DE442939C - Vorrichtung zur Verhuetung des UEberfahrens von Haltsignalen und zur Betriebsueberwachung der Lokomotive - Google Patents
Vorrichtung zur Verhuetung des UEberfahrens von Haltsignalen und zur Betriebsueberwachung der LokomotiveInfo
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Description
DEUTSCHES REICH
AUSGEGEBENAM
9. APRIL 1927
REICHSPATENTAMT
PATENTSCHRIFT
- JVl 442 939 KLASSE 2Oi GRUPPE 35
ll\2oi)
Knorr-Bremse Akt-Ges. in Berlin-Lichtenberg ).
Vorrichtung zur Verhütung des Überfahrens von Haltsignalen und zur Betriebsüberwachung
der Lokomotive.
Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung, die eine zweifache Aufgabe zu erfüllen
hat, indem sie erstens das Überfahren von Haltesignalen verhindert, zweitens eine Überwachung
wichtiger Vorgänge auf der Lokomotive in der Weise durchführt, daß sie diese
Vorgänge selbsttätig registriert, so daß die Nachprüfung solcher Vorgänge und deren
Berücksichtigung bei der Klärung der Schuldfrage bei Eisenbahnunfällen, beim Nachweis
besonders unwirtschaftlichen Betriebes u. dgl. jederzeit möglich ist.
*) Von dem Patentsucher ist als der Erfinder angegeben worden:
Dr. Ernst Moeller in Berlin-Karlshorst.
Beim Erfindungsgegenstand ist teilweise von Mitteln Gebrauch gemacht, die bei dem
gleichen Zweck dienenden Vorrichtungen bereits zur Anwendung gelangt sind. Es findet
in bekannter Weise durch ein in Abhängigkeit von der Signalvorrichtung entstehendes oder
verschwindendes, zweckmäßig neben einer Schiene angeordnetes magnetisches Kraftfeld
im erforderlichen Falle eine Beeinflussung ίο eines auf der Lokomotive mitgeführten Spulensystems
statt, das im gegebenen Augenblick einen elektrischen Strom erzeugt, der dazu nutzbar gemacht wird, eine etwa als
Sperrklinke ausgebildete Arretierungsvorrichtung zu lösen, die das Einklinken einer Transportklinke
in ein Sperrad veranlaßt.
Das Neue der Erfindung besteht nun. darin,
daß mit dem erwähnten Sperrad ein Drehschieber in Verbindung steht, der so eingerichtet
ist, daß er, wenn die Vorrichtung in Wirksamkeit tritt, zunächst eine Verbindung
zwischen einer Druckmittelquelle und einer Warnvorrichtung, etwa einer besonderen
Signalpfeife, vermittelt und so den Lokomotivführer auf das Haltsignal aufmerksam
macht und nach Zurücklegen eines bestimmten Weges und unter der Voraussetzung, daß
der Lokomotivführer nicht, bereits durch das Warnsignal aufmerksam gemacht, Gegenmaßnahmen
getroffen hat, eine weitere Verbindung zwischen der Hauptleitung der Druckluftbremse und der freien Luft vermittelt,
so daß eine Zwangsbremsung zustande kommt, wobei die Drehbewegung der Schieber in der Weise erfolgt, daß eine auf einem
Laufrad des Fahrzeuges angebrachte Kurbel mittels einer Schubstange auf den Drehschieber
bzw. eine ihn tragende Scheibe einwirkt, und daß die Schubstange gleichzeitig zum
Antrieb eines Registrierwerkes dient, das die Betätigung der Vorrichtung aufzeichnet. Da
die Schubstange während der Fahrt ununterbrochen ihre Bewegungen ausführt, der Drehschieber
aber nur dann in Drehung versetzt werden soll, wenn die Signalstellung eine Zwangsbremsung erforderlich macht, so ist
eine Schaltklinke vorgesehen, die unter normalen Verhältnissen keinen Kupplungsschluß
zwischen der Schubstange und dem Drehschieber vermittelt, im Bedarfsfalle jedoch
durch einen für diesen Fall erzeugten Strom mittels Elektromagneten den Kupplungsschluß herbeiführt. Die während der Fahrt
ständig in Bewegung befindliche Schubstange dient als Antrieb eines Registrierwerkes, das
die Zwangsbremsung aufzeichnet, darüber hinaus aber noch zur Aufzeichnung von Vorgängen
der Zustände benutzt werden kann, die für die Beurteilung des Betriebsverlaufes von Bedeutung sind.
