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Verfahren zur Herstellung widerstandsfähiger Bekleidungen von Wänden
und Decken Durch den Schnellverkeh'r@=,der. Lastkraftwagen werden die Gebäude unter
beständiger Erschütterung gehalten. Hierunter leiden besonders die Verkleidungen
des Mauerwerks, der Putz an Wänden und Decken. Die bewährten Farbenanstriche verschwinden
deshalb immer mehr aus den Gebäuden der Städte, um durch aufgeklebte Tapeten ersetzt
zu werden. Die Tapete ist aber an sich keine befriedigende Lösung, solange sie empfind-,
lich ist und solange Klebstoffe verwendet werden, die faulen oder schimmeln.
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- Es fehlt nicht an Vorschlägen, die das Be-"dürfnis nach einem geeigneten
Schmuck für -die Innenräume befriedigen sollen. -Unter anderem wurden die bekannten
Lacke als Klebstoffe vorgeschlagen, insbesondere die Kunstharze, auf die man Gewebe
oder Papier auflegt und durch eine neue Lackschicht befestigt. Die ebenfalls vorgeschlagenen
fase-. rigen Füllstoffe genügen. a_ llein nicht, um die Rißbildung im Putz zu verhindern.
Die vorgeschlagenen Lacke sind keine geeigneten Klebstoffe zur Bekleidung von Putz
oder 1 auerwerk, weil sie die Unterlage völlig dicht abschließen und damit-
den Feuchtigkeitsaustausch und das Atmen der Wände verhindern. Desgleichen ist es
bekannt, Anstrichstoffe, bestehend aus Emulsionen oder Dispersionen von ölen aller
Art, Harzen. Kunstharzen, Wachsen usw. in ZVasser u. a. zum Anstreichen von Wänden,
Holz o. dgl. zu verwenden.
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Nach vorliegender Erfindung lassen sich Innenräume von Gebäuden in
einer Weyse bekleiden, die allen Anforderungen genügt und überdies den Vorteil der
Wirtschaftlichkeit hat. Wände und Decken werden hiernach mit Geweben, mit Papier
oder mit Folien bedeckt, die mit Wasserlacken befestigt bzw. in solche eingebettet
werden:.
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Wasserlacke bestehen aus Harzen, z. B. Kopalen, Kunstharzen; Celluloseverbindungen,
trocknenden Ölen oder ähnlichen, in Wasser praktisch unlöslichen Stoffen, die durch
überführung in eine Emulsion oder in eine kolloidale Dispersion wasserverdünnbar
gemacht wurden, gegebenenfalls unter Verwendung beliebiger Mengen geeigneter Schutzkolloide.
Die genannten Lackrohstoffe haben sämtlich die Eigenschaft gemeinsam, in Wasser
zu quellen, die Quellung wird durch die feinste Verteilung und durch Mitverwendung
von Schutzkolloiden wesentlich gefördert. Deswegen schließen solche Wasserlacke
die damit bedeckte Fläche nicht undurchdringlich ab, solche tlberzüge können zwar
wasserabweisend sein, bleiben aber im Gegensatz zu Anstrichen aus normalen Lacken
mit flüchtigen organischen. Lösungsmitteln und fetten ölen ausreichend porös, um
das Atmen der Wände zu gestatten und den Austausch der Feuchtigkeit zwischen Mauerwerk
und Außenluft nicht zu unterbinden.
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Wasserlacke können ölhaltig oder ölfrei sein und Schutzkolloide und
Füllstoffe in beliebiger Menge enthalten:. Als Füllstoffe sind z. B. Körperfarben
und Faserstoffe zu nennen. Bewährte Schutzkolloide sind unter vielen
anderen
die Leime; die Stärkeprodukte, das Casein, die Alkaliseifen der Öl-, Fett- und Harzsäuren,
die Sulfitablauge usw.
