DE3841622A1 - Elektrochemische messzelle zur amperometrischen bestimmung von ammoniak und dessen derivate - Google Patents
Elektrochemische messzelle zur amperometrischen bestimmung von ammoniak und dessen derivateInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine elektrochemische Meßzelle
zur Bestimmung von Ammoniak und dessen Derivate in
einer gasförmigen oder flüssigen Meßprobe, mit
mindestens einer Anode und einer Kathode, die in einer
mit einem löslichen Elektrolyten gefüllten
Elektrolytkammer aufgenommen sind, welche zur Meßprobe
hin durch eine permeable Membran abgeschlossen ist.
In der DE-OS 20 09 937 ist eine derartige
elektrochemische Meßzelle beschrieben, die als
Meßelektrode eine pH-Elektrode besitzt, welche der
Wasserstoffionenmessung dient. Diese potentiometrische
Messung einer Ammoniakkonzentration benötigt für eine
vollständig abgelaufene Meßreaktion eine lange
Zeitspanne für die Einstellung eines Gleichgewichts,
in welcher das nachzuweisende NH3 mit dem
Wassergehalt des Elektrolyten NH4OH bildet, das
wiederum in NH₄⁺-Ionen und OH⁻-Ionen
dissoziiert. Der geschwindigkeitsbestimmende, langsame
Schritt bei dieser Meßreaktion ist die
Gleichgewichtseinstellung mit dem Gasraum.
Um eine auf der pH-Messung beruhende Ammoniakmessung
durchführen zu können, ist die Konzentration von
NH₄⁺-Ionen quasi konstant zu halten, um einen
möglichst linearen Zusammenhang zwischen
NH3-Partialdruck und Protonenkonzentration zu
erhalten, und damit Störungen des pH-Wertes von
anderen Quellen als der Ammoniakkonzentration
möglichst unterdrückt werden. Zu diesem Zweck wird dem
Elektrolyten der bekannten Meßzelle ein das NH4
enthaltendes Ammoniumsalz zugefügt. Im Elektrolyten
herrscht somit ein Überschuß an NH₄⁺-Ionen, so
daß bei der Dissoziation des NH4OH während der
Ammoniakmessung das dadurch gebildete NH₄⁺-Ion
keinen merklichen Einfluß mehr auf die
Gesamtkonzentration von NH₄⁺-Ionen ausübt.
Das zugesetzte Ammoniumsalz ermöglicht somit einen
definierten Zusammenhang zwischen der nachzuweisenden
Ammoniakkonzentration und der im Elektrolyten
gebildeten OH-- bzw. H⁺-Konzentration für eine
potentiometrische Ammoniakmessung.
Dennoch besitzt die bekannte Meßzelle die der
potentiometrischen Messung eigenen Nachteile:
Die für die pH-Messung notwendige Glaselektrode wird
im Laufe ihrer Einsatzzeit in den Eigenschaften der
Glasmembran verändert, so daß Drifterscheinungen
auftreten.
Zur Durchführung der pH-Messung ist ein stabiles
Bezugspotential notwendig, dessen Verschiebung im
Laufe der Einsatzzeit ebenfalls zu Drifterscheinungen
führt.
Da die bekannte Meßzelle auf alle, den pH-Wert des
Elektrolyten beeinflussenden Gase anspricht, ist deren
Selektivität für Messungen in entsprechenden
Gasgemischen nicht ausreichend.
Jeder potentiometrischen pH-Messung mittels einer
Glaselektrode liegt eine nichtlineare, nämlich
logarithmische Kennlinie zugrunde, die in
aufwendiger Weise zur besseren Auswertemöglichkeit
linearisiert werden muß.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine
elektrochemische Meßzelle der genannten Art so zu
verbessern, daß ein selektiver Ammoniaksensor mit
kurzer Ansprechzeit, linearem Verhalten und geringster
Driftneigung erhalten wird, dessen Elektrolyt so
beschaffen ist, daß die Reaktionsprodukte der
Meßreaktion nachfolgende Messungen nicht
beeinträchtigen.
Die Lösung der Aufgabe erfolgt dadurch, daß die in
einem amperometrischen Meßbetrieb arbeitende Meßzelle
in dem Elektrolyten ein lösliches, nicht oxidierbares
Reagens enthält, welches mit Ammoniak unter Bildung
eines oxidierbaren Produkts abreagiert, das durch
seine Oxidation in nicht oxidierbare, lösliche,
chemisch und elektrochemisch inerte Folgeprodukte
umwandelbar ist.
Der Vorteil der Erfindung liegt im wesentlichen darin,
daß nunmehr nicht das schwer oxidierbare Ammoniak
direkt umgesetzt, d.h. an der Meßelektrode oxidiert
werden muß, sondern daß eine vorgelagerte
Gleichgewichtsreaktion des Ammoniaks mit einem nicht
oxidierbaren Reagens zu einer vollständigen Umsetzung
des Ammoniaks in leicht oxidierbare Produkte führt, und
diese Produkte an der Meßelektrode umgesetzt werden.
