DE4422844A1 - Verfahren zum Vernadeln von Materialbahnen, dafür geeignete Vorrichtung und deren Verwendung - Google Patents
Verfahren zum Vernadeln von Materialbahnen, dafür geeignete Vorrichtung und deren VerwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vernadeln von Materialbahnen,
wie Folien oder Vliesstoffen, sowie eine zur Durchführung des Verfahrens
angepaßte Vorrichtung.
Bei der Herstellung und Verarbeitung von Vliesstoffen oder von Schichtstoffen
können mechanische Verfestigungsschritte zum Einsatz kommen, wobei
üblicherweise Nadeln, Luft- oder Wasserstrahlen eingesetzt werden. Beispiele für
derartige Behandlungsschritte sind die Vorverdichtung von Vliesstoffen oder die
Verbindung mehrerer Vliesschichten zu einem Schichtstoff. Derartige mechanische
Behandlungen sind allgemein üblich und werden z. B. in "Vliesstoffe", Kapitel
Vliesverfestigung, S. 122-129 (Herausgeber: Lünenschloß/Albrecht, Georg Thieme
Verlag (1982)) beschrieben.
Neben der Vliesverfestigung ist der Einsatz von Nadeln auch bei anderen
Bearbeitungsschritten von Vliesstoffen bekannt geworden.
So ist aus dem DE-Gbm-82-11,455 eine Maschine zum Vorverfestigen eines Vlieses
bekannt, welche durch den Einsatz einer Transportvorrichtung in Form von mit
Nadeln besetzten Riemen gekennzeichnet ist.
Desweiteren wird in der DE-AS-2,160,209 ein Verfahren zum Heißfixieren von
Vliesen offenbart, worin das zu behandelnde Vlies über eine mit Nadeln besetzte
Fixierwalze geleitet wird.
In diesen vorbekannten Verfahren und Vorrichtungen dienen die Nadeln also
lediglich zum Transport von Materialbahnen. Der Einsatz von rotierenden
Nadelwalzen zum Vernadeln von Materialbahnen ist noch nicht beschrieben
worden. Einer der möglichen Gründe dürfte darin zu sehen sein, daß unter den
drastischen Bedingungen des Vernadelns mit einem Schädigen der Materialbahn zu
rechnen ist. Die von der Walze radial abstehenden und sich mit der Walze
drehenden Nadeln weisen zwischen Nadelfuß und Nadelspitze unterschiedliche
Umfangsgeschwindigkeiten auf. Befindet sich die Nadel in einer mit konstanter
Geschwindigkeit bewegten Materialbahn, so wirkt normalerweise die Nadel je nach
Eindringtiefe in die Materialbahn unterschiedlich ein.
Bei der herkömmlichen Vernadelung bewegt sich ein Nadelbalken senkrecht zur
Bewegungsrichtung des zu vernadelnden Substrats auf und ab. Dabei treten die die
Nadeln in das jeweilige Substrat ein und aus und bewirken eine Perforation der
Materialbahn; durch Widerhaken in den Nadeln führt dies zu einem Verschlingen
einzelner Fasern. Die bislang maximal erreichbaren Produktionsgeschwindigkeiten
herkömmlicher Nadelmaschinen liegen bei etwa 40 m/min und werden
hauptsächlich begrenzt durch die maximal erreichbare Frequenz des Nadelbalkens,
die gewünschte Vernadelungsdichte und den durch die Verweilzeit im Vlies
bedingten Längsverzug.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Vernadeln von
Materialbahnen zur Verfügung zu stellen, bei dem sich bei gewohnten
Vernadelungsdichten im Vergleich mit herkömmlichen Vernadelungsverfahren
erheblich höhere Produktionsgeschwindigkeiten realisieren lassen.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn,
dadurch gekennzeichnet, daß die Materialbahn mit vorgegebener Geschwindigkeit
über mehrere um ihre Längsachse sich drehende und quer zur Bewegungsrichtung
der Materialbahn angeordnete Nadelwalzen geführt wird, wobei die Materialbahn
jeweils einen Teil der Oberfläche der Nadelwalzen bedeckt, und wobei die
Umfangsgeschwindigkeit der Nadelwalzen relativ zur Geschwindigkeit der
Materialbahn derart eingestellt wird, daß das gewünschte Ausmaß der Vernadelung
mit einstellbarem Längsverzug erhalten wird.
