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Verfahren zum Gerben tierischer Häute. Es wurde gefunden, daß die
durch Erhitzen von aromatischen Kohlenwasserstoffen mit Schwefelsäure und Schwefel
zu erhaltenden Kondensationsprodukte neue Gerbstoffe darstellen, die sich von den
bisher bekannten dadurch unterscheiden, daß sie gut gefüllte Leder liefern.
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In der Patentschrift 29o965 ist zwar bereits angegeben, daß man durch
Behandeln von i@Taphthalinsulfosäure - mit Schw efelchlorür zu einem Gerbstoff gelangt.
Dieser unterscheidet sich aber völlig von den mit Schwefel und Schwefelsäure zu
erhaltenden Produkten. Er ist- in Lösung ganz oder fast ungefärbt, dringt leicht
in die Haut ein, gibt aber ein leeres Leder. Die hier beschriebenen Produkte aus
Naphthalin mit Schwefel und Schwefelsäure sind dagegen tiefviolett bis grünschwarz,
nach der Alkalibehandlung gelb bis braun gefärbt, dringen erheblich schwerer in
die Haut ein, geben dafür aber ein viel volleres Leder. Benzolsulfosäure mit Schwefelchlorür
behandelt, liefert überhaupt keinen Gerbstoff, während man aus ihr mit Schwefel
und überschüssiger Schwefelsäure gerade besonders wertvolle Gerbstoffe- erhalten
kann.
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Die Eigenschaften der neuen Produkte lassen sich durch Änderung des
Verhältnisses Kohlenwasserstoff (Schwefel), Schwefelsäure sowie Art des Erhitzens
weitgehend abändern. Man kann so äußerst leicht lösliche, schwer lösliche und schließlich
völlig unlösliche Stoffe erhalten.
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Anstatt von den Kohlenwasserstoffen kann nian auch von deren Sulfosäuren
ausgehen. Die löslichen Produkte geben mit Gelatine starke Fällungen. Auch die äußerst
leicht löslichen Produkte dringen in die Haut merklich schwerer ein als die bekannten
synthetischen Gerbstoffe. Sie geben dafür aber ein viel -volleres Leider, und es
ist inöä lieh, mit ihnen allen volle schwere Leder zu erhalten, während bei den
bisher bekannten synthetischen" Gerbstoffen dafür die Mitverwendung von natürlichen
Gerbstoffen nötig ist.
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Die leicht löslichen Produkte lösen sehr gut die schwer löslichen
natürlichen Gerbstoff, z. B.- Ouebracho, sowohl als---freie Säuren wie"-als -Neutralsalze.
Beim Gerben zieht der natürliche Gerbstoff zusammen mit dem synthetischen völlig
auf die- Haut auf, so daß die Lösung fast wasserhell wird. Die aus dem neutralisierten
Produkt mit z. B. Ouebracho hergestellte Lösung braucht nicht angesäuert zu -werden.
Bei den bisher bekannten synthetischen Gerbstoffen ist es dagegen nötig, anzusäuern
und immer wieder mit Säure nachzubessern, wenn der gesamte Gerbstoff aufziehen soll.
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Beim Gerben mit den hier beschriebenen neuen Produl@ten allein (ohne
Naturgerbstoff) stellt man die Lösung schwach sauer ein. Während des Gerbens ändert
sich die Reaktion nicht, so daß hier ein Nachbessern mit Säure unnötig ist.
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Die schwer löslichen Produkte kann man durch Sulfosäuren zur Lösung
bringen, dadurch wird zugleich die Gerbgeschwindigkeit erheblich gesteigert, auch
bei den schon an sich leicht löslichen Stoffen. Man benutzt
dazu
natürlich am besten die bekannten, an sich schon gerbend wirkenden Sulfosäuren.
Beispiele i. In 3o Teile konzentrierter Schwefelsäure wird ein Gemisch von 2o Teilen
Naphthalin und io Teilen Schwefel bei 12o bis 1500 unter Rühren eingetragen,
weiter etwa 2 Stunden auf 1500 gehalten, dann i bis 3 Stunden die Temperatur bis
auf 16o bis 20o° gesteigert. Die dunkel gefärbte Schmelze wird gelöst, vom unlöslichen
Teil abfiltriert, mit Natronlauge deutlich alkalisch gemacht und i.<<; bis
i Stunde gekocht, wieder mit Schwefelsäure angesäuert und aufgekocht-In die so erhaltene
schwach saure Lösung wird die Blöße eingebracht. Man kann in üblicher Weise mit
verdünnten Lösungen (etwa i Prozent) anfangen und die Konzentration bis auf etwa
30 Prozent steigern. Man kann aber auch gleich mit stärkerer Konzentration
(io bis 2o Prozent) beginnen.
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Zum Unterschied von den bisher bekannten synthetischen Gerbstoffen
gehen diese neuen Sulfosäuren als Neutralsalze auf das Leder. Die Lösung muß nur
schwach sauer sein. Wenn die Blöße gut entkalkt ist, bleibt diese Reaktion unverändert,
so daß ein Nachbessern mit Säure nicht nötig ist.
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2. In ioo Teile Naphthalinsulfosiiure, hergestellt aus 5o Teilen Naphthalin
und 6o Teilen konzentrierter Schwefelsäure durch Erhitzen bis auf 18o°, werden 25
Teile Schwefel unter Rühren eingetragen, bei 16o bis 18o° erhitzt, bis die Masse
bis auf einen geringen Teil wasserlöslich geworden ist (etwa 3 Stunden). Die Schmelze
wird behandelt wie in Beispiel i. Auch für die Gerbung gilt das gleiche.
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3. In ioo Teile Benzolsulfosäure und Zoo Teile konzentrierter Schwefelsäure
werden bei etwa 180' 3o Teile Schwefel eingetragen und weiter bis auf schließlich
2q.0° erhitzt, im ganzen etwa 3 Stunden. Die Masse wird in Wasser gelöst, die vom
Unlöslichen getrennte Lösung alkalisch gemacht und weiter wie in Beispiel i behandelt.
Auch die Gerhung geschieht wie bei Beispiel i angegeben.
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Der unlösliche Teil der Schmelze wird mit etwa dem dreifachen Gewicht
konzentrierter Schwefelsäure weiter erhitzt auf etwa 2q.00, ungefähr 2 Stunden.
Beim Verdünnen scheidet sich die Masse als wasserunlöslicher Niederschlag aus. Durch
längeres Kochen mit Natronlauge läßt sich der Niederschlag löslich machen, so daß
er nach dem Ansäuern der Lösung zwar ausfällt, dann aber in reinem Wasser kolloidal
löslich ist. Durch kurzes Kochen mit Natronlauge wird der Niederschlag nur alkalilöslich,
Er bleibt aber beim Ansäuern in Lösung, wenn man vorher eines der löslichen Produkte
der Beispiele i bis 3 zugesetzt hat. An deren Stelle kann man auch die bekannten
synthetischen Gerbstoffe verwenden, besonders die aus Naphthalinsulfosäure durch
Kondensation entweder mit Formaldehyd oder durch Erhitzen für sich 'öder in Gegenwart
von Kondensationsmitteln entstehenden Produkte.
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Aus den so entstandenen Lösungen zieht das Gerbmittel zusammen mit
den es in Lösung haltenden Produkten auf die Blöße auf.