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Staubförmiges Kontaktinsekticid zur Vernichtung von nadelfressenden
Raupen und Larven von Forstschädlingen Für die großzügige Bekämpfung der wichtigsten
nadelfressenden Forstschädlinge (Nonne, Kiefernspinner, Forleule, Kiefernspanner,
Kiefernblattwespen) komm:enhauptsächlich solche Mittel in Betracht, die vom Flugzeug
aus staubförmig über dem befallenen Gelände ausgestreut werden können. Man unterscheidet
Kontaktgifte, die durch Kontaktwirkung angreifen, und Fraßgifte, die von der Raupe
beim Fressen aufgenommen werden müssen, um eine Wirkung zu zeigen.
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Die als Kontaktgifte wirkenden Schädlingsbekämpfungsmittel, z. B.
Präparate, die unter Verwendung von Rotenon, Pyrethrin oder Veratrin hergestellt
sind, versagen bei der Bekämpfung der widerstandsfähigeren Forstschädlinge meist
völlig. Eine Abtötung dieser Schädlinge mit den genannten Mitteln ist jedenfalls
erst dann möglich, wenn man sie in so großen Mengen bzw, in so hoher Konzentration
anwendet, daß das Bekämpfungsverfahren un«rirtscliaftlicli wird. Aus diesen Gründen
werden heute fast ausschließlich arsenhaltige Mittel, die als Fraßgifte wirken,
verwendet.
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Dieses Vorgehen hat aber große Nachteile, da im allgemeinen Fraßgifte
weniger schnell und sicher wirken als Kontaktgifte und da bei der Verwendung von
Fraßgiften der mit Gift bestäubte -Wald, das Feld usw. eine große Gefahr für Mensch
und Tier, insbesondere für .den Wildbestand, bedeuten. Diese Gefahr ist bei Kontaktgiften
wesentlich geringer, schon weil eine Kontaktwirkung bei höheren Tieren nicht oder
kaum eintritt. Fraßgifte zeigen bei alten Raupen oft schlechte Wirkung, weil diese
Raupen das Fressen nach der Bestäubung :einstellen, sich frühzeitig verpuppen und,
ohne erheblichen Schaden zu nehmen, sich. weiterentwickeln. Bei Kontaktgiften ist
die Wirkung auch bei alten Raupen vorhanden.
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Grundsätzlich zeigen also die Kontaktgifte ganz wesentliche Vorteile
vor den Fraßgiften. Die gebräuchlichen, obengenannten Kontaktgifte, die in größerem
Umfange gegen nackte Raupen und andere Schädlinge verwendet werden, haben jedoch
den Nachteil, daß sie in Form roher Drogenextrakte verarbeitet werden müssen,, deren
Wirkung nicht genau bekannt ist b.zw. erst durch umständliche chemische Bestimmungsmethoden
ermittelt werden muß. Man hat deshalb schon frühzeitig versucht, synthetisch ,gewonnene
einheitliche chemische Mittel, die leicht in immer gleicher Zusammensetzung und
mit gleicher
Wirkung hergestellt werden können, als Kontaktgift
zu benutzen. Es ist z. B. bekannt, daß ganz allgemein viele nitrierte Kohlenwasserstoffe
insekticide Wirkungen haben. Als besonders gut wirksam haben sich z. B. Dinitrochlorbenzol,
p-Nitrophenol, 2, 2-Dinitrodiphenyl, die Molekülverbindung des Dinitrokresols mit
Pyridin und das Kaliumsalz des Dinitrokres.ols erwiesen. Alle genannten, nach den
Angaben in der Literatur am stärksten insekticid wirkenden Verbindungen haben jedoch
bei der Anwendung zur Bestäubungs:bekämpfung der eingangs genannten typischen Forstschädlinge
im praktischen Versuch entweder völlig versagt oder nur unzureichend gewirkt.
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Demgegenüber ist es nach der vorliegenden Erfindung erstmalig gelungen,
ein Kontaktinsekticid zur Vernichtung der Raupen und Larven von Forstschädlingen,
wie Nonne, Kiefernspinner, Forleule, Kiefernspanner und Kiefernblattwespen, zu finden,
mit dem es gelingt, die genannten Raupen und Larven bei der Bestäubungshekämpfung
restlos zu vernichten und das ,als chemisch-synthetisches Produkt leicht in immer
gleicher Zusammensetzung und mit gleicher Wirkung hergestellt werden kann. Gegenüber
den in der Praxis viel verwendeten, auf der Grundlage von Drogenextrakten hergestellten
Mitteln hat es außer den .erwähnten Vorteilen noch voraus, darf es unabhängig von
ausländischen Rohstoffen hergestellt werden kann.
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Das neue staubförmige Kontaktinsekticid verdankt seine Wirkung einem
Gehalt an 2, q.-Dinitro-o-kres,ol. Zur Herstellung der Gebrauchsform des Stäubemittels
bringt man dieses insekticide Mittel auf einen Träger, z. B. durch Vermischen oder
durch Adsorption an den Träger aus einer Lösung, so daß im Endprodukt etwa 5 bis
25% des wirksamen Bestandteils enthalten sind. Gebräuchliche Träger sind z. B. Bolus,
Kieselgur, Kreide oder Talkum.
