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Verfahren zur Herstellung eines neuen Textilstoffes durch Behandlung
tierischer Faser mit verdünnten alkalischen Flüssigkeiten bei niederer Temperatur.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines neuen Textilstoffes durch
Behandlung tierischer Faser mit verdünnten alkalischen Flüssigkeiten bei niederer
Temperatur.
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Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, die Behandlung der Haare
mit Alkali so zu leiten, daß jede Veränderung der Struktur, der Stärke und äußerlichen
Beschaffenheit vermieden wird. Das Haar darf nicht bei der Behandlung mit Alkali
kräuseln und schrumpfen und dadurch in seiner Verwendung schädlich beeinflußt werden.
, Es muß vielmehr, wenn es spinn-, web- und filzfähig sein soll, trotz Behandlung
mit Alkali für die Verarbeitung zu Gespinsten, Geweben, Filzen usw. schrumpffähig
bleiben. Dabei wird es in einen Zustand gebracht, in dem es für ein Mineralisieren
besonders geeignet ist.
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Es ist bekannt, dem Haar durch Behandlung mit Alkali eine federnde,
kräuselnde, filzige Eigenschaft zu geben, wie sie für Tapezierzwecke erforderlich
ist. Dabei wird die Behandlung mit Alkali so geleitet, daß die Verkürzung, Kräuselung
und Federung des Haares die ummittelbare Wirkung dieser Behandlung durch hohe Temperaturen
oder durch hohe Konzentrationen der Alkalilösung ist. Diese Behandlung ist ohne
schwere Schädigung der Faser nicht zu erreichen, die allerdings bei der beabsichtigten
Verwendung des behandelten Haares für Tapezierzwecke als Polstermaterial nicht ins
Gewicht fällt und durch abgekürzte Zeit der Behandlung gemildert werden soll und
muß.
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Die Erfindung bezweckt, die Intrazellularsubstanz aus dem Haar herauszulösen,
ohne daß das Haar sich zusammenzieht und dabei dicht wird. Das Haar soll vielmehr
unter Erhaltung der Struktur porös und dadurch für die Mineralisierung geeignet
und wie Baumwolle spinnfähig gemacht werden.
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Diese gestellte Aufgabe erreicht Erfinder dadurch, daß er das haarige
Material in der Kälte der Einwirkung eines sehr schwachen Alkalibades von einer
Gesamtalkalität von etwa weniger als 0,5 Prozent längere Zeit -bis zu zwei
Wochen - weicht und dabei in schonendster Weise auslaugt und porös macht. Es ist
dabei wesentlich, daß nur schwache und kalte Lösungen benutzt werden, wenn man jede
Verletzung des Haares vermeiden und höchste Schrumpffähigkeit beim Verarbeiten ei
zielen will.
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Eine Mineralisierung des Haares dient in erster Linie zur Erhaltung
der Struktur des Haares, dessen durch die Alkalibehandlung geschaffene Hohlräume
durch Nachbehandlung in einem anorganischen Salz enthaltenden Bad gefüllt und geschlossen
werden. Dabei wird auch gleichzeitig erreicht, daß die Faser gegen Versengung geschützt
ist.
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Zur beispielsweisen Ausführung des Verfahrens behandelt man natürliche
reine Kuhhaare
zunächst in einem schwachen alkalischen Bad, vorzugsweise
in einem Bad von schwacher Kalkmilch, dem man zweckmäßig geringe Mengen von liatriuinsulfid
(etwa 0,2 Prozent des Gewichtes der Badlösung) zusetzt. Kalkmilch enthält bei niedrigster
Temperatur (o bis 20° C) etwa 0,13 Prozent Ca0 in Lösung. Nach dein Zusatz
von etwa o,2 Prozent Alkalisulfid beträgt die Gesamtalkalität des Bades weniger
als o,5 Prozent. In dieser Lösung wird das Haar längere Zeit, etwa zehn Tage bis
zwei Wochen, geweicht. Dabei werden verschiedene ausziehbare Stoffe aus dein Haarinnern
entfernt, und das Haar wird mehr und mehr porös und durchlässig gemacht. Es ist
wesentlich, (laß nur schwache und kalte Lösungen benutzt werden, andernfalls würde
die Haarsubstanz verletzt und nicht die höchste Schrumpffähigkeit erreicht werden.
Jedes Erhitzen während des Verfahrens führt zu einem Einlaufen des Haares und damit
zu einer Herabsetzung des Wertes der Substanz für den vorliegenden Zweck.
