-
Verfahren zur Herstellung von organischen Quecksilberverbindungen.
Die bisher zur Heilung luetischer Erkrankungen angewendeten Quecksilberverbindungen
haben den Nachteil, daß das Quecksilber aus ihnen zu leicht abgespalten werden kann.
Dieser tritt besonders bei den neuerdings vielfach verwendeten Mischungen yon Quecksilberpräparaten
mit dem reduzierend wirkenden Neosalvarsan zutage, wobei die einzuspritzende Lösung
unmittelbar nach Herstellung der Mischung sich verfärbt und trübende Niederschläge
von Zersetzungsprodukten ausfallen läßt Beispielsweise ist bei der viel verwendeten
Mercurisalicylsäure und ihren Abkömmlingen das Quecksilber zwar gegen Alkali, nicht
aber gegen reduzierende Mittel oder gegen Schwefelalkalien beständig. Eine i prozentige
Lösung von mercurisalicylsaurem Natrium wird mit wenig Hydrosulfit oder mit Neosalvarsan
versetzt alsbald schwarz (Ausscheidung von Hg).
-
Man kann .diese Unbeständigkeit nach dem Verfahren von Siegfried (Chem.
Centralblatt i 9 i o, II, S. i 8o5) durch Zusatz von Cvankalium aufheben. Das auf
diese Weise yentstehende cyaninercurisalicylsaure Kalium ist aber durch den Eintritt
der Cyangruppe wesentlich giftiger geworden, da es beim Kaninchen bei intravenöser
Injektion St arrkn mpf bewirken kann. Es wurde nun gefunden, daß durch Verkuppelung
der organischen Quecksilberverbindung mit einer organischen Schwefelverbindung Produkte
entstehen, welche weniger ffi a ftig sind als die entsprechenden Cyanver -bindungen
und welche die gesuchten Eigenschaften in besonderm Maße besitzen.
-
Diese neuen Verbindungen kommen dadurch zustande, daß man eine organische
Quecksilberverbindung vom Typus R - Hg - OH mit einer mercaptanartigen Verbindung
vom Typus R'- SH in Wechselwirkung treten läßt; R oder R' bedeuten beliebige
organische Radicale: C, H, -, C,sH, -, - CH- - C02H, -C"H,C02H,
-CH, - NHz, -C,H,- (OH), As O- (0H)2 usw. Die Umsetzung zwischen dem Mercaptan
und der Quecksilberverbindung findet schon bei gewöhnlicher Temperatur und in verdünnter
wässeriger Lösung statt.
-
Die entstandenen Verbindungen haben den Typus R - Hg - S - R'. Das
Quecksilber ist in ihnen viel fester gebunden als in den schwefelfreien Verbindungen,
etwa in ähnlicher Weise wie in den Quecksilberdialkylen. Die Festigkeit der Bindung
schwankt je nach der Zusammensetzung der Verbindungen; die einen sind z. B. gegen
Hydrosulfit-nur in alkalischer Lösung, die anderen auch in neutraler oder selbst
saurer Lösung beständig.
Als gut geeignet für Heilzwecke hat sich
z. B. eine Verbindung von 1\lerctiribenzoesäure mit Thiosalicylsäure erwiesen:
In dieser Verbindung, welche durch Auf-' lösen voll Mercuribenzoesäure in thiosalicylsaurem
Natrium entsteht, ist das Quecksilber in derartig geschützter Form enthalten, daß
es weder durch Alkali noch durch Schwefelwasserstoff noch durch reduzierende Mittel
in neutraler oder alkalischer Lösung ohne weiteres nachgewiesen werden kann. Erst
durch längere Einwirkung oder durch oxydierende beziehungsweise saure Mittel, z.
B. Chlor oder Jod, wird es allmählich abgespalten. Es wird daher auch vom tierischen
Organismus- @rtit vertragen und bewirkt ini Gegensatz zur yanverbindung keine Krämpfe.
-
Etwas weniger beständig als obiZe Mercuribenzoesäureverbindung ist
die entsprechende Mereurisalicylsäureverbindung. Auch die ungeinisehte Tliiosalicvlsäureverbindung
des Quecksilbers von der Zusammensetzung Hg (S # CBH, # C02H)a ist gegen Alkali
und alkalische Reduktionsmittel ziemlich widerstandsfähig, nicht aber gegen Schwefelwasserstoff,
der sofort schwärzt.
