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Verfahren, zähflüssige Öle leichtflüssig zu machen. Es ist bekannt,
daß sowohl das natürlich vorkommende Petroleum als auch die aus der Destillation
der Steinkohlen sich ergebenden Produkte nicht einheitlicher Natur und sowohl chemisch
als auch physikalisch verschieden sind. Abgesehen davon, daß es allerdings gelingt,
einzelne chemisch genau definierte Körper, z. B. das Benzol, Toluol, Karbolsäure
usw., auf mehr oder minder umständlichem Wege zu trennen, um diese Körper für sich
allein einem Verwendungszweck zuzuführen, begnügt man sich insbesondere bei den
Erdölprodukten im allgemeinen damit, einzelne Gemische, meist durch physikalische
Eigenschaften, z. B. nach dem Aggregatzustand, ob fest, ob flüssig, nach Siedetemperaturen,
spez. Gewicht u.. dgl. unterschieden, für bestimmte Verwendungszwecke nutzbar zumachen.
Während einzelne Teile dieser Rohmaterialien infolge ihrer vielseitigen und nützlichen
Verwendungsmöglichkeit, z. B. das Benzin, Petr oleumleuchtöle usw., recht wertvoll
sind, gibt es Teile, welche bisher nur eine geringe oder gar keine Verwendungsmöglichkeit
besitzen, wie z. B. insbesondere diel hochviskosen, sehr zähflüssigen Teile der
natürlichen Petroleumsorten, welche gegenwärtig infolge ihrer zu großen Viskosität
auch nicht als Brennmaterial, z. B. in Öfen mit Ölfeuerung, benutzbar sind.
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Zweck des vorliegenden Verfahrens ist es nun, auch solche Produkte
nutzbar zu machen, welche bisher infolge ihrer zu hohen V is-. kosität entweder
unverwendbar oder sonstwie geringwertig waren, d. h. es werden Mineralöle, z. B.
gewisse Sorten von Rohpetroleum, Mineralölrückstände, Abfallöle o, dgl., verwendet,
die eine 500 überschreitendeViskosität besitzen. Das neue Verfahren besteht
darin, daß den Mineralölen ein geringer, zweck- . mäßig bis zu ungefähr 8 Prozent
betragender Zusatz von Naphthalin ohne chemische Behandlung oder Anwendung von Wärme
beigefügt wird, wodurch die Viskosität des Öles so herabgesetzt wird, daß das Öl
genügend fließbar zum Pumpen o. dgl. ist.
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Diese Tatsache, däß durch Zusatz von Naphthalin die Viskosität des
Öles herabgesetzt wird, ist'überraschend, denn sie widerspricht scheinbar der bisher
gültigen physikalischen, Erkenntnis, wonach die Konsistenz eines flüssigen Körpers
durch den Zusatz eines festen Körpers erhöht wird.
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Wie aber eingehende Versuche gezeigt haben,. kann die Viskosität der
Mineralöle um das Zwei- und Mehrfache herabgesetzt werden. So zeigten beispielsweise
folgende Öle
Mit der ur- Nach Lösung |
;prünglichen von 8 Prozent |
Viskosität Naphthalin |
Art des Öles (ohne Naph- nurnoch eine |
thalinzusatz) Viskosität |
in von in |
Sekunden Sekunden |
Mexikanisches r : .. . I 7 782 3574 |
- 2 . . 36 ooo 14 40ö |
- 3 - . 1712 970 |
- 4 ... 5 196 228o |
Rumänisches ....... 2586 I z6o |
Trinitatische Ölfelder 2 =58 1300 |
Trinitatische See ... 1505 906 |
Kalifornisches...... 2552 I I 258 |
Die vorstehend vorgeschlagene Menge von ungefähr 8 Prozent ist
derart bemessen, daß sie den meisten Mineralölen bei einer Temperatur von. Q° G
ohne Ggabr der Bildung eines Bodensatzes beigemen&t'';sein kann. Wenn die niedrigste-Temperatttt
Lrei der Aufbewahrung höher liegen soll, kann eine entsprechend größere Menge- von.
Naphthalin benutzt werden. Die für die Herabminderung der Viskosität auf den gewünschten
Grad notwendige Menge Naphthalin kann leicht durch Versuche festgestellt werden.
