DE3829941C2 - Abgabevorrichtung zur Verabreichung von Diltiazem - Google Patents
Abgabevorrichtung zur Verabreichung von DiltiazemInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Dosierungsform, enthaltend
Diltiazem und/oder dessen pharmazeutisch annehmbare Salze.
Das Arzneimittel Diltiazem ist chemisch 1,5-Benzothiazepin-4-
(5H)on-3-(acetyloxy)-5-[2-(dimethylamino)ethyl]-2,3-dihydro-2-
(4-methoxylphenyl). Diltiazem ist therapeutisch angezeigt als
Mittel zur Verringerung des Calciumionenstroms und wird auch
als Calcium-Channel-Blocker bzw. Calciumantagonist bezeichnet.
Die biologische Aktivität von Diltiazem liegt in dessen Fähig
keit, den Einstrom von Calciumionen während der Membrandepola
risation von glatten Herz- und Gefäßmuskeln zu hemmen. Das Arz
neimittel Diltiazem und seine pharmazeutisch annehmbaren Salze
sind wirksame Dilatoren für die Coronararterien, sowohl epi
cardial als auch subendocardial. Diltiazem besitzt die Fähig
keit, die Belastungstoleranz zu erhöhen aufgrund seiner Fähig
keit, den Sauerstoffbedarf des Herzens zu verringern. Diese
biologische Aktivität wird erreicht durch eine Verringerung der
Herzschlagfrequenz und des systemischen Blutdrucks bei submaxi
maler und maximaler Belastung. Diese Aktivitäten machen
Diltiazem geeignet zur Behandlung von Myocardischämie und
Angina aufgrund von Spasmen der Coronararterien.
Zur Zeit wird Diltiazem in Form üblicher, nicht-geschwindig
keitsgesteuerter Tabletten in Einzeldosen von 30 bis 120 mg,
die drei bis viermal pro Tag eingenommen werden, verabreicht.
Diese Verabreichung führt zu nachweisbaren Plasmagehalten in
nerhalb von etwa 30 bis 60 min und Spitzengehalten in etwa 2
bis 2 h nach der Verabreichung von Diltiazem. Der therapeuti
sche Gehalt an Diltiazem beträgt etwa 50 bis 200 ng/ml Plasma
(Physician′s Desk Reference, 42. Aufl., S.1221-22, 1988).
Im Hinblick auf das oben Gesagte ist es bei Fachleuten auf dem
Gebiet der Verabreichung von Arzneimitteln anerkannt, daß ein
dringender Bedarf für eine Dosierungsform besteht, die
Diltiazem mit gesteuerter Geschwindigkeit an einen Patienten
mit kritischem Bedarf an einer Diltiazem-Herzgefäß-Therapie ab
gibt. Es besteht auch dringender Bedarf an einer oralen Dosie
rungsform, die Diltiazem mit gesteuerter Geschwindigkeit und
konstanter Dosis pro Zeiteinheit über einen längeren Zeitraum
freisetzt. Vor allem ist eine Dosierungsform zur gesteuerten
Freisetzung von Diltiazem an den Magen-Darm-Trakt erwünscht, um
die hämodynamischen vorteilhaften Wirkungen von Diltiazem mit
Hilfe einer Dosierungsform zu erreichen, aus der das Diltiazem
nicht durch Flüssigkeit ausgewaschen wird, sondern die es mit
gesteuerter Geschwindigkeit freisetzt, die im wesentlichen un
abhängig ist von der unterschiedlichen Umgebung des Magen-Darm-
Traktes. Es ist auch offensichtlich, daß eine derartige neue
einzigartige Dosierungsform, die Diltiazem mit gesteuerter Ge
schwindigkeit über die Zeit abgeben kann, und damit eine gute
Therapie für Herzgefäßerkrankungen ermöglicht, einen entschei
denden technischen Fortschritt bedeuten würde.
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Dosierungsform zur Freiset
zung von Diltiazem mit gesteuerter Geschwindigkeit zu ent
wickeln, durch die die Nachteile der bisherigen Dosierungsfor
men überwunden werden. Diltiazem und seine Additionssalze sol
len mit gesteuerter Geschwindigkeit über einen langen Zeitraum
bis zu 30 h abgegeben werden für eine Therapie von Herzgefäß
erkrankungen einschließlich Ischämie und Angina pectoris.
