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Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Lackierungen oder Polituren
durch Aufbringen mehrerer Schichten von Celluloseesterharzlacken Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Lackierungen oder Polituren. Für
deren Erzielung sind in neuerer Zeit an Stelle des früher vorherrschenden Schellacks
und seiner Surrogate in zunehmendem Maße Celluloseesterlacke verwendet worden. Wenn
auch die bei sachgemäßer Ausführung mit solchen Lacken erzielten Überzüge unstreitig
wesentliche Vorteile (Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit, Beständigkeit gegen
Alkohol, Benzin, Benzol usw., Kratzfestigkeit) aufweisen und nach dem Polieren einen
schönen und haltbaren, dabei vornehmen Glanz besitzen, so bietet doch die Erzielung
aller dieser Wirkungen nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Es hat sich vor allem
ergeben, daß zwecks Hervorbringung einer genügend dicken Auflage die Zahl der übereinander
zu legenden Überzüge ziemlich groß sein muß, da bei der geringen Dicke der einzelnen
Filmschichten andernfalls Unebenheiten des Untergrundes nicht zum Verschwinden zu
bringen sind. Dies trifft auch für den Fall zu, wenn der z. B. aus Holz bestehende
Untergrund zuvor mit Porenfüllern behandelt und durch Schleifen geglättet war, da
es sich kaum, vor allein auf größeren Flächen, so einrichten läßt, daß die Beschaffenheit
des Untergrundes an allen Stellen die gleiche ist. Zwecks Vermeidung der durch die
geringe Dicke der einzelnen Filmlagen bedingten Nachteile ist es deshalb schon seit
längerer Zeit üblich, an Stelle der lediglich Celluloseester enthaltenden Lacke
solche zu verwenden, welche außerdem Zusätze von natürlichen oder künstlichen Harzen
bzw. Harzpräparaten aufweisen. Durch diese Zusätze wird der Körper des Lacks verbessert,
was zur Ausbildung dickerer Filmschichten führt. Ein weiterer Vorteil besteht in
der Erzielung einer größeren Haftfestigkeit.
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So beschreibt das Patent 66 r99 ein Verfahren, nach dem harzhaltige
Zaponschichten als Grundierung (als Porenverschluß auf Holz) bzw. als Schlußüberzug
aufgebracht werden, während der Aufbau der eigentlichen Lakkierung aus reinen Harzlacken,
in einer oder mehreren Lagen, geschieht.
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Es ist nun vorgeschlagen worden, zur Erzielung von Polituren und Lackierungen
den Harzgehalt der benutzten Celluloseesterlacke in solcher Art abzustufen, daß
die zuerst aufgebrachte Schicht am harzreichsten, die folgenden indes stufenweise
harzärmer gehalten werden. Für den letzten Auftrag wird unter Umständen ein harzfreier
Celluloseesterlack verwendet. Wenn auch dies Verfahren zweifellos erhebliche Vorteile
bietet, so stellt es doch in keiner Weise das Ideal dar. Denn da sich - die Dicke
der Einzelschicht in dem Maße verringert, wie der Harzgehalt abnimmt, ist man gezwungen,
sofern die Zahl der Lagen keine zu große werden soll, die Schlußfilme mit niedrig
viskos-löslichen Celluloseesterprodukten herzustellen, d. h. den am meisten abgebauten
und am wenigsten widerstandsfähigen,
z. B. auch am leichtesten vergilbenden
Produkten.
