DE2227173C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft 3-Formylrifamycin SV-Derivate gemäß
den Ansprüchen 1 bis 3, sowie ein Verfahren zu deren
Herstellung.
Bestimmte Hydrazone des 3-Formylrifamycin-SV sind in der U.S.-
PS 33 42 810 beschrieben. Diese Verbindungen besitzen eine
gute antibakterielle Wirkung, sind jedoch praktisch wirkungslos
gegen Bakterien, die gegen andere Rifamycine, insbesondere
das bekannteste und therapeutisch nützliche 3-(4-Methyl-1-
piperazinyl-iminomethyl)-rifamycin SV (Rifampicin) resistent
geworden sind.
Bekanntlich ist es äußerst schwierig, wenn ein Mikroorganismenstamm
gegen ein bestimmtes Antibiotikum resistent geworden ist,
eine weitere Verbindung aus der gleichen Antibiotika-Familie
aufzufinden, die das Wachstum der resistenten Mutante inhibieren
kann. Manchmal ist es sogar überhaupt schwierig, auch
unter anderen Antibiotika-Arten Verbindungen zu finden,
die noch gegen einen solchen resistenten Stamm wirksam sind.
Überraschend wurde nun gefunden, daß repräsentative Verbindungen
der vorliegenden Erfindung in niedriger Konzentration
das Wachstum von Bakterienstämmen inhibieren, die gegen andere
Rifamycine resistent sind, beispielsweise das Wachstum
eines gegen Rifamycin resistenten Stammes von Staphylococcus
aureus Tour.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind allgemein gegen die
üblichen gram-positiven und gram-negativen Bakterien sehr
aktiv. Insbesondere zeigen sie beträchtliche Wirkung bei Stämmen
von Staphylococcus aureus, Streptococcus faecalis, Streptococcus
hemolyticus und Diplococcus pneumoniae.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen lassen sich als topische
Mittel gegen eine Reihe von Mikroorganismen anwenden. Zu den
topischen Anwendungsgebieten gehören akute bakterielle Infektionen,
wie beispielsweise Wund- und Brandinfektionen, infizierte
Ekzeme und Bartflechte.
Es wurden Mindesthemmkonzentrationen der erfindungsgemäßen
Verbindungen im Vergleich mit Rifampicin und Vancomycin,
die ebenfalls für topische Zwecke anwendbar sind, gegenüber
einigen Erregern ermittelt. Die dabei erzielten Ergebnisse
werden in nachstehender Tabelle II wiedergegeben.
Ein weiteres wichtiges Merkmal der erfindungsgemäßen Verbindungen
ist ihre inhibierende Wirkung auf DNA-Polymerasen, die
für Lymphoblasten in leukämischen menschlichem Blut charakteristisch
sind, und auf typische Nukleotidyltransferasen
(Polymerasen) von Viren, die von der normalen Zelle nicht verwendet
werden. Aus Unteruschungen an repräsentativen Gliedern
von Virusarten ist bekannt, daß die Viren in die Wirtszellen
Polymerasen als wesentlichen Teil ihrer Replikationen tragen
oder dort induzieren. Es gibt Viren, z. B. Picorna-Viren
oder Polio-Viren, welche die RNA-abhängige RNA-Polymerase induzieren,
während andere Arten wie z. B. Leukämie-Sarkom-Viren
eine RNA-abhängige DNA-Polymerase tragen. Die Anwesenheit
und die wichtige Rolle der RNA-abhängigen DNA-Polymerase
Revers-Transcriptase in oncogenen RNA-Viren wurde durch
D. Baltimore, Nature, 226 (1970), S. 1209 und H. M. Temin et al.,
Nature, 226 (1970), S. 1211 entdeckt. Die Entdeckung eines RNA-
abhängigen DNA-Polymeraseenzyms in RNA-Tumorviren tierischer
Herkunft wurde auch durch andere Autoren bestätigt, siehe
z. B. Green et al.: Mechanism of carcinogenesis by RNA tumor
viruses, I. An RNA-dependent DNA-polymerase in murine
sarcoma viruses; Proc. Nat. Acad. Sci. USA 67 (1970), S. 385-393;
Spiegelman et al.: Characterization of the products of RNA
directed DNA-polymerase in oncogenic RNA viruses, Nature,
London, 227, (1970), S. 563;
Hatanaka et al.: DNA polymerase activity associated with RNA
tumor viruses. Proc. Nat. Acad. Sci. USA 67 (1970), S. 143;
Scolnick et al.: DNA synthesis by RNA containing tumor viruses,
Proc. Nat. Acad. Sci., USA, 67 (1970), S. 1034.
