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Verfahren zur Darstellung farbiger Kondensationsprodukte von Küpenfarbstoffen
Es wurde gefunden, daß man neue farbige Kondensationsprodukte von Küpenfarbstoffen
erhalten kann, wenn man die Hydroverbindungen von Küpenfarbstoffen, die eine oder
mehrere Carbonylgruppen enthalten, mit organischen Verbindungen mit austauschfähigen
Gruppen behandelt. Man kann diese neuen gefärbten Verbindungen sowohl in Substanz
als auch auf der pflanzlichen (auch künstlichen) und tierischen Faser erzeugen.
Von besonderem Interesse ist die Bildung auf .der Faser; man kann auf diese Weise
Färbungen erzielen, die von den mit den zugrunde liegenden Farbstoffen erhältlichen
verschieden sind und die infolge ihrer wertvollen färberischen Eigenschaften praktisches
Interesse besitzen. Besonders glatt reagieren Halogen: alkyle und Derivate solcher;-
wie z. B. Glykolchlorhydrin, Epichlorhydrin, Benzylchlorid, und Benzalchlorid, sowie
deren Sub'stitutionsprodukte, wie z. B. o-Chlorbenzylchlorid. Sehr gut reagieren
ferner organische Ammo@niumverbindungen, die durch Kombination vorgenannter Halogenalkyle,
ihrer Derivate oder Suhstitutionsprodukte mit tertiären Basen entstehen, wie z.
B. Dimethylphenylbeinzylammoniumchlorid. Gute Resultate erhält man ferner durch
Einwirkung der Aldehydgruppe, z. B. mit Formaldehyd; auch wirken Milchsäureester
und Acetessigester auf die Hydroverbindungen von Küpenfarbstoffen giinstig ein.
Beispiel i 2o Teile Baumwollgarn werden mit ¢ Teilen Indanthrendunkelblau BOA einfach
Teig (vgl. Colour Index, 1924, Nr. 1o99) unter Zusatz von 12 ccm Natronlauge von
38° B6 und 2,5 g Hydrosulfit fest pro Liter Färbeflotte 3/4 Stunde lang bei 5o bis
6o° gefärbt. Sodann setzt man zur Flotte i g Hydrosulfit fest, 15 ccm Natronlauge
von 38° B6 und 15 ccm Glykolchlorhydrin pro Liter hinzu, erwärmt .auf 9o° und hält
1/2 Stunde lang auf dieser Temperatur. Die Färbung wird alsdann herausgenommen,
a:bgewunden, gespült, gesäuert, nochmals gespült und, wie üblich, kochend geseift.
Man erhält ein Bronzedunkelblau.
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Verwendet man statt des Glykolchlorhydrins 15 ccm Epichlorhydrin,
so erhält man ein tiefes, braunstichiges Dunkelblau. Verwendet man statt des Glykolchlorhydrins
15 ccm Benzylchlorid, so erhält man ein braunstichiges Rot. Verwendet man statt
des Glykolchlorhydrins 15 ccm Benzalchlorid, so erhält man ein Braun. Verwendet
man an Stelle von Glykolchlorhydrin 15 ccm o-Chlorb:enzylchlorid, so erhält man
ein gelbstichiges Braun.
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Beispiel 2 2o Teile Baumwollgarn werden mit q. Teilen des gemäß Patent
436 828 erhältlichen Farbstoffes unter Zusatz von 12 ccm Natronlauge
von
38° B6 und 2,5 g Hydrosulfit fest pro Liter Färbeflotte 3/4 Stunde lang bei 5o bis
6o° gefärbt. Sodann setzt man i g Hydrosulfit fest und 3o g Dim-ethylphenylbenzylammoniumchlorid
pro Liter, welches manvorher in etwas Wasser löst, hinzu, ,erwärmt auf 9o° und hält
1/2 Stunde auf dieser Temperatur. Die Färbung wird in der üblichen Weise fertiggestellt.
Man erhält eine braunstichigrote Färbung: Durch Änderung der Temperatur, der Zusätze
an reaktionsfähigen Verbindungen sowie der Zeit des Nachbehandelns und der sonstigen
Bedingungen lassen sich nach Beispiel i und 2 Nuancen erzielen, die von den in diesen
Beispielen genannten abweichen. Ebenso können die Zusätze an Natronlauge variiert
werden; man erhält dann, vornehmlich bei Anwendung geringerer Mengen, andere Nuancenänderungen.
