DE4324995A1 - Cyanidisch-alkalische Bäder zur galvanischen Abscheidung von Kupfer-Zinn-Legierungsüberzügen - Google Patents

Cyanidisch-alkalische Bäder zur galvanischen Abscheidung von Kupfer-Zinn-Legierungsüberzügen

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Description

Die Erfindung betrifft alkalisch-cyanidische Bäder zur galvanischen Abscheidung blanker bis glänzender, eingeebneter Kupfer-Zinn-Legierungsüberzüge, die 1 bis 60 g/l Kupfer in Form von Kupfer(I)-cyanid, 1 bis 50 g/l Zinn in Form von Alkalistannat, 0 bis 10 g/l Zink in Form von Zinkcyanid, 0,1 bis 200 g/l eines oder mehrerer Komplexbildner, 1 bis 100 g/l freies Alkalicyanid, 1 bis 50 g/l freies Alkalihydroxid, 0 bis 50 g/l Alkalicarbonat, 0 bis 5 g/l Glanzmittel und 0 bis 100 mg/l Blei als Blei(II)-acetat oder Blei(II)- sulfonat enthalten.
In der dekorativen Oberflächentechnik benötigt man Bäder, die die Oberfläche der Unterlage gleichmäßig und konturengetreu beschichten und eventuelle Unebenheiten des Substrats ausgleichen (Einebnung). Außerdem müssen sie wahlweise einen matten, seidenmatten oder brillanten Glanz erzeugen. Diese Anforderungen werden vor allem von galvanischen Nickelbädern erfüllt, sowohl für die Abscheidung von Nickelschichten als Endauflage als auch als Unterbau vor einer anschließenden Beschichtung mit Edelmetallen. Nachteilig ist allerdings, daß Nickel auf einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung allergisierend wirkt.
Es ist seit vielen Jahren bekannt, Kupfer-Zinn-Überzüge aus galvanischen Bädern abzuscheiden. Insbesondere verwendet man Überzüge, die 45 bis 60% Kupfer enthalten, da diese einen hellen Silberglanz besitzen und nicht zum Anlaufen neigen, oder auch Überzüge, die 75 bis 85% Kupfer aufweisen, da diese eine gelbe bis goldgelbe Farbe besitzen.
Erstere finden daher Verwendung in der dekorativen Galvanotechnik als Ersatz für beispielsweise Silber, Nickel, Chrom oder Aluminium. Wegen ihrer sehr guten Löteigenschaften, ihrer Abriebbeständigkeit, ihres Korrosionswiderstandes und ihres niedrigen elektrischen Übergangswiderstandes finden Kupfer-Zinn-Überzüge aber auch steigende technische Anwendung auf anderen Gebieten.
Letztere finden vorwiegend in der dekorativen Galvanotechnik Verwendung als Ersatz für Messing und als Unterschicht vor einer galvanischen Vergoldung. Schichten aus Kupfer-Zinn-Legierungen bewirken keine bekannten Allergien auf der menschlichen Haut.
Kupfer-Zinn-Legierungen werden überwiegend aus alkalischen, cyanidhaltigen Elektrolyten abgeschieden, die Kupfer als Kupfer(I)-cyanid und Zinn als Natriumstannat enthalten. Andere Elektrolyte enthalten Phosphat und/oder Polyphosphat als Komplexbildner und außerdem Kolloide, wie z. B. Polypeptide als Glanzzusätze (DE-PS 8 60 300). Diese bekannten Bäder müssen bei hohen, konstanten Temperaturen (65°C und höher) betrieben werden, um gleichmäßige Schichten konstanter Zusammensetzung zu erhalten. Das Arbeiten mit diesen Bädern ist daher schwierig und umständlich.
Die Kupfer-Zinnbäder können auch Zinksalze enthalten, wodurch einige Prozente Zink mit abgeschieden werden.
Es sind neuerdings Kupfer-Zinn-Legierungsbäder bekanntgeworden (DE-PS 33 39 541), die neben Kupfercyanid, Alkalistannat, Phosphaten, freiem Alkalicyanid und freiem Alkalihydroxid als Komplexbildner noch organische Substanzen in Form von Fettsäure-imido-alkyl-dialkyl-aminoxide, Fettsäure-amido-alkyl-dialkylamin-betaine und/oder äthoxylierte Naphthole und als Glanzbildner Polyäthylendiamine, Benzaldehyde, Athinole und/oder Benzylpyridincarboxylate enthalten. Auch diese Bäder bedürfen einer Überwachung des freien Cyanid- und Hydroxidgehaltes. Außerdem wirken sie nur schwach einebnend.
Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, cyanidisch-alkalische Bäder zur galvanischen Abscheidung von Kupfer-Zinn-Legierungsüberzügen gemäß Oberbegriff von Anspruch 1 zu entwickeln, die einebnend wirken und bei denen die Überzugszusammensetzung weniger stark von Schwankungen der Badbestandteile abhängig ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Bäder als Komplexbildner eine oder mehrere organische Substanzen aus einer oder mehrerer der folgenden Gruppen
  • a) Monosaccharide der allgemeinen Formel OH-CH₂-(CHOH)n-CHOmit deren Abkömmlingen, worin
    n = 1 bis 4 bedeutet
  • b) Oligosaccharide
  • c) Polysaccharide
in Mengen von 1 bis 200 g/l enthalten.
Besonders bewährt haben sich Oligosaccharide auf Pentose- und Hexose-Basis.
Vorzugsweise enthalten die Bäder 50 bis 150 g/l dieser organischen Substanzen aus einer oder mehrerer der Gruppen a) bis c).