Die Mitwirkung von RNA-Viren in einigen Tumoren wurde auch
durch andere Tatsachen gestützt: Revers-Transcriptase wurde in
Teilchen aus menschlicher Milch gefunden, die von Frauen mit
Brustkrebs in der Familiengeschichte erhalten worden war
(Scholn et al. Nature, 231 (1971), S. 97. Priori et al.
(Nature, New Biology 232 (1971) S. 16 isolierten ein mit
"ESP-1" bezeichnetes Virus, welches Revers-Transcriptase enthielt,
aus Zellen der Rippenfell-Flüssigkeit eines Kindes
mit Lymphom und das mit Erfolg in Gewebekulturen gezüchtet
werden konnte. Bei menschlichem Brustkrebs konnte die Anwesenheit
einer RNA durch Molekülhybridation nachgewiesen werden,
die der Virus-RNA aus Brustkrebstumoren von Mäusen homolog
ist, siehe R. Axel et al. in Nature, 235 (1972) S. 32. Bisher
gibt es keine sehr wirksamen Medikamente zur Behandlung von
Viruskrankheiten, da Viren und Zellen gemeinsame metabolische
Anforderungen stellen. Der erfolgversprechendste Weg einer
Chemotheraphie bei Viruskrankheiten ist eindeutig die Bereitstellung
geeigneter Chemikalien, die sich spezifisch mit der
Polymerase von Viruszellen oder durch Viren transformierten
Zellen vereinigen, jedoch nicht mit den Polymerasen der Wirtszellen,
die den Ausdruck der genetischen Information der
Viren kontrollieren. Spezielle Inhibitoren der Enzyme von
Viruszellen oder durch Viren transformierten Zellen, insbesondere
Inhibitoren der Polymerasen von RNA-Tumorviren, können
eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Medikamenten
gegen Leukämie und anderen Krebskrankheiten spielen.
Die inhibierende Wirkung der erfindungsgemäßen Verbindungen
wurde anhand der RNA-abhängigen DNA-Polymerase-Aktivität
von endogenen Sarkom-Viren von Nagetieren und der DNA-abhängigen
DNA-Polymerase-Aktivität von gereinigten Enzymen getestet.
Die Inhibierung wurde nach den Methoden von C. Gurgo et al.,
Nature, New Biology, 229 (1971), S. 111, getestet.
Der Effekt der verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen auf die
Polymerase-Aktivität wurde bestimmt, indem man den ³H-dTTP
(tritiiertes Thymin-deoxyribosid-triphophat)-Einbau in die
unlösliche Fraktion verfolgte. Eine typische Versuchsanordnung
ist folgende:
Die Viren wurden aus durch Nagetier-Sarkom-Viren (Moloney-Typ)
transformierten Rattenzellen (78A1-Zellen) und durch Nagetier-
Sarkom-Viren (Harvey-Typ) transformierten Mäusezellen (MEH-
Zellen) isoliert und gereinigt, siehe Green et al., Proc. Nat.
