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Verfahren zur Herstellung von Eiweißspaltungsprodukten. Lederabfälle
werden im allgemeinen bis jetzt hauptsächlich durch Herstellung von Ledermehl, Verarbeitung
auf Lederkohle usw. nutzbar gemacht; für chromgare Lederabfälle liegen verschiedene
Vorschläge zur Nutzbarmachung als Leimgut vor. Bei diesen Verfahren war es jedoch
notwendig, das Leder vorher ganz oder teilweise zu entchromen.
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Das vorliegende Verfahren bietet eine neue Verwertung von Chromlederabfällen,
durch ihre unmittelbare Überführung in Eiweißspaltungsprodukte zur Verwendung dieser
für textiltechnische Zwecke durch Behandlung in der Wärme mit Lösungen von Ätzalkalien
oder ähnlich wirkenden Stoffen.
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Von der älteren Behandlung zur Verwertung chromgaren Leders (nach
den Patent%chriften 202510 -und 202511, K1. 22 i) unterscheidet das Verfahren sich
wesentlich dadurch, daß kein Leimgut, welches auf Leim verarbeitet wird oder werden
kann, gewonnen wird, sondern daß die Abfälle hydrolytisch gespalten und Eiweißspaltungsprodukte
erhalten werden. Die Entchromung durch Basen bei höherer Temperatur führt zur Bildung
von unbrauchbaren Produkten, nämlich zu verdorbenem Leim (s. Patentschrift 202510,
Seite I, Zeile 26 bis 31), wogegen hier zielbewußt die Spaltung der Eiweißstoffe
behufs Gewinnung von wertvollen Stoffen betrieben wird.
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Die entstehenden Eiweißspaltungsprodukte sind nicht einheitlich, sondern
stellen Gemische verschiedener und mehr oder weniger stark verunreinigter Körper
dar, was jedoch ihre praktische Verwendung als textiltechnische Hilfsmittel wenig
beeinträchtigt.
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Die Spaltung soll so geleitet werden, daß in der Hauptsache möglichst
Produkte, welche dem Typus der Protalbin- und Lysalbinsäure (Paal, Berl. Ber., Bd.
35 [1g021, S. 2195 und ff.)
entsprechen, entstehen,
welche die charakteristische Eigenschaft dieser beiden Säuren besitzen, sehr stark
silberanreicherungsfähige Silbersalze zu liefern, d. h. die Fähigkeit haben, Silber
bzw. Silberoxyd und Silberhydroxyd kolloidal gelöst zu halten.
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Falls erforderlich, geht der Behandlung eine Reinigung der Abfälle
mit chemischen oder mechanischen oder beiden Arten von Mitteln voraus, worauf dann
die Bildung der Eiweißspaltungsprodukte durch Erhitzen mit Alkalilösung oder ähnlich
wirkenden Stoffen bewirkt wird. Durch die Reinigungsvorbearbeitung der Abfälle sollen
die zur Fertigmachung de.; Leders verwendeten Rohstoffe, wie Fette, Farben, Firnisse
usw., entfernt werden, um die Verunreinigung der Eiweißspaltungsprodukte nach Möglichkeit
zu verhüten.
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Die Mittel der Chromgerberei bleiben bei der Spaltung ungelöst zurück
und können auf Chromsalze verarbeitet werden.
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Die Reinigungsvorbearbeitung der Abfälle geschieht, wenn nötig, zuerst
durch Extraktion mit fettlösenden Mitteln. Darauf erfolgt Behandlung mit sehr stark
verdünnter Alkalilösung, und zwar bei so gelinder Wärme (etwa 3o° C), daß das Leder
nicht angegriffen wird, und nachher oberflächliche Reinigung mit feuchtem Sand,
Bimstein u. dgl. Schließlich werden die noch vorhandenen Farbreste je nachdem mit
oxydierenden oder reduzierenden oder beiden Mitteln nacheinander entfernt.
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Die folgenden Beispiele sollen die Arbeitsweise mit Chromlederabfällen
in einem Falle, welcher keinerlei Reinigungsvorbearbeitung erfordert, und in einem
Falle, welcher eine gute Reinigungsvorbearbeitung wünschenswert macht, erläutern.
Beispiel I. VerarbeitungvonsogenanntenChromsalzspänen. Je ioo Teile Chromsalzspäne,
trocken und aschenfrei gerechnet, werden in eine Lösung von 15 bis 2o Teilen
Ätznatron in 5oo Teilen auf 75 bis 8o° C erwärmtes Wasser eingetragen und 2 bis
3 Stunden auf dieser Temperatur gehalten. Nach Verlauf dieser Zeit ist die Spaltung
beendet und man filtriert heiß, Das in den Spänen vorhandene Chrom bleibt mit anderen
ungelösten Stoffen und einem Teil des Leders als Rückstand, woraus beliebige Chromverbindungen
gewonnen werden können.
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Die mehr oder weniger stark gefärbte Lösung scheidet nach dem Erkalten
noch schleimige Stoffe ab, welche ebenfalls abfiltriert werden. Das in der Lösung
vorhandene freie Alkali wird bis zur Neutralität gegen Phenolphtalein in der Kälte
abgestumpft, wozu maCzweckmäßig Ameisen- oder Essigsäure wählt, und vorzugsweise
im Vakuum zur Sirupdicke eingedampft.
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Das bis zur Trockne eingedampfte Produkt ist stark hygroskopisch,
es löst sich leicht in Wasser, und die Lösung bleibt beim Ansäuern ganz oder fast
ganz klar. Calcium- und Magnesiumsalze bewirken keine Fällung. wohl aber Schwermetallsalze,
wie Silber, welches Salz sich im Silbergehalt stark anreichern läßt.
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Das Produkt besitzt für die Verarbeitung von Fasern zu Gespinsten
und Geweben höchst wertvolle Eigenschaften und soll nicht nur zum Reinigen von Fasern,
Gespinsten und Geweben aller Art, sondern auch zu textiltechnischen Zwecken sowie
als Zusatz zu Farbbädern und Druckansätzen zum Färben und Bedrucken von Fasern,
Gespinsten und Geweben und als Metallputzmittel usw. Verwendunz finden. Beispiel
II. Verarbeitunz von Chromlederabfällen. Die Abfälle werden zuerst mit einem fettlösenden
Mittel extrahiert und dann mit sehr stark verdünnter Natronlauge (auf je ioo Teile
Abfälle 5 Teile Ätznatron mit iooo Teilen Wasser) einige Stunden bei 3o' C behandelt.
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Nach dem Abwaschen werden sie dann mit wenig Wasser und scharfem Sand
unter guter Bewegung einige Stunden zur Entfernung locker anhaftender Farbe usw,
gewaschen und schließlich der Rest der Farbe durch Einwirkung von Chlor zerstört.
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Nach Vorreinigung der Chromlederabfälle kommt das im Beispiel I beschriebene
Verfahren in Anwendung.