Unter "Materialbahn" im Sinne der vorliegenden Beschreibung sind solche
Flächengebilde zu verstehen, die durch die Einwirkung der Nadeln der Nadelwalze
in ihrer Struktur verändert werden; Beispiele dafür sind Folien oder insbesondere
textile Flächengebilde, insbesondere Vliesstoffe oder Kombinationen enthaltend
Vliesstoffe und damit zu Schichtstoffen zu verbindende Flächengebilde.
Unter "Vernadeln" im Sinne der vorliegenden Beschreibung ist eine Behandlung der
vorgenannten Materialbahnen durch die Nadeln der Nadelwalze zu verstehen,
wobei die Materialbahnen durch diese Behandlung in ihrer Struktur verändert
werden. Beispiele für Vernadelungsschritte sind Perforieren, Schlitzen von Folien
oder von textilen Flächengebilden sowie vorzugsweise das mechanische
Verschlingen oder Verbinden der Fasern von textilen Flächengebilden, wie z. B. von
Vliesstoffen oder von Schichtstoffen enthaltend Vliesstoffe. Die Nadeln können
dabei glatt oder mit Widerhaken versehen sein.
Wie bereits erwähnt, weisen bei vorgegebener Drehzahl der Nadelwalze die von der
Walze radial abstehenden Nadeln entlang ihrer radialen Erstreckung
unterschiedliche Geschwindigkeiten auf. Eine im Eingriffsbereich der Nadelwalze
befindliche und mit vorgegebener Geschwindigkeit sich bewegende Materialbahn
erfährt also entlang ihre Dicke gesehen unterschiedliche Verformungen, die von der
Relativgeschwindigkeit zwischen Nadel und Materialbahn an dieser Stelle herrühren.
Ferner ändert sich die Bewegungsrichtung der Materialbahn während des
Transports entlang einer Nadelwalze, wodurch sich die Relativgeschwindigkeit
zwischen einer Nadel und der Materialbahn zusätzlich ändert. Folglich ändern sich
während des Transports der Materialbahn entlang der Nadelwalze die an einem
bestimmten Ort der Materialbahn auf diese einwirkenden Kräfte.
Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, die durch die
Relativgeschwindigkeit zwischen Nadelbewegung und Bewegung der Materialbahn
in ebendieser Materialbahn hervorgerufenen Kräfte so einzustellen, daß der
gewünschte Vernadelungseffekt erzielt wird.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
Drehzahl n der Nadelwalzen derart gewählt, daß die Umfangsgeschwindigkeit vnadel
der Nadeln an mindestens einer sich in der Materialbahn befindlichen Stelle im
Bereich zwischen Nadelfuß und Nadelspitze und an einer Stelle im Bereich
zwischen Nadelein- und -austritt der Geschwindigkeit vmat der Materialbahn
entspricht.
Ganz besonders bevorzugt wird die Drehzahl n der Nadelwalzen derart gewählt,
daß die Umfangsgeschwindigkeit vnadel der Nadeln an mindestens einer sich in der
Materialbahn befindlichen Stelle im Bereich zwischen Nadelfuß und Nadelspitze und
in der Mitte zwischen Nadelein- und -austrittstelle der Geschwindigkeit vmat der
Materialbahn entspricht.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die Drehzahl n der Nadelwalze, die Geschwindigkeit vmat der Materialbahn
und der Umschlingungswinkel α der Materialbahn um die Nadelwalze derart
gewählt, daß als vektorielle Differenz zwischen der Umfangsgeschwindigkeit vnspe
der Nadelspitzen und der Geschwindigkeit der Materialbahn vmat an der Stelle des
Einstichs der Nadel in die Materialbahn eine Eindringgeschwindigkeit der Nadel vrele
resultiert, deren Richtung senkrecht auf der Bewegungsrichtung der Materialbahn
an der Stelle des Einstichs der Nadel in diese Materialbahn steht.
