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Verfahren zur Herstellung von Ölpauspapier Man hat bereits zum Durchsichtigmachen
von Papier, insbesondere zur Herstellung von Fenstern in Briefumschlägen, Mischungen
von Harzen und ölen, insbesondere Pflanzenölen, mit oder ohne Zusatz geringer Mengen
Paraffinöl als Tränkungsniittel verwandt. Auch hat man schon vorgeschlagen, zur
Herstellung von Pauspapier das Papier mit einer Mischung von Petroleum und Harzen,
wie Kopal oder Kolophonium, gegebenenfalls unter Zusatz von Spuren vegetabilischer
öle, wie Baumwollsaatöl oder Rizinusöl, zu behandeln.
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Die Erfindung betrifft nun ein Verfahren zur Herstellung von Ölpauspapier
durch Tränken des Papiers mit einer Mischung von Pflanzenölen oder P$anzenölprodukten,
Harzen und Mineralölen.
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Die Erfindung besteht darin, daß zur Tränkung Mischungen von Leinstandöl,
Leinstandölextrakten, Holzöl oder Holzölstandöl mit erheblichen Mengen von Harzen
und praktisch nicht oxydablen Ölen, insbesondere Mineralölen und mineralölartigen
Produkten, z. B. Erdöldestillaten, benutzt werden. Den Tränkungsmischungen können
zweckmäßig geringe Mengen antioxygen wirkender Stoffe, insbesondere phenolartige
Körper, z. B. Phenolharze, zugesetzt werden. Auch können die getränkten Papiere
ein- oder beiderseitig mit einem Mattlack, z. B. mit einem matten Celluloselack,
überzogen werden.
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Es ist ferner bekannt, Lacke unter Verwendung von Holzöl, Holzölstandöl,
Leinölstandöl u. dgl. bzw. der bei der Vakuumdestillation der Ricinolsäure anfallenden
Destillationsrückstände gegebenenfalls unter Zusatz von Fetten, ölen, Firnissen,
Standölen, natürlichen oder künstlichen Harzen, bituminösen Produkten usw. herzustellen.
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Hierbei handelt es sich aber lediglich um Anstrichmittel, trotz deren
Bekanntsein nicht ohne weiteres vorauszusehen war, daß sich
gerade
die erfindungsgemäß ausgewählte Mischung zur Herstellung eines ganz bestimmten Sonderpapiers,
nämlich Pauspapier, eignen würde, zumal weitaus die meisten Anstrichmittel für den
vorliegenden Zweck völlig unbrauchbar sind.
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Zu dem obenerwähnten bekannten Verfahren, nach welchem zur Tränkung
von Pauspapier Mischungen von Petroleum mit Harzen und Spuren vegetabilischer öle,
wie Baumwollsaatöl, Nußö1, Rizinusöl oder Leinöl verwandt werden, ist zu bemerken,
daß dies Verfahren zu praktisch nicht brauchbaren Ergebnissen führt.
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Da das Petroleum beim Trocknen des Papiers verdunstet, verbleiben
fast reine Harzpapiere. Diese sind bekanntlich sehr spröde und haben sehr geringe
Falzfestigkeit. Der spurenweise Zusatz von vegetabilischen ölen ändert an diesem
Charakter der Papiere nichts. Verwendet man aber, wie z. B. nach dem eingangs erwähnten
bekannten Verfahren, größere Mengen pflanzlicher öle, so erhält man stark vergilbende
Schichten.
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Dagegen hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäß vorgeschlagene Mischung
gewisser Polymerisations- und Autooxydationsprodukte von Pflanzenölen, nämlich Leinstandöl,
Holzstandöl sowie die Extrakte dieser Standöle, ferner merkwürdigerweise das Holzöl
selbst, in Mischung mit erheblichen Mengen von Harzen und praktisch nicht oxydablen
ölen vorzügliche praktische Ergebnisse liefert. Holzöl selbst zeigt bei sehr geringer
Vergilbung gleichzeitig die Eigenschaft schneller Trocknung, vereinigt also zufällig
die zur Erzielung eines guten Pauspapiers erforderlichen Eigenschaften und erscheint
somit als einzige Ausnahme unter den trocknenden Pflanzenölen. Es konnte nicht erwartet
werden, daß es sich günstiger verhält als die bereits obenerwähnten Pflanzenöle,
die teils wegen ihrer starken Vergilbung, teils wegen ihrer langsamen Trocknung
oder wegen ihres ungünstigen Verhaltens in beiden Richtungen erhebliche Nachteile
haben.
