Webverfahren. Bei dem durch das Patent 432 097 geschützten
Webverfahren werden von zwei Webketten zwei hintereinanderliegende Fächer gebildet,
in welche gleichzeitig oder kurz nacheinander Schußmaterial eingetragen wird, von
dem zunächst das vordere angeschlagen wird, und nach Fachwechsel das hintere. Bei
der Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens ist für die Fäden jeder der beiden
Webketten ein Fachbildungskamm vorgesehen, die beide dicht hintereinander stehen
und deren Zinken einander zugekehrt sind. Die beiden Kettenfädengruppen sind so
geführt, daß sie im allgemeinen von der Anschlagstelle nach den Kettenbäumen auseinanderstrehen
und zwischen sich einen Winkel bilden. Dieser Winkel bildet das eine Fach. Durch
gegenläufiges Bewegen der beiden Fachbildungskämme «-erden die beiden Kettenfädengruppen
gekreuzt, wobei das zweite Fach entsteht und der Scheitelpunkt des von beiden Kettenfädengruppen
gebildeten Winkels von der Schußanschlagstelle hinter die Führungskämme nach den
Kettenbäumen verschoben wird. Die Kettenfäden beider Gruppen sind je durch ein Loch
in den: Zinken der beiden betreffenden Fachbildungskämme geführt. In der Praxis
verwendet man vorteilhaft für die Fachbildungskämme die in der Wirkerei bereits
bekannten Lochnadelschienen. Bei der Bewegung einer oder beider Lochnadelschienen
treten die in der einen geführten Kettenfäden in die Lücken zwischen den Nadeln
der anderen Lochnadelschiene ein. Je dichter die Nadeln in einer Lochnadelschiene
stehen, um so schwieriger ist die Einführung der mit der einen Lochnadelschiene
geführten Fäden in die Lücken zwischen den Nadeln der anderen, und um so größer
ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Faden in eine falsche Lücke gerät. Das gilt
insbesondere, wenn beim Weben dichter Ware jede Lochnadelschiene- mehrere hintereinanderliegende
Nadelreihen besitzt. Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf solche Webvorrichtungen,
bei denen jeder Fachbildungskamm aus mehreren hintereinandergelegenen Lochnadelschienen
besteht, und bezweckt das Einführen der von dem einen Fachbildungskamm geführten
Kettenfäden in die Lücken zwischen den Nadeln des anderen Fachbildungskammes beim
Kreuzen der beiden Kettenfädengruppen zu erleichtern. Das Neue besteht darin, daß
das Kreuzen stufenweise geschieht und die den einen Fachbildungskamm bildenden Lochnadelschienen
vor jeder Teilkreuzungsbewegung gegenläufig so verschoben werden, daß die stehenbleibenden
Kettenfäden gruppenweise zusammengefaßt und die bewegten Kettenfäden zwischen diesen
Gruppen isoliert werden.
Auf der Zeichnung ist das. Verfahren in
vier verschiedenen Abschnitten je in Seitenansicht und Draufsicht abgebildet.
Mit 3 sind die Fäden der einen Kettenfädengruppe und mit 4 die Fäden
der anderen Kettenfädengruppe bezeichnet. Zur Führung der Kettenfäden 3 sind die
Lochnadelschienen 5a,5 b und zur Führung der Kettenfäden 4 die Lochnadelschienen
6a, 6b vorgesehen. Die Kettenfäden 3 und 4 verlaufen, wenn die Lochnadelschienen
5a, 5b und 6a, 6b auseinandergezogen sind, im Winkel von der Schußanschlagstelle
8 nach den nicht dargestellten Kettenbäumen. Die Lochnadelschienen 5a und 5b bzw.
6a und 6b sind nicht fest miteinander verbunden, sondern unabhängig voneinander
beweglich. Der Abstand zweier Nadeln jeder Lochnadelschiene ist so groß, daß in
diesem Zwischenraum bequem drei Kettenfäden nebeneinander liegen können. Die Lochnadelschienen
5a und 5b, 6a und 6b stehen dicht hintereinander und sind so angeordnet, daß im
Ruhezustand die Kettenfäden 3 mit den Kettenfäden ¢ regelmäßig abwechseln und alle
bei Draufsicht auf die Ware parallel verlaufen (Abb. i). Würde man bei einer derartigen
Stellung der Lochnadelschienen durch eine gegenläufige Bewegung der Lochnadelschienen
5a, 5b zu den Lochnadelschienen 6a, 6b die beiden Kettenfädengruppen kreuzen, so
bestände bei der dichten Anordnung der Kettenfädengruppen die Gefahr, daß einzelne
Kettenfäden nicht in die richtige Nadellücke der anderen Lochnadelschiene eintreten
würden. Um dieses zu vermeiden, sollen nun erfindungsgetnäßvor dem eigentlichen
Kreuzen zunächst die in der Lochnadelschiene 6a geführten Kettenfäden zwischen die
Nadeln der Lochnadelschienen 511 und 5b eingeführt werden und darauf die in der
Lochnadelschiene 6b geführten, wobei vor dem Einführen der Kettenfäden 4.9 und der
Kettenfäden 4v die L ochnadelschienen 5a, 5b eine gegenläufige Bewegung so ausführen,
daß die in diesen und in den nicht bewegten Lochnadelschienen 6a oder 6b geführtenKettenfäden
gruppenweise zusammengefußt und die Kettenfäden der auf und ab bewegten Lochnadelschiene,
also 6b bzw. 6a, zwischen diesen Gruppen isoliert werden.
