DE2417337B2 - Verfahren zur biotechnischen Herstellung von L-Lysin - Google Patents
Verfahren zur biotechnischen Herstellung von L-LysinInfo
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Description
L-Lysin ist eine essentielle Aminosäure, für die in der Nahrungsmittelindustrie ein großer Bedarf besteht. Die
Herstellung von L-Lysin auf biotechnischem Wege ist bekannt. Bei diesem Verfahren wird eine Mutante eines
Mikroorganismus, der bestimmte Aminosäuren benötigt und bzw. oder eine Resistenz gegenüber L-Lysinanalogen
aufweist, in einem Kohlenhydrate, Kohlenwasserstoffe und organische Säuren als Kohlenstoffquelle
enthaltenden Nährmedium gezüchtet. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Versuche unternommen.
Alkohole, wie Methanol und Äthanol, als Kohlenstoffquelle einzusetzen. Besondere Beachtung wurde Methanol
geschenkt, da dieser Alkohol nicht nur billig zur Verfügung steht, sondern bei biotechnischen Verfahren
auch leicht zu handhaben ist. In den USA.-Patentschriften
37 07 441 und 37 08 395 ist die Verwendung von Alkoholen zur biotechnischen Herstellung von L-Lysin
vorgeschlagen, jedoch ist weder ein praktisches noch ein konkretes Verfahren in diesen Patentschriften
offenbart.
In der USA.-Patentschrift 35 95 751 ist ein Verfahren
zur Herstellung von L-Lysin unter Verwendung von Äthanol als Kohlenstoffquelle durch einen Stamm der
Gattung Corynebacterium, Brevibacterium, Arthrobactsr, Bacillus und Nocardia beschrieben. Ferner ist in
der USA.-Patentschrift 36 63 370 ein Verfahren zur biotechnischen Herstellung von L-Glutaminsäure unter
Verwendung bestimmter Stämme der Gattung Methanomonas,
Protaminobacter und Microcyclus offenbart. In der britischen Patentschrift 12 10 770 ist speziell die
Herstellung von L-Lysin aus Methanol durch Züchtung von Hefen in einem Methanol als Kohlenstoffquelle
enthaltenden Nährmedium beschrieben. Es werden Mikrobenzellen zusammen mit bestimmten Aminosäuren,
einschließlich L-Lysin, erhalten. Ferner ist in der japanischen Patentveröffentlichung 25 273/70 die Herstellung
von L-Lysin und anderen Aminosäuren aus Methanol unter Verwendung von Stämmen der
Gattung Achromobacter und Pseudomonas beschrieben. Keines der bekannten Verfahren verläuft jedoch in
befriedigender Ausbeute hinsichtlich der Bildung von
L-Lysin.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zur biotechnischen Herstellung
von L-Lysin aus Methanol in hoher Ausbeute unter Verwendung von Mikroorganismen zu schaffen, die
L-Lysin produzieren. Die Lösung dieser Aufgabe beruht auf dem Befund, daß Methanol verwertende Mutanten
der Gattung Protaminobacter, die gegen S-2-Aminoäthyl-L-cystein
und L-Threonin resistent sind, beträchtliehe Mengen an L-Lysin bilden.
Der Gegenstand der Erfindung ist in den Patentansprüchen definiert.
Diese Mutante ist bei der American Type Culture Collection, Rockville, Maryland, V. St A, hinterlegt und
steht der Öffentlichkeit zur Verfugung. Der Elternstamm
Protaminobacter thiaminophagus ist in der US-PS 36 63 370 beschrieben.
Zur Herstellung der für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten Mutanten können übliche Verfahren
zur Induktion der Mutation angewendet werden, wie künstliche mutagene Mittel, beispielsweise
Röntgenstrahlen, UV-Strahlen, Behandlung mit Stickstoff-Lost oder mit Nitrosoguanidin. Beispielsweise
werden Mikrobenzellen eines Methanol verwertenden Stammes der Gattung Protaminobacter in einem
Tris-Maleat-Puffer mit einem pH-Wert von 6 suspendiert, der lOOy/ml N-Methyl-N'-nitro-N-nitrosoguanidin
enthält. Die Zellenkonzentration beträgt 5 · W/ml.