Durch die Aufteilung der Zellreaktion in zwei einzelne
Reaktionsschritte - der vorgelagerten
Gleichgewichtsreaktion und der eigentlichen
Zellreaktion - erreicht man, daß eine für Ammoniak und
dessen Derivate (wie Amine oder Hydrazin) selektive
Zellreaktion abläuft, die auf amperometrischem Wege
nachweisbar ist. Eine amperometrische
Ammoniakbestimmung wird erst durch die
erfindungsgemäßen Merkmale möglich. Bei der bekannten
Meßzelle kann sie nicht verwendet werden, da bei der
Reaktion des NH3 lediglich ein Austausch der
NH₄⁺-Ionen im Elektrolyt stattfinden würde, so daß
das Molverhältnis gleich bleibt und nichts zu einem
resultierenden Meßsignal beiträgt.
Als geeignetes Reagens ist zweckmäßigerweise ein
Ammoniumsalz zu wählen, das mit Ammoniak zu einem Amin
gebildet wird. Die gesamte Meßreaktion läuft dann in
zwei Einzelschritten ab, von welchen der erste darin
besteht, daß das durch die Membran in den Elektrolyten
diffundierende Ammoniak mit dem organischen
Ammoniumsalz zum Ammoniumion und einem organischen,
oxidierbaren Amin reagiert. Dieses der eigentlichen
Nachweisreaktion vorgelagerte Säure-Base-Gleichgewicht
liegt vollständig auf der Seite der Aminbildung, da
das organische Ammoniumsalz in hohem Überschuß
vorliegt und seine Acidität höher ist als die des sich
bildenden Ammoniumsalzes. Durch das vorgelagerte
Gleichgewicht wird sämtliches Ammoniak, welches aus
der Meßprobe in den Elektrolyten durch die Membran
diffundiert, sofort umgewandelt, so daß hinter der
Membran im Elektrolyten ein hohes
Konzentrationsgefälle an Ammoniak entsteht und die
Meßzelle somit eine schnelle Ansprechzeit und hohe
Meßempfindlichkeit aufweist. Das hierdurch gebildete
organische Amin wird im zweiten Schritt anstelle des
Ammoniaks selbst an der Meßelektrode oxidiert, wodurch
Reaktionsprodukte entstehen, die weder den Antransport
des Ammoniaks noch die Oxidation des organischen Amins
an der Meßelektrode stören. Die Oxidation des
organischen Amins zu einem Radikalkation läuft
schneller und bei niedrigerem Potential ab als die
Oxidation des Ammoniaks selbst. Der durch die
Oxidation erzeugte Zellenmeßstrom wird als Maß für die
Ammoniakkonzentration in der Meßprobe herangezogen.
Man erhält auf diese Weise eine Meßzelle geringerer
Querempfindlichkeit auf andere, in der Meßprobe
möglicherweise anwesende Bestandteile, als dies bei
einer direkten Ammoniakoxidation der Fall wäre, und
einen linearen Zusammenhang zwischen der
Ammoniakkonzentration und dem Meßstrom.
Vorteilhafterweise besteht der Elektrolyt aus
zwitterionischen Puffersubstanzen, die auch als
Good-Puffer bekannt sind. Diese wasserlöslichen
Puffersubstanzen sind nicht toxisch und besitzen
gleichzeitig eine Doppelfunktion als Elektrolyt und
Reagens.
Eine besonders hervorragende Puffersubstanz ist das
Hydrochlorid des Tris(hydroxymethyl)aminomethans,
bekannt unter der verkürzten Bezeichnung TRIS-HCl.
Eine Meßzelle mit einem solchen Elektrolyten zeigt
eine kurze Signalanstiegszeit, da die Protonierung des
Ammoniaks rasch und vollständig erfolgt und die
nachfolgende Oxidation des freigesetzten Amins mit
ausreichender Geschwindigkeit abläuft. Die
entstehenden Folgeprodukte haben keinen störenden
Einfluß auf das in die Meßzelle diffundierende
Ammoniak und auf die Oxidation des freiwerdenden
Amins. Daher werden stabile Signale auch während
länger andauernder Messungen erreicht. Darüber hinaus
ist das TRIS-HCl sehr gut wasserlöslich, etwa bis zu
2-molar, so daß ein mehr als ausreichender
Elektrolytvorrat in einer Meßzelle vorgesehen werden
kann, ohne daß ihr Bauvolumen unnötig groß wird.
Um ein vorzeitiges Eintrocknen des Elektrolyten
hinauszuzögern, ist es zweckmäßig, ihm einen
hygroskopischen Zusatz beizugeben. Ein solcher Zusatz
kann vorteilhafterweise Tetramethylammoniumchlorid
(2-molar) oder auch Lithiumchlorid (2-molar) sein.
Um eine möglichst schnelle Oxidation des freiwerdenden
Amins und eine geringe Querempfindlichkeit gegenüber
oxidierbaren Gasen wie CO und H2 zu erreichen,
erscheint eine Meßelektrode aus amorphem Gold, mit
PTFE-(Polytetrafluorethylen) Pulver und einem
Rhodium-Zusatz gesintert, am günstigsten.
