DE2620649A1 - Immunstimulierendes agens - Google Patents
Immunstimulierendes agensInfo
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Description
BEIIKirilGVJERKE AKTIENGESELLSCHAFT
Aktenzeichen: Ma 262
Datura: HOE 76/?? 01.3 Dr.LI/jk
IMMUNSTIMULIERENDES AGENS
Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Stimmulierung der immunologischen
Reaktivität, insbesondere der durch Antigene induzierbaren Antikörperbildung.
Es ist lange bekannt, daß die immunologische Antwort von Organismen,
die? durch die Applikation von Antigenen provoziert wird, durch Zusatz bestimmter Stoffe beeinflußt werden kann.
Bei einem fördernden Einfluß derartiger unterstützender Bestandteile von immunologisch v/irksamen Substanzen werden diese als
Adjuvantien bezeichnet. Adjuvantien sind sehr verschiedenen Stoffklassen zuzuordnen. Über deren Wirkungsmechanismus bestehen
nur Vermutungen. Ihre Güte ist demnach nur durch vergleichende Experimente zu beurteilen, so daß eine Voraussage über die Adjuvanswirkung
einer noch nicht erprobten Substanz nur bedingt möglich ist.
Wegen der großen wirtschaftlichen Bedeutung von immunisierenden
Agentien in der Prophylaxe wie in der Therapie einer Reihe von Erkrankungen ist die Auffindung einer Adjuvanswirkung einer Substanz
von großem wirtschaftlichen Interesse.
Es werde nun überraschend gefunden, daß das Enzym Neuraminidase
(Glycoprotein-ü-AcGtylneuraminyl-Hydrolase, klassifiziert unter
EC. 3.2.1.18) ein wertvolles immunstimulierendes Agens, ein
s. g. Adjuvans, darstellt.
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Es ist bekannt, daß die Immunogenität von Glycoproteinen
durch die Entfernung der N-Acetylneuraminsäure mit Hilfe
des Enzyms Neuraminidacc signifikant yesteigert werden kann.
Die Steigerung der Immunogenität ist jedoch in diesen Fällen eindeutig durch die Wirksamkeit der Neuraminidase auf das
Antigen zu erklären, die durch den encymatischen Angriff auf den Glycosid-Anteil des Glycoproteins neue antigene Determinanten
freisetzt. Nach der Abspaltung der N-Acetyl-neuraminsäure-Reste
kann das Desialo-Glycoprotein von der Neuraminidase getrennt zur Immunisierung eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß wurde nun gefunden, daß die Neuraminidase
als unterstützender Bestandteil von Antigenen deren Wirkung in Immunsystemen fördert. Gegenstand der Erfindung ist demnach
in erster Linie ein Mittel zur Stimmulierung der immunologischen Reaktivität, bestehend aus einem Gemisch von Antigen
und Neuraminidase.
Gegenstand der Erfindung sind ferner Verfahren zur Stimmulierung der immunologischen Reaktivität in einemWirt und zur
Herstellung eines Antiserums durch geeignete Verabreichung dieses Mittels.
Die Neuraminidase in diesen Mitteln wird zweckmäßig in einer Menge von 0,01 - 150, vorzugsweise 0,5 - 50, in vielen Fällen
auch 5-50 Einheiten pro immunisierender Dosis, eingesetzt.
Unter der Bezeichnung Neuraminidase wird eine Reihe von bekannten Enzymen zusammengefaßt, die aus neuraminsäurehaltigen
Glvcoproteinen jdie Neuramineäure abzuspalten vermögen
Ihre Gewinnung und Reinigung ist aus der Literatur bekannt. Die im Sinne der Erfindung als Adjuvans verwendbaren Neuraminidasen
sind gekennzeichnet durch ihre Aktivität, die wC-ketosidische
Bindung zwischen der Neuraminsäure und einem Zuckerpartner
zu hydrolysieren. Vorzugsweise werden diejenigen Neurarainidasen
verwendet, welche die Bindungen 2~;O, 2-^4, 2-^6
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und 2·-> 8 hydrolysieren. Besonders wirksam ist demzufolge die
aus Vibrio Cholerae erhaltene Neuraminidase, von der bekannt ist, daß sie alle vier Bindungstypen zu hydrolysieren vermag.
