DE4210997C1 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine austenitische Nickel-Molybdän-Legierung mit einer
ausgezeichneten Gefügestabilität im Temperaturintervall von 650 bis 950°C und
ihre Verwendung für Bauteile, die eine hohe Korrosionsbeständigkeit insbesondere
gegen Salzsäure in weiten Konzentrations- und Temperaturbereichen, in Schwefel
säure und in anderen reduzierenden Medien besitzen müssen.
Metallisches Molybdän ist auch bei höheren Temperaturen ungewöhnlich beständig
gegenüber der Korrosion durch sogenannte reduzierende Medien wie Salzsäure,
Schwefelsäure und Phosphorsäure. Obwohl wissenschaftlich nicht korrekt, hat
sich die Bezeichnung reduzierend für solche korrosive Medien eingebürgert,
in denen das Wasserstoffion das alleinige Oxidationsmittel darstellt. Dies
führte zur Entwicklung von Nickel-Molybdän-Legierungen, die aufgrund des
relativ hohen Molybdän-Gehaltes eine gute Beständigkeit in reduzierenden
Lösungen aufweisen (W. Z. Friend, Corrosion of Nickel and Nickel-Base
Alloys, John Wiley & Sons, New York-Chichester-Brisbane-Toronto, 1980,
S. 248-291). Ihre gute Beständigkeit in reduzierenden Säuren beruht dabei
auf der niedrigen Korrosionsgeschwindigkeit im aktiven Zustand, die durch
das Legierungselement Molybdän bewirkt wird. So konnten bereits Uhlig und
Mitarbeiter (J. Electrochem. Soc. Vol. 110, (1963) 650) anhand von
anodischer Polarisation in 0,01 N Schwefelsäure bei 25°C zeigen, daß in
Nickel-Molybdän-Legierungen mit Molybdängehalten ≧15% das Korrosions
potential stark abnimmt. Noch deutlicher zeigt sich der positive Einfluß
des Molybdäns in Nickel-Molybdän-Legierungen bei der Prüfung in Salzsäure.
Flint (Metallurgica, Vol. 62 (373), 195 November 1960) berichtete über
die Aufnahme von galvanostatischen anodischen Polarisationskurven in unbe
lüfteter 5%iger Salzsäure (30°C) und zeigte, daß bis zu einer Zugabe von
20% Molybdän die relativ stärkste Verbesserung zu verzeichnen war, aber
auch Gehalte bis zu 30% Molybdän verschoben das Korrosionspotential
weiter in Richtung auf die edlere Seite.
Die bekannten Nickel-Molybdän-Legierungen NiMo30 und NiMo28 gemäß Tabelle 1
resultierten aus den Bemühungen, Werkstoffe mit einer sehr guten Beständigkeit
unter reduzierenden Bedingungen zu entwickeln. Üblicherweise werden diese
Legierungen im lösungsgeglühten und abgeschreckten Zustand geliefert, um
ein Maximum an Korrosionsbeständigkeit zu gewährleisten. Es zeigte sich aber,
daß im geschweißten Zustand insbesondere die Legierung NiMo30 für interkristalline
Korrosion in der Wärme-Einfluß-Zone anfällig war. Die Legierungsoptimierung in
Hinblick auf die Elemente Kohlenstoff und Silizium führten in den 70er Jahren zu
einer Verbesserung der Schweißbarkeit (F. G. Hodge u. a., Materials Performance,
Vol. 15 (1976) 40-45). Gleichzeitig wurde der Eisengehalt auf möglichst niedrige
Gehalte eingeschränkt, um die Ausscheidungsgeschwindigkeit für Karbide zu redu
zieren (Svistunova, "Molybdenum in Nickel-Base Corrosion-Resistant Alloys",
Soviet-American Symposium, Moskau, 17.-18. Januar 1973). Verarbeitungsprobleme
bei der Fertigung großer Komponenten für den Chemie-Apparatebau konnten jedoch
nicht ausgeräumt werden, da der Werkstoff zur Warmrißbildung neigt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine korrosionsbeständige und schweiß
bare Nickel-Molybdän-Legierung zu schaffen, die bei durchzuführenden Wärme
behandlungen und beim Schweißen nicht zu übermäßigem Duktillitätsverlust oder
sogar zur Warmrißbildung neigt.
