DE4342798C2 - Verfahren zur Gewinnung von Carotinoiden aus Algen - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Carotinoiden aus AlgenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewin
nung von Carotinoiden aus Salz- bzw. Meerwasser-Algen
durch Extraktion mit einem im Lebensmittelbereich zuge
lassenen, insbesondere pflanzlichen Öl.
Carotinoide und speziell β-Carotin finden umfängliche
Anwendung im Lebensmittel- und Pharmabereich, speziell
als Antioxydans, als Vitamin A-Vorstufe sowie als
gelber Farbstoff.
Für die Gewinnung geht man vornehmlich von natürlichen
Quellen, wie Möhren (mit einem β-Carotinanteil von ca.
0,02%) und anderen Gemüsen, aus. Besonders preisgün
stig ist jedoch die Gewinnung aus Algenbiomasse, insbe
sondere der Salzwasseralge Dunaliella (mit einem Gehalt
von 8% β-Carotin), die insbesondere in wärmeren Re
gionen in Salz- oder Brackwasser wächst bzw. kultiviert
wird.
Bei der Gewinnung des Carotins aus den Algen wird gemäß
allgemein geübter Praxis zunächst für eine "Aufkon
zentrierung" der Algenbiomasse von etwa 200-400 mg/l
auf 1-12% gesorgt, bevor dann eine Extraktion des
Carotins speziell mit Speiseöl oder überkritischem CO₂
erfolgt, da eine "Direktextraktion" des Carotins aus
der algenhaltigen Kulturbrühe für unzweckmäßig gehalten
wurde.
So wird in der US-PS 4,680,314 eine Aufkonzentrierung
der Algenmasse von Dunaliella salina durch Zentri
fugieren, Eindampfen etc., insbesondere aber durch Aus
flockung, z. B. mittels Aluminium- oder Eisenchlorid,
empfohlen. Aus dem ausgeflockten Algenschlamm werden
die Algen durch Flotation angereichert und als feuchtes
Algenkonzentrat in ≳95%iger Ausbeute gewonnen. Durch
Zugabe von Säure, insbesondere Citronensäure, wird das
Flockungsmittel vorzugsweise unter Erwärmung auf 80°C
von den Zellen getrennt, die dann zur Extraktion des
Carotins mit Öl emulgiert werden, in dem sich um 95%
des Carotins sammeln.
In der darauf Bezug nehmenden US-PS 4,713,398 wird die
Verwendung von eßbaren Ölen, insbesondere Pflanzenölen
betont, die zusammen mit Stabilisatoren, wie z. B.
Vitamin E, in der feinteiligen algenhaltigen Wasser/Öl-
Emulsion verwendet werden sollen, die schließlich unter
Erzielung einer ca. 1%igen Carotinlösung in Öl gebro
chen wird.
Gemäß der US-PS 4,439,629 wird die Kulturbrühe von Du
naliella zunächst einige Zeit in der Wärme mit Calcium
hydroxid behandelt und dann filtriert, um die Algen an
zureichern, die getrocknet und mit Methylenchlorid ex
trahiert werden. Einleitend wird auf die prinzipielle
Möglichkeit der Extraktion der Salzwasser/Algenmischung
mit sehr großen Mengen an organischen Lösungsmitteln
und die erheblichen Nachteile einer solchen Verfahrens
weise hingewiesen, woraus erhellt, daß der Fachmann von
der an sich gegebenen Möglichkeit der unmittelbaren
Verarbeitung der algenhaltigen wäßrigen Kulturbrühe mit
einem Carotinlösungsmittel zur Gewinnung von Carotin in
der Praxis keinen Gebrauch gemacht hat.
D.h., die bislang geübten Gewinnungsverfahren umfassen
zahlreiche, zum Teil verteuernde Verfahrensschritte,
die im übrigen das Produkt beeinträchtigen.
