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Verfahren zum Färben von Kautschuk, synthetischem Kautschuk, Guttapercha,
Balata und Kautschukersatzstoffen mit organischen Farbstoffen Es ist bekannt, der
Kautschukmilch vor der Fällung organische Farbstoffe als Pigmente oder als Lösungcn
bzw. als kolloidale Lösungen in Wasser oder organischen Flüssigkeiten, oder als
mit Wasser angeteigte Paste zuzusetzen und alsdann die Koagulation zu bewirken.
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Entsprechend den Erfahrungen in der Textilfärberei war zu erwarten,
daß die wäßrigen Lösungen der in den Stoffärbereien bewährten organischen Farbstoffe
auch mit Latex nach dem Koagulieren und Vulkanisieren sich in unlöslicher Form vereinigen
und daher auch nicht ausbluten würden. Jedoch zeigte sich, claß die Farbstoffe,
als Lösung oder als Pigment der Kautschukmilch einverleibt, auch nach dem Vulkanisieren
in Berührung mit Wasser, Schweiß, Soda usw. vielfach auf andere Gegenstände abfärben.
Das gleiche gilt selbst für einen großen Teil der auf Substraten niedergeschlagenen
unlöslichen Farbpigmente, weil diese im Vulkanisat nicht gebunden, sondern wie andere
Zusatzstoffe, wie -Kreide, Kaolin, Paraffin, Zinkweiß usw., nur lose eingeschlossen
sind. Bei Anwendung von organischen Farbpigmenten braucht man außerdem sehr große
Mengen an Farbstoff, und die im Kolloid sich abscheidenden Pigmentkö rper erschweren
die Herstellung transparenter, gleichmäßig gefärbter Vulkanisate.
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Es wurde nun gefunden, daß man homogene, je nach Art der angewendeten
Mischung transparente oder nicht transparente, nicht ausblutende Färbungen in Kautschuk,
synthetischem Kautschuk, Guttapercha, Balata und Kautschukersatzstoffen bei sehr
geringem Farbstoffverbrauch erzeugen kann, wenn man den Emulsionen der genannten
zu färbenden Stoffe in Wasser schwer- oder unlösliche Farbstoffe von der Art der
Küpen-, Schwefel- oder Entwicklungsfarbstoffe oder der Lacke bildenden Farbstoffe,
in Form der wäßrigen Lösungen ihrer Leukoverbindungen oder ihrer löslichen Salze
bzw. löslichen Modifikationen oder löslichen Farbstoffkomponenteri zusetzt, sie
zusammen mit dem Kautschuk usw. niederschlägt und, soweit dies noch erforderlich
ist, in dem erhaltenen Niederschlag oder bereits vorher in der Emulsion des Kautschuks
usw. den schwer- oder nichtlöslichen Farbstoff nach bekannten Methoden erzeugt.
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Es hat sich in der Praxis bewährt, Koagulate mit hohem Farbstoffgehalt,
also Farblacke, herzustellen und geringe Mengen hiervon zuin Färben weiterer Mengen
von Kautschuk, Kautschukmischungen, Guttapercha,
Balata oder Kautschukersatzstoffen
zu benutzen. Die Färbeverfahren, die bei den einzelnen Farbstoffen in Frage kommen,
schließen sich im allgemeinen an die entsprechenden Methoden, die in der Textilfärberei
bekannt sind, an. Inwieweit man in der Stoffärberei übliche Oxy dations- und Nu.ancierungsverfahren
mit Perborat oder Seifen anzuwenden hat, ist von der Art der einzelnen Farbstoffe,
die man anwendet, abhängig. Natürlich kann man auch nur einen Teil der Schwefelfarben
verküpen oder nur einen Teil der Küpenfarbstoffe mit Schwefelalkalien in Lösung
bringen.
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Beispiel i.
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So Gewichtsteile Thioindigoscharlach R Pulver (Schultz, Farbstofftabellen
[191q.], 5. A., N r. 9o5) werden mit 25o Volumteilen Holzgeist und 500 Volumteilen
Wasser angeteigt. Man läßt den Alkohol im Wasserbad abdestillieren und trägt die
entstandene Paste bei 70°. in eine auf gleiche Temperatur erwärmte Reduktionslauge
aus 875 Volumteilen Wasser, 125 Volumteilen Natronlauge von q.o° B6 und 8o Gewichtsteilen
Hydrosulfit ein. Die olivgrüne Küpe wird nach dem Abkühlen in Latex eingetragen
und mit dem Latex durch q.o °/,ige Ameisensäure gefällt. Bei Andendung von 15o Gewichtsteilen
oder 35o Gewichtsteilen oder 2 85o Gewichtsteilen eines Latex, der 33,33
% Rohkautschuk enthält, resultierten Koagulate, die etwa aus 50°/o Kautschuk
und Farbstoff oder 70 °/o Kautschuk und 30 °/o Farbstoff oder 95 °/o Kautschuk und
5 °/o Farbstoff bestehen.
