DE470542C - Rangierverfahren - Google Patents
RangierverfahrenInfo
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- DE470542C DE470542C DEK92511D DEK0092511D DE470542C DE 470542 C DE470542 C DE 470542C DE K92511 D DEK92511 D DE K92511D DE K0092511 D DEK0092511 D DE K0092511D DE 470542 C DE470542 C DE 470542C
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-
- B—PERFORMING OPERATIONS; TRANSPORTING
- B61—RAILWAYS
- B61B—RAILWAY SYSTEMS; EQUIPMENT THEREFOR NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
- B61B1/00—General arrangement of stations, platforms, or sidings; Railway networks; Rail vehicle marshalling systems
- B61B1/005—Rail vehicle marshalling systems; Rail freight terminals
Description
DEUTSCHES REICH
Bibüoiheek
1 j. Einendem
2 2 FEB, 1Π29
AUSGEGEBEN AM
21. JANUAR 1929
REICHSPATENTAMT
PATENTSCHRIFT
JVi 470542 KLASSE 20 a GRUPPE
Alfred Kästner in Berlin-Lichterfelde
Rangierverfahren Patentiert im Deutschen Reiche vom 20. Januar 1925 ab
Die bisher eingeführten Verfahren, nämlich das Rangierstoß- und Schwerkraftverfahren,
haben die Nachteile, daß infolge der verschiedenen bewegungshindernden Kräfte,
die auf das in Fahrt befindliche Fahrzeug ausgeübt werden, der rangierende Wagen entweder
mit erheblicher Geschwindigkeit auf einen stehenden aufläuft o-der das Ziel überhaupt
nicht erreicht. Um die daraus entstehenden Nachteile zu vermeiden, hat man sich in neuester Zeit an verschiedenen Stellen
für die Einführung der ferngesteuerten Gleisbremse unter Beibehaltung des alten
Schwerkraftverfahrens entschieden. Durch planmäßige Untersuchung der üblichen Fahrzeuge
wurden die mittleren Lauf-, Wind-, Krümmungs- und sonstigen Widerstände festgestellt
und unter Zugrundelegung dieser Werte die einzelnen vom Ablaufberg rollenden Fahrzeuge auf Laufziel abgebremst. Da
nun aber die Laufwiderstände in erheblichem Alaße, und zwar sehr verschieden, von Achsschenkelwärme,
Lagerzustand, Ölbeschaffenheit, spezifischer Lagerbelastung, Geschwindigkeit
usw. abhängen, weichen die Einzelwerte oft sehr bedeutend von den aufgestellten Mittelwerten ab, so daß trotz Gleisbremse
und aufmerksamster Bedienung Fehlläufe nicht selten sind. Dem Schwerkraftverfahren
haftet ferner noch der Nachteil an, daß der bei weitem größte Teil der Beschleunigungsenergie sofort wieder abzubremsen ist; denn
der Ablaufberg muß genügend hoch sein, um den mit dem größten spezifischen Laufwiderstand
behafteten Wagen den größtmögliehen Weg durchlaufen zu lassen. Es findet
hier also eine beträchtliche Energievergeudung statt. Die Anordnung eines Sommer-
und eines Winterberges schwächt den Nachteil zwar ab, aber beseitigt ihn nicht. Der
Bau eines Ablaufberges von geringer Höhe, verbunden mit Zusatzbeschleunigungsvorrichtung
und Gleisbremse, ist zwar hinsichtlich auf Energiewirtschaft günstiger, doch in bezug
auf den Grad der Zielrangiergenauigkeit ungünstiger. Um die angedeuteten Nachteile
zu beseitigen, wird erfindungsgemäß folgendes Rangierverfahren vorgeschlagen:
Auf das zu rangierende Fahrzeug läßt man mittels einer Beschleuinigungsvorrichtung eine
bekannte, gesetzmäßig verlaufende, zweckmäßig vollkommen konstante Kraft einwirken.
