DE2447690C2 - Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffs auf Basis von chemisch modifiziertem Casein und seine Verwendung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffs auf Basis von chemisch modifiziertem Casein und seine VerwendungInfo
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Description
2. Verwendung des nach Anspruch 1 hergestellten Kunststoffes zur Herstellung von Formkörpern, wie
Folien oder Schläuchen, unter Zusatz eines üblichen chemischen Weichmachungsmittels.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffs auf Basis von chemisch modifiziertem
Casein und seine Verwendung.
Das unter der Bezeichnung »Kunsthorn« bekannte Produkt aus Casein und Formaldehyd wird nach einem
seit 1904 fast unveränderten Verfahren hergestellt. Danach wird Casein mit Wasser angeteigt, unter Druck
bei höheren Temperaturen plastifiziert und danach einer 4- bis 10gew.-%igen Formaldehydlösung längere
Zeit ausgesetzt. Das Reaktionsprodukt wird dann getrocknet und erhitzt, wobei eine Verknüpfung der
Casein-Moleküle über Methylen-Brücken stattfindet. Heute werden nicht unbeachtliche Mengen Kunsthorn
zu Knöpfen, Kämmen, Schmuckartikeln, Schirmgriffen, Klaviertasten und ähnlichem verarbeitet. Das bekannte
Kunsthorn hat den Nachteil, daß es relativ spröde ist und sich durch Zusatz sekundärer Weichmacher nicht
dauerhaft weichmachen läßt. Versuche, die Eigenschaft des bekannten Kunsthorns dadurch zu verbessern, daß
man bei seiner Herstellung Formaldehyd durch Aminoplast-Vorkondensate ersetzt, führen zu keiner
merklichen Verbesserung der Qualität.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren vorzuschlagen, nach dem es in
einfacher Weise möglich ist, einen weichgemachten thermoplastischen Kunststoff auf Basis von chemisch
modifiziertem Eiweiß herzustellen, der gegenüber dem bekannten Kunsthorn den Vorteil hat, dauerhaft
weichgemacht zu sein, und das die Nachteile der bekannten Verfahren vermeidet, die sich dadurch
ergeben, daß nach den bekannten Verfahren plastifiziert
tes und gepreßtes Casein nur in äußerst unbefriedigender Weise gleichmäßig mit dem Vernetzungsmittel zu
durchtränken ist
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung eines
Kunststoffs auf Basis von chemisch modifiziertem Casein mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen
sowie durch die im Anspruch 2 angegebene Verwendung.
Als bei der erfindungsgemäßen Herstellung des Kunststoffs auf Basis von modifiziertem Casein
entstehendes »Kunststoff-Zwischenprodukt« soll nachfolgend ein reaktionsfähiges Casein-Additions-Produkt
bezeichnet werden, das durch chemische Addition reaktionsfähiger Gruppen von Case;nmolekülen an
Kohlenstoff-Doppelbindungen einer tetrafunktionellen aliphatischen Verbindung gebildet wird; diese Additionsverbindung
wird nachfolgend »Zwiscn j.nprodukt« genannt.
Die tetrafunktionelle aliphatische Verbindung hat die Formel
CH2=CHCO-N-CH2OH
CH2
CH2=CHCO-N-CH2OH
CH2=CHCO-N-CH2OH
Geeignete Weichmachungsmittel sind die als Weichmacher
bekannten chemischen Verbindungen, beispielsweise: Dibutyladipinat, Adipinsäure-butylenglykolpolyester,
Di-n-hexylphthalat.Toluol-sulfomethylamid, PoIyvinyläther,
Di-octylsebazinat, Dibenzylsebazinat, Phthalsäurediäthylester, D-n-butylphthalat, Glycerintriacetat,
Hexantrioltriacetat, Glycerintripropionat, Dicyclohexylphthalat, Polyglykole, Glycerintriacetat und
ähnlich wirkende Verbindungen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in der Weise durchgeführt, daß man anspruchsgemäß eine wäßrige
alkalische z. B. ammoniakaüsche Caseinlösung herstellt
und diese dann mit der wäßrigen Lösung von N.N'-Dimethylol-N.N'-methylen-bis-acrylamid mischt
j und die Mischung chemisch reagieren läßt. Die Reaktion in der zweiten Reaktionsphase wird durch Zusatz
kata'ytischer Mittel beschleunigt.
