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Bergestürzvorrichtung für Grubenhunte. Die bisher verwendeten Kippvorrichtungen
für Grubenhunte sind so gebaut, daß das Antriebsorgan oder die Antriebsmaschine
mit der Konstruktion des Kippers ein Ganzes bilden, also von der Art der Ausführung
der Vorrichtung abhän-i., waren. Diese Bergestürzvorrichtungen sind massiv, schwer
und für die gegebenen Grubenverhältnisse, einerseits durch die Vorarbeiten bci der
Montage und Demontage, anderseits durch ihr Gewicht und Volumen, unpraktisch.
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Es bestehen zwar transportable, ein Gestell bildende Kippvorrichtungen,
die entweder lose auf den Boden gesetzt oder nur durch die Kappen der Zimmerung
festgehalten werden, so daß sie sehr leicht beim Stürzen eines insbesondere schweren
Huntes umkippen können. Der Transport dieses Gestelles auf eine andere Stelle der
Strecke ist nicht nur infolge seiner starren Konstruktion mühevoll, sondern es muß
auch die Streckenweite überall so groß sein, daß das Gestell im ganzen durchgezogen
werden kann. In enge und krumme Strecken läßt sich deshalb diese Bergestürzvorrichtung
nicht hineinbringen.
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Ferner bestehen Bergestürzvorrichtungen, bei denen eine bzw. zwei
in den Strecken eingespannte Säulen verwendet werden.
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Bei Verwendung nur einer Säule muß diese so massiv sein, daß ein Transport
derselben nur schwer durchzuführen ist. Außerdem ist das ganze Gewicht des Wagens
samt Ladung an dieser einzigen Säule aufgehängt, so daß
dieselbe
außerordentlich stark beansprucht wird, was die Lebensdauer dieser Vorrichtung beeinträchtigt.
Im übrigen muß die Strecke, um dieser Säule einen festen Halt zu geben, gut ausgezimmert
werden. Bei Verwendung von zwei Spannsäulen wird zwar das zu kippende Gewicht verteilt,
jedoch ist diese Vorrichtung nur für eine einzige Art von Hunten mit bestimmter
Radachsenweite und Radhöhe verwendbar, wodurch deren Anwendungsmöglichkeit eine
beschränkte ist.
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Durch vorliegende Erfindung werden alle diese Nachteile dadurch behoben,
daß drei im Dreieck angeordnete, in den Strecken o. dgl. fest eingespannte Spannsäulen
vorhanden sind, wobei eine an den beiden hinter und vor dem Wagen auf der Kippseite
neben dem Schienenstrang stehenden Säulen befestigte verstellbare Quersäule mit
den Wagenkuppelösen und ein an der dritten auf der anderen Seite des Schienenstranges
in Höhe der Wagenmitte aufgestellten Säule mittels eines über eine Laufrolle am
Kopf der Säule geführten Ketten- oder Seilzuges aufwindbarer Balken mit den kippseitigen
)Vagenrädern durch Ketten o. dgl. verbunden wird, so daß bei Hochziehen des Balkens
eine Kippung des Wagens über die Quersäule stattfindet.
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In den Zeichnungen ist die Vorrichtung und ihre Anwendung veranschaulicht.
Es zeigen Abb. r bis 3 die Bergestürzvorrichtung in drei Ansichten, Abb. q. und
5 die Befestigung und Einhängung des Wagens in zwei Ansichten und Abb. 6 und 7 das
Vorziehen der Züge in zwei Ansichten.
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Die Bergestürzvorrichtung besteht aus drei Spannsäulen a, b, c,
deren zwei, a und b, die Rollenbatterien A, B für die Seilführung
tragen, einer lotrecht verstellbaren Quersäule d mit zwei Gehängen f, f,
dem Gehängee, welches zum Fixieren und Heben des Huntes dienen, und der Antriebsmaschine
C.
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Die Ausführung der Spannsäulen ist ähnlich wie bei kleinen Schrämmaschinen.