Während der Beschleunigung wird der Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverlauf
des Fahrzeuges mittels einer Meßvorrichtung aufgenommen, welche fortlaufend die zu erwartende
Laufzeit und Laufweite selbsttätig ermittelt und anzeigt. Auf diese Weise ist es
möglich, auf das Fahrzeug die Beschleunigungskraft nur so· lange einwirken zu lassen,
bis die in dem Fahrzeug aufgespeicherte lebendige Energie gerade ausreicht, um es
unter Überwindung der Lauf widerstände an das gewollte Ziel zu leiten. .
Der Vorgang ist unter Zugrundelegung horizontaler Ablaufgleise in Abb. 1 graphisch
dargestellt.
Die Masse des Fahrzeuges, auf die eine
konstante Kraft/5 beschleunigend -einwirkt, ist
bekannt, wobei die Wirkung der rotierenden Fahrzeugteile durch einen prozentualen Zuschlag
berücksichtigt wurde. Würden während des Laufes neben den Beschleunigungswiderständen keine Bewegungswiderstände zu
überwinden sein, so müßte die Beschleunigungskurve über der Zeit t die Horizontale p0
und die Geschwindigkeitslinie die Schräge V0 sein. Praktisch ist der Gescliwindigkeitsverlauf
gleich der Kurve v, da' eine jeweilig von den einzelnen Geschwindigkeiten abhängige,
durch Äe verschiedensten Faktoren hervorgerufene
Verzögerungskomponente pi = po —ρ
auf das Fahrzeug einwirkt, wo ρ die wirkliche Beschleunigungslinie darstellt. Man
kann jetzt auf Grund der v- und pv-Werte in
eindeutiger Weise die Geschwindigkeitskurvie während des Ablaufes über der Zeit/! punktweise
auftragen und den Laufweg somit als Integrationswert vorausbestimmen, pb ist die
somit ermittelte Verzögerungskurve über der Ablaufzeit, Vb die dazugehörige Geschwindigkeitslinie.
Da es sich um 'eine Vorausbestimmung des Laufweges handelt, muß man Vb1
bei Null beginnend, stetig fortschreitend mit v, rückwärts auftragen, um so die durch vj, abgegrenzte
Wegfläche ziffernmäßig vor Augen zu haben. In der Abbildung wurden für einen
AugenbUckszustand die sich entsprechenden Geschwindigkeits- und Beschleunigungsordinaien
eingetragen.
Die vorstehenden Ausführungen gelten streng genommen natürlich, nur unter der Voraussetzung,
daß bei der gleichen Fahrzeuggeschwindigkeit sowohl der Wind als auch die Lagerreibung die gleichen Bewegungswiderstände verursachen. Die praktisch vorkommenden
Abweichungen sind durch geringe, empirisch zu bestimmende Korrekturen zu berücksichtigen. Den Krümmungswiderständen
kann in bekannter Weise durch eine zusätzliche Geschwindigkeitshöhe Rechnung
getragen werden.
Die an sich bekannte Beschleunigungsvorrichtung, welche in einfachster Form eine
Winde bzw. ein Spill sein kann, muß mit konstantem Drehmoment, zweckmäßig elektrisch,
beispielsweise durch ein Leonard-Aggregat, angetrieben werden. Dieses bestellt aus dem
Antriebsmotor, der Dynamo, der Erregermaschine und dem Nebenschlußhauptmotor. Die Regelung des Aggregats auf konstantes
Drehmoment könnte so erfolgen, daß die Dynamo konstanten Strom liefert und die
Erregerstromstärke des Nebenschlußhauptmotors in Abhängigkeit von der Drehzahl an
Hand empirisch bestimmter Werte zweckmäßig selbsttätig so beeinflußt wird, daß das
Drehmoment im praktischen Drehzahlbereich konstant ist. Die für eine praktische Ausführung
in Frage kommenden Vorrichtungen sind in ihren Einzelheiten bekannt.
Unter Umständen empfiehlt es sich, in. das Getriebe der Beschleunigungsvorrichtung eine
an sich bekannte selbststeuernde Reibungsbzw. Drehmoment- oder Schlupfkupplung zu
legen, welche bei einem bestimmten Drehmoment anspricht und schlüpft, also in weitem
Maße von der Größe des Reibungskoeffizienten
der Reibflächen unabhängig· ist.