Gelöst wird diese Aufgabe durch eine austenitische Nickel-Molybdän-Legierung,
bestehend aus (in % Massengehalt):
Molybdän: | |
26,0 bis 30,0% | |
Eisen: | 1,0 bis 7,0% |
Chrom: | 0,4 bis 1,5% |
Mangan: | bis 1,5% |
Silizium: | bis 0,05% |
Kobalt: | bis 2,5% |
Phosphor: | bis 0,04% |
Schwefel: | bis 0,01% |
Aluminium: | 0,1 bis 0,5% |
Magnesium: | bis 0,1% |
Kupfer: | bis 1,0% |
Kohlenstoff: | bis 0,01% |
Stickstoff: | bis 0,01% |
Rest Nickel und üblichen erschmelzungsbedingten Verunreinigungen, wobei die
Summe der Gehalte an interstitiell gelösten Elementen (Kohlenstoff+Stickstoff)
auf maximal 0,015% beschränkt und die Summe der Elemente (Aluminium+Magnesium)
in den Grenzen 0,15 bis 0,40% eingestellt ist.
Vergleicht man die erfindungsgemäße Legierung mit dem in Tabelle 1 in Form
der Legierungen NiMo30 und NiMo28 wiedergegebenen Stand der Technik, so wird
deutlich, daß sich die erfindungsgemäße Legierung vom Stand der Technik
durch ihre Gehalte von 0,1 bis 0,5% Aluminium und bis zu 0,1% Magnesium
abhebt, die beide in der Summe auf 0,15 bis 0,40% eingestellt sein müssen.
Es hat sich herausgestellt, daß es damit möglich ist, den Kohlenstoffgehalt
gegenüber dem vorbekannten Stand der Technik zu halbieren, nämlich von
bisher max. 0,02% auf erfindungsgemäß max. 0,01%. Damit kann die gemäß
früherer Lehre erforderliche Einschränkung des Eisengehaltes auf max. 2,0%,
wie sie in der heute üblichen Legierung NiMo28 praktiziert wurde, entfallen.
Das ergibt sich daraus, daß die Neigung zur Karbidausscheidung schon alleine
durch den geringen Kohlenstoffgehalt nun so gering ist, daß ihre Beschleunigung
durch gleichzeitig vorhandenes Eisen gemäß früherer Lehre unerheblich wird.
Die obere Grenze von 7,0% für den Eisengehalt war in der Legierung NiMo30
wegen sich sonst zu stark vermindernder Korrosionsbeständigkeit eingeführt
worden. Sie wird auch für die erfindungsgemäße Legierung vorgesehen.
Darüber hinaus wird für die erfindungsgemäße Legierung eine unterer Begrenzung
des Eisengehalts auf mindestens 1,0% eingeführt. Damit läßt sich eine so
weitgehende Verzögerung des sonst bei thermischer Beanspruchung im Chemie-
Apparatebau, beispielsweise beim Schweißen eintretenden Duktilitätsverlustes,
erreichen, daß die bei diesem Werkstoff gefürchtete Rißbildung praktisch
vermieden werden kann.
Dies wird für die erfindungsgemäße Legierung nachfolgend anhand von Versuchs
ergebnissen erläutert. Die 3 Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen
Legierung A, B und C in Tabelle 1 wurden zu Blechen von 12 mm Dicke gewalzt,
lösungsgeglüht und anschließend in Wasser abgeschreckt. Sodann wurde ihre
thermische Stabilität durch eine Auslagerung von 0,1 bis 8 h Dauer im Tempe
raturbereich zwischen 650 und 950°C durch Prüfung der Kerbschlagarbeit an
ISO-V-Proben ermittelt und der thermischen Stabilität einer dem Stand der
Technik entsprechenden NiMo28-Legierung gegenübergestellt. Diese dem Stand
der Technik entsprechende NiMo28-Legierung hatte mit nur 0,11% einen Eisen
gehalt von weniger als 1%, während die 3 Ausführungsbeispiele der erfindungs
gemäßen Legierung sich gemäß Tabelle 2 durch Eisengehalte von 1,13%, 1,75%
und 5,86% aufweisen.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 wiedergegeben. Greift man dort beispielhaft den
Einfluß einer Auslagerung bei 700°C heraus, so erkennt man, daß die dem Stand
der Technik entsprechende Legierung NiMo28 nach 0,1 h eine Kerbschlagarbeit von
225 Joule aufweist, die mit zunehmender Auslagerungszeit auf 38 Joule nach 8 h
abfällt. Demgegenüber liegt die erfindungsgemäße Legierung A nach 0,1 h bei
700°C mit <300 Joule deutlich höher, sie liegt selbst nach 1stündiger Auslage
rungszeit mit 179 Joule noch weit über der dem Stand der Technik entsprechenden
Legierung NiMo28 und fällt erst nach 8 h auf etwas niedrigere Werte ab als
jene dort ausweist. Eine gegenüber dem Stand der Technik ähnlich verzögerte
Duktilitätsabnahme gilt für die erfindungsgemäße Legierung B, und insbesondere
für Legierung C mit einem Fe-Gehalt von 5,86%.
