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Verfahren zur Vorbereitung von Flächen für die Aufbringung von Farb-
und Lackanstrichen. Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Vorbereitung irgend;cvelcher
Flächen, besonders aber solcher poröser Natur, für die Aufbringung von ibeliebigen
Anstrichen sowie ein Verfahren zur Herstellung dieses Mittels.
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Bisher benutzte man nicht nur als Bindemittel und Farbstoffträger,
sondern auch als Grundiierungsmittel bei der Herstellung von Anstrichen und Lackierungen,
insbesondere auf Holz oder Mauerwerk, in der Regel Leinöl bzw. Leinölfirnis. Das
Leinöl bildet nach dem Trocknen eine zusammenhängende; zähe Haut - Film -, gleichzeitig
dringt es in die Holzporen. als Füllmittel ein, schließlich dient es auch als Bindemittel
für .den Farbkörper der Anstrichfarbe. Man betrachtete demgemäß das Leinöl als unentbehrlich
für den genannten Zweck, dnsbesondere da alle bisher `bekanntgewordenen Leinölfirnisersatzmittel
nur sehr unvollkommen die Eigenschaften des Leinöles zu ersetzen vermögen, indem
.ihnen die wesentlichste Eigenschaft des letzteren, .d. i. die der Bildung einer
zusammenhängenden, zähelastischen Haut, die Filmbildung, abgeht: ,Es hat sich nun
überraschenderweise gezeigt, daß man Malgründe ohne Verwendung von Leinölfirnis
herstellen kann, die -einen vollkommenen, auch gegen Gase und Wasserdampf undurchlässigen
Porenschluß aufweisen, wenn man sich der Zelluloseester organischer Säuren, insbesondere
.der Azetylzellulose bedient. Azetylzellulose ist zwar bereits zur Herstellung lackartiger
Schichten und Überzüge verwendet worden. Im vorliegenden Fall soll .sie aber einem
anderen Zweck dienen, infolgedessen muß sie tin Verbindung mit Lösungsmitteln bzw.
Lösungsmittelgemischen Verwendung finden, .die einerseits leicht flüssig sind, damit
die Masse in die Poren des Untergrundes gut ein-,dringen und leicht und` vollständig
verdampfen kann, anderseits aber auch nicht zu leicht ibrennbar sind.
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Die organischen Säureester der Zellulose haben vor den bisher für
ähnliche Zwecke vorgeschlagenen. Nitrozellulosen den, gewaltigem Vorteil, daß sie
nicht explosiv und deshalb in bedeutend geringerem Grade feuergefährlnch'sind als
die Zellulosenitrate. Außerdem wurden als leichtflüchtige Lösungsmittel der Zellulosenitrate
bisher ausschließlich die ebenfalls sehr feuergefährlichen Gemische von Schwefeläther
,mit Alkohol (T,Collodiumlösunben) benutzt, die ferner noch durch die narkotische
Wirkung ihrer Dämpfe in hygienischer Beziehung sehr bedenklich sind. Die besagten
Köllodiumlösungen konnten sich deshalb iin der Anstreichpraxis keinen Weg bahnen.
Es bedeutet deshalb die Verwendung der Zelluloseester organischer Säuren einen wesentlichen
Fortschritt in der Technik der Vorbereitung für Anstriche.
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Als Lösungsmittel für die Zelluloseester kommen Azeton, Äthyl-Methylformiat
und Methylazetat bzw. andere Lösungsnvittel dieser Art in Frage, und zwar können
diese Lösungsmittel entweder jedes für sich allein oder auch in beliebigen Mischungen
Verwendung finden.
Man kann auch Verdünnungs- bzw. Streckungsmittel.wi,#
piedri;gsiedende aliphatische Alköhöle, z. B. NZetliyl- oder Äthylalkohol @,qder_
. Beitgol - _Odem . 4Xed'rigsiedende Chlorkohlenwasserstoffe, z. B. Tetrachlorkdhlenstoff
oder Trichloräthylen, zusetzen.