Will man durch eine Drehmomentkupplung eine selbsttätige, zusätzliche Beeinflussung der
Hauptmotorleistung erzielen, so könnte diese beispielsweise, wie nachstehend dargelegt, erfolgen:
- Man ordnet ein Differentialgetriebe so an, daß es einerseits von der Welle vor der Kupplung
mit der Übersetzung 100:100, anderseits von der Welle hinter der Kupplung mit
der Übersetzung 101:100 angetrieben wird.
Die Antriebswelle des Differentialgetriebes steht also still, wenn die Kupplung mit 1 <y0
schlüpft. Durch den Einbau einer Kontaktvorrichtung, deren einer Kontakt auf der Abtriebswelle
sitzt und deren anderer Kontakt feststeht oder als Schleppkontakt ausgebildet ist, kann man in an sich bekannter Weise
die zusätzliche Beeinflussung der Hauptmotorleistung in Abhängigkeit von der Schlupfgröße
herbeiführen.
Die Steuerung der Leonard-Dynamo muß hier entweder in Abhängigkeit von der-. Drehzahl
oder Ankerstromstärfce so erfolgen, daß der Hauptmotor mit Sicherheit eine größere
Leistung als erforderlich hergeben würde, damit die vorerwähnte zusätzliche Beeinflussung
durch die Drehmomentkupplung möglich, ist.
An Stelle der Schlupfkupplung mit Kontaktvorrichtung
kann man ein Kontakt-Torsionsdynamometer einbauen. Dieses ist ein an sich bekanntes Torsionsdynamometer mit
Vorspannung, welches beispielsweise auf der treibenden und dex getriebenen Scheibe je
einen Kontakt besitzt, die sich berühren, wenn das Drehmoment unter dem normalen Wert
liegt, um so z. B. den Feldvorschaltwiderstand des Nebenschlußhauptmotors kurzzuschließen.
Dieser Kurzschluß wird aufgehoben, sobald das Drehmoment über dem normalen
liegt. Im Betriebe wird also ein dau- f erndes Öffnen und Schließen auftreten, und
das Drehmoment wird praktisch konstant sein. Mit Hilfe eines Differentialgetriebes oder 115 '
einer ähnlichen an sich bekannten Vorrichtung, welche die gegenseitige Verdrehung
zweier Wellen angibt, kann die Kontaktvorrichtung auch ruhend angeordnet werden.
Baut man statt des Kontakt - Torsionsdynamometers einen Kontaktdynamometer in
das Zugorgan oder in den' Beschleunigungs-
wagen ein, so kann man prinzipiell in gleicher Weise den Hauptmotor beeinflussen.
Falls in dem Beschleunigungsgetriebe keine Rutschkupplung eingebaut ist. dürfte es von
Vorteil sein, die Annäherung des Beschleunigungswagens o. dgl. an das zu beschleunigende
Fahrzeug durch einen weit schwächeren, zweckmäßig mit Rutschkupplung versehenen
Antrieb vorzunehmen, um dann den
ίο Hauptantrieb über eine Überholungskupplung
auf (Hi'ßeschleunigungsvorrichtungzu schalten.
Die Meßvorrichtung zur Vorausbestimmung von Laufzeit und Laufweite, welche ebenfalls
Gegenstand der Erfindung ist, soll an Hand eines nachstehend aufgeführten Beispiels
in Form eines Kegelfriktionsgetriebes f Abb. 2) erklärt werden.