Noch deutlicher wird der Vorteil der erfindungsgemäßen Legierung, wenn man
beispielhaft den Einfluß einer Auslagerung bei 800°C betrachtet. Hier liegt
die Kerbschlagarbeit der dem Stand der Technik entsprechenden Legierung NiMo28
schon nach 0,1 h bei nur 35 Joule, während die Ausführungsbeispiele A und B
der erfindungsgemäßen Legierung noch über 200 Joule liegen. Mit fortschreitender
Auslagerungszeit fällt die Kerbschlagarbeit der dem Stand der Technik entspre
chenden Legierung NiMo28 auf nur 13 Joule nach 8 h ab, während die Ausführungs
beispiele A, B und C der erfindungsgemäßen Legierung dort immer noch bei
rd. 150 Joule liegen.
Ergänzend wurden nach einstündiger Auslagerung bei 700°C die mechanischen Kenn
werte im Zugversuch ermittelt und in Tabelle 3 wiedergegeben. Man erkennt dort,
daß das Ausführungsbeispiel B der erfindungsgemäßen Legierung auch nach einer
derartigen thermischen Beanspruchung noch eine Bruchdehnung A₅ von 24% und
eine Brucheinschnürung Z von 26% aufweist. Gleich gute Ergebnisse weist die
Legierung C auf.
Die Korrosionsbeständigkeit der erfindungsgemäßen Legierung C wurde im Vergleich
zu der dem Stand der Technik entsprechenden Legierung NiMo28 geprüft. Als Prüf
medium dienten Salzsäurelösungen, wie sie für die Nickel-Molybdän-Legierungen
üblicherweise zur Anwendung kommen, um ihre Tauglichkeit für den praktischen
Einsatz zu testen. Für die erfindungsgemäße Legierung wurde dabei das Ausfüh
rungsbeispiel C mit dem hohen Eisengehalt von 5,86% gewählt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 4 wiedergegeben. Man erkennt, daß bei Prüfung auf interkristal
line Korrosion (IK) gemäß dem Verfahren nach Stahl-Eisen-Prüfblatt (SEP) 1877,
Verfahren III, die erfindungsgemäße Legierung keine interkristalline Korro
sion (IK) erkennen läßt. Im Fall der Prüfung nach DuPont-Spezifikation
SW 800 M ist der Korrosionsabtrag der erfindungsgemäßen Legierung geringer
als der Korrosionsabtrag, welcher mit der Legierung NiMo28 maximal erzielt
werden darf. Auch bei der Prüfung an geschweißten Bolzen gemäß der ebenfalls
für die Nickel-Molybdän-Legierungen häufig geforderten Lummus-Spezifikation
liegt die erfindungsgemäße Legierung selbst bei dem hohen Eisengehalt des
Ausführungsbeispiels C von 5,86% gut im üblicherweise erwarteten Rahmen.
In Verbindung mit dem geringen Duktilitätsverlust bei thermischer Beanspruchung
kann die erfindungsgemäße Legierung damit auch für geschweißte Bauteile ohne
Wärmenachbehandlung Anwendung finden.
Demnach stehen mit der erfindungsgemäßen Legierung in Hinblick auf die
thermische Stabilität zu erzielenden Vorteile keine Nachteile in Hinblick
auf die Korrosionsbeständigkeit gegenüber. Die Korrosionsbeständigkeit der
erfindungsgemäßen Legierung ist bei Anwendung der hier üblicherweise
anzuwendenden Testmedien vielmehr ausgezeichnet.
Der Chromgehalt der erfindungsgemäßen Legierung liegt bei 0,4 bis 1,5%, da
Chromgehalte dieser Höhe gleichfalls den Duktilitätsverlust der Legierung
bei thermischer Beanspruchung vermindern.