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Die vorliegende Erfindung beruht auf der neuen Erkenntnis, daß man
die hierin liegenden Nachteile vermeiden und von Schicht zu Schicht mit höher-viskos
löslichen Wollen arbeiten kann, wenn man sich die Viskositätsbeeinflussungen zunutze
macht, die durch die Wahl geeigneter Harze und Lösungsmittelkombinationen möglich
sind. Sö hat sich z. B. ergeben, daß eine Wolle mittlerer Viskosität im gleichen
Lösungsmittel und bei gleicher Konzentration nach Zusatz gleich: konzentrierter
Lösungen verschiedener Harze im selben Lösungsmittel und in, gleicher Menge zu Lacken
führt, deren Viskosität innerhalb weiter Grenzen schwankt. Man hat es infolgedessen
in der Hand, unter Zugrundelegung des gleichen Verhältnisses Wolle : Harz und bei
praktisch gleichen Gesamttrockengehalten Systeme zu erzielen, welche Wollen verschiedener
Viskosität aufweisen und nunmehr so zum Aufbau von überzugsschichten benutzt werden
können, daß die Produkte mit der am meisten abgebauten Wolle unten, die mit entsprechend
weniger abgebauten Wollen aber in Abstufung nach oben hin benutzt werden. Dies bietet
zunächst den Vorteil, daß die wid-erstandsfMügsten Wölleprodukte in die oberen Partien
der Gesamtschicht gelangen, während- die am weitesten abgebauten und bezüglich ihrer
Haftfestigkeit bevorzugten Produkte die Verankerung der Gesamtschicht übernehmen.
Da= weiterhin alle Einzellagen praktisch von gleicher Dicke sind; kommt man- auch
mit einer Mindestzahl von Aufträgen aus, die sich im einzelnen allerdings nach dem
Grad der jeweiligen Anforderungen richten muß; aber immer niedriger bleiben kann
als bei bekannten Methoden.
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Zur Erläuterung des Verfahrens sei beispielsweise angegeben; daß man
die Grundschicht aus einem Lack folgender Zusammensetzung erzeugt: 2o Teile sogenannte
Halb-Sekunden-Wolle, angefeuchtet mit Alkohol im Verhältnis 1 : i, 3o Teile Essigester,
3o Teile Butylacetat, 2o, Teile Harzester-Toluol-Lösung (i : 113 Teile geblasenes
Rizinusöl: Für die nächste Schicht würde man einen Lack verwenden, bei welchem folgende
Ansatzverhältnisse zugrunde- gelegt werden können: 2o Teile sogenannte Vier- bis
Zehn-Sekunden-Wolle, angefeuchtet mit Isopropylalkohol im Verhältnis i : i, 3o Teile
Essigester, 3o Teile Butylacetat, 2o Teile einer 5oprozentigen Auflösung von Harzester
und Cellodammar im Verhältnis i : i in Toluol, 3. bis 5 Teile geblasenes Rizinusöl.
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Was die Schlußschicht anbelangt, so würde man für sie folgenden Lack
verwenden können: 2o Teile sogenannte Vierzig- bis Fünfzig-Sekunden-Wolle, angefeuchtet
mit Aceton im Verhältnis i : i, 2o Teile Aceton, 2o Teile Essigester, 2o Teile einer
5oprozentigen Cellodammarlösung in Toluol, 5 bis 7 Teile geblasenes Rizinusöl, 2o
Teile Butylacetat.
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Hinzuweisen ist darauf, daß die Herstellung der Oberschicht mit der
am meisten geschonten. Wolle bereits an sich einen großen Lichtschutz gewährt, der
durch die Mitverwendung von Harz noch eine Steigerung erfährt. Dies erklärt sich
dadurch, daß der Harzkörper infolge seiner Autoxydabilität bevorzugt Sauerstoff
aufnimmt, während der Celfuloseester intakt bleibt. Dieser Vorteil tritt besonders
dann in Erscheinung, wenn den einzelnen Lackschichten weiße oder helle Pigmente
zugesetzt sind. Bei der bisher üblichen Lackierungsweise, die in der Regel sogar
noch einen transparenten letzten Überzug ohne Mitverwendung von Harz vorsah, zeigt
sich die vorhandene Lichtempfindlichkeit hingegen- immer in einer mehr oder weniger
schnellen. Vergilburng weißer bzw. einer Verfärbung hellnuancierter Farbtöne.