Das Registrierwerk kann beispielsweise zur Aufzeichnung folgender Angaben Verwendung
finden:
Es kann die zurückgelegten Wege in Abhängigkeit von bestimmten Zeiteinheiten,
ferner die Dauer des von dem Drehschieber eingeleiteten Warnvorganges, die Dauer der
selbsttätigen Bremsung, deren Verhinderung und Unterbrechung, die willkürliche Bremsung,
den Kesseldruck, den Hauptleitungs-, den Hauptluftbehälterdruck, den Gebrauch der Dampf pfeife, denjenigen eines an der
Lokomotive befindlichen Läutewerkes, den Personalwechsel u. a. m. aufzeichnen.
Die Einrichtung nach der Erfindung ist auf der Zeichnung in schematischer Darstellungsweise
veranschaulicht.
Abb. ι zeigt die Anordnung des ortsfesten magnetischen Systems und die des beweglichen
Systems, durch deren Einwirkung aufeinander bei in Haltstellung befindlichem Vorsignal der Strom erzeugt wird, der die in
Abb. 2 dargestellte mechanische Antriebsvorrichtung für die Warn- und Bremsauslösevorrichtung
und für die Kontrollvorrichtung mit der in
Abb. 3 in Seitenansicht gezeigten Warn- und Bremsauslösevorrichtung kuppelt.
Abb. 4 zeigt die Anordnung der Leit- und Transportwalzen für den Registrierstreifen go
der Kontrollvorrichtung.
Neben der Schiene 1 ist eine in Abb. 1 im
Schnitt dargestellte Anlage 2 angeordnet, die aus einer Anzahl von Stahlmagneten, Elektromagneten
oder Stromspulen besteht, die parallel zur Schiene nebeneinander angeordnet sind. Die gleichnamigen Pole dieser Anlage
sind durch Eisenstücke oder durch ein über sie hinweggeführtes Flacheisen miteinander
verbunden, um ein möglichst homogenes Kraftfeld zu gewinnen. Die Einrichtung steht zum Vorsignal in einem derartigen Abhängigkeitsverhältnis,
daß das Kraftfeld nur auftritt, wenn sich das Vorsignal in Haltstellung befindet und verschwindet, wenn das
Vorsignal in Fahrtstellung gebracht wird. Mit Ausnahme der durch ein Flacheisen o. dgl.
verbundenen Pole ist die ganze Einrichtung in einem Gehäuse aus nicht magnetisiexbarem
Baustoff, etwa aus Kupfer, eingeschlossen. In dem.Rad 3 der Lokomotive oder des Triebrades
sind eine Anzahl von Spulen 4, die zweckmäßig mit einem Eisenkern versehen sind, angeordnet. Diese können innerhalb
des Radkranzes vor den Speichen liegen, oder sie können in den Zwischenräumen zwischen
den Speichen angeordnet sein. Da die Seitenverschiebung der Achse zwischen den Schienen
nur gering ist, so kann man mit den Polen der Magnete so dicht an die Schiene herantreten,
daß zwischen ihnen und dem Radreifen nur ein verhältnismäßig schmaler Zwischen-
raum verbleibt, was die Einwirkung des Magnetfeldes auf die Spulen 4 begünstigt. Um
Spurerweiterungen beispielsweise in Kurven oder das Seitenspiel der Achse in den Schieneu
zu kompensieren, können zwei Magnetspulen, entweder beiderseits einer Schiene oder an der Außen- oder Innenseite jeder der
Schienen, angebracht werden. Auf der Radachse sind je nach der Stromart die Schleifringe
oder Kollektoren 5 vorgesehen,, von denen der Strom, der sich beim Durchschneiden
des magnetischen Kraftfeldes 2 durch die Spulen 4 bildet, in bekannter Weise abgenommen
werden kann, um zu der Kupplungsvorrichtung geleitet zu werden, die den Antriebsmechanismus
mit der Warnungs- und Bremsauslösevorrichtung kuppelt. Der Antriebsmechanismus besteht aus einer an dem
Laufrad der Lokomotive oder des Triebwagens befestigten Kurbel 6 (Abb. 2), durch
die während der Eahrt eine Schubstange 7 im Rhythmus der Radumdrehung ständig auf
und nieder bewegt wird. Die Schubstange 7 ist im oberen Teil in die beiden Äste 8 und 9
gegabelt. Der Teil 8 trägt einen Elektromagneten 10, der durch den von den Schleifringen
5 der Achse abgenommenen Strom erregt wird. Der Magnet wirkt auf eine Sperrklinke 11, die bei unerregtem Magneten
eine an dem Teil 8 der Schubstange 7 angelenkte Transportklinke 12 festhält, so daß
diese außer Eingriff zu einem Sperrade 13 bleibt. Mit dem Sperrad 13 ist ein Drehschieber
14 verbunden, der sich in einem Gehäuse 15 befindet, dessen Boden als Schieberspiegel
dient. In den Gehäuseboden münden Druckluftleitungen 16 und i6a sowie 17
und ιγα, die durch Hohlräume 18 sowie 19