Mit einer solchen osmotischen Abgabevorrichtung soll der unerwünschte
Einfluß durch den Magen-Darm-Trakt verringert und/oder
ausgeschaltet werden, und es soll möglich sein, ein vollständi
ges therapeutisches Programm durchzuführen, wobei nur zu Beginn
und gegebenenfalls am Ende des Programms eingegriffen werden
muß.
Die Erfindung wird anhand der beiliegenden nicht maßstabsge
treuen Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1 eine Ansicht einer Dosierungsform in Form einer osmo
tischen Abgabevorrichtung, die in Form und Größe zur
oralen Verabreichung des Wirkstoffs Diltiazem an den
Magen-Darm-Trakt über einen längeren Zeitraum geeig
net ist; und
Fig. 2a und 2b aufgeschnittene Ansichten der Dosierungsform der
Fig. 1, wobei ein Teil der Wand der Dosierungsform
entfernt ist, um die innere Struktur zu zeigen;
Fig. 3 ein Diagramm, das die Freisetzungsgeschwindigkeit von
Diltiazem aus einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
zeigt, und
Fig. 4 ein Diagramm, das die Gesamtmenge Diltiazem zeigt,
die über 24 h abgegeben wird.
Ein Beispiel für eine erfindungsgemäße osmotische Dosierungs
form ist in den Fig. 1 und 2 angegeben.
In der Fig. 1 umfaßt die osmotische Dosierungsform (10) einen
Körper- oder Hauptteil (11), umfassend die Wand (12), die eine
- in der Fig. 1 nicht gezeigte - Kammer umgibt und bildet. Die
Dosierungsform (10) besitzt mindestens einen Durchgang (13),
der das Innere der Dosierungsform (10) mit der äußeren Anwen
dungsumgebung verbindet.
In Fig. 2a ist die osmotische Dosierungsform (10) aufgeschnitten
dargestellt, um die innere Struktur zu erläutern. In Fig. 2a um
faßt die Dosierungsform (10) den Hauptteil (11) und die Wand
(12), die eine innere Kammer (14) umgibt und bildet. Die Wand
(12) besitzt mindestens einen Durchgang (13) oder gegebenen
falls mehr als einen Durchgang bzw. Ausgang, wie in Fig. 2b ge
zeigt, um Diltiazem (15) und/oder dessen pharmazeutisch annehm
bare Salze aus der Kammer (14) der Dosierungsform (10) abzuge
ben. Die gegebenenfalls günstigen zwei Durchgänge sind geeig
net, um eine gegebenenfalls auftretende Blockierung bzw. Ver
stopfung des Durchgangs durch das Gel, das die Diltiazemschicht
bildet, zu vermeiden.
Die Wand (12) der Dosierungsform (10) umfaßt eine Masse, die
für den Durchgang einer äußeren, in der Anwendungsumgebung vor
handenen Flüssigkeit durchlässig und für den Durchgang von
Diltiazem (15) und dessen Salzen sowie anderen Bestandteilen
der Kammer (14) im wesentlichen undurchlässig ist. Die Wand
(12) ist im wesentlichen inert und behält ihre physikalische
und chemische Integrität während der Verabreichungsdauer aus
der Dosierungsform (10) bei. Der Ausdruck "behält ihre physika
lische und chemische Integrität bei" bedeutet, daß die Wand
(12) ihre Struktur beibehält und sich während der Lebensdauer
bzw. Verabreichungszeit der Dosierungsform (10) nicht verän
dert. Die Wand (12) umfaßt vorzugsweise eine Substanz ausge
wählt aus Celluloseestern, Celluloseethern und Celluloseester
ethern. Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform enthält
die Wand (12) eine Substanz ausgewählt aus der Gruppe Cellulo
seacylat, Cellulosediacylat, Cellulosetriacylat, Celluloseace
tat, Cellulosediacetat, Cellulosetriacetat und Ethylcellulose.
Die die Wand (12) bildenden polymeren Substanzen sind u. a.
Celluloseacetat mit einem Substitutionsgrad von 1 und einem
Acetylgehalt bis zu 21%, Cellulosediacetat mit einem Substitu
tionsgrad von 1 bis 2 und einem Acetylgehalt von 21 bis 35%,
Cellulosetriacetat mit einem Substitutionsgrad von 2 bis 3 und
einem Acetylgehalt von 35 bis 44% und Ethylcellulose mit einem
Ethoxygruppen-Substitutionsgrad von 1,5 bis 3, einem Ethoxy
gehalt von etwa 40 bis 50% und einer Viskosität im Bereich von
7 bis 100 mPa·s (7 bis 100 cp) oder darüber. Die Menge an Cel
lulosepolymer in der Wand (12) der Dosierungsform (10) beträgt
im allgemeinen 65 bis 100 Gew.-%. Die Polymere sind bekannt aus
den US-PS 3 845 770, 3 916 899 und 4 160 020, und aus Handbook
of Common Polymers von J. R. Scott und W. J. Roff (1971), CRC
Press, Cleveland OH.
