-
Verfahren zur Herstellung von plastischen, celluloid- oder kautschukartigen
lassen oder von Lacket. Es war von jeher schwierig, Cellulosederivate, wie Nitrocellulose,
Acetylcellulose, Celluloseiitlier usw., mit Kautschuk zu einer homogenen Masse zu
verarbeiten, da die gemeinsamen Lösungs- und Quellungsmittel fehlten. Aus dein gleichen
Grunde scheiterten auch bisher die Versuche, die bereits aus den Cellulosederivaten
hergestellten plastischen Massen, wie Cellüloid oder Acetylcellulose, mit Kautschuli:
zu einer einheitlichen Masse zu verarbeiten, um Fabrikate zu erhalten, «-elche die
Eigenschaften des elastischen Kautschuks und die Eigenschaften der celluloidartigen
Massen in sich vereinigen. Durch eine frühere Veröffentlichung von R. Ditmar wurde
bereits gezeigt, daß das Tetrahydronaphthalin ein solches geeignetes Lösungsmittel
für Celluloid und Acetylcellttlose wie auch für Kautschuk bildet.
-
Durch Versuche wurde nun festgestellt, daß auch das Tetrahydronaphtholacetat
ein hervorragendes Lösungsvermögen sowohl für die Celluloseester wie auch für den
Kautschuk besitzt und daß es unter Verwendung dieses Esters gelingt, Kautschuk und
beispielsweise N itrocellulose mit Leichtigkeit zu einer vollkommen homogenen Masse
zu vereinigen mit oder ohne Zusatz von flüchtigen organischen Lösemitteln, wie Benzol,
Alkohol, Aceton usw.
-
Wenn es auch schon bekannt war, Hydrierungsprodukte des *Naphthalins,
wie Tetra-Z, dronaplithalin, oder auch Hydrierungsprodukte des Phenols bzw. deren
Ester, wie Cyclohexanolacetat, als gemeinsame Lösungsmittel für Nitrocellulose und
Kautschuk zu verwenden, so zeigt das Tetrahydronaphtholacetat gegenüber den bisher
verwendeten Lösungsmitteln doch ganz andere überlegene Eigenschaften. Während es
sich beim Tetr ahydronaphthalin und namentlich bei Cyclohexanolacetat um flüchtige
Lösemittel für Kautschuk und Celluloseester handelt, welche beim Verarbeitungsprozeß
sich verflüchtigen und wieder aus der Masse entfernt werden - Ditinar legt in seiner
Abhandlung in »Kunststoffe«, Jahrg. i92i, S. 169, gerade Wert auf die Verdunstung
des Lösemittels und bezeichnet die langsame Verdunstung der \'aphthalin-Hydrierungsprodukte
als einen -Nachteil gegenüber anderen Kautschuklösemitteln, wie Benzol -, stellt
das Tetrahydronaphtholacetat ein bei gewöhnlicher Temperatur nicht flüchtiges 01
dar, welches auch beim Verarbeitungsprozeß in der Masse ver-Iaeibt und verbleiben
soll, um dadurch als Gelatinierungsmittel die plastischen Eigenschaften hervorzurufen
bzw. günstig zu beeinflussen. Gerade in der Nichtflüssigkeit des gemeinsamen Lösemittels
für die Celluloseester, Celluloseätber und Kautschuk liegt die neue technische Wirkung,
da selbst nach langem Lagern der Masse nicht die geringsten Veränderungen Lezüglich
der Plastizität
und des Aussehens festzustellen sind. Während z.
B. Cyclohexanolacetat den Kautschuk nur quillt, vermag Tetrahydronaphtholacetat
Zitrocelltilose spielend und Kautschuk in bestimmten Grenzen klar zu lösen. Das
Cyclohexanolacetat hat etwa die Eigenschaften des Amylacetats gegenüber Nitrocellulose,
ist ein flüchtiges Lösemittel wie Alkohol usw., während Tetrahydronaphtholacetat
ein Gelatinierungsmittel, ein Kampferersatzmittel, ähnlich wie die Glycerinester,
Phthalsäureester und ähnliche Stoffe, ist. Ein besonderer Vorzug ist ferner, daß
man das Tetrahydronaphtholacetat auch ohne jede Anwendung von anderen flüchtigen
Lösemitteln verarbeiten kann.
-
Durch Veränderung der Mischungsverhältnisse von Kautschuk, Celluloseester
und Tetrahydr onaphtliolacetat können auch die Eigenschaften der daraus hergestellten
Nassen beliebig geändert «-erden, von harten, celluloidartigen Massen bis zu weichen
elastischen Massen von gummiartiger Beschaffenheit. Auch sind hartgummiä hnliche
1 assen durch Vulkanisation des im Gemisch vorhandenen Kautschuks herzustellen.
Derartige :Tassen lassen sich wie alle anderen plastischen Massen durch Zusatz.
von Farbstoffen mit beliebiger Färbung herstellen. Es können naturgemäß auch noch
die üblichen Füllstoffe zugesetzt werden.
-
Außer festen pjastischen Massen können auch Lacke unter Verwendung
von Tetra- !, hydronaplitholacetat aus Celluloseestern und Kautschuk gefertigt «-erden,
da es durch das gemeinsame Lösemittel möglich ist, Lösungen herzustellen, «-elche
gleichzeitig Kautschuk und Celluloseester enthalten. Die aus diesen Gemischen hergestellten
Lacke haben vor den reinen Celluloseesterlacken infolge ihres Gehalts an Kautschuk
den Vorzug, daß sie außerordentlich elastische, nicht brüchige Überzüge liefern,
während sie vor den reinen Kautschuklacken den Vorzug besitzen, harte, glänzende,
nicht leicht angreifbare Lacküberzüge zu bilden.
-
Der Essigsäureester des Tetrahydronaphthols stellt ein farbloses,
klares, viskoses öl vom Siedepunkt i 5o bis I52° bei i i min Druck dar, mit schwachem,
nicht unangenehmem Geruch. Das spezifische Gewicht bei I5° beträgt 1,o96. Bei gewöhnlicher
Temperatur ist der Stoff nicht flüchtig; er ist in Wasser vollkommen unlöslich und
mit demselben nicht verseifbar. Er ist in den üblichen organischen Lösemitteln leicht
löslich.
-
Als Beispiele seien folgende angegeben: i. i oo g Nitrocellulose werden
mit i oo g Tetrahydronaphtholacetat und 509 Rohkautschuk unter eventueller
Verwendung eine Gemisches von Benzol und Aceton als flüchtige Lösemittel in der
üblichen Weise zu einer plastischen Masse verarbeitet. Diese hat eine weiche, gummiartige
Beschaffenheit.
-
2. ioo g Nitrocellulose werden mit 5o g Tetrahydronaphtholacetat und
25 g Rohkautschuk unter eventueller Verwendung eines Gemisches von Benzol und Aceton
in der üblichen Weise zu einer plastischen Masse verarbeitet. Das erhaltene Produkt
zeigt eine celluloidartige Beschaffenheit.