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Verfahren zum Auftragen von Überzügen aus Nitrocelluloselacken Zur
Kraftwagenlackierung hat man bis in die letzte Zeit fast ausschließlich üllacke
@ erwendet. Mit Einführung der Reihenherstellung in der Kraftwagenindustrie sind
jedoch die Nachteile der langen Trockendatier dieser Lacke besonders störend in
Erscheinung getreten, so daß man sich nach einem passenden, schneller trocknenden
Er-. ratz für diese Öllacke umgesehen hat.
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Einen teilweisen Ersatz für die Öllacke hat man in den Ceiluloseesterlacken
gefunden. Diese Lacke trocknen sehr schnell, haben aber wiederum den Nachteil, daß
sie zu wenig körperhaft sind, da die Celluloseester in den verwendeten Lösungsmitteln
nur in geringen Konzentrationen gelöst werden können. Ein solcher dünner Lack muß
infolgedessen häufiger aufgetragen werden, wodurch der Vorteil des schnelleren Trocknens
zum Teil wieder aufgehoben wird. Auch werden solche Lacke leicht rissig, blättern
gern ab oder zeigen andere technische Nachteile. Schließlich stellt sich das Verfahren
durch den hohen Verbrauch an wertvollen Lösungsmitteln recht teuer.
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Der N itrocelluloselack hat erst an Bedeutung gewonnen, seit es gelingt,
dünner lösliche Nitrocellulosen herzustellen, wodurch man in die Lage versetzt ist,
spritzfähige Lacke von 2o bis 4o "/" Trockenbestandteilen zu erzielen. Ein solcher
Lack ist z. B. der du Pontsche unter dem Warenzeichen Errtee-Duco-Finish im Verkehr
befindliche Lack. Diese Duco-Lacke haften aber nicht ohne weiteres auf Blech, so
daß eine zweimalige Grundierung mit Ölfarbe vorgesehen werden muß. Diese Vorgrundierung
dauert, besonders wenn noch gespachtelt werden muß, mindestens zwei Tage. Ferner
geben die Duco-Lacke eine matte Oberfläche, was in vielen Fällen nicht wünschenswert
ist.
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Die- Erfindung bezweckt nun diese Nachteile beim Auftragen von Cberzügen
aus Nitrocelluloselacken zu vermeiden. Erfindungsgemäß wird für derartige celluloidaitige
Überzüge die den Überzug mit der Unterlage verankernde Zwischenschicht statt aus
einer Ölgrundierung durch Auftrag einer geeignet abgestimmten Nitrocelluloselösung
gebildet, die eine andere Löslichkeit und einen anderen Stickstoffgehalt wie die
für die weiteren Überzüge verwendeten Nitrocellulosen aufweist. Wie sich gezeigt
hat, wird in diesem Falle eine äußerst rasche Fertigstellung des Gesamtüberzuges
bei gleichzeitiger sicherer Verbindung mit der Unterlage z. B. aus Holz oder Blech
erreicht. Für die Herstellung der Grundierung wird eine schießwollartige Nitrocellulose
verwendet, die über 1a,6 "/" Stickstoff enthält und eine unvollkommene Äther-Alkohol-Löslichkeit
aufweist. Bekanntlich besteht etwa bei 12,6 °j" Stickstoffgehalt im Löslichkeitsdiagramm
von Nitrocellulosen ein großer Sprung, in dessen
Bereich schon ein
geringer Unterschied von z. B. o,i °J, Stickstoffgehalt die Eigenschaften der Nitrocellulose
weitgehend verändert.
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Eine Grundierung nach der Erfindung haftet nicht nur auf Blech- oder
Holzunterlage, sondern auch auf Lackspachtel und alten öl-oder Collodiumanstrichen
fest und schützt diese gegen die aufquellende Wirkung der weiteren Lackaufträge,
deren Lösungsmittel so gewählt werden, daß sie keine lösende Wirkung auf die verankernde
Zwischenschicht ausüben. Der erfindungsgemäß verwendete Grundierlack kann in üblicher
Weise mit Weichmachungsmitteln, Farbpigmenten, Natur- und Kunstharzen und Lacken
versetzt werden. Ferner kann er z. B. bei farbloser oder farbiger Lackierung auf
Holz die Stelle eines Porenfüllers vertreten und bei farbiger Lackierung durch Zusatz
geeigneter Füllstoffe als Spachtelmasse Verwendung finden.
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Auch bei den auf die Grundierung folgenden Überzügen kann man nach
der Erfindung itrocellulosen von verschiedener Löslichkeit und abweichendem Stickstoffgehalt
verwenden, wodurch man die Haltbarkeit der Gesamtlackierung erhöht und mehrere Nitrocelluloselackschichten
übereinander ohne Gefahr der Auflösung der Nitrocellulose des einen Aufstriches
durch das Lösungsmittel der nachfolgenden Schicht auftragen kann. Das ganze Lackierungsverfahren
besteht demnach z. B. aus dem Auftragen einer -litrocelluloselösung von über 12,6
°/o Stickstoffgehalt und geringer Ätlier-Al1COli01-LÖSlichkeit als Grundierung,
dem Aufstreichen eines ?'berzuglackes von anderer Löslichkeit und anderem Stickstoffgehalt
wie die Grundierung und dein Aufspritzen eines Glanzlackes, der nunmehr vom überzuglack
in Löslichkeit und Stickstoffgehalt abweicht. jeder dieser drei leicht flüchtige
Lösungsmittel enthaltenden Lacke trocknet äußerst rasch, indem für jeden Anstrich
bei 25° C etwa i bis 2 Stunden Trockendauer bis zum Schleifen genügen.