Ziel der Erfindung ist daher eine Vereinfachung und
Verbilligung des Gewinnungsverfahrens. Dabei soll ins
besondere möglichst hochwertiges Carotin erhalten wer
den.
Dieses Ziel wird dadurch erreicht, daß die Extraktion
des Carotinoids aus einer Salzsole-Kultur mit einer
Salzkonzentration von 18-30% ohne vorangehende An
reicherung der Biomasse mittels einer Ölmenge zwischen
1 und 10% bezogen auf die Salzsole-Kultur erfolgt, wo
bei vor oder während der Extraktion durch Aufprägung
ausreichender Scherkräfte für ein Aufbrechen des
Zellmaterials innerhalb der Salzsole gesorgt wird, in
der das Öl ohne Bildung einer bleibenden Emulsion fein
teilig dispergiert wird.
Bei diesem Verfahren wird die algenhaltige Salzsole-
Kultur unmittelbar mit eßbaren Ölen unter intensiver
Vermischung zusammengebracht, wobei insbesondere
gleichzeitig durch Aufprägung ausreichender Scherkräfte
für einen Aufschluß des Zellmaterials gesorgt wird.
Durch die Anwesenheit des Öls, das in relativ geringer
Menge - verglichen mit den Flüssigkeitsmengen der Kul
tur - eingesetzt wird, ergibt sich überraschend eine
Erleichterung der sonst problematischen Verarbeitung
hochkonzentrierter Salzsolen, deren relativ hohe Dichte
wiederum die nach dem Vermischen notwendige Absonderung
der beiden flüssigen Phasen (Öl/Salzsole) voneinander
fördert. Die daraufhin zugelassene feinteilige Disper
sion des Öls in der "algenhaltigen Kulturbrühe" trennt
sich relativ rasch von der carotinabgereicherten Salz
sole und kann für eine weitere Carotinanreicherung zur
Extraktion zurückgeführt werden, während die Entsorgung
der wäßrigen Phase (etwa durch Einleiten ins Meer)
keine Probleme aufgibt.
Zweckmäßigerweise wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
eine Salzsole-Kultur mit einer Salzkonzentration von
22-28% verarbeitet.
Auch beim erfindungsgemäßen Verfahren können selbstver
ständlich Stabilisatoren, wie z. B. Vitamin E, zum Öl
zugesetzt werden, obwohl das Risiko einer Produktbeein
trächtigung durch die Verringerung der Verfahrens
schritte und damit der Verfahrensdauer sowie die unmit
telbar an die Freisetzung des Carotins durch Aufbrechen
des Zellmaterials anschließende bzw. damit einherge
hende Aufnahme des Carotins durch die Ölphase erfin
dungsgemäß deutlich vermindert ist.
Wie bei den bekannten Verfahren kann von unterschiedli
chen Salz- bzw. Meerwasseralgen ausgegangen werden. Be
sonders untersucht wurde jedoch die Verfahrensweise zu
sammen mit Algen der Spezies Dunaliella.
Als Öle werden insbesondere Pflanzenöle, wie Sonnenblu
menöl, Sojaöl oder Mandelöl benutzt, sowie Avocadoöl
für kosmetische Zwecke, wenn das Endprodukt für solche
Anwendungen vorgesehen wird.
Die zugegebene Ölmenge wird zweckmäßigerweise dem Caro
tingehalt der Zellmasse im zu behandelnden Salzsolevo
lumen weitgehend angepaßt.
Vorzugsweise wird die nach der Extraktion anfallende
Carotinlösung in Öl erneut für die Extraktion von wei
terem Carotin aus weiteren Kulturchargen verwendet un
ter schrittweiser Akkumulation des Carotins innerhalb
der Lösung bzw. des Lösungsmittels.
Vor oder während der Extraktion wird dabei für einen
das Carotin freisetzenden Zellaufschluß gesorgt, was
speziell durch Aufprägen geeigneter Scherkräfte mittels
gesonderter Dispergiereinrichtungen oder beim Pumpen
oder Vermischen erreicht werden kann.
