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Vorrichtung zum Entfleischen von Häuten mittels Kreismessers vor dem
Gerben Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Entfleischen von Häuten.
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Werden die Felle den zum Entfernen der Haare bestimmten Vorarbeiten
unterworfen, so verbleiben an der Fleischseite des Tieres Fleischteile, die vom
Fleischer nicht losgelöst werden konnten, wie ein ganzer Teil der zwischen dem Leder
und dem Fleische befindlichen Schicht oder Masse.
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Diese fleischigen Teile wurden bisher mit der Hand oder mittels Maschine
entfernt. Das Entfleischen mit der Hand wird wie folgt ausgeführt: Nachdem das Fell
auf einem Bock ausgebreitet worden ist, der aus einem halben Holzzylinder gebildet
ist, mit seinem einen Ende auf dem Erdboden aufruht sowie mit seinem anderen Ende
in der Höhe des Arbeiters auf eine Bank aufgesetzt ist, schneidet dieser mittels
eines Messers von eigentümlicher Gestalt das Fleisch bis zum Leder ab.
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Dieses Abschneiden ist eine große Aufmerksamkeit erfordernde Arbeit,
die ziemliche Gewandtheit erfordert. Der Arbeiter darf in den Lederbeil nicht einschneiden,
und es kommt öfters vor, daß die Haut durchlöchert oder zum Teil beschädigt wird,
wodurch naturgemäß das Leder stark entwertet wird. Andernteils löst der Arbeiter
zwecks Schonung des Leders nicht das gesamte Fleisch ab, so daß das anhaftende Fleisch
zusammen rn-it dem Leder dem Gerbvorgang mit unterliegt; es muß dann beim Zurichten
des Leders nach dem Gerben vom Leder abgenommen werden. Der zum Gerben verwendete
Gerbstoff ist verloren, was einen erheblichen Verlust bedeutet.
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Das Entfleischen mit der Maschine wird mittels Walzen oder Zylindern
ausgeführt, die mit im Schraubengang befestigten, zur Zylinderachse senkrecht stehenden
Messern ausgestattet sind. Diese Zylinder drehen sich mit großer Geschwindigkeit.
Eine Gummiwalze drückt den fleischigen Teil am Leder gegen die Zylinder an, Und
das Leder wird mitgenommen, damit es langsam zwischen dem Messerzylinder und der
Gummiwalze hindurchgeht, die das Leder fest gegen den Messerzylinder andrückt. Dieser
reißt die noch anhaftenden fleischigen Teile vom Leder ab.
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Eine solche Maschine hat aber große Übelstände-Da das Fleisch nicht
abgeschnitten, sondern nur abgerissen wird, bleibt ein großer Teil am Leder haften.
Dieses Fleisch wird in kleine Fasern aufgelöst, die für die Herstellung von Leim
und Gelatine einen bedeutend geringeren Wert haben im Vergleich zu dem durch Schneiden
erhaltenen Fleisch.
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Die Maschine ist sehr teuer und erfordert eine beträchtliche Betriebskraft
(q.o bis 50 P. S.), sie kann daher nur für auf Massenherstellung eingerichtete Gerbereien
verwendet werden.
Nach der Erfindung wird ein durch Schneiden bewirktes
Entfleischen ähnlich dem mit der Hand ausgeführten Entfleischen ermöglicht, und
zwar mit einer Vorrichtung, die in Gerbereien mittlerer Größe Verwendung finden
kann und nur wenig Betriehskraft erfordert. Das Neue besteht darin, daß. der Halter
des umlaufenden Kreismessers nach Maßgabe des Angriffswinkels des Messers gegen
die zu entfleischende Hautfläche auf einem. Gestell einstellbar ist, das mit seiner
unteren wagerechten Fläche auf der Haut aufliegt und diese festhält.
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Die Zeichnung zeigt als Beispiel zwei einfache und vervollkommnete
Ausführungsformen der Entfleischvorrichtung gemäß der Erfindung.
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Die Abb. i bis 4 zeigen die eine Ausführungsform der Erfindung, und
zwar: Abb. i eine Längsansicht, zum Teil im Schnitt, Abb. 2 eine Seitenansicht,
Abb.3 eine Draufsicht, etwa in der Höhe der Linie A-A der Abb. i, und Abb. 4 in
kleinerem Maßstabe die Gesamtanordnung der Vorrichtung mit ihrem Antrieb.