Acad. Sci. USA 67 (1970), S. 385-393, Rokutanda et al. Nature,
227, 1026-1028 (1970). Die Virus-Polymerase wurde 20- bis 40
fach gereinigt durch Inkubation der gereinigten Viren mit 0,5%
NP-40 (Nonidet P-40) in 0,1 M NaCl, 0,01 M Tris-Puffer
(pH 7,6), 0,001 M Äthylendiamintetraessigsäure während 5 Minuten
bei Raumtemperatur mit Zonenzentrifugierung in 15 bis 30%
Sucrose-Gradienten in 10 mM Natriumphosphat-Puffer (pH 7,4),
2,5 mM MgCl₂, 10 mM Dithiothreit und 5% Glycerin während
24 Stunden bei 38 000 UpM in einem Spinco-SW41-Rotor. Die
Fraktionen maximaler Enzymaktivität (13-17 von 22) wurden aufgefangen,
vereinigt und bei -70°C in 30% Glycerin aufbewahrt.
Die Enzym-Inkubation erfolgte 1 Stunde lang bei 37°C in 100 µl
eines Reaktionsgemischs, welches 40 mM Tris-Puffer (pH 8,0),
5 mM Dithiothreit, 30 mM NaCl, 2,5 mM MgCl₂, 0,1 mM dATP,
dGTP, dCTP und 10 µCi ³H-dTTP (12-18 Ci/mMol) enthielt,
siehe Green et al., in Proc. Nat. Acad. Sci. US 67 (1970), S.385-393.
Die Reaktion wurde durch Zusatz von 150 µl 1n-Perchlorsäure
beendet. Als Träger wurden 100 µg DNA aus Kalbsthymus zugesetzt.
Das radioaktive DNA-Produkt wurde nach der Vorschrift
der beiden genannten Veröffentlichungen aufgearbeitet. Die
Aktivität der endogenen RNA-abhängigen DNA-Polymerase wurde
nach Zusatz von 0,01% PN-40 zu den gereinigten Viren zum
Probezeitpunkt bestimmt. Die DNA-Polymerase-Aktivität der
gereinigten Virus-Polymerase wurde unter Verwendung von
2 µg Poly d(A-T) ("Template") und ohne NP-40 gemessen.
Rifamycin-derivate wurden in Dimethylsulfoxid in einer Konzentration
von 5 mg/ml gelöst und bei 4°C gelagert. Die
Inhibierung der endogenen RNA-abhängigen DNA-Polymerase-
Aktivität wurde getestet durch Zusatz von 2 µl der Derivatlösung
in Dimethylsulfoxid oder von 2 µl Dimethylsulfoxid
(Vergleich) zum Testgemisch vor Zugabe der zerkleinerten
Viren, die 15-30 µg Virus-Protein enthielten. Die Enzym-
Inkubation erfolgte während 60 Minuten bei 37°C. Die Inhibierung
des gereinigten Enzyms wurde getestet unter Vorinkubierung von
2 µl der Derivatlösung oder von 2 µl Dimethylsulfoxid mit 30 µl
Enzym (1-2 µg Protein) während 10 Minuten bei 37°C; dann wurden
70 µl Substratgemisch zugegeben und das Gemisch wurde wie
oben beschrieben inkubiert und aufgearbeitet.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Beispiele 8, 9, 10,
11 und 12 verminderten bei Konzentrationen von 2-100 µg/ml
oder weniger den Einbau von H³-dTTP auf weniger als 10% der
Vergleichswerte. Dadurch wird die Inhibierung des Mechanismus
der Carcinogenese durch RNA-Tumorviren klar erwiesen.
Die inhibierende Wirkung von Revers-Transcriptasen wurde ebenfalls
durch Versuche mit Polymerase aus Nagetier-Leukämie-
Viren bestätigt. Die RNA-Polymerase der Leukämie-Viren wurde
nach der Vorschrift von Gallo et al., Nature, New Biology,
232 (1971), S. 141 aus zerkleinerten Viren in Triton X 100 hergestellt.