Das Reaktionsprodukt — der Kuntstoff auf Basis von chemisch modifiziertem Casein — wird dann aus der
Reaktionsflüssigkeit durch Einwirking von wäßriger Säure ausgefällt. Der ausgefällte Niederschlag wird
abgetrennt, beispielsweise durch Abfiltrieren, und getrocknet, bjispielswei.se durch Einwirkung von
Warmluft. Das erhaltene Kunststoffpulver wird dann mit Weichmachungsmittel vermischt und unter Einwirkung
von Wärme und Druck in eine aus Kunststoff auf Basis von modifiziertem Casein und Weichmachungsmittel
bestehende Formmasse übergeführt. Die Durchführung des Verfahrens wird im einzelnen näher
erläutert:
Casein wird in Alkalien, vorzugsweise in wäßrigem Ammoniak, gelöst, wobeh das Mengenverhältnis von
Casein zum könzentrierteriiNH^H 1 !0,4 und 1 i 1 liegt.
Der pH-Wert der Lösung liegt zwischen 8 Und 14, vorzugsweise zwischen 9 und 12<
Die Casein^Konzentration der Lösung liegt im Bereich zwischen 3 und 17
Gew.'%, vorzugsweise Ina Bereich zwischen 6 und 12
Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Lösung,
Die Lösung wird in bekannter Weise entschäumt und entgast und unter starkem Rühren schnell mit einer 1-bis
30gew.-%igen, vorzugsweise 3- bis lOgew.-°/oigen wäßrigen N.N'-DimethyloI-N.N'-methylen-bis-acrylamid-Lösung
vermischt Die Mischung hat eine Temperatur im Bereich zwischen 5 und 400C,
vorzugsweise zwischen 20 und 25° C.
Dazu wird die Menge an N,N'-Dimethylol-N,N'-methylen-bis-acrylamid
in der Weise gewählt, daß sie zwischen 2 und 7 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 2,5
und 6 Gew.-%, bezogen auf den Caseinanteil in der Lösung liegt Nach Zugabe der wäßrigen Ν,Ν'-Dimethylol-N.N'-methylen-bis-acrylamid-Lösung
zur ammoniakalischen Caseinlösung wird das Reaktionsgemisch 20
Minuten bis 2 Stunden bei Zimmertemperatur stehengelassen, danach mit 5 bis 100 g/l, vorzugsweise 10 bis
50 g/l, Reaktionsgemisch eines Katalysators, wie beispielsweise NH4Cl, MgCIi oder ZnCh versetzt und
danach 3 bis 20 Stunden, vorzugsweise 4 bis 10 Stunden bei 60 bis 900C gerührt Das Ende der Umsetzung ist
daran zu erkennen, daß die Viscosität der Mischung nicht mehr zunimmt Das Reaktionsprodukt wird aus
der flüssigen Mischung durch Einrühren verdünnter Säuren, beispielsweise Salzsäure, Schwefelsäure, Essigsäure,
in einer Konzentration zwischen 3 und 30 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 15 Gew.-%, bezogen auf
das Gewicht der Säure, ausgefällt, filtriert, gewaschen und bei Zimmertemperatur oder einer Temperatur im
Bereich zwischen 30 und 600C getrocknet; das thermoplastische Kunststoffpulver kann in an sich
bekannter Weise mittels bekannter Vorrichtungen zur Verarbeitung von Thermoplasten, beispielsweise Extrudern,
Kalandern oder Spritzpißmas. 'linen, zu Formgebilden,
wie beispielsweise Folien oder Schläuchen, verarbeitet werden.
Danach wird der Kunststoff fein pulverisiert, mit 3 bis ■40 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-%, eines
bekannten Kunststoff-Weichmachers, beispielsweise Glycerintriacetat oder Polyglykol, angeteigt und unter
Einwirkung von Wärme und Druck in eine Formmasse übergeführt. Diese Formmasse kann nach Abkühlen in
bekannten Vorrichtungen in Granulatform übergeführt werden. Das Formmasse-Granulat kann in an sich
bekannter Weise mit üblichen Vorrichtungen zur Verarbeitung thermoplastischer Kunststoffe bzw.