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Abb.5 zeigt in Ansieht teils im Schnitt eine zweite Ausführungsform
der Vorrichtung, die in Abb. 6 in Draufsicht mit teilweisem Schnitt ersichtlich
ist.
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Bei der ersten Ausführungsform der Entfleischvorrichtung ist der untere
Rahmen i vorn zu einem Schuh 2 ausgebildet, der die während der Arbeit beim Weiterbewegen
der Haut -oder des Felles sich darin bildenden Falten auszustreichen oder
zu glätten bestimmt ist, wobei das Weiterbewegen durch eine nur wenig schräg gestellt-
und unter dein. Schuh vorgesehene Eintrittsstelle 21 erleichtert wird. Auf dem unteren
Rahmen i ist das mit ihm ein Stück bildende Gestell 3 angeordnet, zwischen dessen
Ständern eine Achse zur drehbaren Lagerung der Wangen 5 angeordnet ist. Diese tragen
den beispielsweise zylindrisch gestalteten Werkzeugträger 6. In diesem ist in einem
Kugellager laufend eine Welle 7 gelagert, an deren Ende ein auf einer Scheibe 8
befestigtes Kreismesser 9 sitzt. Dieses Kreismesser ist beispielsweise unten mit
einer- abgeschrägten Fläche 91 versehen, die durch eine dem Werkzeughalter gegebene
Schräglage in die Wagerechte gelegt wird. Unter dem Werkzeughalter ist ein Schild
io mit gekrümmter und zu beiden Seiten der Welle bis zu den Punkten iol sich erstreckender
Fläche angeordnet, um die abgelösten Fleischstreifen aus der Vorrichtung herauszuwerfen.
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Der Werkzeughalter 6 ist mit zwei seitlichen Griffen i i versehen
und trägt zwei als Achsen für Daumen13 dienende Zapfen 1.2; diese Daumen unterstehen
einerseits der Wirkung von Zugfedern 14, die an den Werkzeughalter angehängt sind,
und stützen sich andererseits gegen einen Keil 15, die sich am Gestell verstellen
lassen, um die anfängliche Neigung des Ganzen in der Ruhelage zu regeln, für die,
wie aus Vorstehendem ersichtlich, die abgeschrägte Fläche des Kreismessers fast
wagerecht liegt, während die obere Fläche dieses Messers unter die hintere Kante
des Schuhes 2 tritt. Die Daumen 13 sind mit Nasen 16 versehen, die der Arbeiter
mit dem Zeigefinger erfaßt, und die ihm gestatten, bei gleichzeitigem Festhalten
der Griffe i i, die Daumen aus der Stellung 13 in die Stellung 13a überzuführen,
wodurch sich für das Kreismesser verschiedene Schrägstellungen zwischen der Lage
9 und der Lage 9a ergeben. Auf diese Weise kann während des Arbeitsvorganges die
Stärke des abgeschnittenen Fleisches je nach der Stelle der Haut oder des Felles,
an der gerade gearbeitet wird, wie z. B. am Rücken, am Kopf, an den Füßen, am Euter
u. dgl., verändert werden.
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Was die anfängliche Regelung mittels der Keile 15 anbetrifft, so erfolgt
sie je nach Art der Arbeit und der Beschaffenheit des zu entfleischenden Felles.
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Die in Umlauf versetzte Welle der Vorrichtung ist durch eine biegsame
Welle 17 mit einem kleinen, mit Stromwender ausgestatteten Elektromotor i-8 (Abb.
:4) verbunden. Der Motor ist an eine Gabel i9 angehängt, die von der auf einer aus
einem Kabel oder einer profilierten Schiene gebildeten Bahn 21 laufenden Rillenscheibe
2o getragen wird. Diese Anordnung ermöglicht, daß der Motor den Einstellungen der
Vorrichtung in der Längsrichtung folgt.
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Die. zu entfleischende Haut wird auf dem mit einer Zinkplatte 23 belegten
Arbeitstisch 22 ausgebreitet und festgehalten, und der Arbeiter erfaßt die Vorrichtung
an den Griffen und stößt sie auf der Haut vor sich her. Die so nach Art eines Hobels
arbeitende Vorrichtung nimmt einen noch an der Haut hängenden Fleischstreifen ab.