Viren vom Rauscher- und vom Moloney-Typ wurden
zunächst gereinigt durch Bandenbildung in der 1,16 g/ml-Region
eines Sucrose-Dichte-Gradienten (60% Sucrose bis 20%
Sucrose) nach erfolgter Zentrifugierung bei niedriger Geschwindigkeit
zwecks Entfernung von Zellrückständen. Die Endkonzentration
des Virus-Präparats betrug 10¹¹ Teilchen/ml.
Als Vorlage (Template) wurde endogene 70S-RNA verwendet.
Konzentrationen von 50 µg/ml oder weniger erwiesen sich als
wirksam zur Inhibierung des Enzyms. Beispielsweise wurden
Inhibierungen von ca. 50% mit Konzentrationen von nur etwa
5 µg/ml der repräsentativen Verbindungen erzielt.
Ähnliche Ergebnisse wurden bei Verwendung von Tumorzellen-Polymerase
menschlichen Ursprungs erhalten. In diesem Fall wurde
die inhibierende Wirkung auch an Polymerasen aus normalen
Zellen untersucht, um einen selektiven Effekt festzustellen.
Repräsentative Derivate der Formel I wurden hinsichtlich ihrer
Wirkung auf zwei gereinigte DNA-Polymerasen bewertet, die
(1) aus normalen menschlichen (PHA-stimulierten) Blutlymphozyten,
(2) einer Lymphoblast-Zell-Familie (von einem normalen Spender)
und (3) leukämischen menschlichen Blut-Lymphoblasten erhalten
worden waren. Es wurden synthetische oder native Vorlagen
(Templates) verwendet.
Ein typisches Beispiel der Versuchsausführung wird nachstehend geschildert:
Ein typisches Beispiel der Versuchsausführung wird nachstehend geschildert:
Leukämische Lymphoblasten wurden aus dem peripheren Blut
von Patienten mit akuter lympholytischer Leukämie (ALL) durch
Leukophorese isoliert. Die Zellen wurden gewaschen und die
Erythrozyten wurden durch hypotonische Lysis entfernt. Ferner
werden normale Lymphozyten aus dem peripheren Blut aus gesunden
Spendern nach Entfernung der Granulozyten durch Nylon-
Säulenchromatographie erhalten, sie wurden mit Phytohämagglutinin
(PHA) 72 Stunden wie oben beschrieben (Gallo et al., Nature,
228 (1970), S. 927; Gallo et al. Science, 165 (1968), S. 400
stimuliert, um die DNA-Polymerase-Aktivität zu erhöhen.
Wegen der rechnerischen Probleme bei der Bereitstellung ausreichender
Mengen dieser Zellen wurden eine "normale" Gewebskultur
(1788) verwendet, die weniger hochgereinigte DNA-Polymerasen
für die ersten Orientierungsversuche lieferte.
Die interessanten Verbindungen wurden dann mit den stärker
gereinigten Enzymen aus den normalen und leukämischen Blutlymphozyten
näher untersucht. Die Zellen aus Gewebskulturen
waren von Associated Biomedic System, Inc. erhalten worden.
Zell-DNA-Polymerase wurde aus normalen Blutlymphozyten (PHA-
stimuliert), leukämischen Blutlymphozyten sowie 1788-Lymphoidzellen
durch Homogenisierung in hypotonischer Pufferlösung
mit anschließender Extraktion der extralysosomalen Pellets
mit Triton X 100 und/oder Lösungen mit hohem Salzgehalt gewonnen
und gereinigt. Nach der Differential-Zentrifugierung
wurden die Zellextrakte durch Säulenchromatographie an DEAE-
Cellulose, Phosphocellulose und Sephadex G 200 weitergereinigt.
Die Tests auf DNA-Polymerase wurden in einem Endvolumen von
100 µl durchgeführt. Das Testgemisch enthielt 50 mM Tris-
HCl-Puffer (pH 8,3), 6,0 mM MgAc, 8,0 mM Dithiothreit und
60 mM NaCl. Die Einstellung des pH-Werts erfolgte nach Zugabe
der Inhibitoren, die zuvor in Dimethylsulfoxid gelöst worden
waren. Die Endkonzentration an Dimethylsulfoxid betrug 0,5%,
und alle Vergleichsproben enthielten diese Menge Dimethylsulfoxid.