Kine ähnliche Aktivität zeigt die Neuraminidase von Clostridium
perfringens. Es sind jedoch auch virale Neuraminidasen im Sinne der Erfindung wirksam, auch wenn sie nicht die
breite Spezifität der bakteriellen Enzyme besitzen. Neben den von Mikroorganismen zu gewinnenden Neuraminidasen können
auch aus dem Plasma oder Organen von Wirbeltieren erhältliche NeurarnJnidasen im Sinne der Erfindung verwendet werden.
Zweckmäßig werden solche Neuraminidasepräparate als Adjuvans
verwendet, Vielehe mit der Sorgfalt üblicher pharmazeutischer Zubereitung hergestellt wurden.
Die pro-Dosis eines Antigens zuzusetzende Menge des Adjuvans Neuraminidase wird zweckmäßig in Einheiten der Aktivität des
Enzyms ausgedrückt. Eine Neuraminidase-Einheit ist die Menge des Enzyms, die benötigt wird, um 1 Mikrogramm N-Acetylneuraminsäure
aus huruanemßC,-Glycoprotein (Orosomucoid) in 0,05
molarem Natriumacetatpuffer vom pH-Wert 5,5 mit dem Zusatz von 9 rag/ml Kochsalz und 1 mg/ml Calciumchlorid in 15 Minuten bei
370C freizusetzen (E. Mohr und G. Schramm, Z. Naturf. 15b,
Seite 568, 1960).
Wegen der Möglichkeit, daß Neuraminidase auf neuraminsäurehaltige Antigene eine antigenändernde Wirksamkeit ausüben
kann, sind bei den im Rahmen der Erfindung durchgeführten Versuchen zumeist neuraminsäurefreie Antigene verwendet worden.
Dies kann jedoch den Erfindungsgegenstand nicht auf derartige Verbindungen einengen, umsomehr, als Neuraminidase
bislang nicht gemeinsam mit neuraminsäuretragenden Antigenen zur Immunisierung verwendet wurden. In der Regel wurden
die mit Neuraminidase inkubierten Glycoprotein-Äntigene nach der Inkubation mehrfach gewaschen und auf diese Weise die
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die Neuraminidase entfernt.
Die Entfernung (Waschen) einer zunächst zu dem Antigen zugegebenen
Menge Ncurarsiriidase führt zu keiner- nennenswerten
Stimulierung der Immunantwort gegen das Antigen. Eine Keimsuspension von neuraminsäurefreien Escherichia Coli-;".einem
verursacht bei Mäusen in Anwesenheit von Neuraminidafe einerseits
eine frühere Antikörper-Raktion, andererseits höhere Antikörper-Spiegel im Serum als eine nsuraminidasefreie
Keimsuspension.
Das zeigt der folgende Versuch:
Mäuse wurden mit 2 x10 Keinem von abgetöteten E. Coli/Maus
zusammen mit verschiedenen Mengen Vibrio Cholerae Neuraminidase intraperitonial immunisiert. Bei einem Teil der Mäuse
wurde die Neuraminidase zunächst zu den abgetöteten E. CoIi-Keimen
zugesetzt, danach jedoch wurde die Neuraminidass durch
Zentrifugation der Keime von den Keimen entfernt, diese in geeignetem Puffermedium resuspendiert und diese Maßnahme 3x
wiederholt.Ein anderer Teil der Mäuse erhielt die E. Coli-Keime
zusammen mit Vibrio Cholerae Neuraninidase.
Die Tabelle 1 zeigt die Antikörper-Titer im Blut der verschiedenen
Mäusegruppen am 5. und 20. Tag nach erfolgter Immunisierung.