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Zur Lackierung auf Metall werden folgende Aufträge verwendet: i. Beispiel
a) eine Spritzgrundierung von: io °@o Nitrocellulose mit 12,9 °j" Stickstoff, 5
°@o Harzester, 2o °lo Mineralfarbpaste, angerieben mit Weichmachungsmittel (n-Butylphthalat),
22 °f ° Ä thy lacetat, 15 °@0 Aceton, 28 °;`° Butylacetat; b) ein
Spachtel von: 90/, Nitrocellulose mit i2,9 °(" Stickstoff, 7 °%0 Weichmachungsmittel
(n-Butv 1-phthalat), 60/, Kunstharz (I. G. Harz 26 z), 18 °@o Aceton, 6o
% Spachtelfarbe.
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Nach dem Schleifen des Spachtels wird zum Bedecken von etwa durchgeschliffenen
Stellen nochmals ein Spritzauftrag der Zusammensetzung a gegeben. Zuletzt wird aufgetragen:
c) ein Farbspritzlack von: io °/o Collodiumwolle mit i2,o °/o Stickstoff, 6 °/"
Weichmachungsmittel, io 0@o Farbpaste in Weichmachungsmittel, 5 °@o Butylacetat,
2o °/o Butanol, 49°1o Methanol. z. Beispiel Zwecks Auflackierungen alter Öllackierungen
erfolgt auf die alte Üllackierung, falls sie noch gut erhalten ist, unmittelbar
und, falls Lackrisse vorhanden sind, nach Abbeizung bis auf den Spachtel, der Auftrag
einer Isoliergrundierung von: io °/o Collodiumwolle mit 12,9 "/o Stickstoff, 8 "/"
Weichmachungsmittel (n-Buty-lphthalat), 411" Harzester, 15 0@o Mineralfarbe, 2o
"@° Butylacetat, z2 Äthylacetat, 21 °@° Aceton.
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Nach dem Trocknen kann hierauf ohne weiteres ein F'arblaclc von der
Zusammensetzung c des Beispiels i aufgespritzt werden: die Isoliergrundierung wird
dadurch nicht aufgelöst. Falls erwünscht, gibt mau auf den Farblack zum Schluß noch
eine dünne Decke Glanzlack von: io °/o Collodiumwolle mit 11,5 °/" Stickstoff, 7
°j0 Weichmachungsmittel, 7 0jo Butylacetat, 10 °jo Äthylacetat, 18
°(o Butanol, 290/" Methanol, i o Alkohol, 9 °@0 9oer Benzol.
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Durch diesen Lackauftrag wird der Farblack ungelöst und so eine gute
Verbindung dieser beiden Schichten erzielt. Da es sich jedoch
nur
um einen dünnen Auftrag handelt, findet eine Auflösung der Isoliergrundierung hierdurch
nicht statt.
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3. Beispiel Zur Holzlackierung nimmt man als Porenfüller und Zwischenschicht
eine Grundierung von: 15 °/o Nitrocellulose mit 13 °h Stickstoff, Harzester,
81/" Weichmachungsmittel (n-Butylphthalat ), 22 0@o Propylacetat, 30 ojo ßthylacetat,
20 °jo Aceton.
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Nach dem Trocknen dieser Grundierung erfolgt der Auftrag eines Politurlackes
von: 15 ojo Nitrocellulose mit io,5 % Stickstoff, 8 °Jo vVeichmachungsmittel,
5"". Methylglykol, 32 0@o Iblethanol, 40 oho Alkohol. 1m allgemeinen genügt ein
ein- bis zweimaliger Auftrag dieses Lackes mit nachfolgender Polierung, um einen
vorzüglichen Hochglanz zu erzielen.
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Die in diesen Beispielen angeführten hoch stickstoffhaltigen N itrocellulosen
sind nach den üblichen Verfahren zur Herstellung von Schießwollen durch Nitrierung
in der Kälte erzeugt. Durch mehr oder weniger langes Stabilisieren unter Druck,
etwa während 2 bis 5 Stunden bei 2 bis 5 Atm. Überdruck, z. B. nach dem Verfahren
des Patentes 133 954., erhält man für diese Lackrezepte brauchbare- N itrocellulosen.
Analog werden auch die N itrocellulosen geringeren Stickstoffgehaltes mit einer
Mischsäure entsprechend höheren `'Wassergehaltes bei mittleren Temperaturen von
etwa 4.o° und nachfolgender Druckstabilisierung erhalten.
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Es ist bereits bekannt, Harzlacke verschiederier Zusammensetzung nacheinander
aufzutragen und ebenso ist dies auch _für Celluloselacke verschiedener Konzentration
nicht mehr neu. Ferner hat man schon vorgeschlagen, zuerst einen vorzugsweise in
Amylacetat gelösten Pyroxilinlack als Grundierung zu verwenden und nach dessen Trocknung
einen Harzlack aufzutragen, der keine lösende Wirkung für Pyroxilin hat und daher
die Grttndierungsschicht nicht angreift. Demgegenüber handelt es sich bei dem Verfahren
der Erfindung nicht um ein einfaches Übereinanderauftrager, mehrerer Lackschichten
verschiedener Konzentration oder Zusammensetzung und auch nicht um eine Grundierung
mit Pyroxilinlack, sondern um die Vereinigung mehrerer in Löslichkeit und Stickstoffgehalt
voneinander abweichenden \ itrocelluloselackschichten zu einem Gesamtüberzug. der
infolge dieser besonderen gegenseitigen Abstimmung seiner Schichten eine außerordentlich
feste Haftwirkung sowohl gegenüber der Unterlage wie auch von Schicht ztt Schicht
aufweist und sich bei seiner Herstellung durch ein rasches Trocknen der einzelnen
Aufstriche und die Vermeidung einer gegenseitigen schädlichen Beeinflussung dieser
Aufstriche auszeichnet.