In analoger Weise können natürlich die Verhältnisse beim Austritt der Nadel aus der
Materialbahn herangezogen werden. In diesem Falle werden die Drehzahl n der
Nadelwalze, die Geschwindigkeit vmat der Materialbahn und der
Umschlingungswinkel α der Materialbahn um die Nadelwalze derart gewählt, daß
als vektorielle Differenz zwischen der Umfangsgeschwindigkeit vnspa der
Nadelspitzen und der Geschwindigkeit der Materialbahn vmat an der Stelle des
Austritts der Nadel aus der Materialbahn eine Austrittgeschwindigkeit der Nadel vrela
resultiert, deren Richtung senkrecht auf der Bewegungsrichtung der Materialbahn
an der Stelle des Austritts der Nadel aus dieser Materialbahn steht.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden mehrere sich um ihre Längsachse drehende und einen Radius r
aufweisende Nadelwalzen im Kreis mit dem Radius R geführt.
Die Materialbahn wird dabei vorzugsweise so geführt, daß sie entlang des etwa von
der Hälfte des Weges der von den Nadelwalzen umschriebenen Kreisbewegung mit
den Nadelwalzen in Berührung treten kann.
Durch diese Art der Führung der Nadelwalzen in Form einer Planetenbewegung
kann auf einfache Art und Weise bewirkt werden, daß sich die Nadelwalzen auf der
Materialbahn abwälzen; somit ist kinematische Kompensierung der
unterschiedlichen Abwälzgeschwindigkeiten zwischen Nadelfuß und Nadelspitze
möglich.
Mit Hilfe der planetenartigen Bewegung der Nadelwalzen ergeben sich eine Reihe
von Gestaltungsparametern, die eine günstige Lösung für Längsverzug,
Nadeldichte und Produktionsgeschwindigkeit zulassen. Durch die gegenläufige
Bewegung der Achsen der Nadelwalzen zur Materialbahnbewegung läßt sich
beispielsweise erreichen, daß die Nadelwalzen trotz einer höheren
Umfangsgeschwindigkeit als die Geschwindigkeit der Materialbahn sich beim
Nadeleingriff synchron zur Bewegung der Materialbahn verhalten.
Verursacht durch die Abwälzbewegung einer Nadelwalze, bezogen auf die
Materialbahn, greift die Nadel, je nach Eintauchtiefe, mit unterschiedlicher
Umfangsgeschwindigkeit in die Materialbahn ein. Diese Umfangsgeschwindigkeiten
sollten an die Transportgeschwindigkeit der Materialbahn möglichst angepaßt sein.
Sind zu große Unterschiede zwischen diesen beiden Geschwindigkeiten vorhanden,
so kann dies zu Längsverzug oder gar zum Beschädigen der Materialbahn führen.
Es wird daher vorzugsweise angestrebt, daß eine Eindringbewegung der Nadel
vorliegt, die sich möglichst senkrecht zur Bewegungsrichtung der Materialbahn
einstellt.
Das erfindungsgemäße Verfahren bietet die Möglichkeit, während eines
abwälzenden, kontinuierlichen Vernadelungsvorganges die Relativgeschwindigkeit
zwischen Bewegung der Nadel und Bewegung der Materialbahn, unabhängig von
der Eindringtiefe der Nadel in die Materialbahn so zu gestalten, daß die Differenz
zwischen der bahngerichteten Komponente der Bewegung der Nadel und der
Materialbahngeschwindigkeit gegen Null minimiert wird.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden mehrere sich um ihre Längsachsen drehende Nadelwalzen des
Radius r im Kreis des Radius R geführt, wobei die Drehrichtung der Nadelwalzen
gegenläufig zur Drehrichtung der Nadelwalzenachsen verläuft und die
Geschwindigkeit der Materialbahn vmat, die Drehzahl n der Nadelwalzen und die
Drehzahl N der Nadelwalzenachsen so gewählt werden, daß diese der Beziehung
(I) entsprechen
vmat = 2 * pi * r * n - 2 * pi * (r + R) * N (I).
In den Fig. 1 bis 4 wird die Erfindung näher dargestellt.
