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Verfahren zur Raffination von Fetten, insbesondere von Abfallfetten.
Den Gegenstand des vorliegenden Patentes bildet ein Verfahren, um Abfallfette, die
zur Herstellung von Seifen oder zur Verarbeitung nach Isolierung ihrer Fettsäuren
an sich nicht geeignet sind,. zu raffinieren, und zwar insbesondere sie zu bleichen
und störenden Geruch zu beseitigen.
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Das Verfahren richtet sich insbesondere nuf die Verarbeitung von Abfallfetten,
wie beispielsweise Fäkalfett, Tran, Heringsöl u. dgl.
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Bekannt ist die Raffination von Fetten und Ölen mittels Alkalien,
Erdalkalien o. dgl. in der Weise, daß die Fettsubstanz mit der wäßrigen Lösung oder
Aufschließung der Basen bei Temperaturen unter ioo° behandelt wird. Hierbei bildet
sich ein unterer Satz von Seifen, der die Schleimsubstanzen und sonstigen @-erunreinigungen
der Fettsubstanzen mit niederreißt. Derartige Verfahren, evtl. in Verbindung mit
Wasserdampfbehandlung, werden insbesondere zur Raffination von Speisefetten und
Ölen verwendet, sie stellen im wesentlichen ein Neutralisationsverfahren dar, beabsichtigen
nicht die Verseifung des Gesamtöles, sondern lediglich das Fällen und Niederreißen
von Fremdsubstanzen, wie Eiweißkörper, Schleimsubstanzen tt. dgl. Für Abfallöl der
oben angeführten Art, d. h. also dunkle übelriechende Fette und Öle mit höheren
Gehalten an freien Fettsäuren, sind diese Verfahren nicht mit Erfolg anwendbar.
Die Technik hat sich bisher in solchen Fällen durch chemische Bleichung der Fette
direkt oder durch Bleichung der aus den Fetten hergestellten Seifen mittels Chemikalien
mit mehr oder minder Erfolg geholfen.
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Das vorliegende Verfahren schlägt einen anderen Weg ein und erzielt
gerade bei der Bleichung und Geruchlosmachung der übelriechendsten Fette außerordentlich
gute Erftage auf sehr einfachem «rege.
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Das Verfahren besteht darin, die Fettsubstanz, also z. B. Naphthensäure,
Heringsöl mit den Basen der Alkali- bzw. Erdalkalimetalle bei höherer Temperatur
zu behandeln.
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Das Verfahren wird derart ausgeführt, daß die Fette mit der Base im
geschlossenen Aütoklaven längere Zeit auf Temperaturen über i 5o' derart erhitzt
werden, daß ein Entweichen der bei dieser Behandlung entstehen-#len gas- oder dampfförmigen
Produkte verhindert wird und, soweit es technisch möglich ist, für Luftabschluß
gesorgt wird.
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Es ist an sich bekannt, zum Zwecke der Verseifung Basen und Fette
evtl. auch bei höherem Druck in geschlossenen Apparaten zu erhitzen, doch hat man
hier lediglich so lange erhitzt, bis die Verseifung stattgefunden hat, und es lag
auch für eine Verlängerung dieser an sich immerhin kostspieligen Behandlung keine
Veranlassung vor, als es sich immer um technisch reine Fette handelt, bei denen
eine Desodorierung und Bleichtrog nicht zu erfolgen braucht.
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Bei dem vorliegenden Verfahren wird dagzgen die Behandlung mit den
Basen unter Druck und bei höherer Temperatur weiter getrieben, und zwar sowohl bezüglich
der
Temperatur als der Behandlungsdauer, weiter, als es zur bloßen
Verseifung notwendig wäre. Es ist hierbei prinzipiell gleichgültig, ob genügend
Base vorhanden ist, Surn das gesamte Fett in Seife überzuführen; ärter es ist -hervorzuheben,
daß die Raffination des Fettes um so energischer einsetzt, je mehr Base zugegen
ist, und man verwendet evtl. sogar einen-Überschuß der Base über die zur V erseifung
notwendie Menge, wenn es sich um Fette von sehr' starkem Geruch, sehr starleer Färbung
und sonstiger sehr starker Verunreinigung handelt. Nimmt man weniger Base, als zur
Verseifung notwendig ist, so muß man die Energie der Bethandlung evtl. durch Erhöhung
der Temperatur oder Verlängerung des Erhitzens steigern.
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Das Verfahren kann so ausgeführt werden, daß zunächst die Behandlung
bis zur Verseifung in beliebiger, bekannter Weise stattfindet, und daß dann die
verseiften Massen in Autoklaven gebracht «-erden und hier auf Temperaturen von 15o
bis beispielsweise 3oo° und darüber gebracht werden. Für die meisten Fälle ist es
aber zweckmäßig, auch schon um Geruchsbelästigungen in den Arbeitsräunien zu vermeiden,
die Behandlung cline Unterbrechung durchzuführen, indem -,-en vornherein die zu
raffinierenden Fette mit den Basen in einen Autoklaven eingeschlossen und dann über
die Verseifung hinaus erhitzt werden. Die so behandelten Fette -neigen sich im weitgehendsten
Maße raffiniert und sind in bezug auf Geruch und Farbe derart aufgebessert, wie
es bei gleichem Ausgangsmaterial durch die bisherigen Behandlungsmethoden noch nicht
zu erreichen war. Insbesondere zeigt sich, daß der Geruch, der bei clen früheren
Behandlungen, beispielsweise bei der Behandlung mit Wasserdampf, stets mach einiger
Zeit wiederkehrte, durch das vorliegende Verfahren auf die Dauer beseitigt wird.
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Im folgenden soll ein Beispiel für das Verfahren gegeben werden: 5oo
kg Fäkalfett werden mit 5o kg :Uzkalk, der mit ebensoviel Wasser abgelöscht wurde,
innig verrührt. Die so erhaltene Masse wird in einem geschlossenen Autoklaven alsdann
6 Stunden lang auf 2oo° erhitzt, wobei Sorge getragen ist, daß sich bildende gas-
oder dampfförmige Produkte im Autoklaven verbleiben. Es resultiert eine in Farbe
und Geruch derart aufgebesserte Seifenmasse, daß sie nach Umsetzung mit Soda zu
Haushaltsseifen aller Art verwendet werden kann. Derartige Effekte ließen sich bisher
nur auf dein Wege der Verseifung und nachfolgenden Destillation der frei gemachten
Fettsäuren erreichen.