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Nach dem Auspressen läßt man an der Luft vortrocknen und oxydieren,
wäscht in üblicher Weise und trocknet an der Luft.
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Beispiel 2.
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So Gewichtsteile Kryogenschwarz TG(> (Schultz, Farbstofftabellen (191q.],
5. A., Nr. 720) werden in 500 Volumteilen Wasser gelöst, die So Gewichtsteile
zweckmäßig polysulfidfreies Schwefelnatrium enthalten. Man kann auch beispielsweise
in eine Emulsion von So Gewichtsteilen des Schwefelfarbstoffes in 5oo Volumteilen
Wasser, das 25 bis So Gewichtsteile Natriumhydroxyd enthält, Schwefelwasserstoffgas
einleiten und die nach Wegkochen des gelösten Gases verbleibende Lösung anwenden.
In manchen Fällen genügt auch schon wäßriges Alkali zum Lösen des Farbstoffes. Die
entstandene Farblösung wird in Latex eingetragen und unter Luftzutritt in bekannter
Weise mit dem Kautschuk, z. B. durch 40 °%ige Ameisensäure, niedergeschlagen. Man
trocknet an der Luft vor, wäscht und trocknet, wobei man gegebenenfalls auf die
Vortrocknung des Koagu-Tates verzichten kann. . Je nach der Menge des zur Verwendung
kommenden Latex erhält man wie in Beispiel i Kautschuk von verschiedenem Farbstoffgehalt.
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Beispiel 3.
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ioo Gewichtsteile Kryogenschwarz TBO extra (vgl. Schultz, Farbstofftabellen
[igiq.], 5. A., Seite 400, mittlere Spalte) werden mit 500 Volumteilen Wasser
bei 6o° angeteigt und mit ioo Volumteilen Natronlauge von q.0° Be und 75 Gewichtsteilen
Natriumhydrosulfit, das in 5oo Volumteilen 6o° warmen Wassers gelöst ist, verküpt.
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Hierauf rührt man 6oo Gewichtsteile Latex oder 26o Gewichtsteile eingedickten
Latex in die noch warme Küpe ein und oxydiert den Farbstoff "durch Einleiten von
Luft während 2o Minuten. Nach dem Erkalten der Mischung koaguliert man durch langsames
Zusetzen einer io °/oigen Lösung von 3oo Gewichtsteilen kristallinischem Alaun.
Hierbei wird ein flockiges, leicht abwaschbares Koagulat erhalten. Nach dem Waschen
schleudert man das überflüssige Wasser ab und verwalzt auf dem Kalander zum Fell.
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Beispiel q..
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So Gewichtsteile Diaminechtviolett FFBN (vgl. Schultz, Farbstofftabellen
[igi4], 5.A.,
Seite 383, rechte Spalte) werden in i ooo Volumteilen Wasser
gelöst und in Latex, eingedickten bzw. eingedickten vulkanisierten Latex, eingetragen.
Nach Zusatz der erforderlichen Menge Bariumchloridlösung koaguliert man das Gemisch
und behandelt sodann weiter, wie unter Beispiel e angegeben. Wie in Beispiel i und
:2 erhält man je nach der Menge des angewendeten Latex Kautschuk, der den Farblack
in verschiedener Konzentration enthält. Statt des Latex usw. kann man auch Emulsionen
von Guttapercha, Balata u. dgl. verwenden.
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Zu den die Lacke bildenden Farbstoffen, von denen ein Vertreter in
Beispiel q. angeführt ist, gehören u. a. die Azo-, Nitro- und eigentlichen Säurefarbstoffe,
auch einzelne Alizarinfarbstoffe, die man mit Bariumchlorid zu fällen pflegt, ferner
Resorzinfarbstoffe, die man gewöhnlich mit Bleisalzen niederschlägt, und iiberhaupt
mit Metallverbindungen fixierbare -organische gelöste oder halbgelöste Farbstoffe.
Weiter seien genannt die basischen Rarbstoffe, die mit Tannin, Brechweinstein oder
Seifen reagieren, die in einzelnen Fällen auch mit Kieselsäure .enthaltendem Material,
wie Grünerde, niedergeschlagen werden können, und die Alizarinfarben. Von den eigentlichen
Entwicklungsfarben seien die durch Kuppeln erzeugten Farbstoffe angeführt. Weiche
Konzentration die Emulsion des Kautschuks usw.
besitzt, ist unwesentlich;
man kann natürliche Kautschukmilch verwenden, kann aber auch eingedickten Latex
verarbeiten, dessen Konzentration künstlich auf einen Gehalt von bis zu 8o °/o Kautschuk
gebracht worden ist. Der Latex kann auch in bekannter Weise vorvulkanisiert sein.
Wesentlich ist nur, daß die zu färbende Emulsion tatsächlich eine wäßrige natürliche
oder künstlich bereitete Emulsion von Kautschuk, Guttapercha, Balata usw. darstellt.