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Walzverfahren. Die Bestrebungen, den Walzprozeß von der Bedienung
unabhängiger zu machen und dadurch zu verbilligen, andererseits aber die Leistungen
zu erhöhen, haben dazu geführt daß man auf den meisten Hüttenwerken zur Verwendung
kontinuierlich arbeitender Walzwerke übergegangen ist.
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Bei derartigen kontinuierlichen Walzwerken durchläuft das Walzgut
eine größere Anzahl von hintereinander angeordneten einfachen Duowalzgerüsten in
gerader Richtung, wobei die Walzgeschwindigkeit von Gerüst zu Gerüst der Querschnittsabnahme
entsprechend gesteigert wird. .
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Obwohl die Verwendungsmöglichkeit dieser Walzwerke eine sehr vielseitige
ist, so hat man sich doch in der Praxis darauf beschränkt, dieselben hauptsächlich
als Vorwalzwerke in Verbindung mit der eigentlichen Fertigstraße, meist Mittel-.
Fein- und Drahtstraße, zu betreiben.
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Für die Erzeugung nur wenig voneinander abweichender Querschnittsformen
und großen Auftragsbeständen können mit diesen '\7v'alzwerken gute Leistungen erzielt
werden.
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In den meisten Fällen ist jedoch das Walzprogramm der angegliederten
Fertigstraße derart ausgedehnt und abwechslungsreich, daß die geringe Anzahl von
Querschnitten, welche die kontinuierliche Vorstraße hervorbringt, für die -Fertigstraße
nicht ausreichen können. Im allgemeinen liegen der Vorstraße zwei verschieden große
Vorstoffe als Ausgangsquerschnitt zugrunde, von welchen jeder einzelne nach Durchlaufen
sämtlicher Walzgerüste einen Auslaufquerschnitt von bestimmtem Außenmaße liefert.
Man hilft sich nun damit, daß man im Bedarfsfalle einen größeren Querschnitt aus
einem der vorhergehenden Gerüste herausholt, indem man dieses durch die nachfolgenden
Gerüste leer, d. h. ohne Druck, durchlaufen läßt. Diese Walzart ist aber insofern
von Nachteil, weil die betreffenden Walzgerüste, ohne Nutzarbeit zu leisten, ständig
mitlaufen und mit Rücksicht auf die hohen Umlaufzahlen der Walzen einen beträchtlichen
Kraftaufwand für sich in Anspruch nehmen.
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Es sind aber noch andere schwerwiegende Hindernisse, welche einer
allgemeinen Verbreitung dieser Walzwerke im Wege stehen. jedes Walzgerüst erfordert
für sich ein eigenes Kammwalzgerüst nebst Geschwindigkeitsvorgelege, was abgesehen
von den Kraftverlusten, welche in den vielen Walz- und Kammwalzgerüsten sowie Vorgelegen
zur Auswirkung kommen, eine ganz. wesentliche Erhöhung der Anlagekosten mit sich
bringt. Auch die Instandhaltung und der Schmiermittelverbrauch bedingen ebenfalls
bedeutend erhöhte Kosten.
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Eine andere bekannte. von dem erwähnten Verfahren ganz abweichende
Walzart besteht darin, daß das Walzgut auf Triowalzgerüsten mittels drallförmig
verwundener Umführungsrinnen von einem Kaliber zum nächstfolgenden bzw. von einem
Walzgerüst zum anderen umgeführt wird. je nach der Anzahl der aufeinanderfolgenden
Kaliber kommen zwei bis drei Walzgerüste, welche seitlich nebeneinandergestellt
sind und einen gemeinsamen Antrieb haben, zur Verwendung. Da bei diesem Walzverfahren
die Walzgeschwindigkeit
konstant ist, muß der Stab aus der zwangläutigen
Bahn der Umführungsrinne leicht herausspringen können. Zu diesem Zweck muß die Umführungsbahn
in seitlicher Richtung verlaufen. Aus diesem Grunde ist die 9.nzahl der Kaliber,
welche in einem Gerüst umgeführt werden können, nur sehr beschränkt und wird unter
den üblichen Verhältnissen höchstens drei Durchgänge zulassen,. Das Umstellen der
einzelnen Umführungsrinnen von einer Kaliberreihe auf eine andere nimmt sehr viel
Zeit in Anspruch und erfordert für einen störungsfreien Walzvorgang große Sorgfalt
und fachkundige Bedienung.