Die zylindrische Trommele wird über ein an sich bekanntes, zeichnerisch nicht dargestelltes
Tachometerwerk in Abhängigkeit von der Fahrzeuggeschwindigkeit ν angetrieben, so
daß ihre Umdrehungen bzw. ihr Drehwinkel (ein Vielfaches von 277) während eines jeden
Meßvorganges ein Maß für die Geschwindigkeitt'
ist. Der Friktionsring bzw. Friktionsriemen d wird so geführt, daß seine jeweilig«
Stellung und die sich hieraus ergebende Übersetzung mit der konischen Trommel b ein
Maß für die jeweilig geltende Verzögerung p,-
bildet (s. Abb. i). Sind diese Voraussetzungen erfüllt, so muß, da 2 Δί = Σ — ist, der
Drehwinkel der Kegeltrommel gleich der Zeit sein, die vergeht, wenn der Wagen von seiner
Höchstgeschwindigkeit an fortlaufend, entsprechend der jeweiligen - Übersetzung, verzögert
zum Stillstand kommt. In ähnlicher Weise entspricht der Riemenstellunge bzw.
der jeweiligen Übersetzung zwischen der zylindrischen Trommel c und der konischen
Trommel b die jeweilig herrschende Wagengeschwindigkeit v, so daß nach der Glei-
chung 2.Af = 2.—-- die Gesamtdrehzahl bzw.
der Drehwinkel der zylindrischen Trommele dein Wege proportional ist, den der Wagen
während seines Ablaufes zurücklegt.
Ein anderes, im Prinzip gleiches Beispiel zeigt Abb. 3. An Stelle der zylindrischen
Trommeln λ und c (Abb. 2) treten hier die längsgeschlitzten Hohlwellena' und c\ auf
welchen die Friktionsscheiben d! bzw. e' verschiebbar
angeordnet sind. Die Stelle der Kegeltrommel nimmt hier die Doppelfriktionsscheibe
b' ein. Der Drehwinkel der einzelnen Wellen gibt auch hier ein Maß für Geschwindigkeit,
Laufzeit und Laufweg.
Praktisch wird man wohl auch in Abb. 2 die Trommeln durch geschlitzte oder längsgenutete
Wellen mit Friktionsscheiben ersetzen.
Es ist auch möglich, direkt aus dem Geschwindigkeitsverlauf
unter Beeinflussung der jeweiligen Beschleunigung und der jeweiligen Geschwindigkeit die Lauf weite im voraus
zu ermitteln; doch dürfte dieses in der Praxis nicht angebracht sein, da dem Rangiermeister
durch Angabe des Ablaufzeitverlaufes die Berücksichtigung der Pufferzeitabstände
erleichtert wird. Dieses ist besonders hei Hochleistungsaniagen von großem Nutzen.
Das erforderliche Übersetzungsverhältnis zwischen b und c der Abb. 2 bietet praktisch
keine Schwierigkeit, da die Wagen stets mit einer Geschwindigkeit größer als 0,5 m/sec
anrollen und kleiner als 10 m/sec abrollen.
Die Grenzwerte der Verzögerangskomponenten/?,,
liegen in dieser Hinsicht nicht ungünstiger. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben,
daß selbst eine Zulauf geschwindigkeit von ι m/sec nur eine Geschwindigkeitshöhe
von 5 cm darstellt, also eine Höhe, die nicht einmal ausreicht, um den Krümmungswiderstand in einer auf Verschiebebahnhöfen normalen
Krümmung zu überwinden.
Auf den Geschwindigkeitsantrieb von c und auf die Geschwindigkeitsverstellung von e
soll hier nicht näher eingegangen werden, da diese in an sich bekannter Weise auszuführen
sind.
Ein Ausführungsbeispiel des Beschleunigungs- und Verzögerungsanzeigers zeigt Abb. 4.
Die Hohlwelle g wird proportional der stetig zunehmenden Wagengeschwindigkeit angetrieben
und wirkt über eine Feder h auf eine praktisch reibungslos gelagerte Massel von
verhältnismäßig groliem Trägheitsmoment treibend ein. Mit der Masse k ist die Schraubenspindel
m unmittelbar gekuppelt. Die dazugehörige Mutter/z wird durch die Welle g
axial geführt, so daß die Mutter Λ entsprechend der jeweiligen Beschleunigung von g
eine axiale- Verschiebung ausführt. (Es empfiehlt sich, bei der Ausführung an Stelle der
Schraube m und der Mutter ti, die gleitend
aufeinander einwirken, eine Übertragungsvorrichtung mit rollender Reibung zu wählen.)