Eine Enzymkonzentration, die einen Einbau von
ca. 1,0 pMol/Std. katalysierte, wurde verwendet. Das Enzym
wurde in den meisten Fällen mit dem Inhibitor 5 Minuten
vorinkubiert. Die Reaktion wurde dann durch Zugabe von
5 µg/ml synthetischer DNA (Poly d(AT), Miles Lab.) oder
DNA.RNA-Hygrid (oligo-dT-Poly rA) oder nativen Stoffen, nämlich
aktivierter Salmsperm-DNA in einer Menge von 50 µg/ml
und endogener 70S Virus-RNA, 10 µCi (³H-Methyl)-TTP (New
England Nuclear, 18,6 mCi/µMol, lyophilisiert und direkt
vor Verwendung in 0,01 m-Salzsäure wieder gelöst) und dATP
(8 × 10-5 M, zusammen mit synthetischem Material) oder sämtlichen
drei Deoxynucleosid-triphosphaten (8 × 10-5 M bei
RNA- oder DNA-basierenden Reaktionen) initiiert. Bei einigen
Versuchen erfolgte keine Vorinkubation des Enzyms mit dem
Inhibitor. In diesen Fällen wurden die Reaktionen beim Zusatz
des Enzyms zum gesamten Reaktionsgemisch, welches den Inhibitor
enthielt, initiiert. Proben wurden zu Beginn der Inkubation
und nach 30 Minuten abgezogen, ihre Reaktion wurde durch Zugabe
von 2 ml 0,08 m-Natriumpyrophosphatlösung beendet,
und die Ausfällung erfolgte in 12,5%iger kalter Trichloressigsäure
mit Hefe-RNA-(400 µg) als Träger. Die Produkte wurden
auf einem Milliporen-Filter gesammelt, sorgfältig mit 5%iger
Trichloressigsäure und 1 ml eines Gemisches aus Dimethylsulfoxid,
Äthanol, 0,1 m-Natriumchlorid (0,5 : 70 : 29,5) gewaschen und
getrocknet, dann erfolgte Zählung in 2 ml BBS₃ (Beckman) und
10 ml Liquifluor (New England Nuclear) in einem Packard-
Scintillationszähler.
Es wurde gefunden, daß Konzentrationen von 5-10 µg/ml der
Verbindungen der Beispiele 3 und 4 eine 5%ige Inhibierung
der leukämischen Polymerase bei einer synthetischen DNA-
Vorlage (Template) bewirkten. Bei synthetischer RNA (Poly rA.rU)
war die Reaktion noch stärker.
Versuche mit Polymerase aus normalen und Tumorzellen bei
nativer Vorlage (Template) zeigten eine höhere Empfindlichkeit
der Tumorenzyme auf die getesteten Verbindungen.
Beispielsweise ergibt eine Konzentration von etwa 5 µg/ml
der Verbindung 4 eine 50%ige Inhibierung der Tumorpolymerase,
während sie auf normale Polymerase praktisch unwirksam
bleibt. Weitere biologische Eigenschaften der neuen Rifamycinderivate
sind die Inhibierung der Focus-Bildung durch Nagetier-
Sarkom-Viren der Moloney- und Kirsten-Stämme in Mäuse-,
Ratten- und menschlichen Zellen; die selektive Inhibierung der
Virusproduktion durch bereits transformierte Mäuse oder
menschliche Zellen; und die Auffindung revertierender Zellen
unter Verwendung von durch das Sarkom-Virus-transformierten,
keine Viren produzierenden Mäuse- und Rattenzellen. Die
selektive Toxizität der erfindungsgemäßen Verbindungen für
durch Viren transformierte Zellen von Mäusen oder Ratten
oder Zellen menschlichen Ursprungs wurde ferner beim Test
auf die Fähigkeit zur Koloniebildung bestätigt.