Bäder dieser Zusammensetzung sind wenig empfindlich gegen Schwankungen im Hydroxid- und Cyanidgehalt. Die aus solchen Bädern abgeschiedenen Überzüge sind blank, aber noch nicht glänzend. Außerdem ist der zur Erzielung gleichmäßiger Schichten anwendbare Stromdichtebereich mit 1 bis 3 A/dm² relativ gering.
Zur Abscheidung glänzender Kupfer-Zinn-Legierungsüberzüge in einem Stromdichtebereich von 0,1 bis 5 A/dm² setzt man den Bädern noch zusätzlich 0,01 bis 5 g/l eines oder mehrerer Glanzmittel zu, ausgewählt aus einer oder mehrerer der folgenden Gruppen:
  • a) Alkensulfonate der allgemeinen Formel R-CH=CH-(CH₂)n-SO₃Naund deren Derivate, worin
    R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇, C₂H₃ oder C₆H₅ und
    n = 0 bis 5 bedeutet.
  • b) Alkinsulfonate der allgemeinen Formel R- (CH₂)m-C≡C-(CH₂)n-SO₃Naund deren Derivate, worin
    R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇ oder C₆H₅,
    m = 0 bis 5 und
    n = 0 bis 5 bedeutet.
  • c) Pyridiniumverbindungen der allgemeinen Formel und deren Derivate, worin
    R=H, CHO, C₂H₃O, CONH₂, C₂H₃ oder C₆H₅-CH₂ und
    n = 1 bis 5 bedeutet,
    wobei R in ortho-, meta- oder para-Stellung auftreten kann.
  • d) Schwefelhaltige Propansulfonate der allgemeinen Formel R-(CH₂)₃-SO₃-und deren Derivate, worin
    R = -OH
    -NH-C-(CH₂OH)₃ -S-S-(CH₂)₃-SO₃-
    -S-S-CH₂-O-C₂H₅
    -S-S-CH₂-N-(CH₃)₂ und bedeutet.
Vorzugsweise enthalten die Bäder 0,5 bis 1,5 g/l dieser Glanzmittel.
Als Glanzmittel haben sich aus der Gruppe a) z. B. Allylsulfonat, Vinylsulfonat, aus der Gruppe b) Propinsulfonat und Butinsulfonat, aus der Gruppe c) 1-(3-sulfopropyl-2-vinyl-Pyridinium-betain, 4-Methyl-1-(3-sulfopropyl)-Pyridinium-betain, 4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-pyridinium-betain, und aus der Gruppe d) S-Isothiuronium-3-Propansulfonat, o-Ethyl-dithiokohlensäure-(3-sulfopropyl)-ester Kaliumsalz bewährt.
Folgende Beispiele sollen die erfindungsgemäßen Bäder näher erläutern:
  • 1. Aus einem Bad mit 12 g/l Kupfer(I)-cyanid, 50 g/l Natriumstannat, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 50 g/l Glucose, 50 g/l freies Kaliumcyanid, 5 g/l freies Kaliumhydroxid, 0,5 g/l Propansulfonsaures Natrium und 18 mg/l Blei(II)-acetat werden bei einer Temperatur von 58°C und einer Stromdichte von 1,5 A/dm² in 10 min. 4 µm starke, weiße, blanke Überzüge erhalten, die 55% Kupfer enthalten und nicht anlaufen.
  • 2. Aus einem Bad mit 17,5 g/l Kupfer(I)-cyanid, 36 g/l Natriumstannat, 2 g/l Zinkoxid, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 50 g/l Glucose, 50 g/l freies Kaliumcyanid, 10 g/l freies Kaliumhydroxid, 18 mg/l Blei(II)-acetat, 0,5 g/l Propansulfonsaures Natrium und 0,2 g/l 4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl) -pyridinium-betain werden bei einer Temperatur von 55°C und einer Stromdichte von 1 A/dm² in 10 min. 3 µm starke, weiße, hochglänzende Überzüge erhalten, die 65% Kupfer, 32% Zinn, 2,9% Zink und 0,1% Blei enthalten und nicht anlaufen.
  • 3. Aus einem Bad mit 14,1 g/l Kupfer(I)-cyanid, 50 g/l Nariumstannat, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 50 g/l Glucose, 35 g/l freies Kaliumcyanid, 25 g/l freies Kaliumhydroxid und 1,0 g/l Allylsulfonsaures Natrium erhält man bei 50°C und einer Stromdichte von 3 A/dm² in 10 min. 4 µm starke, gelbe, hochglänzende und eingeebnete Überzüge, die 80% Kupfer enthalten.
  • 4. Aus einem Bad mit 17,5 g/l Kupfer(I)-cyanid, 36 g/l Natriumstannat, 2 g/l Zinkcyanid, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 50 g/l Glucose, 35 g/l freies Kaliumcyanid, 5 g/l freies Kaliumhydroxid, 30 mg/l Blei(II)-acetat, 1 g/l Vinylsulfonsaures Natrium und 0,5 g/l 4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-Pyridinium-betain werden bei einer Temperatur von 55°C und einer Stromdichte von 3 A/dm² in 10 min. 6 µm starke, gelbe, hochglänzende und eingeebnete Überzüge erhalten.
Die Bäder sind weniger abhängig von Schwankungen der Badbestandteile. Die Überzüge lösen keine bekannten Allergien aus und können daher auch Nickelüberzüge ersetzen.
Die erfindungsgemäßen Bäder können mit unlöslichen Anoden betrieben werden, wie z. B. mit Graphitanoden.
Die Betriebstemperaturen liegen bei 40 bis 62°C, die Stromdichten zwischen 0,1 und 5,0 A/dm² und die pH-Werte zwischen 11 und 13.
Bewährt haben sich Bäder, die 5 bis 25 g/l Kupfer in Form von Kupfer(I)-cyanid, 5 bis 40 g/l Zinn in Form von Natriumstannat, 50-150 g/l Komplexbildner, 20 bis 60 g/l freies Alkalicyanid, 2 bis 40 g/l freies Alkalihydroxid, 0,2 bis 1,5 g/l Glanzmittel und eventuell 1 bis 100 mg/l Blei als Blei(II)-acetat enthalten.
Neben den erfindungsgemäßen Komplexbildnern können die Kupfer-Zinnbäder zusätzlich noch bekannte Komplexbildner, wie Phosphate, Hydroxicarbonsäuren, Aminocarbonsäuren oder Polyoxicarbonsäuren enthalten.

