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lllaschine zum Auftragen von Klebstoff, insbesondere auf Leder und
Schuhwerkteile. Das richtige Auftragen von Klebstoff auf Schuhwerkteile hat besondere
Bedeutung gewonnen, seitdem das Klebverfahren sich in der Schuhfabrikation mehr
und mehr einbürgert. Es kommt darauf an, den Klebstoff nicht nur oberflächlich auf
die zu verbindenden Schuhwerkteile aufzutragen, sondern ihn möglichst kräftig -in
das Leder oder den Stoff hineinzustreichen, damit er nicht nur an den äußeren Fasern
des Leders oder Stoffes haftet, die sich leicht abreißen lassen, sondern daß er
den Kern des Materials der zu vereinigenden Stücke verbindet. Das wirksamste Werkzeug,
um den Klebstoff kräftig in das Material hineinzustreichen, ist immer noch der Pinsel,
der mit mehr oder weniger steifen Borsten ausgerüstet werden kann, so daß er nötigenfalls
mit kräftigem Druck gegen das Werkstück gehalten und an demselben hin und her gestrichen
werden kann.
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Es ist nun bereits eine Maschine zum Auftragen von Klebstoff an sich
bekannt, bei welcher ein mit Klebstoff gespeister Pinsel eine hin und her gehende
Streichbewegung auf dem mit Klebstoff zu versorgenden Werkstück ausführt, das gegen
einen einstellbaren Anschlag gehalten wird. Diese Maschine vermochte jedoch bis
jetzt die Handarbeit nicht zu ersetzen. Beim Auftragen des Klebstoffes verfährt
nämlich der Arbeiter in der Weise, daß er die Borsten des Pinsels zunächst mit der
einen Pinselseite auf das Werkstück legt und so andrückt, - daß sich die Borsten
in der der Bewegungsrichtung des Pinsels entgegengesetzten Seite abbiegen. Durch
Bewegung des Pinsels wird der Klebstoff von den Borsten abgestrichen und auf das
Werkstück übertragen. Ist nun diese Pinselseite ihres Klebstoffes beraubt, so kehrt
der Arbeiter die Bewegungsrichtung des Pinsels um und verfährt 'n der gleichen Weise,
indem er die der ersteren regenüberliegende Borstengruppe mit dem W erkstück in
Berührung bringt und dadurch diese hres Klebstoffes beraubt. Dabei hat sich die
erste Pinselseite wieder mit Klebstoff gefüllt, und durch Umkehr der Bewegungsrichtung
des Pinsels kann das Spiel des Aufstreichens des Klebstoffes auf das Werkstück fortgesetzt
werden. Die Maschine nach der vorliegenden Erfindung ist nun dadurch gekennzeichnet,
daß sie genau wie bei der Handarbeit einen selbsttätig hin und her gehenden Pinsel
in der Weise steuert, daß die Borsten des Pinsels gegenüber dem Werkstück so eingestellt
werden, daß sie sich, wenn der Pinsel ungefähr senkrecht zur Ebene des Werkstückes
steht, seitlich abbiegen, und zwar stets entgegengesetzt der Bewegungsrichtung des
Pinsels. Die Größe der Abbiegung der Borsten bzw. das Maß, in welchem die Borsten
sich auf das zu bestreichende Werkstück auflegen, kann geregelt werden durch die
Einstellung einer Werkstückauflage, die dem Pinsel mehr oder weniger genähert werden
kann. Wesentlich für die Erfindung ist nun, daß die Borsten jedesmal im Augenblick
der Umkehr der Bewegungsrichtung des Pinsels sich aufrichten und nach erfolgter
Bewegungsumkehr sich nach der entgegengesetzten Seite umlegen. Zu diesem Zweck wird
der Pinsel in einer bestimmten Höhenlage, die annähernd konstant erhalten wird,
über das Werkstück hingeführt, und er gibt in dieser Stellung den Klebstoff an das
Werkstück ab. Im Augenblick der Bewegungsumkehr"-wird der Pinsel vom Werkstück abgehoben.