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Man hat zwar bereits vorgeschlagen, flüssige Azetylzelluloselösungen.,
die zur Herstellung von Überzügen Verwendung finden können, in der Weise herzustellen,
daß Azetylzellulose in wäßrigen. Lösungen von Chlorzink, Rhodansalzen oder anderen
Metallsalzen gelöst wird. Aus diesen Lösungen werden aber bei der Herstellung von
Überzügen dieAzetylzellulosen durch einFällungs.. mittel, w.ie Wasser, ausgefällt.
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Auf diese Weise läßt sich aber niemals der Effekt erreichen, den das
vorliiegende Verfahren zu erzielen gestattet, denn die durch Wasser niedergeschlagene
Azetylzellulose ,kann niemals denselben Zweck erfüllen wie die durch allmähliches
Verdunsten aus :der Lösung abgeschiedene Azetylz.ellulose. Nach dem bekannten Verfahren
erhält man also bestenfalls einen filmartigen Überzug. Dieser ist aber nicht imstande,
alle die Bedingungen zu erfüllen, die man von einem Grundierungsmittel verlangen
muß. Auf einem derartigen Überzug kann die Anstnichfarbe nicht glatt und glänzend
stehen, und er bildet auch kein Bindemittel für den Farbkörper der Anstrichfarbe.
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Auch das bereits bekannte Verkitten poröser Flächen mit Zelluloseester
hat mit dem Gegenstand der Erfindung nichts zu tun, denn hier kommt es nicht lediglich
auf das Verkitten an. Außerdem aber handelt es sich bei diesem Verfahren um ganz
andere Produkte. Man will hier Stoffe zelluloidartiger Natur aus Zelluloseazetaten,
Phenolen und Tri- bzw. Perchloräthylen erzielen. Man erreicht dann plastische Massen
bzw. Massen zelluloidartiger Beschaffenheit, die selbstverständlich nicht als Grundierungsmittel
verwendet werden können, sondern als feste zement- oder kittartige Überzüge.
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Schließlich hat man bereits vorgeschlagen, Holzgegenstände mit Py
roxylin zu lackieren. Bei diesem Verfahren wird aber auf den Gegenstand zunächst
eine Schicht von Pyroxyl.in, darüber eine Schicht Harz und schließlich eine äußere
Schicht Pyroxylin aufgetragen. Hier dient das Pyroxylin also gar nicht als eigentliches
Grundierungsmittel, zudem soll .es nicht,in die Fasern eindringen. Die oben genannten
Lösungsmittel bieten den Vorteil, daß sie Azetylzellulose schon in der Kälte in
Lösung zu halten vermögen, daß sie nicht so leicht brcennbar sind wie Äther und
daß Lösungen von Azetylzellulose in ihnen die Eigenschaft haben, in die Poren des
Untergrundes leicht einzudringen und nach dem Verdunsten des Lösungsmittels einen
hart elastischen Filmüberzug zurückzulassen, der sich genau so verhält wie die aus
Leinöl erhältliche Grandiezung.
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Beispielsweise stellt man das Mittel durch Lösen von etwa 8 bis io
Teilen Azetylzellulose in einem Gemenge von 4o Teilen Ameisenäther oder Azeton und
3o Teilen Alkohol sowie 3o Teilen Benzol dar.
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Demgemäß besteht das Verfahren nach .der Erfindung darin, daß die
mit einem Farbüberzug zu versehenden Flächen zunächst je nach Belieben ein- bis
zweimal mit dem neuen Mittel überstrichen werden, wobei man zweckmäßig noch, da
sich das Mittel an der Luft durch Verdunstung des Lösungsmittels nach und nach verdickt,
ein Verdünnungsmittel zusetzt. Nachdem dieser Aufstrich trocken ist, was inner$albeiner
Stunde sich vollzieht, wird die Farbe bzw. der Anstrich aufgetragen.
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Das neue Mittel erfüllt genau die gleichen Zwecke wie das Leinöl.
Es dringt in die Poren des Untergrundes ein, verstopft sie, bildet einen hartelastischen
Filmüberzug, auf dem die Anstrichfarbe glatt und glänzend steht, ohne in den Untergrund
einsinken zu können und stellt endlich auch ein Bindemittel für die Farbkörper der
Anstrichfarbe dar und ist schließlich auch: nicht feuergefährlich oder sonst gefährlich
in der Anwendung.