im Schieber 14 paarweise in Verbindung gesetzt werden können, für gewöhnlich jedoch
durch die Schieberfläche gegeneinander abgeschlossen sind. Die Leitungen 16 und 16"
sind Warnleitungen, die — falls der Schieber die Verbindung vermittelt — Druckluft zu
einer Signalpfeife gelangen lassen. Diese Leitungen sind von geringem Querschnitt. Bei
Kenntnis des Umfanges des Laufrades, des Übersetzungsverhältnisses eines etwa vorhandenen
Vorgeleges und der spezifischen Zähnezahl des Rades kann man die Länge der Schieberhöhlung 18 so bemessen, daß das
Warnsignal eine bestimmte Fahrstrecke, etwa 200 m lang, ertönt. An Stelle dieser Einrichtung
kann auch ein optisches Signal auf dem Führerstand ausgelöst werden, indem eine farbige Scheibe nach Art der bei elektrischer
Streckenblockung üblichen Scheiben herabfällt. Zu diesem Zweck kann das Sperrrad
13 mit einer Auslösevorrichtung für die Scheibe versehen sein. Die eine der Leitungen
17, IJ" steht mit der Hauptluftleitung der
Druckluftbremsanlage, die andere mit der freien Luft in Verbindung. Die zur Verbindung
der Leitungen 17 und 17« vorgesehene Schieberhöhlung 19 kann so angeordnet sein,
daß sie die Verbindung erst herstellt, nachdem nach Auftreten des Induktionsstromes
die Wegstrecke zurückgelegt ist, auf der das Warnsignal ertönt.
Sieht man nicht gesonderte Warn- und Bremsleitungen vor, so kann man bei Wahl
entsprechender Leitungs- und Schieberhöhlungsquerschnitte erreichen, daß zugleich
mit dem Ertönen des akustischen Signals eine anfänglich leichte, allmählich sich steigernde
Bremsung eintritt.
Die Transportklinke 12 kann so angeordnet sein, daß durch einen Hebel, der sich außerhalb
des plombierten Gehäuses befindet, das die ganze Einrichtung umschließt, willkürlich
der Eingriff der Transportklinke 12 mit dem Sperrad 13 aufgehoben werden kann, wodurch
die Warnung unterbrochen wird und die selbsttätige Bremsung verhindert wird. In diesem Falle ist Vorsorge getroffen, daß das
Sperrad 13 selbsttätig in seine Ausgangslage zurückkehrt.
Die Drehung des Sperrades 13 und des Drehschiebers 14 erfolgt unabhängig von der
Welle 20, da sich letztere aus den unten dargetanen Gründen ständig dreht, solange die
Kurbel 6 mit dem Laufrad umläuft, während das Sperrad 13 mit dem Drehschieber 14 nur
in Umdrehung versetzt wird, wenn der Elektromagnet 10 durch den Induktionsstrom
erregt wird. Auf der Welle 20 sitzt ein zweites Sperrad 21, das durch den Teil 9 der
Schubstange 7 in gleicher WTeise in Drehung versetzt wird wie das Sperrad 13, sich jedoch
ständig dreht, solange die Kurbel 6 umläuft. Die Drehbewegung des Sperrades 21 überträgt
sich durch das auf der Welle 20 sitzende Zahnrad 22 auf die Zahnräder 23 und 24,
durch die die Transport- und Leitwalzen 25, 26 und 27 für den Registrierstreifen des Kontröllwerkes
in Umdrehung versetzt werden. Durch geeignetes Übersetzungsverhältnis kann erreicht werden, daß die Vorschubgeschwindigkeit
des Registrierstreifens mit einem geringen Bruchteil, etwa 1Z100O! der Umlaufgeschwindigkeit
des Rades oder der Fahrtgeschwindigkeit der Lokomotive erfolgt. Ein von einem Uhrwerk angetriebenes,
mit Zeitmarken versehenes Markierrad 28 drückt dieses in den Registrierstreifen,
ein anderes Rad markiert gewisse Streckenlängen (100 m, 1000 m o. dgl). Das Uhrwerk
für das Zeiträdchen kann durch die von der Kurbel des Laufrades bewegte Schubstange
dauernd aufgezogen werden. Durch an sich bei -derartigen Kontrollvorrichtungen bekannte Schreibstifte 29 werden die erfor-
derlichen Aufzeichnungen gemacht, und zwar können der Beginn des Warnungseeichens,
dessen Beendigung, der Beginn der selbsttätigen Bremsung, der Beginn der willkürliehen
Bremsung u. a. m. registriert werden. Mit Hilfe der Zeit- und Wegemarken erhält man dann ein vollständiges Bild über
den Verlauf der. Fahrt, die zurückgelegten Entfernungen, die erreichten Geschwindigkeiten,
Eintritt und Beendiung sowie willkürliches Unterbrechen von Warnungen, Beginn und Ende der selbsttätigen und der willkürlichen
Bremsungen. Um letzteres festzustellen, muß das Führerbremsventil an die Registriervorrichtung angeschlossen werden.