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Für das Verfahren eignen sich alle Gewebe oder Papiere oder Folien,
z. B. auch die aus Viscose hergestellten Folien aus Hydratcellulose. Es lassen sich
beliebig viele Schichten der verschiedensten. Stoffe übereinanderkleben, ohne daß
die Trocknung der voraufgehenden abzuwarten wäre. Der Wasserlack soll die Bekleidung
mit dem Untergrund möglichst einheitlich verbinden; das geschieht bei Geweben durch
dass Einbetten.' in den Lack, bei dichten Papieren und Folien durch Tränken und
Überstreichen. Es lassen sich sowohl die reinen Wasserlacke verwende als auch solche,
die mit beliebigen Füllstoffen, wie Farbpigmenten, Fasern o. dgl., versetzt wurden.
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Die nach dem Verfahren hergestellten Wand- und Deckenbekleidungen
sind widerstandsfähig gegen Stoß, Erschütterung und andere mechanische Beanspruchungen;
" sie sind elastisch, porös und waschfest. Ist in Einzelfällen völliges Abdichten
erwünscht, so läßt sich dieses durch überziehen mit Hartlacken oder anderen geeigneten
Stoffen ermöglichen. -Unter' den Hartlacken sind z. B.' die Celluloselacke, die
Kunstharz-Holzöllacke usw. zu nennen. - - ' -' B@.ispi,ele ' Aus 3o Teilen ausgeschmolzenem
Kongokopal, 2o Teilen polymerisiertem Holzöl und . 5o Teilen Leinölstandöl wird
in bekannter . Weise ein Lack hergestellt, den man mit io bis 3o Teilen Leinölseife
oder einem anderen. Schutzkolloid unter Zusatz der nötigen Wasserinenge emulgiert
oder kolloid dispergiert. An die Stelle des Naturkopals kann eines der vielen öllöslichen
-Kunstharze treten; z. B. werden q.o Teile Leinöl zu Standöl verkocht, dem noch
heißen Öl gibt man 5 Teile Holzölstandöl zu' und löst darin io Teile Kunstharz (Phenolaldehydharz,
Phthalsäuregly--cerinharz o. dgl.). ' Der Lack wird mit etwa 5 Teilen -Boraxcasein
oder einem anderen Schutzkolloid in Wasser dispergiert. Sollen 'alkohollösliche
Natur- oder Kunstharze verwendet werden, so wählt man ebenfalls Lösungsmittel, die
in Wasser praktisch unlöslich sind.
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Bei der Herstellung von Wasserlacken aus Nitrocellulose oder Acetylcellulose
nimmt man einen hohen. Anteil hochsiedender Lösungsmittel. ioo Teile niedrigviscoser
Nitrocellulose werden in 3oo Teilen Cydohexanon gelöst und mit ioo Teilen Toluol
verdünnt, in dem 5o Teile Kopal oder Kunstharz gelöst waren. Zum Weichmachen nimmt
man 5o bis i oo Teile Leinöl, zum Emulgieren eine Lösung aus 5o Teilen Casein; 2o,T_
eilen Hexamethylentetramin (Formaldehyd' mit überschüssigem Ammoniak) und 5oo Teilen
Wasser: Alle Wasserlacke lassen sich durch Verdünnen mit Wasser streichbar machen.
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Die Verwendung von Schutzkolloiden ist stets ratsam, aber nicht unbedingt
nötig, weil man auch mit Hilfe von Kolloidmühlen allein Emulsionen herstellen. kann.
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Die Wasserlacke werden auf die Wand oder Decke dick aufgetragen; das
Gewebe wird sofort aufgelegt, angedrückt und durch sattes Überstreichen mit Wasserlack
eingebettet. Der Wasserlack durchdringt das Gewebe, füllt die Poren aus und überdeckt
es, ohne daß das -Gewebe seine charakteristischen Eigenschaften verliert. . "' Rohe
Gewebe bettet man auch in solche Wasserlacke ein,. die durch Farbpigmentes Faserstoffe
o. dgL gefüllt sind.
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Papiere werden in entsprechender Weise behandelt. Es ist ratsam, das
Papier -vor dem Auflegen auf die mit Wasserlack vorgestrichene Unterlage ebenfalls
damit zu streichen, damit die Verbindung gesichert und die Bekleidung wasserfest
wird. Farbige und bedruckte Papiere (Tapeten) sind mit reinem Wasserlack zu kleben
und zu überdecken, ungefärbte auch mit gefülltem.