-
Das von Peseci beschriebeneMercuribenzoesäuresulfid von der Zusammensetzung
S (Hg # CBH4 # COZH)2 ist nicht genügend beständig, da es beim Kochen seines neutralen
atriumsalzes in Quecksilbersulfid und Merctiridil)eiizoesä ure zerfällt (vgl. Chein.
Centralblatt igoi, 11, S. io8).
-
Beispiel i.
-
Zu einer Lösung von 16g Thiosalicvlsäure in 160 ccill 5 prozentiger
Natronlauge (2 Mol.) werden 32 gr Mercuribenzoesäureanhydrid (i Mol.) (Chem. Centralblatt
igoo, I, S. 1097 und igoi, 1I, S. io8, Abs. i) als feines Pulver hinzugefügt. Es
tritt allmählich vollständige Lösung ein. Man filtriert und erhält eine vollständig
klare, gelbgefärbte Lösung, die etwa io Prozent Üg enthält.
-
Dampft man diese Lösung bis zur sirupartigen Beschaffenheit ein, so
erstarrt sie beim l:rkalteil kristalinisch. Nach ,dem Trocknen ini Luftbade erhält
man eine schwach gelblich gefärbte Masse, die gepulvert sich in Wasser sehr leicht
mit neutraler Reaktion löst.
-
Diese Verbindung, die lnan als i#,lerctiribenzoatthiosalicylat bezeichnen
kann, enthält nach dein Verfahren von Rupp & Kropat (Apotheker-Zeitung 1912,
S.377) analysiert, ini ungereinigten Zustande 35,1 Prozent Hg. Da die chemisch reine
Verbindung theoretisch 38,6 Prozent Hg enthalten soll, so enthält das Rohpräparat
etwa 9 i Prozent der gesuchten Verbindung.
-
Beispiel e.
-
Zu einer Lösung von 329 '.%Iercuribenzoesäureanhydrid in Zoo
ccm verdünnter Natronlauge (2 Nlol.) fügt man i Mol. bzw. so viel Thioglvkolsäure
(CO.>H # CH, # SH) alliiiälllich hinzu, bis die Lösung gegen Hvdrosulfit
in alkalischer Lösung beständig bleibt. Je nach denlReinheitsgrad derThioglyl:olsäure
braucht man etwas mehr als 9,1 g (= i Mol.) voll dieser.
-
Man dampft schließlich die klare Lösung zur Trockne ein und erhält
ein farbloses Pulver, welches das neutrale Natriumsalz der -.%Iercuribenzoethioglykolsäure
darstellt.
-
Beispiel 3.
-
4 g Mercurioxvbenzolarsinsäure, welche durch Erhitzen von p-Oxyphenvl.irlinsäure
mit Quecksilberoxyd bzw. Ouecksilileracetat entsteht. werden mit einer alkalischen
Lösung von 2 g Thiosalicvlsäure unter Zugabe von so viel Alkali behandelt, daß eine
neutrale Lösung entsteht.
-
Man erhält auf diese Weise das inercurioxvhenzolarsiiisatiretliiosalicylsaure
Natrium. Beispiel4.
-
3 g o-Mercuriplienolanhydrid werden in einem geringen C?bersclluß
etwa i prozentiger Natronlauge gelöst und in die filtrierte Lösung 2 g reine Thiosalicylsäure
eingetragen, die sich darin unter Umrühren in kurzer Zeit vollständig auflöst. Mal:
beläßt die Lösung zweckmäßig bei schwach alkalischer Reaktion. Die entstandene Verbindung
hat die Zusammensetzung:
Die Lösung wird durch Hvdrosulfit nicht reduziert.
-
Beispiel s.
-
i Teil Thiosalicylsäure wird in 2prozentiger Natronlauge gelöst. Zu
dieser Lösung fügt man eine Verreibung von 1,2 Teilen Äthylz' in etwas Wasser, delle
man eine geringe Menge Alkohol zugefügt hat, uni die Benetzung des Pulvers zu erleichtern.
Man fügt nun allmählich so viel io prozentige Natronlauge
hinzu,
bis alles Äthylquecksilber-. chlorid in Umsetzung gegangen ist.
-
Beispiel 6.
-
Zu einer Lösung von 3 g Mercuribenzoesäurehydrid in verdünnter Natronlauge
fügt man allmählich unter gutem Rühren die alkoholische Lösung von i Mol. Thiophenol
hinzu und prüft zum Schluß, ob die Lösung gegen Hydrosulfit beständig geworden ist.
Man erhält auf diese Weise das Natriumsalz der Thiophenolmereuribenzoesäure.