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Die Erfindung schafft nun ein Walzverfahren, das die Nachteile der
bekannten Verfahren-beseitizt.-Das Neue besteht darin, daß die Querschnittsverminderung
des Walzgutes in einem einzigen Doppelduowalzgerüst kontinuierlich erfolgt, derart,
daß das Walzgut mit Hilfe eines Leitkörpers sowie von Umführungsrinnen selbsttätig
in bestimmter Reihenfolge den einzelnen Reduzierkalibern des oberen und unteren
Walzenpaares zugeführt wird.
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Auf diese Weise werden, da nur ein einziges Walzgerüst -erforderlich
ist, zunächst die Anlagekosten in erheblichem Maße verbilligt.
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Um die Erzeugungsmöglichkeiten zu vergrößern und für die Fertigstraße
verschieden große Ansteckquerschnitte zu erhalten, ist es vorteilhaft, daß die vom
Ansteck- bis zum Endquerschnitt eines Walzstabes erforderlichen Kaliber der beiden
Walzenpaare des Doppelduogerüs-tes zu einer vom Leitkörper selbsttätig bedienten
Gruppe zusammengefaßt sind, wobei im gleichen Gerüst auch verschiedene Gruppen von
Reduzierkalibern für verschieden große Querschnitte des Ausgangsmaterials angeordnet
sein können.
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Neben der Querschnittsverminderung kann durch die Gruppe der Reduzierkaliber
dass Walzgut im gleichen Doppelduogerüst in einer beliebigen Anzahl von weiteren
Stichen halbkontinuierlich in die für das Weiterwalzen auf der Fertigstraße erforderlichen
Anfangsquerschnitte umgewandelt werden.
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Zur Vervollkommnung der Durchführung des Walzvorganges mit geringer
Bedienungsmannschaft wird nach der Erfindung ein Leitkörper verwendet, der in wagerechter
Richtung vor das jeweilige Ansteckkaliber der einzelnen Reduziergruppen verschiebbar
angeordnet ist und der aus einer Ansteckführungsrinne für das Anstichkaliber, einer
oberen Führungsbahn, die das vom oberen Walzenpaar austretende Walzgut aufnimmt,
einer Rutsche und einer Kant- und Einführmulde besteht. Auf diese Weise sind die
bekannten umständlichen Hilfseinrichtungen, wie Hebetische, Kipptische, Seitenschlepper
u. dgl., entbehrlich, da das Walzgut nunmehr selbsttätig ohne Bedienungshandlungen
seinen Weg zu den einzelnen Kalibern in der festgelegten Reihenfolge nimmt.
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Der Zuführungsrollgang vor dem Gerüst ist vorteilhaft derart ausgebildet,
daß der Walzstab in den unteren Mulden des Leitkörpers auf Zuführungsrollen auflicgt,
welche durch Aussparungen im Leitkörper in das Innere der Mulden hineinragen.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel zur Durchführung des
neuen Verfahrens schematisch dargestellt, und zwar zeigt: Abb. i ein Doppelduogerüst
mit den erforderlichen Hilfseinrichtungen in Ansicht und teilweisem Schnitt, während
Abb.2 eine Draufsicht hierzu wiedergibt. Abb.3 stellt in vergrößertem Maßstab die
Kaliber der Ober- und Unterwalzen mit vor der rechten Reduziergruppe stehendem Leitkörper
dar.
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Abb. q. zeigt die gleichen Kaliber mit vor die linke -Reduziergruppe
verschobenem Leitkörper.
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i ist das Walzgerüst, in welchem das Oberwalzenpaar 2 und 2' sowie
das Unterwalzen-, paar 3 und 3' angeordnet werden. ¢ sind die Anstellvorrichtungen
für die beiden Oberwalzen des Doppelduogerüstes. Vor den einzelnen Kalibern des
unteren Walzenpaares befinden sich vor jedem Kaliber Einführungsgehäusre 5 und hinter
den Walzen Abstreicher i . Umführungs.zinn.en 8, die an Balken 9, welche zwischen
den beiden Walzenständern gelagert sind, durch Schrauben i o befcstigt werden, dienen
zur Führung des Walzgutes vom unteren zum oberen Walzenpaar, während Führingskinnen
6 den Über= gang des aus den oberen Walzen austretenden Stabes zu dem Rollgang vermitteln.