Ferner ist ein Stempel vorgesehen, der von außen her auf den Papierstreifen niedergedrückt
wird und beim Personalwechsel von dem die Lokomotive abgebenden Lokomotivao führer betätigt wird, und schließlich ist ein
Messerstempel angeordnet, mittels dessen bei Beendigung der Fahrt der Kontrollstreifen
abgeschnitten wird, um, mit der Lokomotivnummer versehen, mit dem Fahrtbericht zusammen
abgegeben zu werden.
Um bei Unfällen in der Lage zu sein, nachträglich sowohl den Kesseldruck sowie den
Luftdruck in der Hauptleitung und im Hauptbehälter nachzuweisen, kann das Schaltwerk
auch diese Aufzeichnungen vornehmen. Schließlich kann man die Registriervorrichtung
auch dazu heranziehen, die Reglerstellung und die Lage der Steuerung (Füllungsgrad) anzugeben, so daß man auch ein Bild
über die Maschinenleistung gewinnt, und den Gebrauch der Dampfpfeife sowie eines etwa
vorhandenen Läutewerkes anzugeben.
Claims (3)
- Patentansprüche:ι . Vorrichtungzur Verhütung des Überfahrens von Haltsignalen und zur Betriebsüberwachung der Lokomotive, bei der ein unmittelbar neben der Schienewirksam werdendes magnetisches Kraftfeld bei in Haltstellung befindlichem Vorsignal erzeugt wird, mittels dessen durch ein auf der Lokomotive mitgeführtes Spulensystem ein zur Auslösung eines Warnsignals und einer selbsttätigen Bremsvorrichtung dienender elektrischer Strom erzeugt wird, der einen Elektromagneten erregt und dadurch eine von diesem beherrschte Sperrklinke freigibt, die ihrerseits eine Transportklinke zum Eingriff mit einem Sperrad bringt, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Sperrrad (13) ein Drehschieber (14) in Verbindung steht, der eine Warn- und Bremsleitung zu öffnen und zu schließen vermag.
- 2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der die Drehbewegung des die Warn- und Bremsvorrichtung überwachenden Drehschiebers in bekannter Weise von einer an einem Laufrad angebrachten Kurbel abgeleitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß die die Kurbelbewegung übertragende Schubstange (7) gleichzeitig die Drehbewegung für ein Registrierwerk veranlaßt. -70
- 3. Vorrichtung nach den xA.nsprüchen 1 und 2, .gekennzeichnet durch eine an sich bekannte Kontrollvorrichtung, die auf einem Registrierstreifen die zurückgelegten Wege in Abhängigkeit von bestimmten Zeiteinheiten (Geschwindigkeit), die Dauer des Warnsignals so\vie der selbsttätigen Bremsung, deren Verhinderung und Unterbrechung, feimer die willkürliche Bremsung, den Kesseldruck sowie den Hauptleitungs- und Hauptbehälterdruck der Druckluftbremsanlage und schließlich den Personalwechsel und die Betriebsnummer der Lokomotive und die Reglerstellung nebst Füllungsgrad sowie den Gebrauch der Dampfpfeife und eines etwa vorhandenen Läutewerkes aufzeichnet.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
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