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Die Erfindung ist in den Abb. z bis 6 dargestellt: Abb. r bis 3 stellt
die Maschine im Aufriß von der Seite und von vorn gesehen sowie im Grundriß dar.
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Abb. 4 und 5 zeigen eine besondere Form des Pinselantriebes und Abb.
6 eine Einzelheit.
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Die Maschine besteht aus einem Ständer r, der an seinem oberen Ende
mit zwei Lagern a und 3 versehen ist, in denen die Welle 4 ruht. Diese erhält Motorantrieb
durch die Fest- und Leerscheibe 5 und 6. Oberhalb des Lagers 3 befindet sich ein
Auge 4 an dem Ständer z, in welchem der Zapfen 5 befestigt ist. Auf diesem ist drehbar
die Schwinge 6 gelagert, in welcher der Pinselschaft 7 befestigt ist. Derselbe steckt
in der Bohrung eines Auges 8 und kann in der Höhenrichtung verschoben und eingestellt
werden. Das Auge 8 ist geschlitzt und wird durch
die Klemmschraube
g zusammengeklemmt, sobald der Pinsel in seine richtige Höhenlage gebracht ist.
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Der Pinselschaft 7 ist durchbohrt, so daß sein Inneres eine Röhre
io bildet. An diese ist oben vermittels eines Schlauchstückes il der Klebstofibehälter
12 angeschlossen, der mittels des Armes 13 auf dem Auge 4 des Ständers i ortsfest
ruht. Durch Öffnen des Hahnes 14 tritt der Klebstoff aus dem Behälter i2 durch den
Schlauch ii in die Röhre io ein, die unterhalb des Auges 8 auch ihrerseits reit
einem Abschlußlrahn 15 versehen ist. Am unteren Ende des Pinselschaftes 7 ist der
Pinselkopf 16 befestigt, der als Drehkörper ausgebildet ist. In ihm sind die Pinselborsten
17 eingezogen, und zwar derart, daß ihr Querschnitt ein Rechteck bildet, dessen
kurze Seite in die Bewegungsrichtung des Pinsels fällt. Die Röhre io setzt sich
durch den Pinselkopf 16 fort, derart, daß die Borsten 17 bei geöffneten Hähnen 14
und 15 von oben her stets mit Klebstoff versorgt werden. Die Welle 4 trägt
nun an ihrem linken Ende eine Kurbelscheibe 18 mit Kurbelzapfen ig, der in einem
Schlitz 2o der Schwinge 6 hineinragt. Bei Drehung der Welle 4 wird die Schwinge
6 durch den Kurbelzapfen ig in schwingende Bewegung um den Zapfen 5 versetzt, wodurch
sie dem Pinsel eine hin und her gehende Bewegung erteilt. Da die Bewegungsbahn der
Borstenenden 17 ein Kreisbogen um die Achse 5 als Mittelpunkt ist, führen sie eine
Bewegung aus, die sich von der Ebene des Werkstückes 2i entfernt und ihr nähert.
Die größte Entfernung der Borstenenden vom Werkstück findet sich in den beiden Endlagen
der Schwingbewegung, d. h. also in der Bewegungsumkehr des Pinsels. Stellt man nun
den Pinsel in seiner Höhenlage so ein, daß die Borstenenden bei der Bewegungsumkehr
des Pinsels das Werkstück nicht mehr berühren, so haben die Borsten Gelegenheit,
sich in dieser Lage frei aufzurichten, während sie sich, sobald sie das Werkstück
berühren, entgegengesetzt ihrer Bewegungsrichtung seitlich abbiegen und dabei den
an ihnen haftenden Klebstoff an das Werkstück abgeben. Sie werden den Klebstoff
um so kräftiger auf das Werkstück und in dasselbe hineinstreichen, je stärker sich
die Borsten bei ihrer Bewegung seitlich abbiegen.
