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Bremsende Fangvorrichtung für Förderkörbe. Setzt man einem stürzenden
Förderkorb,-einen Bremswiderstand gleich seinem doppelten Gesamtgewichte entgegen.
so durchläuft er einen Bremsweg, welcher der freien Fallhöhe gleich ist, die seiner
beim Eingreifen der Bremse vorhandenen Geschwindigkeit entspricht. Dieser durchschnitt_iche
Bremswiderstand erfordert, wenn die Reibungszahl ein Fünftel ist, einen Bremsdruck
gleich dem zehnfachen Gesamtgewichte des Förderkorbes. Da die Kraft der Königsfeder
nur nahezu dem Gewichte des leeren Förderkorbes oder ungefähr dem halben Gesamtgewichte
des belasteten Förderkorbes gleich ist, so wäre zur unabhängigen Erzeugung des Bremsdruckes
eine Kraft von der zwanzigfachen Größe der Kraft der Königsfeder erforderlich. Mult_p1iziert
man nun die Kraft der übrigens auch noch vom Seilschwanz,- behinderten Kön:gsfedei
oder die Kraft einer unabhängigen Hauptfeder von nicht ausreichender Stärke mit
Hilfe von Keilen, Schrauben, Exzentern, Kurvenscheiben oder ähnlichen von der schiefen
Ebene ableitbaren Maschinenelementen, so stößt man auf die unanfechtbare Tatsache,
daß alle diese Mechanismen sich wohl schließen, nicht aber wieder lösen, weil Selbsthemmung
eintritt, sobald bei der Übersetzung ein bestimmtes Tangentenverhältnis des Reibungswinkels
erreicht oder überschritten wird. Vorrichtungen dieser Art ziehen sich daher immer
fester und verkeilen sich schließlich vollständig, so daß bei großer Wucht entweder
die Fänger oder die Leitschienen zertrümmert werden und der Förderkorb in die Tiefe
stürzt. In gleicher Weise gehen auch Kniehebel und Hebelverbindungen zur Selbsthemmung
über. Vorrichtungen, die mit der Kraft der Königsfeder oder einer ähnlich schwachen
Hauptfeder unmittelbar auf bremsende Fänger wirken, unterliegen daher ausnahmslos
der verhängnisvollen Selbsthemmung und vermögen nur aufwärts gehende oder mit geringer
Geschwindigkeit abwärts gehende Förderkörbe festzuhalten, niemals aber mit Sicherheit
abwärts gehende Förderkörbe von großer Geschwindigkeit .zu fangen. Es bleibt also
nur die Wahl, entweder eine unabhängige Bremskraft von ausreichender Größe zu verwenden
oder die Aufgabe zu lösen, unter gänzlicher Vermeidung der gefährlichen Selbsthemmung
aus der gewaltigen Energiemenge des stürzenden Förderkorbes ein genau bestimmbares
Maß von Druckkraft zu entnehmen und diese Druckkraft in gleichmäßiger, durch Ungenauigkeit
und Abnutzung nicht beeinflußbarer Verteilung auf die Bremsbacken zu übertragen.
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Diese technische Aufgabe wird durch die vorliegende Erfindung in der
Weise gelöst, daß auf dem Förderkorb,- eine mit einem Kraftspeicher, Bremsbacken
und Auslösevorrichtung versehene, bei Sei:bruch mit unveränderlicher Bremskraft
an den Leitschienen angreifende, parallel zu diesen verschiebbare, fliegende Nebenbremse
angeordnet ist, deren konstanter Bremswiderstand in geeignetem Übersetzungsverhältnisse
durch Zwischenglieder auf die Bremsbacken der mit dem Förderkorb,- fest verbundenen
Hauptbremse übertragen wird. Hierbei ist das Förderseil nicht mit der Nebenbremse,
sondern mit dem Förderkorke selbst zu verbinden, weil sonst die Nebenbremse und
damit die grundlegende Einheit des Bremswiderstandes durch den manchmal ziehenden
und manchmal drückenden Seilschwanz gestört würde.
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In den Ab.b. i bis i o ist eine Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes
schematisch dargestellt. Abb. i und 2 zeigen die Fangvorrichtung unter Hinweg'_assung
k'.einer Nebenteile in Vorderansicht vor der Auslösung mit geöffneten und nach der
Auslösung mit geschlossenen Bremsbacken. Abb. 3 und 4. stellen die Nebenbremse und
Abb. 5 und 6 die Hauptbremse in den zugehörigen Horizontalschnitten dar. Abb. 7
zeigt die Bremsbacken der Nebenbremse und der Hauptbremse in Seitenansicht. Abb.
ä bis io veranschaulichen in Seitenansicht und Vorderansicht den bügelförmigen Spannhebel
und die lösbare Kupplung der Nebenbremse.