Am oberen Ende der Spannsäulen a, b sind zwei Rollenbatterien A, B
mit Seilführungsrollen für das Führen des Seiles von der Antriebsmaschine C zum
Hunt angebracht. Die Säulen a, b, c sind vermittels einer zweiarmigen Stahlgußmutter
und einer Schraubenspindel auf die den normalen Querschlägen und Strecken entsprechende
Höhe verstellbar. Die Spannsäulen a, c sind untereinander mit einer horizontalen
Quersäule d verbunden, welche in jeder wagerechten Lage durch zwei Klemmen auf den
Stehsäulen a, c sich befestigen läßt; diese Quersäule d dient beim Kippen :des Hundes
als Dreh- und Stützpunkt für den letzteren. Die Länge dieser Quersäule ist so bemessen,
daß es möglich ist, jede Art von Hunden, ob hölzerner oder eiserner Ausführung,
für Berge oder Kohle über die Quersäule zu kippen, ohne dabei der Gefahr zu laufen,
daß die Länge derselben nicht ausreichen würde. Auf dieser Quersäule d sind zwei
Ketten- oder Seilgehänge f drehbar befestigt und werden diese beim Kippen mit den
äsen oder Haken des Huntes so verbunden, daß ein Abrutschen desselben beim Kippen
über die Quersäule d ausgeschlossen ist.
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Das Kippen des Huntes erfolgt folgendermaßen Der zum -Kippen bestimmte
Hunt wird zwischen die Säulen ,a. b, c geschoben, hierauf werden die zwei
Ketten- oder Seilgehänge f an den Kuppelöfen oder -haken des Huntes befestigt, die
Räder des Huntes hingegen durch zwei Haken h, welche sich an dem Ketten- oder Seilgehänge
h' des Waagebalkens e befinden, eingehakt. Von dem Waagebalken e führt das Zugseil
über die Rollenbatterie B auf der Spannsäule b, weiter über die Rollenbatterie
A auf der Spannsäule a zur Antriebsmaschine C. Sobald die Antriebsmaschine
in Gang gesetzt wird, wird das Seil auf die Trommel aufgewunden, 'der Wagen wird
dadurch gehoben, wobei sich derselbe mit der Seitenwand an die Quersäule d anlehnt
und, durch die Verbindung der Kettengehänge f fixiert, eine kreisförmige Bewegung
um seinen Drehpunktd beschreibt. Der Inhalt des Wagens entleert sich hierbei über
eine Eintragsschurre in die Schüttelrinne, welch letztere die Berge ihrem Bestimmungsort
zuführt. Es ist möglich, den Hunt so hoch zu ziehen, bis der ganze Inhalt .entleert
ist. Falls das Versetzen in steilen Flözen erfolgt, wird der Inhalt des Huntes unmittelbar
ohne Zuhilfenahme der Schüttelrinnen in den ausgehohlten Abbau entleert, und zwar
ohne jegliche Änderung oder Umstellung der Bergestürzvorrichtung. Durch das Lüften
der Reibungsbremse der Antriebsmaschine C fällt der Hunt infolge seines Eigengewichts
wieder zurück aufs Gleise, wobei er dieselbe kreisförmige Bewegung um seinen Drehpunktd
ausführt. Sodann werden die Haken h von den Hunterädern entfernt, die Gehänge f
aus den Kuppelösen oder -haken des Huntes gelöst, dieser fortgeschoben und ein anderer
gefüllter Hunt der Kippstelle zugeführt.
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Wenn nicht ein genügender Vorrat an mit Berge gefüllten Hunten vorhanden
ist, kann durch das Loslösen des Hakens i aus dem Waagebalkenie das freie Ende des
Zugseiles über die Rolle k von der Hand aus in die Strecke gezogen werden, wo das
Zugseilende an den ersten Hunt des Zuges angekuppelt und, sobald die Antriebsmaschine
in Gang gesetzt wird, der ganze Zug zu dem Versatzort herangezogen wird. Die Bergestürzvorrichteng
kann
also außer zum Kippen auch zum Heranziehen der Hunte verwendet werden, wodurch die
Aufstellung einer zweiten Maschine sich erübrigt.