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Der Arbeiter führt dann die Vorrichtung zurück, um sie von neuem vorwärts
zu stoßen und einen anderweiten Fleischstreifen abzunehmen, und so fort, bis die
gesamte Fläche bearbeitet ist. Wenn er an einen mit mehr Fleisch bedeckten Teil
herankommt, wie z. B. an den Kopf, die Füße und das Euter, so nimmt er durch Einwirkung
auf die Daumen mittels des Zeigefingers eine stärkere Fleischschicht ab. -Die gesamte
Anordnung der Vorrichtung kann zum Schärfen des Kreismessers während
des
Vorschiebens oder des Auswechselns der Haut oder des Felles mit Vorteil durch einen
oder mehrere Schleifsteine 24 vervollständigt «-erden, von denen der eine aus hartem,
der andere aus weichem Stein ist, die mit Wasser benetzt werden und in der Höhe
des Werktisches liegen, so daß zum Schärfen nur die Vorrichtung an diese Schleifsteine
heranbewegt zu werden braucht, wobei das Kreismesser von dem Schleifstein geschliffen
wird.
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Bei der zweiten Ausführungsform der Vorrichtung (Abb. 5) ist das Kreismesser
9 oben abgeschrägt. Diese abgeänderte Form ermöglicht für eine kleinste Neigung
die Erzielung einer großen Schnittbreite.
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Der Schuh 2 ist zwischen den Ständern bei 25 mit einer breiten Aussparung,
die das Anhäufen der Fleischstreifen zwischen dem Schild io und dem Schuh verhindert,
und bei 26 (Abb. 6) mit einer öffnung versehen, die die Abführung der genannten
Streifen ermöglicht. Die Fleischstreifen werden auf diese Weise leicht abgeführt
und behindern die Bewegung des Werkzeughalters nicht. Dieser hat beispielsweise
die Gestalt eines vierseitigen Prismas, dessen unterer Teil zylindrisch ausgebildet
ist. Die Messerwelle 7 dreht sich in dem Kugellager 27, und ihre Höhenlage wird
durch zwei aus Kugeln gebildete Anschläge 28 bestimmt. Die Welle kann sich auf diese
Weise mit sehr großer Geschwindigkeit drehen. Die Achse 4 für den Werkzeughalter
kann in einer wagerecht angeordneten Tut 3o im Gestell mit Hilfe einer geriffelten
Mutter 31, einer Schraube 32 sowie des Lagers 29 vor- und rückwärts verstellt werden.
Diese Anordnung gestattet die Regelung des Abstandes zwischen dem wirksamen Teile
des Messers und dem unteren hinteren Winkel des Schuhes 2; da dieser Abstand heim
Schärfen des Messers größer wird, muß das Messer vorwärts geschoben werden.
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Die Keile 15, die in Verbindung mit den Daumen 13 die Einstellung
in der Höhe ermöglichen, werden hier bei ihrer Gleitbewegung durch mittels der geriffelten
Muttern 34 verstellbare Schrauben 33 verschoben. Andererseits ist der Werkzeughalter
mit mit Gewinde versehenen Bolzen 35 versehen, die ein Festklemmen der Keile in
wagerechter Richtung durch geriffelte Muttern 36 ermöglichen. Durch eine Skala auf
dem Gestell wird auf diese Weise die Schnittiefe des .Messers für die Anfangsstellung
der Daumen, genau wie bei der vorherbeschriehenen Vorrichtung, durch die vollständige
Zusammenziehung der Schraubenfedern 14 bestimmt. Die umlaufende Welle des Kreismessers
wird mit der biegsamen Welle vorzugsweise durch einen Kegel 37 verbunden, der sich
in einen entsprechend gestalteten Teil der biegsamen Welle einsetzen läßt. Die Verschraubung
an dem oben mit Gewinde besetzten Teil 38 sichert die Festigkeit in der Vereinigung
der Teile und ermöglicht ihr leichtes Auseinandernehmen.
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Seitliche Spannwerkzeuge mit Haken gestatten ein vollständiges Ausbreiten
und Glattlegen der Haut oder des Felles auf dem Tisch.
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Die Vorrichtung gemäß der Erfindung findet für alle Arbeiten in Gerbereien
aller Art Anwendung, in denen das Abhäuten eines Blattes oder Spanes aus Leder für
das Entfleischen und Abschaben in fließendem Wasser oder in erschöpfter Lohe und
bei dergleichen Arbeiten stattfinden soll.