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Es ist hierbei -nicht notwendig, daß das Naphthalin rein ist, noch
daß es in fester Formangewandt -wird. Gegebenenfalls können Steinkohlenteeröl, Hochäfenteeröl,
Koksofenteeröl, Rohpetroleum oder Ölrückstände oder Öl aus Kohlenschiefer benutzt
werden, um Naphthalin aufzulösen, und die Lösung kann dann zu den -weniger viskos
zu machenden Mineralölen beigemengt -werden, oder eine Auflösung kann in irgendeinem
anderen geeigneten organischen Lösungsmittel hierfür gemacht werden.
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- Naphthalin ist wirksam überall da, wo die Viskosität der Öle oder
Mineralölprodukte von einem Gehalt von höheren oder festeren Paraffinen herrührt,
um die durch sie verursachte Viskosität herabzumindern. Auf diese Weise können Öle,
-welche eine sehr hohe Viskosität bei gewöhnlichen Temperaturen, beispielsweise
bis unter o° C, infolge der Anwesenheit von festem Paraffin besitzen, genügend flüssig
gemacht werden, um leicht gepumpt -werden zu können und so für den Gebrauch als
Brennmaterial, ohne besondere. Wärmevorrichtungen zu benötigen, geeignet gemacht
werden. Auch kann festes Paraffin dem Öl in solchen Mengen zugefügt werden, wie
es für den Gebrauch als Brennmaterial bisher unzulässig war. Aber die Erfindung
ist nicht auf dieses allein beschränkt, da Naphthalin die Viskosität jeglichen Rohpetroleums,
dem es zugefügt werden kann, zu erniedrigen scheint, ob nun die Viskosität durch
Paraffin oder Bitumen o. dgl. andere Stoffe verursacht wird.
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Da das Naphthalin ein billiges Handelsprodukt ist, hat man bereits
mehrfach versucht, weniger viskose Mineralöle, für welche für bestimmte Verwendungszwecke
eine große Nachfrage besteht und die daher höher bewertet werden, mit Naphthalin
zu verschneiden. Einmal hat man versucht, Naphthalin als Brennstoff für Verbrennungsmaschinen
.derart zu verwenden, daß man Naphthalin mit dünnflüssigen Mineralölen vermischte,
nachdem die alleinige Anwendung von Naphthalin praktisch wenig bedeutungsvoll geblieben
ist. In der englischen Patentschrift 7594/19o8 sind ein solches Verfahren und Vorrichtung
beschrieben, wonach Naphthalin von einem Lösemittel, wie Benzin, Benzol, Toluol,
auch Alkohol usw., in verschiedenen Mengen je nach der Temperatur des Mittels gelöst
dem Verbrennungsraum der Maschine zugeführt wird. Nach dem Verfahren der amerikanischen
Patentschrift 34052252 hat man ferner vorgeschlagen, Naphthalin Ölen (insbesondere
Rüböl, das ja nur eine sehr geringe-Leuchtkraft besitzt) in Mengen von 8 bis
15 Prozent zuzusetzen, um die Leuchtkraft des Öles zum Gebrauch in Dochtlampen
zu erhöhen.
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Auch als Schmiermittel oder als Zusatz zu Schmiermitteln hat man.
Naphthalin verwendet, das sich aber nicht bewährt hat.
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' Soweit also Naphthalin für diese genannten Zwecke in Frage kam,
geschah der Zusatz. zu an sich genügend dünnflüssigen, gering viskosen, somit wertvollen
Ölen. Die vorliegende Erfindung aber will den Wert gerade der geringsten Mineralöle
erhöhen, solcher Öle, welche zu hoch viskos, zu zäh sind, um gepumpt,. umgegossen
oder anderweitig bequem gehandhabt werden zu können. Die gemäß der Erfindung zu
behandelnden Öle fanden bisher meist nur als Brennöle unter Feuerungen Verwendung.
Durch die Erfindung können nunmehr sowohl Öle, die bisher auch hierfür wenig oder
gar nicht brauchbar -waren, dazu benutzt, als auch Öle einem besseren Verwendungszweck
zugeführt werden.