Die Suspension wird 1 Stunde stehengelassen, sodann werden die Zellen abgeschleudert und mit steriler
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen. Hierauf werden die Zellen in physiologischer Kochsalzlösung
suspendiert und sodann auf eine Agarplatte folgender Zusammensetzung aufgestrichen und inkubiert:
L-Threonin 20 mg/ml
S-2-Aminoäthyl-L-cystein 10 mg/ml
N atriumcitrat 1,5 mg/ml
N atriumcitrat 1,5 mg/ml
(NH-O2SO4 3,0 mg/ml
KH2PO4 2,0 mg/ml
K2HPO4 7,0 mg/ml
MgSO4 -7 H2O 0,5 mg/ml
MnSO4 · 4 H2O 8 mg/Liter
FeSO4-7 H2O 10 mg/Liter
Thiamin-hydrochlorid 1,0 mg/Liter
Thiamin-hydrochlorid 1,0 mg/Liter
Biotin lOy/Liter
L-Methionin 1,0 mg/ml
L-Methionin 1,0 mg/ml
Methanol 20 ml/Liter
Agar 20 g/Liter
so Die erhaltenen Kolonien werden in an sich bekannter Weise isoliert. Auf diese Weise wird ein Stamm mit
Resistenz gegen S-2-Aminoäthyl-L-cystein und L-Threonin erhalten. Die Resistenz gegen diese beiden
Verbindungen, die die zu isolierenden Mutanten besitzen, hängt von der Konzentration an S-2-Aminoäthyl-L-cystein
und L-Threonin im Medium ab. Im erfindungsgemäßen Verfahren wird gewöhnlich eine
Mutante mit einer Resistenz gegenüber mindestens 10 mg/ml S-2-Aminoäthyl-L-cystein und mindestens
20 mg/ml L-Threonin verwendet.
Im erfindungsgemäßen Verfahren kann jedes Kulturmedium verwendet werden, sofern es Methanol als
Kohlenstoffquelle, eine Stickstoffquelle, anorganische Verbindungen und andere Wuchsfaktoren enthält, die
b"> für den jeweils verwendeten Stamm erforderlich sind.
Das als Kohlenstoffquelle verwendete Methanol ruft bisweilen eine Wachstumshemmung des Mikroorganismus
hervor, wenn es im Medium in hoher Konzen-
tration vorliegt. Deshalb wird die Methanolkonzentration im Medium unterhalb eines Wertes von etwa
3 Prozent (Volumen/Volumen) gehalten. Gute Ergebnisse werden mit einem Nährmedium erhalten,
das anfänglich eine niedrige Kenzentra- > tion, ζ. B. 0,5 bis 3 Prozent (Volumen/Volumen)
Methanol enthält und die Züchtung je nach Methanolverbrauch durch den Mikroorganismus
unter kontinuierlichem Einspeisen von Methanol in einer Menge von 0,3 bis 0,6 Volumprozent, bezogen auf
das Volumen des Mediums und pro Stunde oder absatzweise in einer Menge von 0,5 bis 2 Volumprozent,
bezogen auf das Volumen des Mediums zu jedem Zeitpunkt, durchführt.
Als Stickstoffquelle können Ammoniumsalze, wie Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat, Ammoniumphosphat
und Ammoniumnitrat, Ammoniak, oder Harnstoff verwendet werden. Ferner können als Stickstoffquelle
Casaminosäure, Pepton und Hefeextrakt verwendet werden. Diese organischen Verbindungen natürlicher
Herkunft enthalten Vitamine und andere wachstumsfördeirnde
Stoffe, und sie sind daher gut geeignet zur Verkürzung der Züchtungsdauer und zur Förderung der
Bildung von L-Lysin, wenn sie dem Medium als Stickstoffquelle in geringen Mengen einverleibt werden.
Zusätzlich können anorganische Verbindungen, wie Kaliumphosphate, Magnesiumsulfat, Eisen- und
Mangansalze, zugesetzt werden.
Wenn der verwendete Stamm einen Nährstoffbedarf hat, muß dem Medium natürlich eine geeignete Quelle
für den Nährstoff zugesetzt werden. Protaminobacter thiaminophagus benötigt Thiamin zum Wachstum.
Es muß daher reines Thiamin oder ein Naturprodukt dem Medium einverleibt werden, das Thiamin enthält.
Die Züchtung wird im allgemeinen während 2 bis 5 Tagen unter aeroben Bedingungen bei 20 bis 400C
durchgeführt. Zur Erzielung hoher Ausbeuten wird der pH-V/ert des Nährmediums während der Züchtung im
Bereich von 4 bis 9, vorzugsweise um den Neutralpunkt gehalten. Der pH-Wert kann durch Zusatz von ·ιο
Calciumcarbonat, verschiedenen Pufferlösungen oder alkalisch reagierenden Lösungen eingestellt werden.