In Abb. i ist die Grundstellung veranschaulicht. Aus dieser bewegen
sich zunächst die beiden Lochnadelschienen 5a, 5b auf die Lochnadelschienen 6a,
6b zu, so weit, daß die C )hre in Höhe der Gewebeebene gelangen. Dabei führen sie
gleichzeitig eine gegenläufige Längsverschiebung aus, und zwar je um ein viertel
Nadelteilung, wodurch die Lochnadeln der Schienen 5a, 5b, 6b in eine Höhe zu stehen
kommen, z. B. liegen die Nadeln 5a2, 5b1, 6b1 annähernd in einer Geraden. Dadurch
werden, wie aus Abb. a ersichtlich ist, je drei Kettenfäden, z. B. 3v1, 4b1, 3a-9,
in Höhe der in einer Ebene liegenden Lochnadeln zusammengezogen, ,nährend zwischen
je zwei Gruppen derartig zusammengezogener Kettenfäden ein einzelner Kettenfaden,
z. B. 4a1, 4.a2 usw" vollkommen frei und getrennt liegt, so daß er bei der Bewegung
der Lochnadelschiene 611 gegen die Lochnadelschienen 5a, 5e unbedingt richtig in
die Lücke zwischen den Lochnadeln 5a1, 5a2 und 5b1, 5v2 eingelegt wird, weil er
durch die übrigen zusammengefaßten Kettenfäden nicht behindert wird. Ist dieses
geschehen, so werden die Lochnadelschienen 5a, 5b wieder in Längsrichtung verschoben,
dieses Mal jedoch entgegengesetzt zu der ersten iBewegung, und zwar je um eine halbe
Nadelteilung, so daß die Nadeln der Lochnadelschienen 5a, 5b in dieselbe Höhe mit
den Nadeln der Lochnadelschiene6b zu stehen kommen, wobei jetzt andere Kettenfäden,
z. B. 3a1, 4a1, 3b1, in Höhe der in eine Ebene zusammengezogenen Lochnadeln 5a,
5b, 6a gruppenweise zusammengezogen sind und zwischen je zwei solchen Gruppen
ein Kettenfaden, z. B. 6b1, vollkommen frei liegt. Nun bewegt man die Lochnadelschiene
6b nach vorwärts gegen die L ochnadelschienen 5a, 5b bis in Höhe der zuvor verschobenen
Lochnadelschiene 611. Dabei wird der Kettenfaden 4b1 usw. unbedingt richtig in die
Lücken zwischen den Nadeln 5111, 5a2 und 5b1, 5b2 gelegt, da er bei seiner Bewegung
durch die zu Gruppen zusammengefußten übrigen Kettenfäden nicht behindert werden
kann (Abb. 3). Ist dieses geschehen, so bewegen sich die Lochnadelschienen 5a, 5b
wieder gegenläufig in ihre ursprüngliche Ausgangsstellung zurück, so daß bei der
Draufsicht auf die Ware sämtliche Kettenfäden wieder parallel verlaufen. In dieser
Stellung werden nun die Lochnadelschienen 5a, 5b sowie die Lochnadelschienen 6a,
6b gemeinsam aufeinander zu bewegt und die Kreuzungsbewegung vollendet (Abb.4).
Um durch die Verschiebung der Lochnadelschienen 511, 5b in Längsrichtung entgegengesetzt
zueinander eine Beeinträchtigung der Leistung des Webstuhles. zu vermeiden, wird
man sie vorteilhaft gleichzeitig mit der gegenläufigen Bewegung der Lochnadelschienen
5a, 5b zur Lochnadelschiene 6a bzw. 6b ausführen. Das Zurückführen der Lochnadelschienen
5a, 5b und 6a, 6b in die Grundstellung nach Abb. i geschieht in der fiblichen Weise
gleichzeitig ohne Unterbrechung oder gegenseitige Verschiebung.