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Um zu ermöglichen, daß sich die Borsten beim Aufstreichen des Klebstoffes
recht stark seitlich abbiegen und trotzdem bei ihrer Bewegungsumkehr völlig aufrichten,
ist gemäß der Erfindung noch eine abgeänderte Bewegung des Pinsels vorgesehen, die
in Abb. 4. und 5 dargestellt ist. Gemäß Abb. i und 2 erfolgt der Antrieb des Pinsels
durch eine sogenannte umlaufende Bogenschubkurbel, bei der die Koppel allerdings
weggelassen und durch eine Kulisse ersetzt ist. Dies bedeutet jedoch nur eine konstruktive
Abänderung. Man kann ebensogut an die Kurbel 18, zg eine Koppel anschließen, die
mittels eines Zapfens an der Schwinge 6 angreift, so daß eine einfache umlaufende
Bogenschubkurbel erscheint. Dies ist z. B. in Abb. 4 und 5 der Fall. Hier besteht
nämlich der Antriebsmechanismus aus der Kurbel 22, die, wie aus Abb. 5 ersichtlich,
als Exzenter ausgebildet ist. Auf diesem Exzenter 22 sitzt die Koppel 23, die mittels
des Zapfens 24 an die Schwinge 6 angeschlossen ist. Diese ist auf dem Zapfen 25
schwingbar gelagert. Würde der Zapfen 25 ortsfest sein, so hätten wir es im vorliegenden
Falle mit einer einfachen umlaufenden Bogenschubkurbel zu tun. Der Zapfen 25 jedoch
sitzt auf einer Schwinge 26, die mittels des Zapfens 27 schwenkbar am ruhenden Gestell
i angeschlossen ist. Die Schwinge -26 trägt an einem besonderen Arm mittels des
Zapfens 28 die Rolle 2g, die auf einer umlaufenden Schubkurve 3o aufläuft. Letztere
ist auf der Welle 4 aufgekeilt und mit zwei Erhöhungen 31 versehen. Sobald die Rolle
29 auf dieser Erhöhung 31 aufläuft, wird der Schwinge 26 eine Bewegung nach oben
erteilt, wodurch sich der Schwingungszapfen der Schwinge 6 in der Richtung der Pinselachse
hebt und senkt. Diese Bewegung tritt dann ein, wenn die Schwinge 6 ihre Bewegung,
die sie auf der umlaufenden Bogenschubkurbel erhält, umkehrt. Auf diese Weise kommt
.eine Borstenbewegung zustande, wie sie in Abb. 5 dargestellt ist. Die linke Endlage
des Pinsels ist gestrichelt eingezeichnet, und man erkennt, daß sich hierbei der
Pinselkopf 16 so hoch über dem Werkstück befindet, daß sich die Borsten 17 frei
aufrichten können, während sie sich bei der Bewegung des Pinsels in die Richtung
des Pfeiles stark nach links umbiegen und entsprechend ihrer Steifigkeit dem Klebstoff
kräftig auf und in das Werkstück 21 einstreichen. Die Rolle 29 ruht kraftschlüssig
vermittels der Zugfeder 32, die mittels des Armes 33 an dem ruhenden Gestell i angeschlossen
ist, auf ihrer Kurvenbahn 30.
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Auf dem unteren Teil des Gestelles i befindet sich ein Zapfen 34 (Abb.
i und 3), auf welche ein Arm 35 schwingbar ruht. Letzterer trägt in seiner vorderen
Nabe 36 die Werkzeugauflage 37, die mittels eines Schaftes 38 an dem Arm 35 angeschlossen
ist. Der Kopf oder Tisch 37 steckt drehbar auf dem oberen Ende des Schaftes 38,
während letzterer durch eine Schraube 39 im Auge 36 gegen Drehung gesichert
ist, jedoch im Auge 36 sich auf- und abwärts bewegen kann. Derselbe ist nämlich
oberhalb und unterhalb des Auges 36 mit Gewinde versehen und trägt die Muttern 40
und 41, die als Griffrädchen ausgebildet sind. Diese gestatten eine Einstellung
des Tisches 37 in seiner Höhenlage. Durch Anordnung einer Druckfeder 42 unter der
Mutter4o kann der Tisch 37 nach unten elastisch ausweichen. An dem unteren Ende
des Schaftes 38 ist ein Anschlußstück 43 eingeschraubt, an
welchem
die Kette 44 hängt. Wenn man an dieser Kette, z. B. mit einem Trethebel zieht, so
wird der Tisch 37 gegen den Druck der Feder 42 gesenkt. In dieser Lage des Tisches
wird das Werkstück 2i unter den Pinsel geschoben. Der Transport des Werkstückes
erfolgt im allgemeinen von Hand, indem derselbe unter dem Pinsel hinweggezogen wird.