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Die auf einem Rahmen n angeordnete Nebenbremse N ist parallel zu den
Leitschienen an Führungsstangen f # verschiebbar, die den Förderkorb F mit einem
Querträger g verbinden, an welchem das Förderseil angreift. Der Hauptteil des Rahmens
n wird durch das wagerecht liegende Gehäuse der als Kraftspeicher dienenden Druckfeder
gebildet. Diese gespannte Druckfeder a wirkt mit ihren Enden auf die durch Rohr
und Stange verschiebbar verbundenen Federteller b, die durch Zugstangen
c'
von dem bügelförmigen, in den Drehpunkten D gelagerten Spannhebel
d so lange festgehalten werden, bis dieser nach Seilbruch von dem letzten
Gliede e einer Auslösevorrichtung freigegeben wird, die in Tätigkeit tritt, sobald
eine bestimmte Grenze der Beschleunigung, Geschwindigkeit oder Entlastung überschritten
wird. Ist dies geschehen, so drückt die entfesselte Druckfeder a beiderseits mit
voller Kraft auf die verschiebbaren Federteller b und die mit diesen starr verbundenen
Gelenkköpfe K der Tellerstangen. Die gleicharmigen Gleichgewichtshebel k üb°rtrzg--n
den Diurk in gleicher Verteilung auf die winkelförmigen Bremshebel L, deren feste
Drehpunkte L auf dem Rahmen ir sitzen. Alle Bremsbacken in werden mit g'eichem
Drucke angepreßt und gleiten unter federnden Bewegungen über die Reibflächen der
Leitschienen v. Die von den Bremsbacken ausgehenden Hemmkräfte werden durch aufrechtstehende.
in Halbzapfengelenken bewegliche Zwischenstücke M auf den Rahmen n übertragen. Die
Nebenbremse:lT verzögert ihre Beweguni; stetig und bleibt hinter dem stürzenden
Förderkorbe zurück. Gleichmäßig und ohne Stoß wirkend, schließt sie die mit dem
Förderkorbe fest verbundene Hauptbremse, indem sie mit Hilfe des gleicharmigen,
im Drehpunkte P belagerten Verteilungshebels p die langen Arme der winkelförmigen,
im Drehpunkte R angreifenden Haupthebel r aufwärts zieht und weiterhin mit Hilfe
der gleicharmigen, im Drehpunkte S angreifenden Gleichgewichtshebel s die langen
Arme der winkelförmigen, im Drehpunkte T angreifenden Bremshebel
i
seitwärts drückt, wobei die gegen den Rahmen fz der Hauptbremse H durch
Zwischenstücke U abgestützten Bremsbacken u mit einer Kraft an die
Leitschienen v gepreßt werden, welche dem durch das Übersetzungsverhältnis dargestellten
Vielfachen der von der Nebenbremse bestimmten Einheit des Bremswiderstandes entspricht.
Der Förderkorb kommt daher zur Ruhe, sobald die gesamte von den beiden Bremsen geleistete
Bremsarbeit gleich ist dem Produkte aus dem Gesamtgewichte des Förderkorbes mal
dem aus der freien Fallhöhe und der durchlaufenden Bremsstrecke sich ergebenden
Gesamtwege.
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Als Zwischenglieder zur Übertragung der Druckkraft des Kraftspeichers
auf die Bremsbacken der Neb°nbremse und zur t'bertragung der Hemmkraft der Neh::ibremse
auf die Bremsbacken der Hauptbr. inse dürfen nur solche Maschinenelemente verwendet
werden, bei denen Se lhsthe mniung unmöglich und die Reibungsarbeit ein Mindestmaß
ausmacht. Bei Verwendung von Hebeln wird dies dann erreicht. wenn mit oder ohne
Einschaltung von Zugstangen z oder Druckstäben Z ganz allal'.gemein die Kräfte senkrecht
auf die Hebelarme wirken oder wenn im besonderen die Druckpunkte der zusammenarbeitenden
Hebelarme in der Verbindungsgeraden ihrer Drehpunkte liegen, weil dann der "\Veg
und damit die Reibungsarbeit der unter dem unvermeidbaren Drucke stehenden Angriffspunkte
nahezu Null wird. Rollende Reibung ermöglicht eine weitere Herabsetzung der Reibungswiders
s tände.
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Die eigentümliche Wirkung der Fangvorrichtung beruht also darin, daß
die Nebenbremse, nachdem ihre eigene lebend_`ge Kraft aufgezehrt ist, einen genau
bestimmbaren Druck auf die Bremsbacken der Hauptbremse ausübt, indem sie je nach
den Querschnittsänderungen und- Unebenheiten der Leitschienen kleine Relativbewegungen
zu der mit dem Förderkorbe starr verbundenen Hauptbremse beschreibt.
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Soll die Nebenbremse mit dem Förderkorbe durch eine lösbare Kupplung
verbunden «erden, so ist der Spannhebel d auch an seinem unteren Teile als Bügel
x ausgebildet. welcher bei der Entfesselung der Druckfeder a zugleich aus einem
am Förderkorbe befestigten Sicherungshaken y heraustritt.