Fig. 1 stellt eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
im Querschnitt dar, welche ebenfalls ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist.
Fig. 2 zeigt weitere Einzelheiten der Vorrichtung nach Fig. 1.
Fig. 3 zeigt die Geschwindigkeitsverhältnisse beim Vernadeln mittels der
Vorrichtung nach Fig. 1.
Fig. 4 schließlich stellt den Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung beim
Vernadeln vorverfestigter Vliesstoffe dar.
Die Vorrichtung nach Fig. 1 umfaßt mehrere Nadelwalzen (1) des Radius r, die mit
der Drehzahl n betrieben werden, und mehrere Stützwalzen (2). Von den
Nadelwalzen stehen in radialer Richtung jeweils Nadeln der Länge delta r ab.
Nadelwalzen (1) und Stützwalzen (2) folgen jeweils abwechselnd aufeinander, sind
jeweils um ihre Längsachsen (3, 4) drehbar, sind ihrerseits kreisförmig angeordnet.
Die Nadelwalzen werden mit der Drehzahl N mit dem Radius R geführt. Dazu
befinden sich Nadelwalzen (1) und Stützwalzen (2) auf einem Träger (5). Träger (5)
und die Nadelwalzen (1) werden jeweils von unterschiedlichen nicht dargestellten
Antrieben bewegt. Die Nadelwalzen werden vorzugsweise über einen
Zahnradantrieb bewegt. Die Materialbahn (9) wird mit der Geschwindigkeit vmat
entlang eines Teils der Oberfläche der kreisförmigen Anordnung der Nadel- und
Stützwalzen geführt, wobei an den Positionen vor dem Auftreffen und nach dem
Verlassen der Materialbahn (9) der erfindungsgemäßen Vorrichtung vorzugsweise
jeweils Umlenkwalzen (8) vorhanden sind.
In Fig. 2 wird die Anordnung einer Nadelwalze (1) und einer Stützwalze (2) gemäß
Fig. 1 im Detail dargestellt. Desweiteren werden in dieser Figur die bevorzugten
Geschwindigkeitsverhältnisse in den Augenblicken des Einstichs und des Ausstichs
der Nadeln in die Materialbahn dargestellt. Die Nadelwalze (1) weist einen Radius r
auf und dreht sich mit einer Drehzahl n. Von der Nadelwalze (1) stehen (nur
teilweise dargestellte) Nadeln der Länge delta r radial ab. Entlang der Stützwalze (2)
und der Nadelwalze (1) bewegt sich die Materialbahn (9) mit der Geschwindigkeit
vmat. Umschlingungswinkel α der Materialbahn (9) um die Nadelwalze (1) und
Berührungswinkel β können durch Veränderung der Position der Stützwalze (2)
modifiziert werden.
Unter dem Umschlingungswinkel 2α ist derjenige Winkel zu verstehen, den die
Strecke zwischen dem Mittelpunkt der Nadelwalze (1) und dem Auftreffpunkt der
Materialbahn (9) auf die Nadelwalze (1) und die Strecke zwischen dem Mittelpunkt
der Nadelwalze (1) und dem Abhebpunkt der Materialbahn (9) von der Nadelwalze
(1) miteinander einschließen.
Unter dem Berührungswinkel 2β ist derjenige Winkel zu verstehen, den die Strecke
zwischen dem Mittelpunkt der Nadelwalze (1) und dem Auftreffpunkt der
Materialbahn (9) auf die Nadelspitzen und die Strecke zwischen dem Mittelpunkt
der Nadelwalze (1) und dem Abhebpunkt der Materialbahn (9) von den
Nadelspitzen miteinander einschließen.
Die Drehachse (3) der Nadelwalze (1) bewegt sich ihrerseits um einen Kreis mit
dem Radius R mit der Drehzahl N.
Aus der weiter oben dargestellten Beziehung (I)
vmat = 2 * pi * r * n - 2 * pi * (r + R) * N (I)
läßt sich bei vorgegebener Geschwindigkeit der Materialbahn vmat und gewählter
Umlaufdrehzahl N die bevorzugte Drehzahl der Nadelwalze n ermitteln; diese ergibt
sich danach zu
n = (2 * pi * (R + r) * N + vmat) / 2 * pi * r (II).