Die Wand (12) der Dosierungsform (10) enthält gegebenenfalls
einen Hydroxypropylmethylcellulose-Durchflußverstärker, der mit
dazu beiträgt, den Flüssigkeitsstrom durch die Wand (12) pro
Zeiteinheit zu steuern. Die für die erfindungsgemäßen Zwecke
angewandte Hydroxypropylmethylcellulose besitzt ein Molekular
gewicht von etwa 9200 bis 16 000. Die Menge an gegebenenfalls
in der Wand (12) enthaltener Hydroxypropylmethylcellulose liegt
im allgemeinen bei 1 bis 15 Gew.-%. Die Wand (12) enthält gege
benenfalls einen Polyethylenglykol-Durchflußverstärker, der da
zu beiträgt, den Flüssigkeitsstrom durch die semipermeable Wand
(12) zu steuern. Das Polyethylenglykol besitzt ein Molekularge
wicht im Bereich von 1500 bis 7500. Die Konzentration an
Polyethylen, das gegebenenfalls in der Wand (12) vorhanden ist,
liegt zwischen 1 und 15 Gew.-%. Die Gesamtkonzentration aller
Bestandteile in der Wand (12) beträgt 100%.
Die innere Kammer (14) enthält eine Substanz ausgewählt aus der
Gruppe Diltiazem und dessen pharmazeutisch annehmbaren Salzen
(15). Repräsentative nicht-toxische pharmazeutisch annehmbare
Salze von Diltiazem sind u. a. das Hydrochlorid, Hydrobromid,
Sulfat, Phosphat, Lactat, Citrat, Tartrat, Malat, Maleat,
Fumarat, Ascorbat, Gluconat, Asparat, Salicylat u. ä. Die inne
re Kammer (14) enthält Diltiazem und/oder dessen Säureaddi
tionssalze in einer Menge von 30 bis 500 mg, wobei Einzeldosen
von 60 mg, 120 mg, 180 mg, 240 mg, 300 mg, 360 mg, 400 mg,
425 mg u. ä. bevorzugt sind.
Die therapeutisch annehmbaren Salze von Diltiazem sind in Was
ser, in künstlicher Magenflüssigkeit und in künstlicher Dünn
darmflüssigkeit gut löslich. Zum Beispiel beträgt die Löslich
keit von Diltiazemhydrochlorid bei 37°C in Wasser 612 mg/ml, in
künstlicher Magenflüssigkeit 668 mg/ml und in künstlicher Dünn
darmflüssigkeit 611 mg/ml. Diese hohe Löslichkeit leitet auf
grund der Angaben in J. Pharmaceutical Sciences, Bd. 64, Nr.12,
S. 1987 bis 1991, (1975) von dem Gedanken weg, Diltiazem in eine
osmotische Abgabevorrichtung einzubauen und aus ihr freizuset
zen. Diese Druckschrift lehrt, daß weniger als 40% Diltiazem
aus einem osmotischen System mit einer Geschwindigkeit nullter
Ordnung abgegeben werden. Die Menge an Diltiazem, die freige
setzt wird, wird bestimmt durch die folgende Gleichung der
Freisetzung nullter Ordnung:
in der mt die Gesamtmenge Diltiazem in dem osmotischen System,
mz die mit einer Geschwindigkeit nullter Ordnung freigesetzte
Menge Diltiazem, ρ die Dichte des Diltiazemkerns und S die Lös
lichkeit von Diltiazem ist.
