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Verfahren zur Gewinnung des Lebertrans auf kaltem Wege Es ist bekannt,
daß der Lebertran von Fischen bemerkenswerte therapeutische Eigenschaften besitzt,
doch ist seine Anwendung von gewissen unvermeidbaren Umständen abhängig. Vor allem
ist eine vollkommene Reinheit und insbesondere Abwesenheit von Oxydationsprodukten
notwendig, da solche widerlichen Geschmack verursachen.
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Die Erfüllung dieser Bedingungen ist von dem Verfahren abhängig, das
zur Gewinnung des Tranes aus der Lebermasse angewendet wird. Diese Lebermasse ist
durch äußerst feine Zellen oder Hüllen gebildet, welche den Tran enthalten und welche
infolge ihrer geringen Abmessungen selbst durch die vollkommensten Zerkleinerungsmaschinen
ungeöffnet hindurchgehen.
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Wenn die Lebern sehr frisch sind, ist der ganze Tran im Innern dieser
Zellen eingeschlossen, und es ist durch kein bekanntes Verfahren möglich, den Tran
in diesem hinsichtlich der Güte günstigen Zustand zu gewinnen.
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Nach einigen Tagen kann durch eine sehr leichte Gärung ebenso durch
Gefrieren eine Zerstörung eines Teiles dieser Zellen und die Freimachung eines gewissen
Teils des Tranes bewirkt werden. Es befindet sich sodann ein Teil des Tranes (ungefähr
6o °/o) frei in den Zwischenräumen zwischen den Zellen, während der übrige Teil
in den Zellen eingeschlossen ist und durch mechanische Mittel nicht frei gemacht
werden kann.
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In diesem schon etwas schadhaften Zustand wurde die Lebermasse bisher
behandelt. Dabei wurden verschiedene Verfahren angewendet. Eines davon besteht darin,
daß man die Lebermasse gefrieren läßt oder daß die Leberzellen durch natürliche
Gärung zerstört werden, wobei der Tran durch sein Eigengewicht aus der Lebermasse
herausfließt. Dieser Tran besitzt sehr widerlichen Geschmack und ist für den Genuß
ungeeignet.
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Ein zweites Verfahren besteht darin, daß die Lebermasse mechanisch
zerkleinert und dann der Tran durch Ausschleudern o. dgl. abgeschieden wird. Dieses
Verfahren ermöglicht die Gewinnung von 98 °/o des zwischen den Zellen befindlichen
Tranes, d. i. ungefähr 59 °/o des gesamten Tranes in mittlerer Güte und in
leicht oxydiertem Zustand. Dieses Verfahren bleibt jedoch ohne Einfluß auf den in
den Zellen eingeschlossenen Tran, da die Leberzellen praktisch unteilbar sind.
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Bei einem ähnlichen Verfahren wird eine
sehr teure
und schwer zu unterhaltende mechanische Vorrichtung, ein sogenannter Desintegrator,
angewendet, welcher die Gewinnung von 98 °;'a des zwischen den Zellen befindlichen
Tranes, d. i. 59 °/a des gesamten Tranes, sowie von 30 l)/, des in den Zellen
eingeschlossenen Tranes, also von 7o °/o des gesamten in der Lebermasse enthaltenen
Tranes, ermöglicht. Der so erhaltene Tran ist von mittlerer Güte, aber er kann leicht
schlechter werden, wenn die Vorrichtung nicht vollkommen rein gehalten wird.
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Die vorliegende Erfindung bedeutet nun einen wesentlichen Fortschritt
gegenüber den bekannten Verfahren. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht x.
die Behandlung der Lebern unmittelbar nach ihrer Entfernung aus dem Fischkörper;
2. die Gewinnung von 98 °/o des Gesamttranes; 3. die Gewinnung eines vollkommen
frischen, geruchlosen Tranes, welcher keinen Oxydationsgeschmack aufweist und noch
alle in der Lebermasse befindlichen Vitamine enthält.
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Die Erfindung betrifft ein physikalischchemisches Verfahren, welches
ein Aufschließen der gesamten Leberzellen bei jedem Frischegrad und ohne Zuhilfenahme
teurer Spezialmaschinen ermöglicht.
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Das Verfahren nach der Erfindung besteht darin, daß das Aufschließen
der Leberzellen durch Osmose dadurch hervorgerufen wird, daß den fein zerkleinerten
Lebern Salzwasser (oder Süßwasser an der unteren Konzentrationsgrenze) von anderem
Salzgehalt als dem des in den Leberzellen enthaltenen Wassers zugesetzt wird, wobei
sie, wenn das zugesetzte Wasser süßer als Meerwasser ist durch Cytolyse, wenn es
dagegen salziger ist durch Plasmolyse aufgeschlossen werden.