Durch die Veränderung verschiedener Parameter lassen sich unterschiedliche
Vernadelungsdichten oder Längsverzüge der Materialbahnen erzielen.
Zu diesen Parametern zählen beispielsweise Radius R, Durchmesser und Anzahl
der Nadelwalzen, Umschlingungswinkel α bzw. Berührungswinkel β, Drehzahlen n
und N.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden acht Nadelwalzen
eingesetzt mit einem Radius r 200 mm, die sich in einem Kreis des Radius R von
1000 mm bewegen. Für einen Umschlingungswinkel 2α von 22,5° ist diese
Anordnung in Fig. 2 dargestellt.
Bei einer Geschwindigkeit der Materialbahn von 100 m/min und einer
Umlaufdrehzahl N von 10 min-1 entspricht dies nach der voranstehenden
Beziehung (II) einer Nadelwalzendrehzahl n von 129,6 min-1.
Die sich daraus ergebenden Geschwindigkeitsverhältnisse an den Einnadel- und
Ausnadelungspunkten sind aus den ebenfalls in Fig. 2 dargestellten
Vektordiagrammen zu ersehen. Die Relativgeschwindigkeiten vrele und vrela,
gebildet aus Geschwindigkeit der Nadelspitze vnad und der Geschwindigkeit der
Materialbahn vmat ist aus den Vektordiagrammen abzuleiten und ergibt hier 1030
mm/sec.
Da vrele und vrela in der dargestellten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
sich senkrecht zur Geschwindigkeit der Materialbahn anordnen, bedeutet dies am
Einnadelungs- und Ausnadelungspunkt keine relative Vor- oder Nacheilung der
Nadel, also keinen Verzug. Bei einem maximalen Umschlingungswinkel von 157,5°
(drei Nadelwalzen und vier Stützwalzen im Umschlingungsbereich) der Materialbahn
entlang des von den Nadelwalzen umschriebenen Kreises sind dies 5,83
Abwälzungen einer Nadelwalze im Materialbahneingriff. Dies ergibt bei einer
Nadelteilung von 10 mm eine Vernadelungsdichte von 3,74 mm in Längsrichtung
der Materialbahn.
Wird nun ein Längsverzug gewünscht, so ist dies im geschilderten Fall
beispielsweise durch eine geringfügige Änderung der Drehzahl n und/oder N
möglich; dies kann aber auch erreicht werden, indem der Umschlingungswinkel α
geändert wird, beispielsweise durch eine Änderung der Radialposition der
Stützwalzen.
In Fig. 3 A/B wird das in Fig. 2 enthaltene Vektordiagramm am Ort des
Nadeleinstichs im Detail für zwei Ausführungsformen dargestellt. Daraus ist zu
erkennen, daß die Geschwindigkeit der Nadelspitze vnspe ihrerseits eine
Relativbewegung ist, die sich aus der Drehbewegung der Nadelwalze mit der
Umfangsgeschwindigkeit vnad und der Drehbewegung der Nadelwalzenachse mit
der Umfangsgeschwindigkeit vpl zusammensetzt. In Fig. 3 sind die
Geschwindigkeitsverhältnisse bei jeweils gleicher Geschwindigkeit der Materialbahn
vmat von 100 m/min und unterschiedlichen Geschwindigkeiten vpl und vnspe
dargestellt. In beiden dargestellten Varianten wurde darauf geachtet, daß die
vektorielle Differenz zwischen der Umfangsgeschwindigkeit vnspe der Nadelspitzen
und der Geschwindigkeit der Materialbahn vmat an der Stelle des Einstichs der
Nadel in die Materialbahn eine Eindringgeschwindigkeit der Nadel vrele resultiert,
deren Richtung senkrecht auf der Bewegungsrichtung der Materialbahn an der
Stelle des Einstichs der Nadel in diese Materialbahn steht. Das obere
Vektordiagramm in Fig. 3 stellt die Geschwindigkeitsverhältnisse beim Vernadeln
dar, wobei n = 179,58 min-1 und N = 20 min-1 betragen; das untere
Vektordiagramm in Fig. 3 stellt die Geschwindigkeitsverhältnisse beim Vernadeln
dar, wobei n = 129,577 min-1 und N 10 min-1 betragen.
