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Photographisches Reproduktionsverfahren. Bei den üblichen chemigraphischen
Kopierverfahren nach Raster- und Strichnegativen handelt @es sieh darum, .auf einer
Metallplatte eine Kopie zu erhalten, deren Bildträger geeignet ist, direkt oder
indirekt eine Schutzschicht gegen eine Ätze zu sein. Meist überzieht man mit einer
Chromatleimschicht eine Metallplatte, auf der die vom Lichte getroffenen Stellen
ihre Löslichkeit in kaltem Wasser verlieren.
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Solche in Wasser leicht löslichen Kolloide haben aber eine gewisse
Unempfindlichkeit gegen Licht, und die Kopierzeit beträgt bei der üblichen Lichtstärke
je nach Entfernung der Kopierrahmen von der Lichtduelle 6 bis 20 Minuten. Nach der
Entwicklung ist (las Bild auf der Platte vollkommen unsichtbar und muß, um sichtbar
zu werden ein paar Minuten in ein Färbebad gebracht werden; nach Abwaschen und Wiedertrocknen
ist dann die Platte zum Weiterverarbeiten fertig.
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Dieses Anfärben hat aber einen Nachteil - nämlich man kann das Bild
nie richtig auskopieren, denn je länger man kopiert, desto heller wird dasselbe
scheinbar, da die vom Licht gehärtete Kolloidschicht die Farbe um so widerwilliger
annimmt, je größer die darauf gewirkte Kopierintensität war.
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Durch das folgende erfundene Verfahren verkürzt man die Kopierzeit
auf den 25. Teil und spart noch außerdem die Zeit, .die zum Anfärben der
zuerst unsichtbaren Kopie nötig ist, da die Kopie im Moment der etwa i Sekunde dauernden
Entwicklung schon in voller Farbe erscheint, und zwar ist dieselbe jetzt um so tiefer,
je länger das Licht eingewirkt hat, da proportional ,der Kopierzeit das Auswaschen
der Farbe sich mindert.
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Dieser Erfolg wird mit sehr ,einfachen Mitteln erreicht.
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Die Lösung eines Vehik elkörpers, der in getrocknetem Zustande @in
einem bestimmten Entwickler nicht löslich ist, wird mit einer großen Menge eines
Farbkörpers vermengt, sei es durch Zusatz, sei es durch Erzeugung des Farbkörpers
auf chemischem Wege erst in der Lösung. Dieser Farbkörper muß die Eigenschaft haben,
in dem Entwickler außerordentlich leicht löslich zu sein. Diese Vermengung hat zur
Folge, daß diese aus einem löslichen und einem unlöslichen Körper .bestehende Mischung,
auf eine Platte aufgetr agen und getrocknet, sich im Entwickler sofort löst, natürlich
nicht in chemischem Sinne, sondern auf Grund eines rein physikalischen Vorganges,
indem infolge der Lösung des Farbstoffes der Vehikelkörper seinen inneren Zusammenhang
verliert und ungelöst abschwimmt.
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Könnte rnan dem Farbkörper seine Lösbarkeit in einem Entwickler nehmen,
dann wäre auch der Vehikelkörper wiederum darin umlöslich. -Tun ist es ja aus der
Färberei bekannt, @daß mit wasserlöslichen Farben angefärbte Stoffe durch Beizung
und Licht wasserfest und sogar waschecht gemacht werden können. Durch Zusatz solcher
Beizen, meist Lösungen von Metallsalzen, wird aus der Vehikelfarbstoffmdschung eine
Kopierlösung,
und (furch die Insolation wird eine damit präparierte und getrocknete Schicht an
allen vom Licht getroffenen-Stellen unlöslich, indem der Vehikelkörper vom Farbstoff
Substantiv angefärbt wird, d. h. mit andern Worten, der Farbstoff ist unlöslich,
ist wasserfest geworden und kann daher seine Funktion als Lösungserreger und .Abschw
im@motiv des Vehikelkörpers nicht mehr erfüllen.
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Ein konkretes Ausführungsbeispiel ;des Verfahrens für Zwecke der Photochemie
ist (las folgende: Als Vehikel ist zu wählen eine Gelatine, die zweckmäßig durch
Zusatz von Agar-Agar in ihrer Härte gesteigert wird.
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Nachdem diese mit der für die gewünschte Konsistenz nötigen Menge
Wasser vermengt ist, wird die gleiche Gewichtsmenge eines Farbk:irpers zugesetzt,
:der die Eigenschaft haben muß, Leim nicht zu gerben, und der anderseits in Wasser
sehr leicht und reichlich löslich sein muß. Die Nuance des Farbkörpers ist an sich
ganz gleichgültig: im Interesse der Erscheinung des Bildes auf der fertigen Kopie
empfiehlt sich ein tiefes Violett, wie z. B. äthvlviolett.
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ach Lösung des Gemenges in heißem Wasser wird die Beize zugesetzt,
die verschieden zusammengesetzt sein kann, und die die Aufgabe hat, unter Einwirkung
.des Lichtes das Vehikel mit dem Farbstoff Substantiv anzufärben und letzteren somit
iri Wasser unlöslich zu machen, wodurch erst die Kopierfähigkeit der Lösung bedingt
ist. Ein solcher Beizkörper ist (las aus der Färbereitechnik wohlbekannte Kupferamnioniumchromat,
;das aber nur in minimalen Mengen zugesetzt werden darf, nämlich nicht mehr als
.etwa 0,3 Prozent, während zum Ansatz einer normalen Chromatkolloidlösung
etwa io Prozent Chromatsalze nötig sind.
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Die ganz verschiedene Konstitution der Präparate des vorliegenden
Verfahrens gegenüber .der der .alten Chromatkolloide begingt auch neue Eigenschaften
;derselben, als deren wichtigste die volle Una@bhä,ngigkeit des Verfahrens von Temperatur
und Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre zu nennen ist, da die Substantivierung ;des
Farbkörpers mit dem Vehikel ein rein chemischer Vorgang ist und nichts mit .den
physikalischen Zuständen cler Umwelt zu tun hat.
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Jeder Praktiker wird in ;der Eliminierung der damit im Gefolge stehenden
Fehlerquellen einen hohen Vorteil des Verfahrens sehen.
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Infolge seiner großen Empfindlichkeit ist dieses Verfahren außer für
Kopierzwecke auch für andere photographische Zwecke, wie z. B. direkte Aufnahmen
in der Kamera, v erweti:dbar.