Erfindungsgemäß hat es sich überraschenderweise gezeigt, daß
Diltiazem aus einem osmotischen System in einer Menge von mehr
als 90% durch ein osmotisches System mit einem besonderen
überraschend günstig wirkenden Diltiazemkern freigesetzt werden
kann. Der Diltiazemkern enthält 70 bis 96 Gew.-% Diltiazem und/
oder dessen annehmbare Salze, 0,5 bis 15 Gew.-% eines Acryl
säurepolymers der Formel
in der n eine ganze Zahl ist, die ein Acrylsäurepolymer mit
einem Molekulargewicht von 2 500 000 bis 4 000 000 ergibt; 0,5
bis 20 Gew.-% eines Polymers der Formel CH₂-CH₂-O n, in
der n eine positive ganze Zahl ist, die ein Polyethylenoxid mit
einem Molekulargewicht von 4 000 000 bis 5 500 000 ergibt; 0,5
bis 20 Gew.-% eines Polyvinylpyrrolidons mit einem Molekularge
wicht von 35 000 bis 40 000 und 0 bis 5 Gew.-% einer Substanz,
ausgewählt aus den Gleitmitteln Magnesiumstearat und/oder
Stearinsäure, wobei das Gesamtgewicht aller Bestandteile des
Diltiazemkerns 100 Gew.-% beträgt.
Die Dosierungsform (10) enthält in der Kammer (14) eine trei
bende Masse (16). Die treibende Masse (16) treibt, wenn sich
die Dosierungsform (10) in einer flüssigen Anwendungsumgebung
befindet, den Diltiazemkern (15) der Dosierungsform (10) (auf
den Durchgang zu). Die treibende Masse (16) besteht aus 70 bis
95 Gew.-% eines Polyethylenoxids mit einem Molekulargewicht von
6 200 000 bis 7 500 000; 1 bis 20 Gew.-% eines osmotischen Mit
tels ausgewählt aus osmotisch aktiven Salzen, Kohlenhydraten,
Polysacchariden, Oxiden und sauren löslichen Stoffen; 1 bis
15 Gew.-% einer Hydroxypropylmethylcellulose mit einem Moleku
largewicht von etwa 9000 bis 16 000; und 0,0 bis 3 Gew.-%
Eisen-III-oxid, wobei das Gesamtgewicht aller Bestandteile der
treibenden Masse wieder 100 Gew.-% beträgt.
Der Ausdruck "Durchgang bzw. Ausgang (13)" umfaßt Mittel und
Methoden, die geeignet sind, den Wirkstoff Diltiazem (15) aus
der Dosierungsform (10) freizusetzen. Der Ausgang ist minde
stens ein Durchgang durch die Wand (12), der das Diltiazem in
der Kammer (14) mit dem äußeren der Dosierungsform (10) verbin
det. Der Ausdruck "mindestens ein Durchgang" umfaßt eine Öffnung,
ein Loch, eine Bohrung, eine Pore, ein poröses Element,
durch das Diltiazem abgegeben werden kann, eine Hohlfaser, ein
Kapillarrohr, einen mikroporösen Einsatz, eine mikroporöse dar
überliegende Schicht u. ä. So kann erfindungsgemäß auch eine
Wand angewandt werden, die zumindest teilweise mikroporös ist.
Dieser Ausdruck bezeichnet auch ein Material, das in der flüs
sigen Anwendungsumgebung abgebaut oder aus der Wand (12) ausge
laugt wird unter Bildung mindestens eines Durchgangs mit ge
steuerten Freisetzungsdimensionen. Repräsentative Materialien,
die geeignet sind zur Herstellung mindestens eines Durchgangs,
von zwei Durchgängen oder mehr, sind ein abbaubares Teil aus
Polyglykolsäure oder Polymilchsäure in der Wand, ein Gelatine
faden, Polyvinylalkohol, auslaugbare Substanzen, wie durch
Flüssigkeit entfernbare Porenbildner, die Ausgangsporen mit ge
schwindigkeitsgesteuerten Eigenschaften bilden u. ä. Ein Durch
gang oder eine Vielzahl von Durchgängen kann/können gebildet
werden durch Auslaugen einer Substanz, wie Sorbit aus der Wand.
Der Durchgang kann eine beliebige Form haben, wie rund, drei
eckig, quadratisch, elliptisch, unregelmäßig u. ä. Die Dosie
rungsform kann einen oder mehrere voneinander entfernte Durch
gänge auf mehreren voneinander entfernten Flächen der Dosie
rungsform besitzen. Durchgänge und Vorrichtungen zur Erzeugung
der Durchgänge sind angegeben in den US-PS 3 916 889, 4 063 064
und 4 088 864. Typische Durchgänge, die gebildet worden sind
durch gesteuertes Auslaugen, zur Erzeugung einer Pore mit fest
gelegter Größe sind angegeben in der US-PS 4 200 098.