Nach beendeter Züchtung werden die Mikrobenzellen aus der Gärmaische abgetrennt, beispielsweise abfiltriert.
Das im Filtrat enthaltene L-Lysin wird in an sich bekannter Weise isoliert und gereinigt, beispielsweise
durch Behandlung mit Ionenaustauscherharzen und Umkristallisation.
Das Beispiel erläutert die Erfindung.
50
Protaminobacter thiaminophagus SLR-77 (ATCC 21926) wird in 10 ml eines Vorkulturmediums der
nachstehend angegebenen Zusammensetzung in einem Reagenzglas überimpft und 20 Stunden bei 300C unter
Schütteln inkubieri:
Methanol | 20 ml |
(NH4J2SO4 | 10g |
KH2PO4 | 2g |
K2HPO4 | 7g |
MgSO4 · 7 H2O | 0,5 g |
FeSO4 ■ 7 H2O | 10 mg |
MnSO4 · 4 H2O | 8 mg |
Thiamin-hydrochlorid | 1 mg |
Biotin | 10 μ8 |
Hefeextrakt | 0,1g |
CaCO3 | 20 g |
Wasser auf | 1 Liter |
(pH-Wert 7,2) |
Die erhaltene Vorkultur wird in jeweils 10 ml eines Nährmediums der gleichen Zusammensetzung in Reagenzröhrchen
in einem Verhältnis von 1 ml überimpft. Die Fermentation wird 72 Stunden bei 300C unter
Schütteln durchgeführt. Nach 16stündiger Züchtung werden 1 Prozent Methanol und nach 25- bzw.
40stündiger Züchtung 2 Prozent Methanol zugegeben. Nach beendeter Züchtung sind in der Kulturbrühe
1,5 mg/ml (als Hydrochlorid) L-Lysin gebildet.
Die Kulturbrühen in den Reagenzgläschen werden vereinigt. Es wird ein Gesamtvolumen von 2 Liter
erhalten. Die Mikrobenzellen werden aus der Kulturbrühe abgetrennt. Die zellfreie Lösung wirH an einem
stark sauren Kationenharzaustauscher adsorbiert. Sodann wird der Kationenaustauscher mit wäßriger
Ammoniaklösung eluiert. Das Eluat wird eingedampft und mit Salzsäure neutralisiert. Nach der Umkristallisation
werden 2,4 g kristallines L-Lysin-hydrochlorid erhalten.
Zum Vergleich werden die Stämme Pichia pastoris CBS 704 (GB-PS 12 10 770) und Pseudomonas insueta
G-4-1-2 (japanische Patentveröffentlichung 25 273/70) unter den Züchtungsbedingungen des vorstehenden
Beispiels im gleichen Nährmedium gezüchtet. Bei der Züchtung von Pichia pastoris CBS 704 wird als
Kohlenstotfquelle 1,5 Prozent (Gew./Vol.) Methanol verwendet. Man erhält L-Lysin in einer Ausbeute von
0,2 mg/ml. In der GB-PS 12 10 770 wird eine Ausbeute von 0,5 mg/ml angegeben. Bei der Züchtung von
Pseudomonas insueta G-4-1-2 werden 3,5 Prozent (V0I./V0I.) Methanol als Kohlenstoffquelle verwendet.
Es ergibt sich eine Ausbeute an L-Lysin von 0,1 mg/ml. In der genannten japanischen Patentveröffentlichung
wird eine Ausbeute von 0,0116 mg/ml angegeben.
Aus den vorstehenden Werten ergibt sich, daß erfindungsgemäß wesentlich höhere Ausbeutm an
L-Lysin erhalten werden.
Claims (3)
1. Verfahren zur biotechnischen Herstellung von L-Lysin, dadurch gekennzeichnet, daß
man eine nach üblichen Mutationsverfahren aus Protaminobacter thitminophagus ATCC 21371
hergestellte L-Lysin bildende Mutante, die Methanol verwerten kann und gegen S-2-Aminoäthyl-L-cystein
und L-Threonin resistent ist, in einem Methanol als Hauptkohlenstoffquelle, eine Stickstoffquelle,
anorganische Verbindungen und andere Wachstumsfaktoren enthaltenden Nährmedium bei einer
Methanolkonzentration von unterhalb 3 Volumprozent züchtet und aus der Gärmaische L-Lysin
isoliert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Züchtung mit der Mutante
Protaminobacter thiaminophagus ATCC 21926 durchführt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Züchtung bei Temperaturen
von 20 bis 400C durchführt.
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