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Das Haar wird nunmehr entweder gewaschen oder ungewaschen einer Behandlung
in einem Bad von verdünnter Salzsäure unterworfen und darauf sorgfältig in kaltem
Wasser gewaschen, bis die Säure vollständig entfernt ist. Darauf wird das Erzeugnis
vorzugsweise bei Zimmer- oder einer-- ein wenig höheren Temperatur getrocknet. Man
kann auch im Vakuum oder durch Absaugung trocknen, um Erhitzung zu vermeiden und
die Trocknung zu beschleunigen. Es ist jede wesentliche Erhitzung während der Trocknung
zu vermeiden, da (las Erzeugnis in höherer Temperatur besonders leicht einläuft
oder verfilzt. Die Kühltrocknung ist für das vorliegende Verfahren wesentlich.
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Das Erzeugnis wird darauf gekämmt und im übrigen in üblicher `reise
wie gewöhnliche Wolle behandelt und ist tatsächlich nach Beendigung des Verfahrens
bemerkenswert wollä 'hnlich in seinen Eigenschaften.
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Infolge der kalten Extraktion und der kalten Trocknung verlieren die
Haare wesentlich an Gewicht, aber nicht an Volumen, und sie behalten ihre physikalische
Beschaffenheit. Beien Erhitzen zieht sich das behandelte Haar zusammen, verdichtet
sich und behält jede neue Form, welche es durch Spinnen, Weben, Filzen o. dgl. erhält,
und bleibt in seiner neuen Form unverändert. Pressungen und Dehnungen des elastischen
extrahierten Haares werden erleichtert. Selbst rundes, glattes Haar, nach dem vorliegenden
Verfahren behandelt, ergibt schließlich einen Filz, welcher feinem Tuch aus guter
Wolle gleich ist.
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Nach dem Trocknen und vor dem Schrumpfen werden die Haare oder Fasern
vorteilhaft der Behandlung mit verschiedenen minerali-Bierenden Stoffen unterworfen,
wie z. B. Chromsalzen und anderen Körpern, «-elche mit genügender Zähigkeit festgehalten
werden. Durch diese Mineralisierung wird die f@'iderstandskraft gegen Hitze zu einem
hohen Grad erhöht, und das Erzeugnis kann bis zu einer bisher unbekannten Ausdehnung
geschrumpft und gefilzt werden, ohne daß die Maser geschädigt wird.
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Es ist so möglich, ein neues Erzeugnis herzustellen, welches für mancherlei
Zwecke in x erschiedenen technischen Zweigen sehr brauchbar ist, insbesondere dort,
wo das Material sichtlich feuerbeständig und widerstandsfähig gegen verhältnismäßig
hohe Temperaturen sein muß, ohne zu verkohlen oder sonstwie beschädigt zu werden.
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So vorbereitet wird das haarige oder wollige Material in ein Gefäß
überführt, welches eine basische Lösung von Chromoxyd enthält. Diese Lösung hat
vorzugsweise eine Stärke von nicht weniger als 1 Prozent und nicht mehr als 6 Prozent
Chromoxyd (Cr= 03). Indessen machen auch stärkere l..ösungen als 6 Prozent und schwächere
als i Prozent oder Lösungen von größerer oder geringerer Basizität das Haar oder
die Wolle hitzebeständiger. Die Stärke der Lösungen und die Basizität können unabhängig
voneinander verändert werden; immer wird das Haar und die Wolle mit Bezug auf die
Hitzebeständigkeit verbessert.
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Anstatt Chromverbindungen können auch entsprechende Aluminium- und
Eisenverbindungen benutzt werden. Nach der Behandlung mit dem mineralisierenden
Stoff kann die Faser für manche Zwecke weiter noch mit einem gerbenden Mittel, wie
Ouebracho, Eiche u. dgl., behandelt werden.
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Das so mineralisierte, durchlässig und hegen Hitze, Verfall, Ungeziefer
usw. beständig gemachte Haar behält nach der Mineralisierung das Gefüge, welches
es nach der ersten alkalischen Behandlung erhalten hat, in hohem Grad. Es bleibt
weich und geschmeidig und kann leicht zu Filz-, Web- oder Knüpferzeugnissen jeder
Art verarbeitet erden.
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Infolge der Hitzebeständigkeit der Haare ist es möglich, sie durch
dichtes Schrumpfen unter Anwendung von Hitze völlig zu verfilzen, so daß die dem
Material durch die vorangegangene Behandlung verliehene erhöhte Porosität durch
das Schrumpfen aufgehoben Nuird und ein festes kompaktes Ergebnis, wie Garn, Filz,
Tuch u. dgl., entsteht.