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Verfahren zur Herstellung eines aus dem Calciumsalz der Ca-Athylendiamintetraessigsäure
bestehenden Therapeutikums
Die Äthylendiamintetraessigsäure gewinnt wegen ihrer starken
komplexbildenden Fähigkeiten neuerdings zunehmende Bedeutung, und es sind Veröffentlichungen
über die Komplexsalze der Äthylendiamintetraessigsäure erfolgt. Die Anwendung dieser
Säure in der Medizin steht jedoch erst in ihren Anfängen.
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Unter den zahlreichen beschriebenen Salzen und Komplexsalzen der
Äthylendiaminotetraessigsäure finden sich auch verschiedene Calcium-Natrium-, Calcium-Kalium-
usw. Verbindungen. Noch nicht beschrieben aber ist eine Verbindung, in der sämtliche
vier Carboxylgruppen der Äthylendiaminotetraessigsäure mit 2 Calciumatomen- abgesättigt
worden sind.
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Es wurde gefunden, daß man diese Calciumverbindung, die im Gegensatz
zu den bisher beschriebenen calciumhaltigen Komplexsalzen der Äthylendiaminotetraessigsäure
schwer löslich ist, auf verschiedene Weise erhalten kann.
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Der einfachste Weg ist wohl die Absättigung von Äthylendiaminotetraessigsäure
in wäßriger Suspension mit Calciumhydroxyd oder Calciumcarbonat. Die gebildete Dicalciumverbindung
kristallisiert dann trotz ihrer Schwerlöslichkeit nur langsam aus, vermutlich in
dem Maße, wie ein komplizierter Komplex gebildet wird. Durch Erhitzen kann man das
Auskristallisieren beschleunigen.
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Ein zweiter Weg ist die doppelte Umsetzung der Salze der Äthylendiaminotetraessigsäure
mit vier Äquivalenten Alkali, Arnmoniak oder Amin mit 2 Mol Chlorcalcium.
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Ein dritter Weg endlich ist die Umsetzung eines Calciumalkalisalz
es der Äthylendiamintetraessigsäure mit I Mol Calciumchlorid.
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In jedem Falle erhält man das schwerlösliche Dicalciumsalz. Es soll
für therapeutische Zwecke verwendet werden, und zwar wegen seiner guten Eignung,
in erster Linie für die orale Calciummedikation, wobei es für diesen Zweck, einerseits
vermutlich durch die zum Teil komplexe feste Bindung des Calciums an Äthylendiamintetraessigsäure,
andererseits durch die Höhe des Calciumgehalts bei indifferentem Geschmack, anderen
bekannten Calciumsalzen, die meist unangenehm schmecken, überlegen ist.
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Gegenüber den eingangs erwähnten bekannten Calcium-Natrium- und Calcium-Kalium-Komplexsalzen
der Äthylendiamintetraessigsäure weist die Verbindung charakteristische Unterschiede
auf, wie aus folgendem Vergleich der Calcium-Dinatriumverbindung (I) und der Calcium-Calciumverbindung
(II) hervorgeht:
I II |
Gehalt des festen Produktes in Calcium etwa 8,30/0 etwa I6,80/o |
Löslichkeit in Wasser ........................... leichtlöslich
etwa I °/o |
Bindung des Calciums......................... feste komplexe
Bindung ein Teil des Calciums in |
fester komplexer Bin- |
dung, ein Teil in lockerer |
Bindung |
Die Unterschiede in der Bindung lassen sich z. B. mit Ammonoxalat, dem gebräuchlichen
Reagens auf Calciumionen zeigen: Die Lösung von I gibt mit Ammoniumoxalat direkt
keine Fällung, sondern erst beim Erwärmen oder auf Zusatz von verdünnter Essigsäure
oder Oxalsäure die bekannte Ausfällung von Calciumoxalat.
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Die Lösung von II dagegen gibt mit Ammoniumoxalat sofort einen Niederschlag.
Filtriert man davon ab, so kann im Filtrat eine weitere Menge Calciumoxalat durch
Erhitzen oder durch Zusatz von Essigsäure oder Oxalsäure ausgefällt werden..
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Überraschenderweise ist die Bildungstendenz der neuen Komplexverbindung
so groß, daß sie unter den verschiedenartigsten Bedingungen in vorzüglicher Ausbeute
gebildet wird, so auch durch gewöhnliche doppelte Umsetzung ionisierter Salze. Andererseits
zeigt die eingangs erwähnte langsame Bildung der Verbindung bei Umsetzung bei gewöhnlicher
Temperatur und die Beschleunigung durch Erhitzen an, daß es sich nicht um eine einfache
Ionenumsetzung, sondern um die Bildung eines komplizierten Komplexes handelt.
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In der Literatur sind außer den eingangs erwähnten Caicium-Natrium-
und Calcium-Kaliumverbindungen auch eine Ba2-, eine Sr2- und eine Ca-Mg-Verbindung
der Äthylendiamintetraessigsäure beschrieben. Die Eigenschaften des erfindungsgemäß
herstellbaren Ca-Komplexsalzes konnten jedoch aus den Angaben über diese Verbindungen
nicht entnommen werden. So konnte z. B. aus den Angaben über die Löslichkeit (die
Sr2-Verbindung z. B. ist leicht löslich) nicht vorausgesehen werden, daß die Calcium-Calciumverbindung
schwer löslich ist.
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Als Therapeutika kommen die genannten anderen Erdalkaliverbindungen
nicht in Betracht.
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Beispiel I Unter Rühren trägt man 584 g Äthylendiamintetraessigsäure
in 3,5 l destilliertem Wasser ein und fügt langsam 400 g Calciumcarbonat hinzu.
Nach beendeter Umsetzung filtriert man nötigenfalls von einer Trübung ab und läßt
zur Kristallisation stehen.
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Langsam, beim Erhitzen schneller, kristallisiert das gebildete Dicalciumsalz
in guter Ausbeute aus. Es bildet farblose Kristalle von der Zusammensetzung CloHl2o8Naca2
6 6 H20, die schwer in Wasser löslich sind.
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Beispiel 2 Unter Rühren löst man 29c g Äthylendiamintetraessigsäure
in 2 1 2n-Natronlauge und gibt 444 g kristallisiertes Chlorcalcium hinzu. Aus der
nötigenfalls filtrierten Lösung kristallisiert beim Stehen das gebildete Dicalciumsalz
in guter Ausbeute und mit den gleichen Eigenschaften wie nach Beispiel I aus.
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Zu dem gleichen Ergebnis kommt man, wenn man z. B. das entsprechende
Kalium- oder Ammoniumsalz zu der Umsetzung verwendet.
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Beispiel 3 Zu 48 g des Calciumnatriumsalzes der Äthylendiamintetraessigsäure
in 100 ccm Wasser gibt man unter Rühren 22 g kristallisiertes Calciumchlorid. Aus
der nötigenfalls filtrierten Lösung kristallisiert beim Stehen, schneller beim Erhitzen,
das Dicalciumsalz in guter Ausbeute aus.