Formmassen auf Basis thermoplastischer Kunststoffe verarbeitet werden, beispielsweise durch Extrudieren,
Kalandrieren oder Spritzgießen.
!0
15
20
25
30
35
80 g Casein (70,3 g reines Milcheiweiß) werden in 589 ml Wasser gleichmäßig verteilt gut gequollen und
mit 34 ml konzentrierter NH4OH (25%) in Lösung
gebracht Unter intensivem Rühren werden bei 200C 29 ml einer 5%igen (2,8%, bezogen auf Milcheiweiß)
wäßrigen Lösung N,N'-Dimethylol-N,N'-methyIen-bisacrylamid
rasch zugegeben. Nach zweistündigem Stehen bei Zimmertemperatur wird die Reaktionslösung,
die danach eine Kugelfallviscosität von 110 aufweist, mit 10 g einer 2gew.-%igen wäßrigen NH4Cl-Lösung
versetzt und 5 Stunden unter Rühren auf einem Wasserbad bei 70°C erhitzt Bei dieser Behandlung
steigt die Viscosität der flüssigen Mischung stark an. Das Reaktionsgemisch wird dann mit so viel Wasser
verdünnt, daß es gut gießfähig ist Es weist eine gute Fallviscosität von 160 bei 20° C auf.
Unter intensivem Rühren wird die Lösung dann langsam in 700 ml einer 15%igen wäßrigen Schwefelsäure
eingegossen, wobei das modifizierte Casein als schwachgelber Niederschlag ausfällt Dieser wird
abfiltriert, gut mit Wasser gewaschen, bis das Filtrat neutral reagiert, und getrocknet und danach fein
gemahlen. Das Pulver wird dann in 12 Gew.-% Polyglykol 400, bezogen auf das Gewicht des Kunststoffs,
angeteigt und in einer Presse unter einem Druck von ca. 70 bar 30 Minuten bei 1400C zu einer Platte
verpreßt. Das die Platte bildende Material weist eine Dichte von 1,31 g/cm3 auf. Die Platte kann in an sich
bekannter Weise iir einem Granulat verarbeitet werden. Das Granulat läßt sich auf bekannten
Vorrichtungen zur Verarbeitung thermoplastischer Massen, beispielsweise mit Hilfe von Extrudern.
Kalandern oder Spritzgußmaschinen, in Formkörpern, beispielsweise Folien oder Hohlkörpern, überführen.
Der gebildete Kunststoff bzw. die Formmasse aus Kunststoff und Weichmacher hat thermoplastischen
Charakter.
Wie nach Beispiel 1, jedoch mit der Abwandlung, daß das Kunststoffpulver mit 20 Gew.-% Glycerintriacetat
gemischt und in einer Preßform unter einem Druck von ca. 30 bar bei einer Temperatur von 1500C während 45
Minuten zu einem geschmeidigen transparenten Formkörper aus Kunststoff umgewandelt wird, der eine
Dichte von 1,30 g/cm3 besitzt.
Claims (1)
- Patentansprüche:!,Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffs auf Basis von chemisch modifiziertem Casein, dadurch gekennzeichnet, daß mana) eine zwischen 3 bis 17gew.-D/oige wäßrige alkalische Caseinlösung vom pH-Wert zwischen 8 bis 14 mit einer 1 bis 30gew.-°/oigen wäßrigen Lösung von N,N'-Dimethylol-N,N'-methylen-bis-acrylamid zwischen 5 und 400C mischt, so daß in der Mischung, bezogen auf den Caseinanteil in der Lösung, zwischen 2 bis 7 Gew.-°/o der genannten Dimethylol-Verbindung vorhanden sind,b) das flüssige Reaktionsgemisch 20 Minuten bis 2 Stunden bei Zimmertemperatur stehenläßt,c) mit einem üblichen chemischen Vernetzungskatalysator versetzt und danach das Reaktionsgemisch 3 bis 20 Stunden bei 60 bis 900C rührt, bis die Viskosität der Mischung nicht mehr zunimmt,d) auf dieses flüssige Gemisch eine wäßrige Säure als Fällflüssigkeit einwirken läßt,e) den Niederschlag von überschüssiger Flüssigkeit befreit undf) danach trocknet
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