Claims (6)

1. Alkalisch-cyanidische Bäder zur galvanischen Abscheidung blanker bis glänzender, eingeebneter Kupfer-Zinn-Legierungsüberzüge, die 1 bis 60 g/l Kupfer in Form von Kupfer(I)-cyanid, 1 bis 50 g/l Zinn in Form von Alkalistannat, 0 bis 10 g/l Zink in Form von Zinkcyanid, 0,1 bis 200 g/l eines oder mehrerer Komplexbildner, 1 bis 100 g/l freies Alkalicyanid, 1 bis 50 g/l freies Alkalihydroxid und 0 bis 50 g/l Alkalicarbonat, 0 bis 100 mg/l Blei als Blei(II)-acetat oder Blei(II)-sulfonat enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Komplexbildner eine oder mehrere organische Substanzen aus einer oder mehreren der folgenden Gruppen
  • a) Monosaccharide der allgemeinen Formel
    OH-CH₂-(CHOH)n-CHO
    mit deren Abkömmlingen, worin
    n = 1 bis 4 bedeutet
  • b) Oligosaccharide
  • c) Polysaccharide
in Mengen von 1 bis 200 g/l enthalten.
2. Alkalisch-cyanidische Bäder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie Oligosaccharide auf Pentose- und Hexosebasis enthalten.
3. Alkalisch-cyanidische Bäder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß sie 50 bis 150 g/l dieser organischen Substanzen enthalten.
4. Alkalisch-cyanidische Bäder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie noch zusätzlich 0,01 bis 5 g/l eines oder mehrere Glanzmittel enthalten, ausgewählt aus den folgenden Gruppen
  • a) Alkensulfonate der allgemeinen Formel
    R-CH=CH-(CH₂)n-SO₃Na
    und deren Derivate, worin
    R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇, C₂H₃ oder C₆H₅ und
    n = 0 bis 5 bedeutet.
  • b) Alkinsulfonate der allgemeinen Formel
    R-(CH₂)m-C≡C-(CH₂)n-SO₃Na
    und deren Derivate, worin
    R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇ oder C₆H₅,
    m = 0 bis 5 und
    n = 0 bis 5 bedeutet.
  • c) Pyridiniumverbindungen der allgemeinen Formel und deren Derivate, worin
    R=H, CHO, C₂H₃ O, CH₃, CONH₂, C₂H₃ oder C₆H₅, CH₂ und
    n = 1 bis 5 bedeutet,
    wobei R in ortho-, meta- oder para-Stellung auftreten kann.
  • d) Schwefelhaltige Propansulfonate der allgemeinen Formel
    R-(CH₂)₃-SO₃-
    und deren Derivate, worin
    R = -OH
    -NH-C-(CH₂OH)₃ -S-S-(CH₂)₃-SO₃-
    -S-S-CH₂-O-C₂H₅
    -S-S-CH₂-N-(CH₃)₂ und bedeutet.
5. Alkalisch-cyanidische Bäder nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie 0,5 bis 1,5 g/l dieser Glanzmittel enthalten.
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