Die Zusätze an Aluminium und Magnesium in der erfindungsgemäßen Höhe dienen
zur Desoxidation der erfindungsgemäßen Legierung und ermöglichen es, den
in Nickel-Basis-Legierungen allgemein als schädlich bekannten Gehalt an
Schwefel durch wirksame Entschwefelungsmaßnahmen unter reduzierenden
Bedingungen gegenüber dem Stand der Technik von bisher max. 0,03 auf
max. 0,01% weiter zu erniedrigen. Auch der Gehalt des in Nickel-Basis-
Legierungen bekanntermaßen die Karbidausscheidungen beschleunigenden
Siliziums kann bei Zugabe von Aluminium und Magnesium von bisher max. 0,1
auf erfindungsgemäß max. 0,05% erniedrigt werden. Um die Warmumformbar
keit zu verbessern, wird über die Einschränkung des Kohlenstoffgehalts
hinausgehend auch der Stickstoffgehalt auf max. 0,01% und die Summe an
Kohlenstoff plus Stickstoff auf max. 0,015% beschränkt.
Die Elemente Kobalt, Mangan, Kupfer und Phosphor beeinflussen in den angegebenen
Höchstgrenzen die guten Werkstoffeigenschaften der erfindungsgemäßen Legierung
nicht. Diese Elemente können bei der Erschmelzung über die Einsatzstoffe einge
bracht werden.
Die erfindungsgemäße Legierung zeichnet sich durch gute Schweißbarkeit und
Korrosionsbeständigkeit aus. Sie besitzt eine ausgezeichnete Gefügestabilität
im Temperaturintervall von 650 bis 950°C und eignet sich für den Apparatebau
auch aus dickwandigen geschweißten Bauteilen in der Chemie.
1. Prüfung nach SEP 1877 Verfahren III (10%ige Salzsäurelösung, 24 h, siedend) | |
Werkstoff nach Tabelle 1 | |
IK-Angriff und IK<50µm | |
NiMo28 | |
kein IK | |
erfindungsgemäße Legierung C | kein IK |
2. Prüfung nach DuPont-Spezifikation SW 800 M (20%ige Salzsäurelösung 24 h, siedend) | |
Werkstoff nach Tabelle 1 | |
Massenverlust (Korrosionsrate) | |
NiMo28 | |
≦0,020 inch/month (0,61 mm/a) | |
erfindungsgemäße Legierung C | 0,018 inch/month (0,55 mm/a) |
Claims (5)
1. Austenitische Nickel-Molybdän-Legierung mit hervorragender Korrosions
beständigkeit in reduzierenden Medien und einer ausgezeichneten thermischen
Stabilität im Temperaturbereich zwischen 650 und 950°C, gekennzeichnet
durch die Zusammensetzung (% Massengehalt):
Molybdän:
26,0 bis 30,0%
Eisen: 1,0 bis 7,0%
Chrom: 0,4 bis 1,5%
Mangan: bis 1,5%
Silizium: bis 0,05%
Kobalt: bis 2,5%
Phosphor: bis 0,04%
Schwefel: bis 0,01%
Aluminium: 0,1 bis 0,5%
Magnesium: bis 0,1%
Kupfer: bis 1,0%
Kohlenstoff: bis 0,01%
Stickstoff: bis 0,01%
Rest Nickel und übliche erschmelzungsbedingte Verunreinigungen, wobei die
Summer der Gehalte an interstitiell gelösten Elementen (Kohlenstoff+Stickstoff)
auf maximal 0,015% beschränkt und die Summe der Elemente (Aluminium+Magnesium)
in den Grenzen 0,15 bis 0,40% eingestellt ist.
2. Austenitische Nickel-Molybdän-Legierung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Eisengehalt auf 2 bis 7% eingeschränkt ist.
3. Austenitische Nickel-Molybdän-Legierung gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Eisengehalt zwischen 2% und 4% liegt.
4. Austenitische Nickel-Molybdän-Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Chromgehalt bei 1,0 bis 1,5% liegt.
5. Austenitische Nickel-Molybdän-Legierung gemäß den Ansprüchen 1 bis 4
als Werkstoff für Bauteile von Chemie-Anlagen, die eine besondere Bestän
digkeit gegenüber reduzierenden Medien, wie Salzsäure, gasförmigen
Chlorwasserstoffen, Schwefelsäure, Essigsäure und Phosphorsäure, erfordern.
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