Benutzt man dabei die Werkstückauflage, so ruht das Werkstück 21 auf dem Tisch 37,
der sich um die Achse 38 drehen kann, so daß der Vorschub von Hand erleichtert ist.
Durch passend gewählten Durchmesser des Tisches 37 und zweckmäßige Lage der Drehachse
38 wird die schnelle und sichere Bewegung des Werkstückes unter dem Pinsel 17 weiterhin
unterstützt.
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In vielen Fällen ist es erforderlich, einen Klebstoffstreifen in bestimmter
Entfernung vom Rand des Werkstückes und von bestimmter Breite aufzutragen. Die Breite
des Streifens kann durch Auswechslung des Pinsels von bestimmter Breite verändert
werden. Die Entfernung des Streifens vom Rand des Werkstückes wird dadurch geregelt,
daß der Rand des Werkstückes an einer Anschlagrolle 45 geführt wird, die drehbar
an einem Schieber 46 angeordnet ist. Dieser Schieber ruht in dem Gestell i und kann
mittels einer in ihm eingefrästen Zahnstange und eines Zahnrädchens 47, das sich
auf der Griffwelle 49 des Griffhebels befindet, hin und her geschoben werden. Der
Griffhebel 50 kann in seiner jeweils eingestellten Lage durch irgendeine bekannte
Vorrichtung gesperrt wer- J den. Durch Einstellung der Rolle 45 in ihrer Entfernung
von den Borsten 17 des Pinsels kann der zwischen dem Rand des Werkstückes und dem
Klebstoffstreifen verbleibende Klebstoffreihe Streifen in seiner Breite geregelt
werden.
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Vielfach muß Material mit Klebstoff bestrichen werden, z. B. bereits
gesteppte Schäfte, bei denen die Auflage auf dem Tisch 37 unmöglich oder mit Unbequemlichkeiten
verbunden ist. In solchen Fällen ist es gemäß der Erfindung möglich, die Werkstückauflagen
37 außer Wirksamkeit zu setzen, indem man sie vermittels des Armes 35 auf die Seite
schwenkt. Dies geschieht in einfachster Weise dadurch, daß man den konischen Stift
51 (Abb. i bis 3), der durch den Arm 35 hindurch in das Gestell i der Maschine
gesteckt wird, herauszieht, worauf man den Arm 35 um den Zapfen 34 drehen kann.
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Sobald der Arm 35 ausgeschwenkt ist, ist auch der Pinsel 16, 17 von
unten frei zugänglich. Soll nun die Maschine auf längere Zeit nicht benutzt werden,
so ist es erforderlich, das Erhärten des in den Pinselborsten verbleibenden Klebstoffes
zu verhüten, damit die Maschine , jederzeit wieder betriebsbereit ist. Zu diesem
Zweck wird gemäß der Erfindung in ausgeschwenkter Lage des Armes 35 von unten her
eine Kappe 52 über den Pinsel geschoben, die sich vermittels eines Gummiringes 53
luftdicht auf den Pinselkopf 16 aufsetzt (Abb. 6). Zweckmäßigerweise füllt man in
die Verschlußkappe 52 eine leicht verdünstende und den Klebstoff lösende Flüssigkeit
54, so daß die Gase dieser Flüssigkeit den Pinsel stets weich erhalten.