Die axiale Bewegung von ti wird mittels Schleifzeuges auf den zweiarmigen Hebel ο
übertragen, welcher auf den über Rollen geführten endlosen Seilzugs einwirkt. In diesem
Seilzug ist auf der einen Seite der Rienienführuiigsbügelz
eingefügt, der den aus Abb. 2 ersichtlichen Friktioinsrieniend führt;
auf der anderen Seite ist die Schraubenspindel if eingeschaltet. Diese ist axial verschiebbar,
aber nicht drehbar gelagert. Auf w sitzt eine lange Mutter/, die mit Hilfe des axial
fest gelagerten Zahnräderpaares u gedreht werden kann. Die zylindrische, außen längsgenutete
Mutter/ trägt unten ein Schleifzsug, in welches der Hebel 0 greift»
Stellt man den Riernenführungsbügelz vor
dem Beschleunigungsvorgang entsprechend der Masse des zu beschleunigenden Wagens
mittels des Zahnräderpaaresa so ein, daß dem Übersetzungsverhältnis zwischen der Geschwindigkeitstrommel
α und der Zeittrommel & (Abb. 2) die ideelle Beschleunigung/?„
entspricht, so würde dieser !eingestellte Beschleunigungs wert p0 gleichzeitig die Verzögerungskömponente
pv sein, wenn die bekannte Antriebskraft P keine Beschleunigung erzielen
würde.
Schaltet man dann die Beschleunigungsvorrichtung und damit die Meßvorrichtung ein,
so wird entsprechend der tatsächlichen Beschleunigung der Hebel ο ausschlagen und
mittels des Seilzuges s der Riemenführungsbügelz um den gleichen proportionalen Wert
nach unten bewegt. Die Übersetzung zwisehen α und b (Abb. 2), welche sich während
des Beschleunigungsvorganges stetig ändert, steht auf diese Weise dauernd mit der
jeweilig herrschenden Verzögerungskomponente/7,,
im Einklang.
Da mit derselben Beschleunigungsvorrichtung sowohl sehr leichte; als auch sehr
schwere Wagen zu beschleunigen sind, so könnte man die leichten Wagen beispielsweise
mit der halben Kraft beschleunigend antreiben, wobei man jedoch beachten muß, daß
die Drehwinkel der Zeit- und -Wegtrommel dann ebenfalls durch zwei zu teilen sind, um
die richtigen Werte zu erhalten. Es ist auch möglich, die Übersetzung zwischen B-eschleunigungsvorrichtung
und Beschleunigungs-oder Geschwindigkeitsmeßvorrichtung vor den einzelnen
Meßvorgängen zu ändern, wobei jedoch dieser Änderung während der Ablesung
der angezeigten Werte Rechnung zu tragen ist. Soll aus irgendeinem Grunde das Schwerkraftrangierverfahren
mit seinen anfangs erwähnten Nachteilen beibehalten werden, so kann auch hierfür sinngemäß die vorbeschriebene
Meßvorrichtung mit Erfolg Anwendung finden.
Der Beschleunigungsanzeiger vereinfacht sich, da die ideelle Beschleunigung/J0 unabhängig
von der Wagenmasse und proportional der Erdbeschleunigimg ist. Berücksichligt
man die Wirkung der rotierenden Wagenteile durch einen Mittelwertkorrektionsfaktor,,
so könnten die aus Abb. 4 .ersichtlichen Teile W, /, α fortfallen. Der Hebel ο greift dann
mittels Schleifzeuges 'direkt an s an, und der Riemenführungsbügelz nimmt in der Ruhelage
der Meßvorrichtung stets die höchste Stellung ein. Die Angabe des Wagengewichtes
wäre dann nicht 'erforderlich.