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In der folgenden Tabelle sind einige der ,erhaltenen Nuanaenänderungen
aufgeführt:
Farbstoff Glykolchlorhydrin Epichlorhydrin Benzylchlorid Benzalchlorid |
Grüner Farbstoff grünstickiges rotstickiges tiefes tiefes Marron
dunkles |
gemäß Patent 417 o68 Blauschwarz Blauschwarz Braunoliv |
Grüner Farbstoff tiefes Schwarz- dunkles braunstickiges Braunoliv |
gemäß Patent 436 828 grün (Russisch- Russischgrün Bordeaux |
grün) |
Blaugrüner Farbstoff tiefes grün- Blauschwarz Braun Oliv |
gemäß Patent 242 621 . stickiges |
Blauschwarz |
Indanthrendunkelblau Bronzedunkel- braunstickiges braunstickiges
Braun |
BOA blau Dunkelblau Rot |
Gelber Farbstoff braunes Khaki braunes Khaki Gelb braunstickiges |
gemäß Patent 240 080. Gelb |
Beispiel 2 |
Die mit Dimethylphenylbenzylammoniumchlorid zu erzielenden Nuancenänderunge-n entsprechen
annähernd den in der -Tabelle unter Benzylchlorid aufgeführten Nuancen.
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Beispiel 3 2o Teile Organsinseide werden mit 4 Teilen Indanthrendunkelblau
BOA einfach Teig (vgl. Colour Index, 1924, Nr. 1o99), 12 CCM
Natronlauge von
38'B6 pro Liter und 2,5g
Hydrosulfit fest pro Liter 3/4 Stunde bei 5o° gefärbt;
alsdann setzt man i 5 ccm Epicblorhydrin pro Liter und i g Hydrosulfit fest pro
Liter hinzu, behandelt 1/4 Stunde bei 55°, gibt hierauf 3 ccm Natronlauge von 38°
B6 hinzu und hält noch 1/4 Stunde bei 65°. Die Färbung wird alsdann, wie üblich,
fertiggemacht. Man erhält ein tiefes Bordeaux.
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Beispiel 4 2o Teile Wollkammgarn werden mit i Teil Indigo Küpe fest
(vgl. Colour Index, 1924, Nr. 11y8, 6oprozentig), o,8 g Leim pro Liter, 1,2 ccm
Ammoniak (3oprozentig) pro Liter und 2 g Hydrosulfit fest pro Liter 1/2 Stunde bei
50° gefärbt. Alsdann gibt man 5 ccm Benzylchlorid pro Liter zu, hält ?/4 Stunde
bei 6o°; man spült und behandelt zur Entfernung des Geruches nach Benzylchlorid
1/4 Stunde in lauwarmem Seifenbad, dem man nach Zugabe von 3 g düsopropylnaphthalinsulfonsaurem
Natrium pro Liter etwas Essigsäure zusetzt. Um eine gleichmäßige Verteilung und
Einwirkung des Benzylchlorids im Färbebad zu erreichen, kann man letzterem zur besseren
Emulgierung des Benzylchlorids 4 g düsopropylnaphthalinsulfonsaures Natrium pro
Liter zusetzen. Man erhält ein lebhaftes Gelb.
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Nimmt man an Stelle von Benzylchlorid 5 ccm Benzalchlorid, so erhält
man ein Oliv. Mit 1o ccm Formaldehyd (3oprozentig) statt des Benzylchlorids erhält
man ein Resedagrün. Thioindigorot B (vgl. Schultz, Farbstofftabelllen, 1923, Nr.912)
liefert mit Benzalchlorid ein gelbstickiges Orange.
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Beispiel 5 Eine auf Baumwollgarn normal fertiggestellte 2oprozentige
Indanthrenblau-RS-Färbung (b:etr. Farbstoff vgl. G. Schultz, Farbstofftahellen,
1923, Nr.838) wird auf ein Bad, welches 3 g Hydrosulfit fest pro Liter und i 5 ccm
Natronlauge von 38'B6 pro Liter enthält, bei 55°C .genommen; alsdann
gibt
man 25 ccm Aoetessigester zu, erwärmt auf 70° C und hält 25 Minuten auf dieser Temperatur;
man erhält ein Blau, welches wesentlich rotstichig;er ist als eine normale Indanthrenblau-RS-Färbung.
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Nimmt man statt Acetessigester 25 ccm Milchsäureester, so erhält man
ebenfalls ein rotstichiges Blau.
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Behandelt man in der gleichen Weise, eine Färbung von i o o/6 des
nach dem Patent 242 621 erhältlichen blaugrünen Farbstoffes, so erhält man mit Acetessigester
ein Stahlblau und mit Milchsäureester ein Blaugrün, welches wesentlich blaustichiger
ist als die normale Färbung von io % Indanthrenblaugrün B doppelt Teig.