Als Vorrichtung für die intensive Vermischung unter
gleichzeitigem Aufbrechen des Zellmaterials eignen sich
hochtourige Zahnkranz-Kolloidmühlen, wie sie z. B. von
der Fa. Kinematic AG, Littau/Luzern (Schweiz) als
Megatron® insbesondere Megatron® MT-Typen angeboten
werden.
Durch Erwärmung, bei der Temperaturen bis ca. 70°C an
wendbar sind, kann die Effektivität des Verfahrens er
höht werden. Eine abschließende Entgasung der Carotin
lösung nach der Extraktion fördert deren Haltbarkeit.
Durch nachfolgende Reextraktion kann das Carotin in
reiner Form erhalten werden.
Gemäß der Erfindung geht man insbesondere von
Dunaliella-Kulturen in Salzsole aus, um daraus Carotin
zu gewinnen. Dabei werden z. B. folgende Schritte durch
geführt:
- 1. Pumpen fördern die algenhaltige Suspension in Auf fangbehälter. Zwischen Pumpe und Behälter wird In line eine Zerkleinerungseinrichtung, z. B. ein Maze rator oder eine Zahndispergiermühle, zum Zerstören der Algenzellen geschaltet bzw. angeordnet. Denkbar ist auch eine Mischpumpe oder eine Zerkleinerungs einrichtung, die auf die Suspension hohe Scherkräfte ausübt und gleichzeitig als Pumpe arbeitet.
- 2. Während oder nach dem Zerkleinerungsprozeß gelangt Öl in den Pumpstrom, z. B. 1-10 Vol% der geförder ten Algensuspension.
- 3. Das Gemisch aus dem nunmehr carotinhaltigen Öl, Al genbruchstücken und Kulturflüssigkeit verweilt in dem 1. Auffangbehälter (A). Nach wenigen Sekunden bis Minuten trennt sich das carotinhaltige Öl und treibt an die Oberfläche.
- 4. Das Öl wird abgezogen und erneut dem nächsten Algen suspensionsstrom zugeführt, der dann im 2. Behälter (B) verweilt.
- 5. In der Zwischenzeit werden die Salzsole und die vom Carotin befreiten Algen aus dem Behälter entfernt, der dann einem neuen Prozeß zur Verfügung steht.
Die beigefügten Skizzen gemäß Fig. 1 und 12 dienen
zur Erläuterung des Verfahrens.
Gemäß Fig. 1 wird die Algenkultur aus dem Algen
becken I mit einer Pumpe 1, die vorzugsweise als Krei
selpumpe ausgebildet ist, zum Zellaufschluß durch eine
Naßzerkleinerungsanlage 2, wie z. B. einen Mazerator,
transportiert. Alternativ zu 1 und 2 wäre auch eine
Pumpe anwendbar, die hohe Scherkräfte auf das Produkt
ausübt und mittels Bypaß das Produkt im Kreis fördert
oder ein selbst-fördernder Mazerator. Hinter oder in
der Naßzerkleinerungsanlage 2 wird der so behandelten
Kultur frisches Öl bei 7 in einem bestimmten Verhältnis
zum Volumenstrom der wäßrigen Mischung hinzugegeben.
Das die in 2 aufgeschlossenen Algen enthaltende
Öl/Salzsole-Gemisch durchströmt einen Mischer 3, der
z. B. durch einen Statikmischer gebildet wird, der für
eine ausreichende Verteilung des Öls in der wäßrigen
Mischung sorgt, ohne daß jedoch eine bleibende Emulsion
gebildet wird. Von dort gelangt die Mischung in den
Tank 4 (A).