Letzterer besteht aus Rahmen i i, in welchen die Rollen i z sowie die für die Kaliber
c und c' mit Führungsbunden 16 versehenen Treibrollen 15 gelagert sind. Auf Traversen
14 zwischen den beiden Rollgangsrahmen ruht der Leitkörper 13, der mit Hilfe des
Kranes oder in sonst geeigneter Weise auf den Traversen verschoben werden kann.
Der Leitkörper besteht aus der Ansteckführungsrinne 18, der oberen Führungsbahn
i9, der Rutsche 2o und der Kant- und Einführungsmulde 21.
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Die rechte Gruppe der zur Querschnittsverminderung bestimmten Reduzierkaliber
im oberen und unteren Walzenpaar ist mit a, b,
c, d bezeichnet, während
die Kaliber der linken Reduziergruppe die Bezeichnungen a', b',
c', d'
aufweisen. Außerdem sind in den Walzenpaaren noch die Umwandlungskaliber
e, e', sowie k, A', 1, l', i, J' vorgesehen.
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Die Wirkungsweise des neuen Walzverfahrens gestaltet sich folgendermaßen.
Der
auf dem Zuführungsrollgang ankommende Walzstab wird in der Einführungsmulde 18 des
Leitkörpers 13 mittels der Aussparungen 17, von den Rollen erfaßt und einem
Einführungsgehäuse 5 zugeführt. Nachdem er von dem Kaliber a des unteren Walzenpaares
3 und 3' gefaßt worden ist, wird er zwischen den Unterwalzen durchgezogen, wobei
sein aus diesen Walzen austretendes Ende durch die Umführungsrinne 8 unmittelbar
in das Kaliber b der mit einer der Querschnittsverminderung entsprechend erhöhten
Geschwindigkeit laufenden Oberwalze z und a' einläuft. Aus dem Kaliber
b, auf die obere Führungsbahn i g- auslaufend, rutscht der Stab, sobald sein
Ende das Kaliber b verlassen hat und die dem Stab innewohnende lebendige Kraft aufgehoben
ist, auf der schrägen Bahn 2o des Leitkörpers in die Kant-und Einführmulde 2i, wo
er nach- Kantung durch den. im gleichen Drehsinn wie bisher weiter laufenden Zuführungsrollgang
selbsttätig die Mulde z i entlang über die Treibrollen 15 dem Kaliber c der Unterwalzen
zugeführt wird. Der Lauf des Stabes ist in der Zeichnung durch Pfeile hervorgehoben.
Nach Durchgang durch das Kaliber c gelangt das vordere Stabende durch die Umführungsrinne
8 selbsttätig zum letzten Kaliber d der Reduziergruppe. Aus den Kalibern
d, d' der Oberwalzen a und a' austretend, fällt der Stab in die Kant-
und Führungsmulde a i herab und wird nunmehr mit entgegengesetzt laufendem Rollgang
aus dem Bereich des Leitkörpers herausgezogen und mit Hilfe von zweckmäßig versenkt
angeordneten Querschleppeinrichtungen vor die Gruppe der Umwandlungskaliber g',
e, e', g
geschoben. Nach einem Durchgang durch das Kaliber e oder e' gelangt
der Stab zur Fertigstraße.
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Ist eine weitere Querschnittsverminderung erforderlich, dann wird
der Stab aus dem Kaliber e oder e' durch eine inzwischen angebrachte Umführungsrinne
zu den entsprechenden Kalibern f oder f' des oberen Walzenpaares z, a' gebracht.
Beim Austreten aus diesen fällt der Stab vor der Walze auf den Rollgang herab und
wird hierauf durch ein in der Reihenfolge liegendes Kaliber g oder g' an die Fertigstraße
abgegeben.
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Erfordert nun das Walzprogramm der Fertigstraße ein anderes Ausgangsmaterial
als das bisher von der Reduziergruppe a,. b, c, d
gelieferte, so wird der
Leitkörper mit Hilfe eines Kanes auf den Traversen i4. verschoben, bis- die Einführungsmulde
18 vor das Anstichkaliber der Reduziergruppe a', b', c', d'
zu stehen kommt.
Der Walzvorgang wiederholt sich dann in genau gleicher Weise, wobei die bisher vom
Leitkörper verdeckten Kaliber h, h', j, j' zur Umwandlungsarbeit herangezogen
werden.
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Anzahl und Anordnung der Reduzier- und Umwandlungskahber sind für
das Wesen der Erfindung belanglos, ebenso die Art und Beschaffenheit des Walzgutes.