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Verfahren zur Herstellung direkter Positive. Bestrahli man eine phosphoreszierende
Platte mit passendem Licht, so läßt sich die entstandene Phosphoreszenz durch Bestrahlung
mit längerwelligem Licht wieder entleuchten. Im Prinzip kann daher folgendermaßen
zur Erzeugung direkter Positive nach Positiven verfahren werden: Man belichtet eine
phosphoreszierende Platte gleichmäßig, bringt sie sofort in die Fokalebene einer
abbildenden Linse und belichtet sie mit für die Auslöschung besonders geeignetem
Licht so lange, bis ein leuchtendes Negativ entstanden ist, das man dann beispielsweise
durch Kontakt kopieren oder auf einem anderen Wege reproduzieren kann. Der technischen
Ausführung dieses Verfahrens stehen aber große Schwierigkeiten entgegen; die in
der Technik als Leuchifarbe gewöhnlich benutzten Kalziumsulfide bedürfen zur Auslöschung
der Phosphoreszenz großer Mengen von langwelligem Licht bzw. Wärmestrahlen. Das
Maximum der Auslöschungsfähigkeit haben Strahlen von so langer Wellenlänge, daß
die Verwendung derselben mit Rücksicht auf gleich zu erörternde Umstände schwierig
wird. Glaslinsen absorbieren diese Strahlen zu einem großen Teil, und wenn man beispielsweise
auf Balmainscher Leuchtfarbe eine Schwarzweißvorlage mittels Kammer und Linse aufzunehmen
versucht, erhält man keine richtige Auslöschung, vielfach sogar eine Tonwertsumkehrung,
weil die schwarzen Stellen der Vorlage mehr wirksame Strahlen entsenden als die
weißen Stellen. Diesen Nachteil kann man zwar durch passende Mittel wenigstens einschränken,
aber der Entleuchtungsvorgang geht dann derartig langsam vor sich, daß die technische
Anwendungsfähigk,it des Verfahrens zweifelhaft wird.
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Es wurde gefunden, daß Leuchtschirme mit hexagonaler Zinkblende, die
durch Zusätze passender Metallsalze in kleinen Mengen richtig präpariert sind, durch
verhältnismäßig kurze Wellen ausgelöscht werden; die Auslöschung erfolgt am schnellsten
durch Licht von der Wellenlänge von etwa 700 ,u1, und daß diese Auslöschung bei
passender Versuchsanordnung unter Benutzung des Originals bei kräftiger Bogenlampenbeleuchtung
in wenigen Sekunden unter den weißen Stellen des Originals vollständig erfolgt.
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Allerdings leuchten diese so entstandenen Negative in einer Farbe,
für die die gewöhnlichen photographischen Entwicklungspapiere gut wie unempfindlich
sind, jedoch kann man, wie ich gefunden habe, dieser Schwierigkeit dadurch vollkommen
Herr werden, daß man das betreffende photographische Material durch die bekannten
Methoden der Sensibilisierung für diejenigen Wellenlängen maximal empfindlich macht,
welche von dem betreffenden Leuchtsalz ausgesendet werden, und man kann sogar durch
passende Herstellung des Leuchtsalzes erreichen, daß die Maxima der Sensibilisierung
des Papiers mit den Maximis der ausgestrahlten Lichtart genau zusammenfallen. So
passen beispielsweise hexagonale Blenden mit Uranzusatz _ genau auf Bromsilber-Entwicklungspapiere,
die mit Dijodfluoreszeinkalium empfindlich gemacht wurden.
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In technischer Beziehung gestaltet sich das Verfahren etwa folgendermaßen:
Die Vorlage, die auch ein Halbtonbild sein kann, oder der zu
reproduzierende
Naturkörper werden mit kräftigem natürlichen oder künstlichen Licht beleuchtet.
Der Leuchtschirm besteht aus cintr passenden Unterlage, auf der eine gleichmäßige,
genügend dicke Schicht Uranmanganzinksulfid in feinst geschlämmter Form aufgetragen
ist. Diese Schicht kann z. B. dadurch hergestellt werden, daß man das genannte Leuchtsalz
in Gelatine emulsifiziert, auf eine Glasplatte aufträgt oder indem man ein dünnes
Zelluloidblatt rückseitig mit einer solchen Schicht versieht. Der so bereitete Leuchtschirm,
der wesentlich feinkörniger als eine photographische Platte ist; wird in der Kammer
mittels eines lichtstarken Objektivs genügend lange belichtet, nachdem er vorher
durch gleichmäßige Bestrahlung zum Leuchten gebracht war. Die Linse ist mit einem
Filter versehen, das die best auslöschenden Strahlen --- in diesem Fall von der
Wellenlänge etwa 700 MJv, möglichst vollkommen durchläßt, alles kurzwellige
Licht dagegen abschneidet.
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Die Belichtung ist nicht viel länger als beispielsweise auf dem üblichen
Gaslichtpapier. Sobald die richtige Lichtmenge gewirkt hat, bringt man den Leuchtschirm
in Kontakt mit dem sensibilisierten Bromsilberpapier und kann so, wie meine Versuche
gezeigt haben, hintereinander mindestens fünfzehn tadellos scharfe und richtig belichtete
Positive erzeugen.
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Soll dann weiter gearbeitet werden, so ist der Schirm nach vorhergehender
Bestrahlung mit kurzwelligem Licht hierzu sofort wieder verwendbar. Solarisationserscheinungen
treten nicht auf, wie sie bei den gewöhnlichen Leuchtfarben zu befürchten sind,
und die Vorteile des Verfahrens in technischer und wirtschaftlicher Beziehung sind
einleuchtend.. Es ist in erster Linie zur schnellen Reproduktion von Schriftstücken,
Akten und Urkunden geeignet, schnell, leicht ausführbar und billig. Die ganz unzuverlässigen
chemischen Umkehrverfahren kommen in Wegfall; ebenso fallen die Aufwendungen weg,
die an Material und Arbeit für. die Erstellung eines gewöhnlichen Negativs erforderlich
sind, und schließlich ist das Verfahren dadurch technisch besonders vorteilhaft,
daß im Gegensatz zu den photographischen Prozessen die roten Strahlen wirken, so
daß selbst vergilbte Papiere hier reproduziert werden können. Man kann sogar von
der besonders günstigen orthochromatischen Wirkung auch sonstige, hier nicht näher
zu erörternde Vorteile gewinnen.