, ferner mit Nitrobenzol, Naphthalin, Phenanthren usw. In ähnlicher
Weise verhalten sich Chlordinitrocarbazol, Dichlordinitrocarbazol, Bromdinitrocarbazol,
polychlorierte Nitrocarbazole u. a. Zur Bildung von Additionsverbindungen sind auch
die entsprechenden am Stickstoff substituierten Carbazole fähig, beispielsweise
Tetranitro-N-äthylcarbazol, Dichlordinitro-N-methylcarbazol usw.
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So erhält man bekanntlich durch Verrühren von Tetranitrocarbazol mit
verdünnter Kalilauge ein intensiv gefärbtes salzartiges Produkt, das in Wasser verhältnismäßig
schwer löslich ist.
Verbindungen mit organischen Basen erhält man
durch Zusammengeben der entsprechenden Komponenten mit oder ohne Lösungsmittel.
So entsteht durch Auflösen von Tetranitrocarbazol in heißem Anilin beim Erkalten
ohne weiteres die Anilinverbindung. In ähnlicher Weise reagieren Morpholin, Piperidin,
Pyridin usw. Die Additionsverbindungen mit Kohlenwasserstoffen erhält man in ähnlicher
Weise, am zweckmäßigsten in Gegenwart von organischen Lösungsmitteln. Als Additionskomponente
kommen ferner beispielsweise in Frage Nitrobenzol, Naphthalin, Phenanthren usw.
In manchen Fällen geht die Bildung dieser Addukte unter positiver Wärmetönung vor
sich.
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Es wurde nun gefunden, daß Verbindungen, die aus Einwirkungsprodukten
einer anorganischen oder organischen Base oder eines gegebenenfalls substituierten
Kohlenwasserstoffs auf ein Nitrocarbazol bestehen, mit gutem Erfolg zur Bekämpfung
schädlicher Insekten des Wein-, Obst- und Gartenbaues verwertet werden und die dort
bisher gebräuchlichen giftigen ..arsenhaltigen Mittel, wie Blei- und Calciumarsenat,
ersetzen können. Sie können in Form von Spritz- und Stäubemitteln zur Anwendung
gelangen, die sich ohne weiteres mit bekannten Fungiciden, wie beispielsweise Kupferkalkbrühe,
kombinieren lassen. So vermag man mit einem Spritzmittel, das 25.°/0 Monochlordinitrocarbazolkalium,
daneben Inertmaterial und Dispergiermittel enthält, -die im Obstbau gefährlichen
fressenden Raupen, wie Goldafter,Ringelspinner, und Schwammspinner, Obstmade usw.,
restlos zu bekämpfen, wenn man das Präparat in i°/oiger Brühe in der üblichen Weise
verspritzt.
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Die Additionsverbindung von Tetranitrocarbazol und Nitrobenzol vermag
in ähnlicher Zubereitung den Heu- und Sauerwurm wirksam abzutöten, ohne dabei Schädigungen
auf den damit behandelten Reben auszulösen.
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Ein Präparat, das aus io % Dichlordinitrocarbazolnatrium und go %
Talkum besteht, vermag die damit bestäubten Nadelbäume vor Fraß durch die Nonne
zu schützen.
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Man kann diesen Verbindungstyp auch zur Eindämmung der Fliegenplage
benutzen, denn es hat sich gezeigt, daß derselbe sich äußerst wirksam gegen Fliegenmaden
verhält. .Durch regelmäßige Behandlung der Brutstätten der Fliegen', z. B. Dungstätten
in bäuerlichen Betrieben, mit Spritz- oder Stäubemitteln, die als wirksame Komponente
die genannten Verbindungen enthalten; Werden die aus den Eiern schlüpfenden Maden
innerhalb kurzer. Zeit vernichtet. Zu diesem Zweck eignet sich u. a. die Molekülverbindung
aus Tetranitrocarbazol und Naphthalin in Form eines 25o/oigen Spritzmittels, das
in io/oiger Suspension über die Düngerhaufen von Zeit zu Zeit gleichmäßig ausgegossen
wird. Infolge der Ungiftigkeit "gegenüber Warmblütern kann die Behandlung bereits
in den Ställen selbst vorgenommen werden, ohne daß die lästigen Reizerscheinungen,
wie es beim Versprühen petroleumhaltiger Fliegenbekämpfungsmittel der Fall ist,
auftreten.
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Die Stoffe eignen sich auch zur Herstellung von Ködern, mit denen
Insekten vernichtet werden können. So sind beispielsweise wäßrige Pasten aus alkylierter
Cellulose, Milcheiweiß und Zucker, die i bis 5 0/0 der beanspruchten Verbindungen
enthalten, geeignet, Stubenfliegen nach kurzer Zeit abzutöten, wie aus folgender
Tabelle zu entnehmen ist
Präparat Konzen I tration I ,- Abtötung |
Tetranitrocarbazolkalium i % ioo 0/a (4 Tage) |
Monochlor-3, 6-dinitro- |
carbazolkalium . ...... 50/, ioo °/o (2 Tage) |
i, 8-Dichlör-3, 6-dinitro- - |
cärbäzolkalium ....... i °/o ioo "/o (i Tag) |
Dibromdinitrocarbazol- |
natrium . . . . . . . . . . . . . . 3% ioo o/o (3 Tage) |