Der Rangiervorgang ist etwa folgender: Der Wagen läuft den mit konstanter Neigung
— beispielsweise 50 °/00 — errichteten Ablaufberg
hinunter, wobei in Abhängigkeit von der Wagengeschwindigkeit die Meßvorrichtung
zur Vorausbestimmung von Laufweite nebst dazugehöriger Geschwindigkeit angetrieben
wird. Hat der Wagen die Geschwindigkeit erreicht, bei der die Meßvorrichtung die gewollte Laufweite anzeigt, so muß sich
beispielsweise der Rangiermeister diesen Geschwindigkeitswert merken; der Wagen läuft
weiter bergab, kommt in die Bremszone und wird hier durch eine ferngesteuerte Gleisbremse
bis auf die vorher bestimmte Geschwindigkeit abgebremst, so daß seine kinetische
Energie gerade ausreicht, um ihn über die horizontal verfcgten Weichen und
Gleise an das gewollte Ziel zu leiten.
Den Geschwindigkeitsantrieb für die Meßvorrichtung kann man auf verschiedene Arten
erhalten, und zwar sowohl auf mechanischem Wege, beispielsweise durch Seilzug und Meßwagen,
als auch auf elektrischem Wege, beispielsweise mit Hilfe von Schienenkontakten. Man ordnet zu diesem Zwecke zwischen
oder neben den Hauptgleisen der Beschleuni- ι gungs- und Bremsstrecke Hilfsgleise an, auf
denen Meßwagen, je an einem Seil befestigt, laufen. Der betreffende Meßwagen wird zu
Beginn des Beschleunigungsvorganges durch Ausleger mit dem ablaufenden Wagen ver- c
bunden, so daß das Seil die jeweilige Wagengeschwindigkeit besitzt. Mittels weiterer bekannter
Übertragungsglieder wirkt das Seil auf die Meßvorrichtung ein. Am Ende der Bremszone bzw. am Ende der Seilbahn kehrt
der Meßwagen unabhängig von den ablaufenden Wagen durch mechanischen Antrieb in seine Anfangsstellung zurück, um hier von ·
neuem selbsttätig mit dem nächsten Wagen gekuppelt zu werden. Bei Hochleistungsanla- ic
gen muß man etwa drei derartiger Meßwagen vorsehen, die völlig unabhängig voneinander
auf je eine Meßvorrichtung arbeiten. Die Schaltung der Meßanlage kann auch so gewählt
werden, daß drei Meßwagen mit insgesamt zwei Meßvoa-richtungen zusammenarbeiten.
An Stelle von Seilbahn mit Meßwagen kann auch .ein endloses Seil, Band o. dgl. unmittelbar
mit dem Wagen gekuppelt werden. Ebenfalls kann man eine Trommel oder Haspel anordnen, deren Seil mit dem Wagen
verbunden wird, um so die veränderliche Wagcxigeschwindigkeit
weiteirzuleiten.
Die Ermittlung der Fahrzeuggeschwindig- 11
keit auf elektrischem Wege mittels Schienen- ' kontakte ist ebenfalls in verschiedener Weise
möglich. Es soll hier nur ein Beispiel angegeben werden: Von der Spitze, des Ablaufberges
bis zum Ende der Talbremse werden 121 ~ zweckmäßig in stets gleichen Abständen
Schienenkontakte angeordnet. Diese steuern
über einen, selbsttätigen Vorwähler und ein |
Sperrklinkenschaltwerk in Abhängigkeit von \ der jeweiligen Wagengeschwindigkeit einen |
Doppelfeldregulierwiderstand. Hierbei kann j das Sperrklinkenschaltwerk über ein Uhr- ·
werk, Zeitpendel, über eine mit konstanter Ge- ι schwindigkeit umlaufende Schaltscheibe o. dgl. ;
betätigt werden. Der Reguüerwi der stand be- ' einflußt einen Doppel- oder Differentialmotor
to in. bekannter Weise derart, daß die Differenzdrehzahl
zwischen dem rechts und hierzu relativ links umlaufenden Motorteil ebenfalls
mit der Wagengeschwindigkeit im Einklang steht. Der Differentiaknotor wirkt auf die
Meßvorriehtung ein.