Fig. 2 zeigt die Füllung des nachfolgenden Tanks B in
gleicher Weise, während zeitlich parallel im Tank A
eine Phasentrennung erfolgt und die sich am Boden sam
melnde wäßrige Phase aus dem Tank abgelassen wird
(Fig. 2 und 3), die ohne weiteres verworfen werden
kann, da keine zusätzlichen Chemikalien verwendet wur
den. Absetzen und Ablaß gehen Hand in Hand, so daß nach
Befüllung des Tanks B praktisch nur noch carotinhalti
ges Öl im Tank A vorhanden ist, das nach Umschalten der
Befülleinrichtung auf den Tank C anstelle des über 7
zugeführten Frischöls oder zusätzlich dazu mittels der
Verdrängerpumpe 5 über die Leitung 8 zum Übergang zwi
schen Mazerator und Mischer rückgeführt wird. Von der
Leitung 8 zweigt eine Auslaßleitung ab, die zu einem
Produktlösungsauffang 6 führt (Fig. 4).
Fig. 5 entspricht weitgehend der Fig. 3. Allerdings
wird nun die Füllung des Tanks C unter Entleerung des
Tanks A gezeigt, während gleichzeitig die wäßrige Phase
aus dem Tank B abgelassen wird. Fig. 6 veranschaulicht
die infolge der Verwendung von carotinhaltigem Öl als
Extraktionsmittel erhöhte Ölkonzentration der im Tank C
beim Absetzen aufschwimmenden Ölphase.
Die weiteren Fig. 7-12 dienen zur Veranschauli
chung der zunehmenden Anreicherung von Carotin in der
Ölphase durch schrittweise Rezyklierung derselben aus
den jeweiligen Tanks.
Nach ausreichender Akkumulation von Carotin in der Öl
phase wird für eine sorgfältige Trennung der sich ent
mischenden Phasen gesorgt, so daß nunmehr dem Auffang
oder Behälter 6 nur die carotinangereicherte Ölphase
zugeführt wird (Fig. 12).
Die Zahl der Rezyklierungsschritte richtet sich selbst
verständlich nach der Aufnahmefähigkeit des Öls für Ca
rotin und der im wäßrigen Milieu enthaltenen Carotin
konzentration. Diese Aufnahmefähigkeit des Öls kann
ggf. durch Erwärmung gesteigert werden. Dabei spielt
selbstverständlich die Geschwindigkeit eines Tempera
turausgleichs zwischen den Phasen und der jeweilige
Temperaturgang der Löslichkeit in beiden eine wichtige
Rolle.
Das vorstehend im wesentlichen für die Gewinnung von
Carotin beschriebene Verfahren ist auch auf andere Ca
rotinoide anwendbar, die aus Algen extrahiert werden
können.
Gemäß der Erfindung wird insbesondere β-Carotin gewon
nen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Gewinnung von Carotinoiden aus
Salz- bzw. Meerwasser-Algen durch Extraktion mit
einem im Lebensmittelbereich zugelassenen, insbe
sondere pflanzlichen Öl,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Extraktion des Carotinoids aus einer
Salzsole-Kultur mit einer Salzkonzentration von
18-30% ohne vorangehende Anreicherung der Bio
masse mittels einer Ölmenge zwischen 1 und 10%
bezogen auf die Salzsole-Kultur erfolgt, wobei
vor oder während der Extraktion durch Aufprägung
ausreichender Scherkräfte für ein Aufbrechen des
Zellmaterials innerhalb der Salzsole gesorgt
wird, in der das Öl ohne Bildung einer bleibenden
Emulsion feinteilig dispergiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Salzsole-Kultur mit einer Salzkonzentra
tion von 22-28% verarbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die nach der Extraktion anfallende
Carotinoid-Lösung erneut zur Extraktion von Caro
tinoid aus weiteren Kulturchargen verwendet wird
unter schrittweiser Akkumulation des Carotinoids
in der Lösung.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mazeration und Flüssigphasenmischung
gleichzeitig in einer hochtourigen Zahnkranz-Kol
loidmühle erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch
eine Erwärmung bei der Extraktion.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden
Ansprüche,
gekennzeichnet durch
eine abschließende Entgasung der Wertstofflösung
nach der Extraktion.
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