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TABELLE 1 : Immunisierung von Mäusen mit neuraminsäurefreien
E. Coli-Keimen
Antigen E. CoIi + 2 χ ίΟ8/Maus |
Ädjuvans Vibrio Cholerae |
Mittlerer Antikörperti- ter + Standardabwei chung am Tag |
20 |
5 | 160 + 120 | ||
ja | kein | 10 +_ 10 | 640 _+ 240 |
ja | 0,5 E | 60 4- 40 | 130 +_ 60 |
ja | 0,5 E gewaschen | 10 +_ 10 | 320 +_ 140 |
ja | 0,05 E | 10 +_ 10 | 640 +_ 320 |
ja | 5 E | 160 ^120 | 160 +_ 100 |
ja | 5 E gewaschen | 10 +_ 10 | 320 +_ 160 |
ja | 50 E | 80 + 40 | 160 +_ 80 |
ja | 50 E gewaschen | 10 +_ 10 |
Die Stimulierung der immunologischen Antwort wird unabhängig
von der Art der Verabreichung des Antigens gemeinsam mit der Keuraminidase v/irksam, z. B. bei intraperitonealer,
subcutaner oder intramuskulärer Gabe. Die angegebenen Antikörper sind im Bakterizidietest gemessen.
Vergleichbare Ergebnisse werden in einem Immunisierungsversuch mit Vibrio Cholerae erhalten. In der indirekten
Härnagglutinationstestung mit Hilfe des Vibrio Cholerae
Lipopolysaccharids findet man zu der Tabelle 1 analoge
Resultate.
Die Adjuvanswirkung von Neuraminidase kann darüber hinaus
auch für Virusantigene, z. B. das Röteln-Virus, nachgewiesen
v.-erden (s. Tabelle 2).
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TABELLE 2: Immunisierung von Mäusen mit Röteln-Virus
Antigen
+ Adjuvans
(Vibrio Cholerae Neurann nidase)
0,0
0,5 E pro Maus 5 E pro Maus 50 E pro Maus 5 E pro Maus
Mittlerer Hämagglutinations
Hennuings-Titer
_+ Standard-Abweichung
82 ± 98 105 ± 83 461 +_ 246
89 +. 47 8
Mit dem gleichen System kann demonstriert werden, daß eine Zweit-Immunisierung (Boosterung) mit sehr gutem Erfolg
durchführbar ist, v/obei ebenfalls die mit Neuraminidase versetzten Virussuspensionen eine erhöhte Immunantwort
bewirken.
Statt mit partikulärem Antigenmaterial, wie dies beispielhaft an der Keimsuspension von Escherichia CoIi, Vibrio
Cholerae und von Röteln-Virus gezeigt worden ist, kann die Adjuvanswirkung auch mit löslichen Antigenen nachgewiesen
werden.
Wird beispielsweise eine Immunisierung von Mäusen mit Rinderserum-Albumin
vorgenommen, so findet man ebenfalls in den mit Neuraminidase versetzten Antigenpräparationen eine
Steigerung der immunologischen Antwort. Sie ist mit Hilfe der indirekten Hämagglutination von mit Rinderserum- Albumin
beladenen Hammelerythrozythen nachweisbar.
Neuraminidase ist zudem geeignet, eine immunologische Toleranz zu durchbrechen. Hierfür haben sich Neuraminidaserr.eiigen pro
Dosis von etwa 0,5-5 Einheiten als wirksam erwiesen, wohingegen deutlich höhere Dosen zu weniger ausgeprägten Reaktionen
führten. 709848/046Q
Mit Neuraminidase als Adjuvans läßt sich ferner experimentell
eine Antikörper-Antwort gegen Schaferythrozyten steigern. Dies
kann mit der als Jerne-Technik bekannten Methode des Nachweises der "plaque forming cells" aus den Milzen der immunisierten
Tiere nachgewiesen werden. Auch mit diesem Versuchsansatz ist belegbar, daß ein nachfolgendes Waschen der mit
Neuraminidase inkubierten Erythrozyten die immunologische Antwort nicht zu stimulieren vermag.
Über die vorhergehend demonstrierten Versuche zur Steigerung
der Antikörperbildung mit Hilfe des Enzyms Neuraminidase hinaus, führt das erfindungsgemäße Adjuvans zu einer verbesserten
Infektionsabwehr.