Falls zur Stabilisierung des Arbeitspunktes eine
Bezugselektrode eingesetzt wird, erhält man eine
besonders gute Stabilität, wenn die Bezugs- und
Gegenelektrode aus Iridium, mit PTFE gesintert,
besteht. Diese Elektroden zeigen auch eine gute
Unempfindlichkeit gegenüber Wasserstoff.
Eine Sinterung mit Polypropylen anstatt mit
Polytetrafluorethylen bringt noch den weiteren Vorzug,
daß Ammoniak im Polypropylen weniger gespeichert wird.
Ein Reaktionsbeispiel wird anhand des TRIS-HCl als
Elektrolyten im folgenden dargestellt:
In einer der Nachweisreaktion vorgelagerten
Säure-Base-Reaktion reagiert Ammoniak mit dem TRIS-HCl
zu einem Ammoniumion und dem dazugehörigen organischen
Amin des TRIS-HCl. Da das Gleichgewicht vollständig
auf der rechten Seite der Reaktionsgleichung liegt,
erhält man die maximale stöchiometrische Zahl an
organischen Aminen, welche in der Folgereaktion an der
Meßelektrode oxidiert werden. Das bei der Oxidation
des Amins freiwerdende Elektron trägt zum
Meßzellenstrom bei. Das zu einem Radikalkation
oxidierte organische Amin zerfällt in weitere
Reaktionsprodukte, welche jedoch weder die
Gleichgewichtsreaktion noch den Oxidationsschritt
störend beeinflussen.
Die der Oxidation vorgelagerte Gleichgewichtsreaktion
folgt der Darstellung in Fig. 1.
Die sich daran anschließende Oxidation verläuft gemäß
Fig. 2.
Ein Ausführungsbeispiel einer mit dem Elektrolyten
versehenen elektrochemischen Meßzelle ist in Fig. 3
dargestellt. Es zeigt eine Anode (1), eine Kathode (2)
und eine Bezugselektrode (9), welche in einem
Elektrolytraum (3) des Meßzellengehäuses (4)
eingebracht sind. Der Elektrolytraum (3) ist mit einer
wäßrigen Lösung von TRIS-HCl gefüllt. Zur Meßprobe
hin ist der Elektrolytraum (3) durch eine für Ammoniak
permeable Membran (5) abgeschlossen. Die Anode (1),
die Kathode (2) und die Bezugselektrode (9) besitzen
Meßanschlüsse (6, 7, 10), welche durch das Gehäuse (4)
hindurchgeführt und an eine Auswerteeinheit (8) zur
weiteren Verarbeitung der Meßsignale angeschlossen
sind.
Claims (9)
1. Elektrochemische Meßzelle zur Bestimmung des
Ammoniakgehaltes und dessen Derivate in einer
gasförmigen oder flüssigen Meßprobe, mit
mindestens einer Anode und einer Kathode, die in
einer mit einem löslichen Elektrolyten gefüllten
Elektrolytkammer aufgenommen sind, welche zur
Meßprobe hin durch eine permeable Membran
abgeschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, daß die
in einem amperometrischen Meßbetrieb arbeitende
Meßzelle in dem Elektrolyten ein lösliches, nicht
oxidierbares Reagens enthält, welches mit Ammoniak
vollständig unter Bildung eines oxidierbaren
Produkts abreagiert, das durch seine Oxidation in
nicht oxidierbare, lösliche, chemisch und
elektrochemisch inerte Folgeprodukte umwandelbar
ist.
2. Elektrochemische Meßzelle nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Reagens ein organisches
Ammoniumsalz ist, welches mit Ammoniak unter
Bildung eines Amins abreagiert.
3. Elektrochemische Meßzelle nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt
zwitterionische (Good-)Puffer enthält.
4. Elektrochemische Meßzelle nach einem der Ansprüche
1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt
Tris(hydroxymethyl)aminomethanhydrochlorid
(TRIS-Hydrochlorid) ist.
5. Elektrochemische Meßzelle nach einem der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Elektrolyt mit einem hygroskopischen Zusatz
versehen ist.
6. Elektrochemische Meßzelle nach Anspruch 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der hygroskopische Zusatz
Tetramethylammoniumchlorid oder Lithiumchlorid ist.
7. Elektrochemische Meßzelle nach einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Meßelektrode (1) aus Rhodium-haltigem amorphem
Gold mit PTFE-Pulver als hydrophobem Bindemittel
gesintert ist.
8. Elektrochemische Meßzelle nach einem der Ansprüche
1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl eine
Bezugselektrode (9) als auch die Gegenelektrode
(2) aus im PTFE als hydrophobem Bindemittel fein
verteiltem, gesintertem Iridium bestehen.
9. Elektrochemische Meßzelle nach einem der Ansprüche
7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß als
Bindemittel Polypropylen verwendet wird.
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