Claims (12)
- Patentansprüche :-i. Rangierverfahren, bei welchem die zu rangierenden Fahrzeuge zunächst auf eine .,Höchstgeschwindigkeit beschleunigt und i dann unter Ausnutzung der aufgespeicher- ! ten Energie den auf verschiedenen Gleisen liegenden Sammelstellen zugeleitet werden, dadurch gekennzeichnet, daß beständig ;as während der Beschleuinigungsperiode die jeweils vorhandene Geschwindigkeit und i Beschleunigung gemessen und angezeigt . werden, und daß die die Geschwindigkeit ' des Fahrzeuges beeinflussende Kraft ent- | sprechend den sich aus diesen Anzeigen | ergebenden Werten für die jeweils erziel- | bare Laufweite (Laufstrecke) so lange oder j in solchem Ausmaß zur Wirkung gebracht j wird, daß das Fahrzeug unter Berück- ' sichtigung seiner tatsächlichen Lauf widerstände am Beginn der Auslauf strecke gerade die für die in Betracht kommende Entfernung erforderliche Höchstgeschwin- ' digkeit besitzt.
- 2. Einrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Ansprach 1, gekennzeichnet , durch eine zweckmäßig horizontal angeordnete Beschleunigungsstrecke, durch einen längs dieser Strecke mit konstant zr Antriebskraft bewegbaren Mitnehmer, der in jedem beliebigen Zeitpunkt vom Stellwerk aus außer Einwirkung gesetzt werden kann, sowie durch eine im Stellwerk angebrachte Meßvorrichtung, welche mit dem Mitnehmer in Verbindung steht und in Ableitung van dessen jeweiliger Ge- . schwindigkeit die zugehörige Laufzeit und ι Laufstrecke anzeigt.
- 3. Einrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine geneigte Beschleunigungsstrecke ·, (Ablaufberg), durch eine am Ende der Beschleunigungsstrecke angeordnete Gleisbremse, die vom Stellwerk aus zu jedem beliebigen Zeitpunkt in und außer Einwirkung gesetzt werden kann, sowie durch eine im Stellwerk angebrachte Meßvorrichtung, welche mit einer längs der Beschleunigungsstrecke vorgesehenen Abnahmevorrichtung für die jeweilige Geschwindigkeit, z. B. in Form eines geschlossenen Seilzuges, in Verbindung steht und in Ableitung von dieser die zugehörige Laufzeit und Laufstrecke anzeigt.
- 4. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Mitnehmer über eine Rutschkupplung von einem mit beliebiger, aber genügend hoher Drehzahl umlaufenden Motor angetrieben wird, wobei eine die Antriebskraft des Mitnehmers kontrollierende Vorrichtung den Schleifdruck der Rutschkupplung selbsttätig so regelt, daß diese Antriebskraft konstant bleibt.
- 5. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Mitnehmer von einem mit wachsender Drehzahl umlaufenden Motor über eine die Antriebskraft des Mitnehmers kontrollierende Vorrichtung, z. B. ein Dynamometer oder Torsionsdynamometer, angetrieben wird, welche zwischen zwei Grenzstellungen die Steuerung des Antriebsmotors in dem einen oder anderen Sinne so beeinflußt, daß sein Drehmoment konstant bleibt.
- 6. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 und 5. dadurch gekennzeichnet, daß als kontrollierende Vorrichtung eine mit Schlupf arbeitende Rutschkupplung dient, die bei Abweichung von einer bestimmten Größe des Schlupfes die Steuerung des Antriebs-; motors in dem einen oder anderen Sinne beeinflußt.
- 7. Einrichtung nach Anspruch 1, 2, 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Umdrehungen der beiden Rutschkupplungsteile mittels eines Differentialgetriebes auf das Differenzrad so· übertragen werden, daß eine Drehung dieses Rades nach der einen oder anderen Richtung die Steuerung des Antriebsmotors in dem einen oder anderen Sinne in Tätigkeit setzt.