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Hervorragende Ergebnisse wurden z. B. mit einem Stäubemittel erreicht,
daß etwa i 5 % Dinitro-o-kresol enthielt. Am Überraschendsten war die vernichtende
Wirkung auf die älteren Stadien der genannten Raupen und Larven, die gegen die bekannten
Mittel sehr widerstandsfähig sind.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, Salze des Dinitro-o-kresols zur
Vertilgung der Nonnenraupe und anderer Insekten zu verwenden. Diese Salze versagen
jedoch beim Versuch der Verwendung als Stäubemittel völlig.
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Es, sind weiter Versuche beschrieben worden, wonach Dinitrophenol
und Dinitro-o-kresol sowie ihre Salze in der Form von Emulsionen ünd Lösungen gegen
Blattläuse und verschiedene Schmetterlingseier sich als wirksam erwiesen haben.
Bei dieser Verwendungsform war das Salz des Dinitro-o-kresols fast ebenso wirksam
wie das freie Phenol. Verwertbare Ergebnisse konnten bei diesen Versuchen jedoch
nur im Winter bei der Bekämpfung von Schmetterlingseiern auf entlaubten Bäumen erzielt
werden, da grüne Pflanzenteile von den Emulsionen bzw. Lösungen zu stark angegriffen
wurden.
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Man kennt auch schon ein aus Dinitroo-kresol und einem Trägerstoff,
z. B. Talkum, bestehendes Mittel als Fraßgift zur Bekämpfung von Maden des Apfelwicklers.
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Demgegenüber war es überraschend, daß dasselbe Mittel auch in der
Form von Stäubemitteln eine hervorragende Wirkung gegen die nadelfressenden Raupen
und Larven von Forstschädlingen, wie Nonne usw., gezeigt hat und daß trotz der geprüften
hohen Konzentration bei der neuen Verwendungsform ,dieser Mittel eine Zerstörung
z. B. von Tannen- und Kiefernnadeln nicht =eintritt.
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Die besonderen Vorteile des beanspruchten Mittels gehen aus folgenden
Vergleichsversuchen hervor: 2o erwachseneNonnenraupenwurden gleichmäßig auf einen
senkrecht im Versuchskasten stehenden Tannenzweig verteilt und mit einer hauchdünnen
Schicht eines .erfindungsgemäß hergestellten i 5 %igen Mittels eingestäubt. Nach
q. Stunden waren sämtliche Raupen tot. Ein Vergleichsversuch mit einem Mittel, das
i 5 % Dinitrokresolkalitun enthielt, zeigte bei derselben Staubdichte erst nach
24 Stunden eine geringe Wirkung (ioo;ö Abtötung), der Rest der Raupen blieb gesund
und fraß weiter. Unter denselben Bedingungen durchgeführte Vergleichsversuche- mit
ausgesucht guten handelsüblichen Pyrethrinpräparaten (japanisches und dalmatisches
Insektenpulver) verliefen völlig negativ. Ebenso unwirksam erwies sich unter den
gewählten Bedingungen ein gutes handelsübliches Rotenonpräparat.
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Bei der Prüfung des 2, q.-Dinitrokresols, war zwischen dem i o oIo
igen und dem 15 %igen Präparat zunächst ein Unterschied in der Wirkung im Laboratorium
nicht zu erkennen; bei beiden setzte die Betäubung der Spinnerraupen nach i Stunde
ein. Innerhalb von 2 Stunden waren auch die größten Raupen tot. Beim 2o%igen Präparat
wird die Wirkung beschleunigt.
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Daraufhin wurden Versuche mit dünnster Stäubung, entsprechend der
im Forst zu verwendenden Menge, auf kleinen Bäumchen angesetzt. Bei einem Verbrauch
von nur o,2 g auf i6oo qcm Fläche war beim ioo'oigen und i 5 %igen Präparat die
Wirkung gut. Ein Unterschied konnte auch jetzt beiden beiden Konzentrationen nicht
gefunden werden. Die Wiederholung
dieses Versuches im Freien, wobei
Wind, Regen und Sonne einwirkten, ergab die Überlegenheit des i 5 o/oigen Präparates.
Hier waren nach 24 Stunden ioo% Raupen tot, während beim io%igen' Präparat 5ot!o
abgetötet waren. Beispiele i. Man mischt in einer Kugelmühle 1,5 kg Dinitrokresol
mit einem Gemisch von 4 kg
Bolus und 4.,5 kg Talkum.
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Auf ein im Freien stehendes Fichtenbäumchen wurden 2o Kiefernspinnerraupen
ausgesetzt und mit dem beschriebenen r50oigen Präparat dünn angestäubt.
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Die Staubdichte war etwa 5- auf i qm, Dies entspricht den Verhältnissen,
die bei der Bestäubung vom Flugzeug aus praktisch eingehalten werden. Nach 5 Stunden
waren 17 Raupen tot; die anderen drei waren sichtlich schwer erkrankt, sie erholten
sich nicht wieder.
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2. Man löst i, 5 kg Dinitrokresol in i o kg Benzol, fügt i kg Kolophonium
hinzu und rührt diese Lösung mit 7,5.kg Bolu-s zu einem gleichmäßigen Brei an. Das
Gemisch wird in einer Drehtrommel getrocknet und darauf durch ein feinmaschiges
Sieh getrieben. Die Bestäubung erfolgte, wie in Beispiel i angegeben.