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Die Maßnahme der Verwendung geringer Mengen antioxygen wirkender Stoffe
in den Tränkungsmischungen sowie des nachträglichen Überziehens der getränkten Papiere
mit einem Mattlack sind bekannt und sollen daher nicht an sich, sondern nur in Verbindung
mit dem besonderen Tränkungsverfahren des Hauptanspruchs unter Schutz gestellt werden,
da sie wesentlich zur vollkommenen Wirkung dieses Verfahrens beitragen. Als Pflanzenölkomponenten
kommen erfindungsgemäß außer dem Holzöl die oben bereits erwähnten PflanzenöIprodukte
in Betracht, die wenig vergilben, dabei schnell trocknen, nicht wieder erweichen
und unschmelzbare schwer lösliche Filme ergeben. Als nichtoxydable Öle, z. B. Mineralöle
und mineralölartige Produkte, sind besonders solche von höherem Flammpunkt, z. B.
Erdöldestillate von wasserheller Beschaffenheit, deren Flammpunkt über dem des Petroleums
liegt, für den vorliegenden Zweck geeignet, so z. B. Solaröl, Spindelöl, Zylinderöl,
Vaselinöl, Paraffinöl, Naturvaseline usw.
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An die Stelle der mineralölartigen Produkte können ganz oder teilweise
auch andere praktisch nichtoxydable Öle, wie sie z. B. als Weichmachungsmittel für
Nitro-, Acetylcellulose- oder Chlorkautschuklacke verwendet werden, treten. Derartige
Produkte zeigen in geringerem Maße als die Mineralöle niedrigeren Flammpunktes den
Nachteil des nachträglichen Verdunstens, das die Transparenz des Papiers ungünstig
beeinflußt. Unter allen Umständen ist es aber von Bedeutung, daß erhebliche Mengen
der vorher erwähnten Pflanzenöle, also nicht nur Spuren von Pflanzenölen, zur Anwendung
kommen. Die Pflanzenölkomponente muß vorteilhaft in solcher Menge anwesend sein,
daß die Teilchen des Mineralöles vollkommen umhüllt werden. Dadurch wird dann das
erwähnte nachträgliche Verdunsten der Mineralölkomponenten oder ihr Ausschwitzen
und jede nachträgliche Veränderung der Transparenz des Papiers wirksam unterdrückt.
Als Harzkomponente sind für den vorliegenden Zweck, außer gewissen Naturharzen,
wie z. B. den wenig vergilbenden Dammarharzen und Cellodammarharzen, insbesondere
wenig oder nicht vergilbende Kunstharze, wie z. B. Cyclohexanonharze oder auch die
Verbindungen des Kolophoniums mit Maleinsäure oder ähnliche Kompositionen, geeignet.
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Besonders bewährt haben sich ferner wegen ihrer geringen Vergilbung
hauptsächlich die Umsetzungsprodukte von Phthalsäure und Glycerin mit Fettsäuren
oder von Phthalsäure mit den natürlichen Fettsäureglyceriden, die zusammen mit den
vorerwähnten Kunstharzen, z. B. Cyclohexanonharzen, verwandt werden können. Bei
Verwendung der erwähnten leinölartig trocknenden, nicht vergilbenden Pflanzenöle
in Mischungen mit Harzen und Mineralölen höheren Flammpunktes erzielt man eine außerordentliche
Abkürzung der Trocknung. Dieselbe kann z. B. in etwa einem Tage gegenüber der bisher
benötigten, mindestens 2o- bis 3ofachen Trocknungszeit durchgeführt werden. Gleichzeitig
wird erreicht, daß das Ölpauspapier weder vergilbt noch andere spätere Veränderungen
seiner Eigenschaften und seiner Gebrauchsfähigkeit erleidet.