Bei Versuchen zur Ermittlung der inhibierenden Wirkung auf die
Focus-Bildung durch Moloney-Starkom-Viren-BALB/3T3-Gewebekulturen
wurde folgende Methode angewandt:
BALB/3T3-Zellkulturen wurden in 250 ml Kunststoffkolben in einem Wachstumsmedium aus Eagle's Mindestnährstoff-Medium mit 10% Fötus-Rinderserum gezüchtet. Die Zählung der Zellen erfolgte mit einem Coulter-Zähler, nachdem die Zellen mit Trypsin-Äthylendiamintetraessigsäure suspendiert und im Wachstumsmedium verdünnt worden waren. Moloney-Sarkom-Virus wurde als Tumorhomogenat verwendet. Es wurde 4 Passagen einer Mäuseembryo- Zellreihe unterworfen, dann auf Focus-bildende Einheiten in BALB/3T3-Zellen untersucht. Bei den Versuchen wurde nach einer Abwandlung der Methode von Hartley und Rowe, Proc. Nat. Acad. Scj. 55 (1966), S. 780 gearbeitet. Die Kolben wurden mit 1-2 × 10⁶-Zellen in 25 ml Wachstumsmedium geimpft und bei 37°C 24 Stunden inkubiert. Nach Entfernung des flüssigen Anteils werden Viren mit einer vorher ermittelten Anzahl Focus-bildender Einheiten in 0,5 ml des Wachstumsmediums eingeführt und an der Schicht aus einer Zellage 90 Minuten bei 37°C adsorbiert. Nach dieser Adsorptionszeit wird eine vorbestimmte Menge, gewöhnlich eine Dosis von etwa 5-10 µg/ml einer Rifamycin-Verbindung (in Dimethylsulfoxid in einer Konzentration von 1 mg/ml gelöst) in 25 ml Wachstumsmedium zugegeben und die Kulturen werden in die Inkubationsvorrichtung zurückgesetzt. Zum Vergleich wird Dimethylsulfoxid allein im Wachstumsmedium einer weiteren Kultur zugegeben. Nach 3-tägiger Inokulierung erfolgt Flüssigkeitsaustausch, und die Kerne transformierter Zellen werden am Tag 7 gezählt.
BALB/3T3-Zellkulturen wurden in 250 ml Kunststoffkolben in einem Wachstumsmedium aus Eagle's Mindestnährstoff-Medium mit 10% Fötus-Rinderserum gezüchtet. Die Zählung der Zellen erfolgte mit einem Coulter-Zähler, nachdem die Zellen mit Trypsin-Äthylendiamintetraessigsäure suspendiert und im Wachstumsmedium verdünnt worden waren. Moloney-Sarkom-Virus wurde als Tumorhomogenat verwendet. Es wurde 4 Passagen einer Mäuseembryo- Zellreihe unterworfen, dann auf Focus-bildende Einheiten in BALB/3T3-Zellen untersucht. Bei den Versuchen wurde nach einer Abwandlung der Methode von Hartley und Rowe, Proc. Nat. Acad. Scj. 55 (1966), S. 780 gearbeitet. Die Kolben wurden mit 1-2 × 10⁶-Zellen in 25 ml Wachstumsmedium geimpft und bei 37°C 24 Stunden inkubiert. Nach Entfernung des flüssigen Anteils werden Viren mit einer vorher ermittelten Anzahl Focus-bildender Einheiten in 0,5 ml des Wachstumsmediums eingeführt und an der Schicht aus einer Zellage 90 Minuten bei 37°C adsorbiert. Nach dieser Adsorptionszeit wird eine vorbestimmte Menge, gewöhnlich eine Dosis von etwa 5-10 µg/ml einer Rifamycin-Verbindung (in Dimethylsulfoxid in einer Konzentration von 1 mg/ml gelöst) in 25 ml Wachstumsmedium zugegeben und die Kulturen werden in die Inkubationsvorrichtung zurückgesetzt. Zum Vergleich wird Dimethylsulfoxid allein im Wachstumsmedium einer weiteren Kultur zugegeben. Nach 3-tägiger Inokulierung erfolgt Flüssigkeitsaustausch, und die Kerne transformierter Zellen werden am Tag 7 gezählt.