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Beispiel 6 Ein Gemisch von ioo Teilen I:ndanthrenblau RS Teig (vgl.
G. Schultz, Farbstofftabellen, 1923, Nr.838), 5oo Teilen Wasser und 5o Teilen Natronlauge
von ¢o° Be wird auf 6o° erwärmt; darauf werden unter Umschütteln i o Teile Hydrosulfit
fest und danach 25 Teile Äthylenchlorhydrin zugegeben. Nach guter Durchmischung
läßt man das Gemisch, ohne zu rühren, stehen, wobei sich innerhalb etwa 1/2 Stunde
die blaue Küpe unter Ausscheidung eines rotvioletten Niederschlages entfärbt. Der
Niederschlag wird abgesaugt, zweimal mit warmem Wasser gewaschen, mit frischem Wasser
angerührt und mit 5oprozentiger Schwefelsäure angesäuert, abermals abgesaugt, neutral
gewaschen und getrocknet. Das :erhaltene Produkt ist ein rotviolettes, luftbeständiges
Pulver, das von alkalischer Hydrosulfitlösung auch in der Wärme nur sehr schwer
unter Zersetzung gelöst wird. Charakteristisch ist seine leichte Löslichkeit in
organischen Lösungsmitteln; so ist es z. B. in Pyridin und Trichlorbenzol mit rotvioletter
Farbe löslich. In kalter konzentrierter Schwefelsäure löst sich die Substanz mit
gelbbrauner Farbe; beim Eingießen dieser Lösung in Wasser wird die neue Verbindung
als violettes Pulver ausgefällt. Bei längerem Rühren oder beim Erwärmen der schwefelsauren
Lösung tritt Spaltung ein, und man erhält dann beim Eingießen in Wasser eine blaue
Suspiension, die wie das Ausgangsmaterial aus der Küpe färbt.
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In analoger Weise lassen sich die Hydroverbindungen anderer Küpenfarbstoffe
mit Äthylenchlorhydrin kondensieren. In nachstehender Tabelle sind die Eigenschaften
und Lösungsfarben einiger dieser Kondensationsprodukte in Pyridin zusammengestellt:
Farbstoff Farbe des Konden- Lösungsfarbe |
sationsproduktes in Pyridin |
Indanthrenblau RS (vgl. G. Schultz, Rotviolett Rotviolett |
Farbstofftabellen, 1923, Nr. 838) |
Indanthrenrot RK (vgl. Colour Index, Rotbraun Orange |
1924, Nr. 1162) |
Indanthrengelb G (vgl. G. Schultz, Dunkelgrün Rotbraun, fluor. |
Farbstofftabellen, 19a3, Nr. 849) |
Violetter Farbstoff gemäß Violett Rot |
Patent 2=757o, Beispiel i |
GrünerFarbstoffgemäß Patent417o68 Dunkelviolett Violett |
Beispiel 7 2o Teile mercerisiertes Baumwollgarn werden mit q. Teilen des gemäß Patent
417 068 erhältlichen grünen Farbstoffes und 1,6 Teilen des gelben Farbstoffes gemäß
Patent 240 o8o, Beispiel 2, unter Zusatz von 12 ccm Natronlauge von 38° B6 und 3
g Hydrosulfit fest pro Liter Färbeflotte i Stunde bei 5o bis 6o" gefärbt. Man gibt
sodann der Färbeflotte 1,5 g Dimeth.ylphenylbenzylammoniumchlorid pro Liter zu und
hält sie 1/2 Stunde bei 9o" C. Die Färbung wird in der üblichen Weise fertiggestellt.
Man erhält ein tiefes blumiges Schwarz. Beispiel 8 2o Teile Baumwollgarn werden
mit 6 Teilen des gemäß Patent
436828 erhältlichen grünen Farbstoffes unter
Zusatz von i 2 ccm Natronlauge von 38'B6 und 3,5 g Hydrosulfit fest pro Liter Färbeflotte
i Stunde bei 5o bis 6o° C gefärbt, abgewunden und gespült. Man erhitzt :ein zweites
Bad, welches i 2 ccm Natronlauge von 38° Be pro Liter enthält, auf 9o° C, gibt 2
g Hydrosulfit fest und i bis 1,25 g Dimethylphenylbenzylammoniumchlorid pro Liter
zu, geht mit dem gefärbten Strang ,ein und hält noch 1/2 Stunde bei 9o° C; hierauf
wird, wie üblich, fertiggestellt. Man :erhält ein blaustichiges Schwarz.