Die Dosierungsform (10) wird nach Standardverfahren herge
stellt. Zum Beispiel werden bei einem Herstellungsverfahren
Diltiazem und die anderen Bestandteile, die den Diltiazemkern
bilden, homogen miteinander vermischt und zu einem festen Kern
verpreßt. Der Kern besitzt solche Dimensionen, die den inneren
Dimensionen des von dem Kern (15) in der Dosierungsform (10)
eingenommenen Bereich entsprechen. Der Kern besitzt auch solche
Dimensionen, die den Dimensionen der treibenden Masse entspre
chen, damit er mit deren Oberfläche in Kontakt angeordnet wer
den kann. Bei dieser Herstellungsweise werden Diltiazem und die
anderen den Kern bildenden Bestandteile mit einem Lösungsmittel
vermischt und auf übliche Weise, wie in der Kugelmühle durch
Kalandern, Rühren, oder auf dem Walzenstuhl zu einer festen
oder halbfesten Form vermischt und dann in eine vorgewählte
Form verpreßt. Anschließend wird die treibende Masse in Kontakt
mit dem arzneimittelhaltigen Kern gebracht. Der Arzneimittel
kern und die treibende Masse können miteinander in Berührung
gebracht werden unter Anwendung einer üblichen Zweischichten
presse. Die Anordnung aus Arzneimittelkern und treibender Masse
wird mit einer semipermeablen Wand überzogen. Die Wand kann
aufgebracht werden durch Aufpressen, Formen, Sprühen, Eintau
chen oder Verwirbeln in der Luft. Bei den Verfahren, bei denen
die beiden miteinander in Kontakt stehenden Schichten in der
Luft verwirbelt oder getrommelt werden, wird die Anordnung bzw.
das Laminat aus Arzneimittelkern und treibender Masse in einem
Luftstrom, der die die Wand bildende Masse enthält, verwirbelt
bzw. getrommelt.
Bei einer anderen Herstellungsweise wird die Dosierungsform
(10) durch ein Naßgranulationsverfahren hergestellt. Bei diesem
Verfahren werden das Diltiazem und die den Diltiazem bildenden
Bestandteile mit einem organischen Colösungsmittel wie Isopro
pylalkohol/Methylendichlorid (80 : 20 Vol./Vol.) als Granulier
flüssigkeit vermischt. Die den Diltiazemkern bildenden Bestand
teile werden durch ein Sieb mit einer lichten Maschenweite von
0,42 mm (40 mesh) geführt und gründlich in einem Mischer mit
einander vermischt. Andere gegebenenfalls vorhandene Bestand
teile des Diltiazemkerns werden in einem Anteil der Granulier
flüssigkeit gelöst und zu dem Arzneimittelgemisch unter konti
nuierlichem Mischen zugegeben. Die Granulierflüssigkeit wird
zugegeben, bis ein Gemisch entstanden ist, das dann in nasser
Form durch ein Sieb mit einer lichten Maschenweite von 0,84 mm
(20 mesh) auf Böden für einen Trockenofen gegeben wird. Das Ge
misch wird dann 18 bis 24 h bei 50°C in einem Umluftofen ge
trocknet. Das getrocknete Granulat wird dann durch ein Sieb mit
einer lichten Maschenweite von 0,84 mm gegeben. Anschließend
wird ein Gleitmittel wie Magnesiumstearat, das durch ein Sieb
mit einer lichten Maschenweite von 0,18 mm (80 mesh) gegeben
worden ist, zu dem trockenen gesiebten Granulat gegeben und 5
bis 10 min in einem V-Mischer vermischt. Die Masse wird zu
einer Schicht, z. B. in einer 3-Stationen-Manesty®-Schichten
presse, verpreßt. Die Geschwindigkeit der Presse beträgt 30 Upm
und die maximale Last 2 t. Die Diltiazemschicht wird gegen die
treibende Masse gepreßt und der Kern aus den zwei Schichten in
eine Beschichtungsvorrichtung eingespeist.
Ein anderes Herstellungsverfahren, das angewandt werden kann
zur Erzeugung des Arzneimittelkerns und der treibenden Masse,
umfaßt ein Vermischen der pulverförmigen Bestandteile, die den
Arzneimittelkern bzw. die treibende Masse bilden, getrennt in
einem Fließbettgranulator. Nachdem die pulverförmigen Bestand
teile in dem Granulator trocken vermischt worden sind, wird
eine Granulierflüssigkeit, z. B. Polyvinylpyrrolidon in Wasser,
auf die Pulver aufgesprüht. Die überzogenen Pulver werden dann
in dem Granulator getrocknet. Bei diesem Verfahren werden alle
vorhandenen Bestandteile granuliert, während die Granulierflüs
sigkeit zugesetzt wird. Nachdem das Granulat getrocknet worden
ist, wird ein Gleitmittel wie Stearinsäure oder Magnesiumstea
rat in einem V-Mischer zu dem Granulat zugegeben und 5 bis
10 min vermischt. Das Granulat wird dann in der oben beschrie
benen Weise verpreßt.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläu
tert.