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Zu dem Zweck kann, je nach der Natur, der Frische und dem physikalischen
Zustand der behandelten Lebern das Verfahren nach einer der folgenden Weisen durchgeführt
werden.
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i. Im Falle, daß die Lebern mit Meerwasser oder sehr salzigem Wasser
durchsetzt sind, werden sie in eine Zerkleinerungsmaschine geeigneter Form gebracht,
welche gleichzeitig mit Süßwasser von etwa 30° C gespeist wird, dessen Verteilung
in der Lebermasse durch die Zerkleinerung derselben erleichtert wird. Die Leberzellen
werden hierbei durch Cytolyse aufgeschlossen, worauf die stark verdünnte Mischung
in eine Zentrifuge gebracht wird, welche die Abscheidung des Tranes bewirkt. Die
Verdünnung der Lebermasse hat nicht nur den Zweck, die Cytolyse oder Aufschließung
der Zellen durch osmotische Absorption zu bewirken, sondern auch den, eine Flüssigkeit
zu schaffen, welche die Abführung der enttranten Stoffe erleichtert. Wenn die Lebern
sehr frisch, entsalzt oder mit Süßwasser durchsetzt sind, wird die Maschine zum
Zerkleinern der Lebermasse mit Salzwasser oder einer geeigneten konzentrierten Salzlösung
(z. B. Kalkchlorür, Magnesiachlorür oder 141eersalz) gespeist. Die Lösung kann kalt
und mit einer Temperatur von ungefähr 30 ° C zugesetzt werden. Die Leberzellen brechen
dabei unter dem Einfluß des als Plasmolyse bekannten osmotischen Naturvorgangs auf
und geben wie im vorstehenden Falle den gesamten Traninhalt frei, welcher sodann
durch Schleudern von der Mischung getrennt wird.
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3. In gewissen Fällen können, je nach dem Zustand der Lebern, die
Cytolyse oder Plasmolyse nach dem Zerkleinern der Lebern durch Zusatz von Süßwasser
oder einer konzentrierten Lösung mit einer Temperatur von ungefähr ioo ° C bewirkt
werden.
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Außerdem könnte je nach der verwendeten Einrichtung der Zusatz von
warmem Wasser oder Salzwasser durch plötzliches Einbringen der Lebermasse in dieses
Wasser oder Salzwasser ersetzt werden, worauf die Flüssigkeit zentrifugiert wird.
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Bemerkt sei, daß die durch Zusatz von Salzwasser und Plasmolyse erreichten
Mengenergebnisse ungefähr um io % geringer als die durch Cytolyse erreichten
sind.
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Eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in den
verschiedenen Ausführungsmöglichkeiten besteht in der Hauptsache aus einer Zerkleinerungsvorrichtung
i und einem zusätzlichen Behälter 2, zur Aufnahme der aus der Zerkleinerungsvorrichtung
i ausfließenden Lebermasse, sowie einer Pumpe 3, welche den Behälter 2 mit einer
Zentrifuge q. durch Leitung 5 und 6 verbindet. Durch eine mit Hahn 8 und zwei Abzweigungen
g, io ausgestattete Leitung 7 wird eine Flüssigkeit (geeignete Salzlösung) zur Zerkleinerungsvorrichtung
i und zum Behälter 2 geleitet. Der Antrieb der Zerkleinerungsvorrichtung i und der
Zentrifuge .4 erfolgt durch einen mit zwei Riemenscheiben ausgestatteten Motor ii.
Die Zentrifuge .4 besitzt eine weitere Riemenscheibe, welche der Kraftübertragung
auf die Pumpe 3 dient.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Gewinnung von Tran bei
gewöhnlichen Temperaturen unter unmittelbarer Abscheidung der gelösten Fett- und
Gärstoffe, welche dem Tran unangenehme Gerüche verleihen könnten. Das Verfahren
kann an Bord von Fischdampfern unmittelbar nach dem Fang der Fische ausgeübt werden
oder an Land sogleich nach dem Ausladen. Der unter diesen 'Umständen gewonnene Tran
ist von höchster Güte und vollkommen geruch- und beigeschmacklos. Mit Hilfe des
Verfahrens können 98 °/o des gesamten in den Lebern enthaltenen Tranes, d.
i. pro ioo 1 Lebermasse
6o 1 besten Tranes, gewonnen werden, während
nach bisherigen Verfahren im günstigsten Fall die Gewinnung von 5o 1 mittelmäßigen
Tranes möglich war. Das erfindungsgemäße Verfahren bildet demnach einen wesentlichen
Fortschritt gegenüber dem Bekannten bezüglich Güte, Menge, Leichtigkeit der Gewinnung,
`Wirtschaftlichkeit und Herstellungskosten.