Die Tabelle 3 zeigt das Ergebnis eines Versuchs, in welchem Mäuse mit S.typhimurium mit und ohne Adjuvanszugabe immunisiert
wurden. Dazu erhielten die Mäuse am 1. und 14. Tag jeweils 4x10 abgetötete Keime von S. typhimurium. Am
28. Tage nach der ersten Injektion wurden die Tiere mit 2 χ 10 virulenten S. typhimurium intravenös infiziert.
Zur Feststellung des Immunisierungserfolges wurden am 1., 3. und 8. Tag nach der Infektion einige Tiere aus den einzelnen
Gruppen getötet, die Leber und die Milz entnommen und die darin enthaltenen Lebendkeime bestimmt. Ih der folgenden
Tabelle sind die Lebendkeimzahlen aufgeführt. Die restlichen Tiere der einzelnen Gruppen wurden bis zum 28. Tag
beobachtet und die Anzahl der überlebenden Tiere festgestellt. Die prozentuale Überlebensrate der Tiere ist ebenfalls in der
Tabelle 3 angegeben.
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Antigen Adjuvans
-Sf-
Lebendkeirie in Leber und Milz
am Tag + Standard-Abweichung
Überlebende
kein
kein
8 χ 10°
+ 1 χ 10~
+ 1 χ 10~
6 χ 10 + 2 χ 104
4 χ 10'
+3x10'
30 %
S.typhi. kein
S.typhi. Neuraminidase 5 E
pro Dosis
pro Dosis
8 χ 10J
+ 3 χ 10:
2,5 χ 10" + 1 χ 10E
1,5 x 104 2,5 χ 104 +0,2 χ 104
6 x 10
+ 3 x 10£
+ 3 x 10£
2,4 χ
+ 2,2 χ 104 + 2,3 χ 104
45 %
70 %
Das Neuraminidase enthaltende Antigen S. typhimurium führt zu einer deutlich verringerten Lebendkeimzahl in den Organen und
einer verbesserten Überlebensrate der Tiere.
Wie in den Versuchsbeispielen gezeigt, ist die Neuraminidase als Adjuvans für verschiedenste Antxgenpraparatxonen brauchbar.
Es liegt demnach im Sinne der Erfindung, die Neuraminidase sowohl löslichen wie partikulären, lebenden wie toten, von Mikroorganismen
und von höheren Tieren gewinnbaren Antigenen einzusetzen. Erfindungswesentlich ist, daß die Neuraminidase gleichzeitig
mit dem Antigen appliziert wird, gegen das eine spezifisch gesteigerte immunologische Antwort des behandelten Wirtes erreicht
werden soll. Seine besondere praktische Bedeutung hat das Adjuvans unter anderem bei der Infektionsabwehr, aber auch in der
Erhöhung der immunologischen Antwort bei der Verabreichung von Gewebezellen, beispielsweise aus Tumorgewebe. Mit Vorteil wird
Neuraminidase als Adjuvans bei der Herstellung von Antiseren gegen definierte Antigene eingesetzt, da hierbei mit der gleichen Menge
des erforderlichen" Antigens eine bedeutende Erhöhung der Ausbeute
des zu gewinnenden Antikörpers aus dem Serum der immunisierten Tiere erreicht werden kann.
.7JD 8H 6/CK 6 0
Claims (4)
1. Mittel zur Stimulierung der immunologischen Reaktivität,
bestehend aus einen? Gemisch von Antigen und Neuramixiidase.
2. Mittel nach Anspruch 1, enthaltend 0,01 bis 150 Einheiten Neuraminidase pro Antigendosis.
3. Verfahren zur Stimulierung der immunologischen Reciktivität
in einem Wirt., dadurch gekennzeichnet, daß man ein Mittel gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2 verabreicht.
4. Verfahren zur Herstellung eines Antiserums, dadurch gekennzeichnet,
daß man ein Mittel gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2 einem Tier verabreicht, nach der Bildung von Antikörpern
im Blut dieses entnimmt und in üblicher Weise das Serum gewinnt.
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BAD ORIGINAL
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