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Die Wirkung der gemeinsamen Verwendung der erwähnten Pflanzenöle oder
Pfianzenölprodukte
zusammen- mit Harzen und Mineralölen zur Imprägnierung
äußert sich ebenfalls in folgender Hinsicht: Würde man eins der erwähnten Pflanzenöle
oder Pflanzenölprodukte, z. B. Leinstandöl oder Holzstandöl, zur Tränkung und zum
Durchsichtigmachen des Papiers verwenden, so würde ein solches Papier starke Vergilbungs-
sowie Trübungserscheinungen in Form der sog. Sternchenbildung zeigen und auch nicht
genügende Radierhärte besitzen. Auch Harze für sich genommen eignen sich nicht zur
Tränkung der Papiere zu dem erwähnten Zweck, da auch Harze stark vergilben und die
Papiere bei einer solchen Tränkung zu steif und brüchig ausfallen würden. Ferner
sind auch Papiere, die nur mit Mineralöl getränkt sind, für den vorliegenden Zweck
ungeeignet, da das Mineralöl wandert und da ferner die Oberfläche der Papiere fettige
und schmierige Beschaffenheit erhält, die eine Radierung nicht zuläßt. Wendet man
dagegen alle drei Tränkungsmittel gemäß vorliegender Erfindung gleichzeitig an,
so wird überraschenderweise die Vergilbung in außerordentlichem Maße verhindert.
Die Sternchenbildung wird beseitigt, und die Papiere erhalten sowohl genügende Schmiegsamkeit
wie auch gute Radierhärte.
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Im übrigen können für die erwähnten Mischungen die üblichen Lacklösungsmittel,
z. B. benzinartige Lösungsmittel, gegebenenfalls unter weiterem Zusatz von Trocknungsstoffen
benutzt werden. Die Mischung mit dem Lösungsmittel kann in verschiedenen Verhältnissen
erfolgen, je nach dem gewünschten Viscositätsgrad und je nachdem, ob dünne oder
dickere Papiere behandelt werden sollen. Bei dicken Papieren wird man die Viscosität
der Lösung vorteilhaft etwas niedriger wählen, weil dickere Papiere schwerer durchdrungen
werden. Niedrigere Viscosität bedingt aber geringeren Gehalt an Harzen und einen
entsprechend höheren Gehalt an Mineralölen. Praktisch besonders bewährt haben sich
Mischungen von etwa i Teil Leinölstandöl mit 1/4 bis 5 Teilen Harz unter Zugabe
der entsprechenden Menge nicht oxydabler Öle, z. B. von i bis 3 Teilen Mineralölen,
z. B. Erdöldestillaten. Auch Natur- und Kunstwachse können den Lösungen beigegeben
werden.
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Besonders hochwertige Papiere, die sich durch Festigkeit und gute
Zeicheneigenschaften auszeichnen, erhält man ferner, wen man die so behandelten
Ölpauspapiere, wie an sich bekannt, einseitig mit einem Mattlack überzieht. Zur
Herstellung eines solchen Mattstriches eignen sich alle Arten von Lacken, z. B.
Nitrocelluloselacke, Harzlacke oder Gemische solcher, weiter die nicht vergilbenden
Polyvinylharze, gegebenenfalls unter Zusatz von Trübungs- oder Mattierungsmitteln,
wie Kreide, Schwerspat, Stärke, Chinalack u. dgl., sowie andere in der Lackindustrie
gebrauchte Mattierungsmittel, wie z. B. fettsaure oder harzsaure Erdalkalien oder
Erden (z. B. Calcium, Barium, Aluminium), ebenso auch Verbindungen der Erdalkalien
mit Vinylharzen. An Stelle der Vinylharze kann man auch andere Naturharze oder Kunstharze
verwenden, z. B. fossile oder rezentfossile Harze, wie Kopale, ferner Phenolformaldehyd-
und Harnstoff - Formaldehyd - Kondensationsprodukte, Glycerin -Phthalsäure-Kondensationsprodukte,
ferner auch Celluloseester- oder -ätherlacke oder Gemische solcher, die mit geeigneten
Trübungsmitteln versetzt sind. Zweckmäßig verarbeitet man die so hergestellten Mischungen
ohne wesentliche Temperaturerhöhung, indem man die Lösung also kalt oder bei mäßiger
Temperatur auf das Papier aufstreicht oder das Papier durch die kalte Lösung hindurchzieht.
Abgesehen von der außerordentlichen Abkürzung der Trocknung und der Ausschaltung
der Vergilbungserscheinungen zeichnen sich die auf diese Weise hergestellten Ölpauspapiere
auch durch gesteigerte Festigkeit und größere Radierhärte aus.