Eine Vorrichtung zur Freisetzung von Diltiazem wird folgender
maßen hergestellt: Zunächst werden 9,40 kg Diltiazemhydrochlo
rid, 0,10 kg eines Acrylsäurepolymers mit einem Molekularge
wicht von etwa 3 000 000 (Carbomer® 934-P) und 0,20 kg Poly
ethylenoxid mit einem Molekulargewicht von etwa 5 000 000 in
einen Mischer gegeben und 18 min unter Bildung eines gleichmä
ßigen Gemisches vermischt. Anschließend werden 0,20 kg Poly
vinylpyrrolidon mit einem Molekulargewicht von etwa 38 000 mit
350 ml wasserfreiem Ethylalkohol unter Bildung einer Granulier
flüssigkeit vermischt. Dann wird die Granulierflüssigkeit
langsam zu den vermischten Bestandteilen gegeben und alle Be
standteile unter Bildung einer feuchten Masse vermischt. Die
feuchte Masse wird 17 bis 23 h in einem Umluftofen bei Raumtem
peratur von etwa 25°C getrocknet, um den Ethylalkohol zu ver
dampfen. Dann wird das trockene Granulat weitere 2 bis 4 h bei
50°C getrocknet. Das so getrocknete Granulat wird dann durch
ein Sieb mit einer lichten Maschenweite von 0,59 mm (30 mesh)
geführt. Anschließend werden 0,10 kg des Gleitmittels Magne
siumstearat zu dem trockenen Gemisch zugegeben und 9 min unter
Bildung einer homogenen Masse vermischt. Die Diltiazemmasse
wird aufbewahrt, bis eine treibende Masse hergestellt worden
ist zur Erzeugung der gesamten Vorrichtung.
Die treibende Masse wird folgendermaßen hergestellt: Zunächst
werden 4,35 kg Polyethylenoxid mit einem Molekulargewicht von
7 000 000, 0,35 kg Natriumchlorid und 0,25 kg Hydroxypropyl
methylcellulose mit einer Viskosität von 5 mPa·s (5 cp) 8,2 min
unter Bildung eines gleichförmigen Gemisches in einem Mischer
vermischt. Anschließend werden 350 ml denaturierter wasser
freier Ethylalkohol als Granulierflüssigkeit zur Erzeugung
einer feuchten Masse zugegeben. Die granulierte feuchte Masse
wird durch ein Sieb mit einer lichten Maschenweite von 0,59 mm
geführt, um ein feuchtes Granulat zu erhalten. Dieses wird an
schließend auf Böden ausgebreitet und bei Raumtemperatur von
25°C 20 bis 25 h getrocknet. Das trockene Granulat wird dann
durch ein Sieb mit einer lichten Maschenweite von 0,84 mm ge
führt. Die treibende Masse ist jetzt fertig zur Herstellung der
endgültigen Vorrichtung.
Das Granulat der Diltiazemmasse wird in die Zufuhreinrichtung
(1) und das Granulat für die treibende Masse in die Zufuhrein
richtung (2) eingebracht. Die Zufuhreinrichtungen werden auf
eine Zweischichtenpresse aufgesetzt, und die Diltiazemmasse auf
die treibende Masse aufgepreßt.
Anschließend werden die verpreßten Massen mit einer semiper
meablen Wand umgeben. Die die Wand bildende Masse wird folgen
dermaßen hergestellt: Zunächst wird ein gemeinsames Lösungsmit
tel hergestellt durch Vermischen von 80 Gew.-Teilen Methylen
chlorid und 20 Gew.-Teilen Methanol und zu diesem Lösungsmit
telgemisch Celluloseacetat mit einem Acetylgehalt von 39,8%
langsam zugegeben. Die Hydroxypropylmethylcellulose mit einem
Molekulargewicht von 11 300 wird zu dem gemeinsamen Lösungsmit
tel unter Rühren zugegeben, und anschließend wird Polyethylen
glykol mit einem Molekulargewicht von 3350 zugesetzt. Die die
Wand bildenden Bestandteile, die in dem gemeinsamen Lösungs
mittel gelöst sind, umfassen 80% Celluloseacetat, 10%
Hydroxypropylmethylcellulose und 10% Polyethylenglykol und
ergeben einen Feststoffgehalt von 3%. Die verpreßten Massen
werden in eine Beschichtungsvorrichtung gegeben und mit einer
semipermeablen Wand überzogen.