Auf die gleiche Weise werden Stomatitis-Viren (New Jersey
Serotyp) untersucht; Methoden zur Züchtung und Testung dieser
Viren wurden von Hackett et al., Virology, 31 (1967), S. 114
beschrieben.
Die Ergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäßen Verbindungen
eine inhibierende Wirkung auf durch Viren induzierte Tumore
bei Tieren besitzen.
Ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen
besteht darin, daß man 3-Formylrifamycin-SV in einem
organischen Lösungsmittel mit der stöchiometrischen Menge
eines Hydrazins der allgemeinen Formeln
wobei R₂ die in Anspruch 1 und R₂′ die in Anspruch
2 angegebene Bedeutung besitzt,
behandelt. Nachdem man das Reaktionsgemisch einige Zeit,
beispielsweise 10 Minuten bis einige Stunden, beim Raumtemperatur
stehengelassen hat, wird das Rohprodukt durch
Einengen oder Abdampfen des Lösungsmittels gewonnen. Die
Reinigung bereitet keine besonderen Schwierigkeiten, sie
erfolgt im allgemeinen durch Kristallisieren aus einem geeigneten
Lösungsmittel, beispielsweise einem niedrigen Alkanol,
niedrigen Acylestern niedriger Alkanole oder Benzol.
Allgemein erfolgt die Herstellung der Hydrazone, indem man zu
einer Lösung von 0,01 Mol 3-Formylrifamycin-SV in Tetrahydrofuran
0,01 Mol des Hydrazons unter Rühren bei Raumtemperatur
zusetzt. Nach 10-minütigem bis 3-stündigem Rühren
wird ein Tropfen der Lösung durch Dünnschichtchromatographie
an Kieselgel getestet, wobei das Verschwinden des Ausgangsmaterials
und die Bildung des Endprodukts festgestellt werden
können.
Sobald keine Carbonylverbindung mehr vorhanden ist, wird die
Lösung zur Trockne eingeengt, wobei man das Rohprodukt erhält,
das durch Kristallisieren aus einem Lösungsmittel
oder durch Säulenchromatographie gereinigt wird.
In Tabelle 1 sind die chemischen und physikalischen Daten
der erfindungsgemäßen Verbindungen aufgeführt.
Claims (4)
1. 3-Formylrifamycin-SV-Derivate der allgemeinen Formel I
worin R₂ einen Cycloalkylrest mit
5-8 Kohlenstoffatomen, einen 2- oder 3-Nitrophenylrest,
einen 2,4-Dinitrophenylrest, einen 2- oder 3-Methylphenylrest,
einen 4-Fluorphenylrest, einen 2,4,6-Trichlorphenylrest,
einen 2-Phenyl-7-(trifluormethyl)-4-chinolinylrest,
einen 8-(Trifluormethyl)-4-chinolinylrest, einen 4,8-
Dimethyl-2-chinolinylrest oder einen 2-(4-Amino-2,6-
dichlorphenoxy)-äthylrest bedeutet.
2. 3-Formylrifamycin-SV-Derivate der allgemeinen Formel II
worin R₂′ den Phenyl- oder Benzylrest bedeutet.
3. 3-Formylrifamycin-SV-Derivat der Formel
4. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen gemäß den
Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
3-Formylrifamycin-SV der Formel
mit einem Hydrazin der allgemeinen Formeln
umsetzt, wobei R₂ die in Anspruch 1 und R₂′ die in Anspruch
2 angegebene Bedeutung besitzt.
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