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Es können sämtliche Hunte, welche im Steinkohlenbergbau Verwendung
finden, zum Kippen benutzt werden, wodurch die Kippvorrichtung nicht an ein und
dieselbe Huntetype gebunden ist. Die Antriebsmaschine C, in diesem Falle eine Drucklufthaspel,
ist mit zwei Zahnradvorgelegen und :einer Reibungsbremse ausgerüstet. Durch Verwendung
dieser Bremse ist es möglich, den Hunt in jeder Kippstellung genau und fest anzuhalten
und dadurch die Berge sukzessive zu entleeren. Das Kippen erfolgt also nicht plötzlich
auf einmal, sondern langsam nacheinander, wie es die Verhältnisse verlangen.
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Die Vorzüge dieser Bergestürzvorrichtung sind folgende: i. Sie kann
für jede verwendbare Grubenhuntetype, ob in eiserner oder hölzerner Ausführung,
ohne Unterschied der Länge, Breite und Höhe des Huntes verwendet werden.
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2. Sie kann ohne jede vorherige Zimmereng, ohne Gleisausrichtung,
ohne Nachnahme der Streckenstöße und -firste sofort aufgestellt werden.
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3. Sie kann wie für liegende so für steile (stehende) Flöze, in geraden
oder gekrümmten Strecken und Querschlägen (Kurven) ohne jegliche Vorarbeiten benutzt
werden.
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¢. Durch die Lageänderung der Quersäule d in lotrechter Richtung ist
es ohne jede weitere Änderung der Vorrichtung ermöglicht, das Einkippen des Versatzes
wie bei niedrig so bei hoch zur Streckensohle liegenden Flözen durchzuführen, und
zwar bis zu der Höhe, wo der umgekippte Hunt mit seinem Unterteil (Radsätze) die
Firste berührt. Eine Firstennachnahme ist nur dann nötig, wenn man in besonders
hohe Flöze versetzen will.
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5. Durch den Standort der Bergestürzvorrichtung können ohne die kleinste
Änderung derselben Hunte aller Typen von beiden Seiten hindurchfahren.
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6. Durch die Verwendung nur eines Zugseiles mit dem Haken i, welcher
mit dem Waagebalken e, auf dessen Enden sich die Ketten )c' mit den Haken k befinden,
lösbar verbunden ist, ist es möglich, den Hunt in jeder Kippstellung bei einem allmählichen
Entleeren desselben festzuhalten.
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7. Das Einhängen der Haken h in die Hunteräder erfolgt von Hand aus
nicht mehr unter, sondern außerhalb neben dem Hunt und können Hunte aller Typen
auf diese Art und Weise bei völliger Sicherheit der -Bedienung eingehängt werden.
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B. Das Heben des Huntes erfolgt mit solcher Geschwindigkeit, welche
nötig ist, um das Versatzgut allmählich in die Schüttelrinnen zu entleeren. Bei
steilen Flözen kann der Inhalt des Huntes auf einmal gestürzt oder geleert werden;
bei flachem Einfallen hingegen ist es nötig, allmählich zu kippen, weil sonst die
Rinnen durch überfüllung überlastet werden und die einzelnen Verbindungen derselben
sich lösen oder sogar reißen können. Die gewünschten Kippbewegungen des Huntes werden
durch die Antriebsmaschine mit zwei Zahnradvorgelegen und der Reibungsbremse ermöglicht.
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9. Die Kippvorrichtung läßt sich durch Benutzung der Seilrolle h auf
der Rollenbatterie B als eine Art Zubringeseilbahn verwenden.
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io. Durch die leichte Fördermöglichkeit und geringes Gewicht der Bergestürzvorrichtung
läßt sich diese innerhalb zwei Stunden ausbauen und wieder aufstellen.
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i i. Die Antriebsmaschine kann an jeder Stelle im Umkreise von 36o°
aufgestellt werden und sind zu diesem Zwecke die Rollenbatterien A, B an den Spannsäulen
a, b abnehmbar und in Spiegelbildform umkehrbar so angeordnet, wie es die Aufstellung
der Maschine erfordert.
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12. Die Normalleistung dieser Bergestürzvorrichtung beträgt 6o bis
8o, in günstigen Fällen i i o bis i 2o Hunte.