- 8. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Antriebsmotor des Mitnehmers der Arbeitsmotor eines Leonard-Aggregats dient, und daß die den Arbeitsmotor speisende Leonard Dynamomaschine in Abhängigkeit von einem Stromrelais so erregt wird, daß ihr Ankerstrpm konstant ist, sowie das Feld des Arbeitsmotors in Abhängigkeit vor, der Drehzahl derart zusätzlich beeinflußt wird, daß das Drehmoment des Arbeitsmotors konstant ist.
- 9. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2 oder 3, gekennzeichnet durch ein Meßgerätfür die Geschwindigkeit, welches mit der Geschwindigkeitsabnahmevorrichtung verbunden ist, und durch ein Meßgerät für die sich aus der Differenz zwischen ideeller und tatsächlicher Beschleunigung ergebende Verzögerung, welches von dem Beschleunigungsmesser in Tätigkeit gesetzt wird, sowie durch eine Vorrichtung, welche den Ausschlag des ersteren in einem von dem Ausschlag des letzteren, abhängigen Maß auf einen Laufzeitanzeiger weiterleitet, der seinerseits seine Anzeige in einem von der jeweiligen Geschwindigkeit abhängigen Maß auf einen Laufstreckenanzeiger überträgt.
- 10. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3 und 9, gekennzeichnet durch zwei hintereinandergeschaltete Reibungsgetriebe mit je veränderlicher Übersetzung, deren Antriebswelle mit dem Geschwindigkeitsmesser gekuppelt ist, während das Stellglied für die erste Übersetzung entsprechend den Ausschlägen des Verzögerungsmessers und das Stellglied für die zweite Übersetzung entsprechend den Ausschlägen des Geschwindigkeitsmessers derart bewegt wird, daß der Drehwinkel der Zwischenwelle die Laufzeit und der Drehwinkel der dritten Welle die Laufstrecke angibt.
- 11. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit der Geschwindigkedtsabnahmevorrichtung verbundene Welle mittels einer Feder eine umlaufende Beharrungsmasse mitschleppt, und daß die Relativverdrehung dieser beiden Teile über ein Führungsglied auf ein den Ausschlag weiterleitendes Organ, z. B. ein geschlossenes Seil, übertragen wird, welches an dem Führungsglied einstellbar befestigt ist.
- 12. Einrichtung nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß längs des Ablaufberges angeordnete elektrische Schienenkontakte Schaltwerke in Tätigkeit setzen, welche in Abhängigkeit von den Kontaktschlußzwischenzeiten den Feldwiderstand eines elektrischen Motors derart verändern, daß der Unterschied seiner Drehzahl gegenüber derjenigen einer mit konstanter Geschwindigkeit umlaufenden Welle die jeweilige Fahrzeuggeschwindigkeit angibt.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DEK92511D DE470542C (de) | 1925-01-20 | 1925-01-20 | Rangierverfahren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DEK92511D DE470542C (de) | 1925-01-20 | 1925-01-20 | Rangierverfahren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE470542C true DE470542C (de) | 1929-01-21 |
Family
ID=7237402
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DEK92511D Expired DE470542C (de) | 1925-01-20 | 1925-01-20 | Rangierverfahren |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE470542C (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1190490B (de) * | 1962-01-05 | 1965-04-08 | Ernst Garbers Dr Ing | Verfahren und Vorrichtung zum Automatisieren des Ablaufvorganges in Rangierbahnhoefen |
DE1225692B (de) * | 1964-08-22 | 1966-09-29 | Ernst Garbers Dr Ing | Einrichtung fuer ein Verfahren zum Automatisieren des Ablaufvorganges in Rangierbahnhoefen |
-
1925
- 1925-01-20 DE DEK92511D patent/DE470542C/de not_active Expired
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1190490B (de) * | 1962-01-05 | 1965-04-08 | Ernst Garbers Dr Ing | Verfahren und Vorrichtung zum Automatisieren des Ablaufvorganges in Rangierbahnhoefen |
DE1225692B (de) * | 1964-08-22 | 1966-09-29 | Ernst Garbers Dr Ing | Einrichtung fuer ein Verfahren zum Automatisieren des Ablaufvorganges in Rangierbahnhoefen |
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