Anschließend werden die überzogenen Massen aus dem Beschichter
entfernt und eine Austrittsöffnung mit Hilfe eines Laserstrahls
durch die Wand gebohrt. Die Dosierungsformen werden dann in
einer Umgebung mit einer relativen Feuchtigkeit über 50% und
bei 50°C 48 h getrocknet, um das gesamte restliche Lösungsmit
tel zu entfernen. Die Dosierungsformen besitzen eine Form und
Größe, die geeignet ist zur oralen Verabreichung an den Magen-
Darm-Trakt eines Menschen.
Die nach diesem Verfahren erhaltene Vorrichtung enthält eine
Diltiazemdosis von 360 mg. Die Diltiazemmasse besteht aus
94 Gew.-% Diltiazem, 1 Gew.-% Acrylsäurepolymer, 2 Gew.-% Poly
ethylenoxidkoagulans mit einem Molekulargewicht von 5 000 000,
2 Gew.-% Polyvinylpyrrolidon und 1 Gew.-% Magnesiumstearat. Die
treibende Masse wiegt 135 mg und besteht aus 87 Gew.-% Poly
ethylenoxid mit einem Molekulargewicht von 7 000 000, 7 Gew.-%
Natriumchlorid, 5 Gew.-% Hydroxypropylmethylcellulose und
1 Gew.-% Eisen-III-oxid. Die semipermeable Wand besteht aus
80 Gew.-% Celluloseacetat, 10 Gew.-% Polyethylenglykol und
10 Gew.-% Hydroxypropylmethylcellulose. Die Vorrichtung setzt
Diltiazem 24 h lang mit einer mittleren Freisetzungsgeschwin
digkeit von 15,3 mg/h frei.
Das Verfahren des Beispiels 1 wird angewandt und ergibt eine
Vorrichtung, umfassend eine Diltiazemmasse aus 240 ml Dosis
Diltiazem mit einer 10%igen Überdosis in der Masse, 2,81 mg
Acrylsäurepolymer mit einem Molekulargewicht von 3 000 000,
5,62 mg Polyethylenoxidkoagulans mit einem Molekulargewicht von
5 000 000, 5,62 mg Polyvinylpyrrolidon mit einem Molekularge
wicht von 38 000 und 2,81 mg Magnesiumstearat; eine treibende
Masse aus 80,25 mg Polyethylenoxid 303 mit einem Molekularge
wicht von 7 000 000, 6,46 mg Natriumchlorid, 4,61 mg Hydroxy
propylmethylcellulose mit einem Molekulargewicht von 9200 und
0,92 mg Eisen-III-oxid; sowie eine semipermeable Wand von
22,20 mg aus 80% Celluloseacetat mit einem Acetylgehalt von
39,8%, 10% Hydroxypropylmethylcellulose mit einem Molekular
gewicht von 11 200 und 10% Polyethylenglykol mit einem Moleku
largewicht von 3350. Die Vorrichtung besitzt zwei 0,38 mm
(15 mil) lange Durchgänge und ergibt eine Freisetzungsgeschwin
digkeit in Milligramm pro Stunde, wie in Fig. 3 angegeben ist.
Das oben beschriebene Verfahren wird angewandt und ergibt eine
Abgabevorrichtung, umfassend eine Diltiazemmasse von 280 mg aus
94% Diltiazemhydrochlorid, 1% Polyacrylsäure mit einem Mole
kulargewicht von 3 000 000, 2% Polyvinylpyrrolidon mit einem
Molekulargewicht von 38 000 (Povidone®) und 1% Stearinsäure;
eine treibende Masse von 90 mg aus 87% Polyox® 303 mit einem
Molekulargewicht von 7 500 000, 7% Natriumchlorid, 5%
Hydroxypropylmethylcellulose mit einem Molekulargewicht von
11 200 und 1% Eisen-III-oxid; und eine semipermeable Wand von
21,2 mg aus 80% Celluloseacetat mit einem Acetylgehalt von
398%, 10% Polyethylenglykol mit einem Molekulargewicht von
3350 und 10% Hydroxypropylmethylcellulose mit einem Moleku
largewicht von 11 200. Die Vorrichtung besitzt zwei 0,38 mm
(15 mil) Ausgangsöffnungen und ein Mittel zur Einstellung der
Abgabegeschwindigkeit auf 10,2 mg/h. Die Gesamtmenge an freige
setztem Diltiazemhydrochlorid ist in Fig. 4 angegeben.