In Fig. 4 wird das Vernadeln eines vorverfestigten Vliesstoffes mit der
erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt. Von einem zwischen Rollen (11)
laufenden Transportband (12) einer nicht dargestellen Vliesherstellungsanlage wird
eine Bahn eines nicht vorverfestigten Vliesstoffes (13) einer
Vorverfestigungseinrichtung (14), beispielsweise einer Einrichtung, in der eine
Vorvernadelung mittels Wasserstrahlen erfolgt, zugeführt. Anschließend erfolgt eine
weitere Vernadelung der Materialbahn (9) in der erfindungsgemäßen Vorrichtung
(15). In dieser wird die Materialbahn (9) im Halbkreis entlang von radial
angeordneten und bewegten Nadelwalzen (1) und Stützwalzen (2) geführt, die sich
ihrerseits um ihre Achsen drehen und sich mit ihren Achsen im entgegengesetzten
Drehsinn bewegen. Der vernadelte Vliesstoff wird anschließend einem nicht
dargestellten Trockner und Wickler zugeführt. Zwischen der
Vorverfestigungseinrichtung (14) und der erfindungsgemäßen Vorrichtung (15) sind
jeweils Umlenkrollen (16,17, 18) angebracht, wobei Umlenkrolle (17) zusätzlich
noch eine Wasserabsaugeinrichtung enthält.
In der dargestellten Ausführungsform läßt sich die erfindungsgemäße Vorrichtung
beispielsweise mit folgender Einstellung betreiben:
Geschwindigkeit des Vliesstoffes: 100 m/min
Radius der Vliesstoffbahn entlang der erfindungsgemäßen Vorrichtung: 1000 mm
Umlaufdrehbewegung N: 20 min-1 (entsprechend einer Außengeschwindigkeit von 125,66 m/min)
Durchmesser der Nadelwalzen: 400 mm
Drehzahl der Nadelwalzen n: 179,58 min-1 (entsprechend einer Außengeschwindigkeit von 225,67 m/min)
Nadellänge: 12 mm (entsprechend einer Außengeschwindigkeit der Nadelspitze von 239,21 m/min).
Geschwindigkeit des Vliesstoffes: 100 m/min
Radius der Vliesstoffbahn entlang der erfindungsgemäßen Vorrichtung: 1000 mm
Umlaufdrehbewegung N: 20 min-1 (entsprechend einer Außengeschwindigkeit von 125,66 m/min)
Durchmesser der Nadelwalzen: 400 mm
Drehzahl der Nadelwalzen n: 179,58 min-1 (entsprechend einer Außengeschwindigkeit von 225,67 m/min)
Nadellänge: 12 mm (entsprechend einer Außengeschwindigkeit der Nadelspitze von 239,21 m/min).
Claims (15)
1. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn, dadurch gekennzeichnet, daß die
Materialbahn mit vorgegebener Geschwindigkeit über mehrere um ihre Längsachse
sich drehende und quer zur Bewegungsrichtung der Materialbahn angeordnete
Nadelwalzen geführt wird, wobei die Materialbahn jeweils einen Teil der Oberfläche
der Nadelwalzen bedeckt, und wobei die Umfangsgeschwindigkeit der Nadelwalzen
relativ zur Geschwindigkeit der Materialbahn derart eingestellt wird, daß das
gewünschte Ausmaß der Vernadelung mit einstellbarem Längsverzug erhalten wird.
2. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Drehzahl n der Nadelwalzen derart gewählt wird, daß die
Umfangsgeschwindigkeit vnadel der Nadeln an mindestens einer sich in der
Materialbahn befindlichen Stelle im Bereich zwischen Nadelfuß und Nadelspitze und
an einer Stelle im Bereich zwischen Nadelein- und -austritt der Geschwindigkeit vmat
der Materialbahn entspricht.
3. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Drehzahl n der Nadelwalzen derart gewählt wird, daß die
Umfangsgeschwindigkeit vnadel der Nadeln an mindestens einer sich in der
Materialbahn befindlichen Stelle im Bereich zwischen Nadelfuß und Nadelspitze und
in der Mitte zwischen Nadelein- und -austrittstelle der Geschwindigkeit vmat der
Materialbahn entspricht.
4. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Drehzahl n der Nadelwalze, die Geschwindigkeit vmat der
Materialbahn und der Umschlingungswinkel α der Materialbahn um die Nadelwalze
derart gewählt werden, daß als vektorielle Differenz zwischen der
Umfangsgeschwindigkeit vnspe der Nadelspitzen und der Geschwindigkeit der
Materialbahn vmat an der Stelle des Einstichs der Nadel in die Materialbahn eine
Eindringgeschwindigkeit der Nadel vrele resultiert, deren Richtung senkrecht auf der
Bewegungsrichtung der Materialbahn an der Stelle des Einstichs der Nadel in diese
Materialbahn steht.
5. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Drehzahl n der Nadelwalze, die Geschwindigkeit vmat der
Materialbahn und der Umschlingungswinkel α der Materialbahn um die Nadelwalze
derart gewählt werden, daß als vektorielle Differenz zwischen der
Umfangsgeschwindigkeit vnspa der Nadelspitzen und der Geschwindigkeit der
Materialbahn vmat an der Stelle des Austritts der Nadel aus der Materialbahn eine
Austrittgeschwindigkeit der Nadel vrela resultiert, deren Richtung senkrecht auf der
Bewegungsrichtung der Materialbahn an der Stelle des Austritts der Nadel aus
dieser Materialbahn steht.
6. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß mehrere sich um ihre Längsachse drehende und einen Radius
r aufweisende Nadelwalzen im Kreis mit dem Radius R geführt werden.
7. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Materialbahn so geführt wird, daß sie entlang des etwa
von der Hälfte des Weges der von den Nadelwalzen umschriebenen
Kreisbewegung mit den Nadelwalzen in Berührung treten kann.
8. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß mehrere sich um ihre Längsachsen drehenden Nadelwalzen
des Radius r im Kreis des Radius R geführt werden, wobei die Drehrichtung der
Nadelwalzen gegenläufig zur Drehrichtung der Nadelwalzenachsen verläuft und die
Geschwindigkeit der Materialbahn vmat, die Drehzahl n der Nadelwalzen und die
Drehzahl N der Nadelwalzenachsen so gewählt werden, daß diese der Beziehung
(I) entsprechen
vmat = 2 * pi * r * n - 2 * pi * (r + R) * N (1).
9. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß zusätzlich mehrere sich um ihre Längsachsen drehenden
Stützwalzen vorgesehen sind und im Kreis geführt werden, wobei Nadelwalzen und
Stützwalzen jeweils abwechselnd aufeinander folgen.
10. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 6, dadurch
gekennzeichnet, daß ein nicht vorverfestigter Vliesstoff in einer
Vorverfestigungseinrichtung behandelt und anschließend einer Vernadelung nach
Anspruch 6 unterworfen wird.
11. Verfahren zum Vernadeln einer Materialbahn nach Anspruch 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die Vorverfestigung mittels Wasserstrahlen erfolgt.
12. Vorrichtung zum Vernadeln einer Materialbahn (9) umfassend mehrere
Nadelwalzen (1) die um ihre Längsachse (3) drehbar sind und deren jeweilige
Längsachsen (3) wiederum auf einer Kreisbahn bewegbar sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß diese zusätzlich
mehrere um ihre Längsachsen (4) drehbare Stützwalzen (2) umfaßt, deren jeweilige
Längsachsen (4) wiederum auf einer Kreisbahn bewegbar sind und wobei
Nadelwalzen (1) und Stützwalzen (2) jeweils abwechselnd aufeinander folgen.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützwalzen
(2) in radialer Richtung bewegbar sind.
15. Verwendung der Vorrichtung nach Anspruch 11 zum Vernadeln von
Materialbahnen, insbesondere von Vliesstoffen oder Schichtstoffen.
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