Das Diltiazem und/oder dessen pharmazeutisch annehmbaren Salze
können an einen Patienten, der Diltiazem verabreicht bekommen
muß, folgendermaßen verabreicht werden:
- (a) Dem Menschen wird eine Vorrichtung verabreicht, bestehend aus
- (1) einer Wand aus einer semipermeablen Masse, wobei die Wand eine Kammer umgibt und bildet, die ihrerseits enthält:
- (A) eine Diltiazemmasse aus 70 bis 96 Gew.-% Diltiazem und/oder eines pharmazeutisch annehmbaren Salzes davon, 0,5 bis 15 Gew.-% Polyacrylsäure mit einem Molekulargewicht von 2 500 000 bis 4 000 000, 0,5 bis 20 Gew.-% eines Polyethylen oxids mit einem Molekulargewicht von 4 000 000 bis 5 500 000, und 0,5 bis 20 Gew.-% eines Polyvinylpyrrolidons mit einem Mo lekulargewicht von 35 000 bis 40 000;
- (B) eine treibende Masse aus 70 bis 95 Gew.-% Polyethylen oxid mit einem Molekulargewicht von 6 200 000 bis 7 500 000, 1 bis 15 Gew.-% einer Hydroxypropylmethylcellulose mit einem Molekulargewicht von 9000 bis 16 000;
- (2) mindestens einem Durchgang in der Wand zur Freisetzung von Diltiazem und/oder dessen Salzen aus der Vorrichtung, wobei der Durchgang einen Querschnitt von 0,25 bis 0,64 mm besitzt, und
- (b) Freisetzung von Diltiazem und/oder dessen Salzen, indem Flüssigkeit durch die Wand in die Kammer der Vorrichtung gesaugt wird und dazu führt, daß die Diltiazemmasse eine freisetzbare Masse ergibt und die treibende Masse die Diltiazem durch den Durchgang hindurchdrückt, wodurch Diltiazem oder ein Salz davon an den Patienten verabreicht wird.
Durch die erfindungsgemäße Vorrichtung bzw. Dosierungsform wird
es in unerwarteter Weise möglich, Diltiazem mit gleichmäßiger
Geschwindigkeit über einen längeren Zeitraum zu verabreichen,
was von erheblicher medizinischer Bedeutung ist.
Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Dosierungsform bzw. Abgabevor
richtung kann eine Freisetzungsgeschwindigkeit nullter Ordnung
über einen längeren Zeitraum erreicht werden.
Claims (7)
1. Abgabevorrichtung zur Verabreichung von Diltiazem, umfas
send:
- (a) eine umgebende Wand,
- (b) eine Kammer,
- (c) eine Diltiazemmasse in der Kammer aus 70 bis 96 Gew.-% Diltiazem und/oder eines pharmazeutisch annehmbaren Salzes davon, 0,5 bis 15 Gew.-% Polyacrylsäure mit einem Mole kulargewicht von 2 500 000 bis 4 000 000, 0,5 bis 20 Gew.-% Polyethylenoxid mit einem Molekulargewicht von 4 000 000 bis 5 500 000 und 0,5 bis 20 Gew.-% Polyvinylpyrrolidon mit einem Molekulargewicht von 35 000 bis 40 000;
- (d) eine treibende Masse in der Kammer aus 70 bis 95 Gew.-% Polyethylenoxid mit einem Molekulargewicht von 6 200 000 bis 7 500 000, 1 bis 15 Gew.-% Hydroxypropylmethyl cellulose mit einem Molekulargewicht von 9000 bis 16 000; und
- (e) mindestens einen Durchgang in der Wand zur Freiset zung von Diltiazem oder dessen pharmazeutisch annehmbaren Sal zen aus der Vorrichtung.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand Celluloseacetat enthält.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand Celluloseacetat mit einem Acetylgehalt von 39,8%
enthält.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand Hydroxypropylmethylcellulose enthält.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand Ethylcellulose enthält.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wand zumindest teilweise aus einer mikroporösen Masse
besteht.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die treibende Masse Natriumchlorid enthält.
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