Drei- oder mehrachsiges Drehgestell für Schienenfahrzeuge
Die Erfindung bezieht sich auf die Führung der Zwischenradsätze von drei- oder mehrachsigen Drehgestellen für Schienenfahrzeuge.
Bei der Führung der Zwischenradsätze von drei- oder mehrachsigen
Drehgestellen ist im allgemeinen eine technische Aufgabe zu lösen, die mehr Seiten hat als die bei der Führung
der äußeren Radsätze. Bei den Zwischenradsätzen ist nämlich
nicht nur die richtige und dauerhafte geometrische Anordnung des Radsatzes gegenüber dem Drehgestellrahmen sicherzustellen,
sondern es ist außerdem meistens auch für ein entsprechendes
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Seitenspiel zu sorgen, und zwar im Interesse einer bestmögli-■
chen Kurvenfahrt. Gleichzeitig hat die verwendete Führung
eine solche Anordnung der Tragfederung zu ermöglichen, welche für die letztere einen Ausgleichszustand und demzufolge den
gleichen beziehungsweise vorgeschriebenen Achsdruck der Radsätze
des Drehgestelles gewährleistet.
Nach den im praktischen Drehgestellbau üblichen Ausführungen ist die Führung der Zwischenradsätze konstruktionstechnisch
von gleichem oder ähnlichem Aufbau wie die der äußeren Eadsätze, während das erforderliche oder zweckmäßigerweise im allgemeinen
größere Seitenspiel in der Weise sichergestellt wird, daß die in der Querrichtung führenden Flächen der Achslagerführung für
die Zwischenradsätze mit einem größeren seitlichen Spalt angebracht werden, oder es wird im Achslager selbst eine größere
Bewegungsfreiheit in der Axialrichtung bei vollkommen gleicher Achslagerführung hergestellt. Das Streben nach dieser Gleichheit
der Achslagerführungen als wiederkehrender Bauteile kann zwar aus Gründen der Instandhaltung und Ersatzteilversorgung
als richtig bezeichnet werden, es nimmt jedoch einerseits die Bedeutung dieses Umstandes bei zeitgemäßen, das heißt keiner
besonderen Instandhaltung bedürfenden Achslagerführungen ab
und andererseits führt die Verwendung von gleichen oder ähnlichen Achslagerführungen zu Zwangslagen, die hinsichtlich des
Drehgestellbaues und in vielen Fällen auch funktionell nachteilige
Folgen nach sich ziehen. Zu diesen ,nachteiligen Folgen sind die gesteigerte Kompliziertheit des Drehgestellrahmens,
die höheren Bearbeitungskosten desselben, Schwierigkeiten bei der Anordnung des Tragfedersystemes sowie die Begrenztheit
des Einstellvermögens des Zwischenradsatzes zu rechnen.
Ziel der Erfindung sind die Beseitigung der obigen Nachteile
und Mängel sowie die Bereitstellung eines preisgünstigeren Drehgestellrahmens für mehrachsige Drehgestelle von
Schienenfahrzeugen, wobei zur Unterbringung des Tragfedersystemes
und im allgemeinen der verschiedenen Bauteilgruppen
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eine größere Freiheit beziehungsweise Bewegungsmöglichkeit
besteht. Zur Erreichung dieses Zieles sind die bei den Zwischenradsätzen von mehrachsigen Drehgestellen bisher verwendeten
Achslagerführungen, die bei der Führung der äußeren Radsätze
benutzt wurden, zu beseitigen. Das Erreichen des gesetzten Zieles beziehungsweise die Lösung der gestellten Aufgabe wird
durch die Erfindung in der V/eise bewerkstelligt, daß die Führung des Zwischenradsatzes beziehungsweise der Zwischenradsätze
mittels der äußeren Radsätze beziehungsweise ihrer Achslager bewerkstelligt wird, wodurch sich das ensprechende Seitenspiel
des Zwischenradsatzes selbsttätig herstellt und der mehrachsige Drehgestellrahmen vom Gesichtspunkt der Führung
der Radsätze aus sich zu einem zweiachsigen Drehgestellrahmen vereinfacht.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein drei- oder mehrachsiges
Drehgestell für Schienenfahrzeuge, bei welchem die Achslager der äußeren Radsätze in der Längsrichtung und senkrecht
dazu in bekannter Weise geführt sind und welches dadurch gekennzeichnet ist, daß die Achslager des Zwischenradsatzes
beziehungsweise der Zwischenradsätze einzeln'durch zwei
beziehungsweise ^e zwei in Fahrtrichtung vorwärts beziehungsweise
rückwärts verlaufende waagerechte oder nahezu waagerechte Achslagerstege mit den Achslagern der äußeren beziehungsweise
benachbarten Radsätze verbunden sind, wobei zwischen den Achslagerstegen und Achslagern elastische Bauelemente zwischengeschaltet
sind.
Bei der erfindungsgemäßen Führung der Zwischenradsätze
von mehrachsigen Drehgestellen für Schienenfahrzeuge sind also
die Achslager des Zwischenradsatzes beziehungsweise mittleren Radsatzes eines dreiachsigen Drehgestelles (^e ein Achslager
an beiden Seiten des Drehgestelles) durch je zwei Achslagerstege
(Wiegen) mit den Achslagernvder äußeren Radsätze verbunden. Einer der Achslagerstege verläuft also in Bezug auf die
Fahrtrichtung vorwärts und der andere rückwärts. Der Achslagersteg ist entweder waagerecht angeordnet, und zwar falls
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er mit dem äußeren Achslager durch ein in der Höhe der Achse des äußeren Eadsatzes angebrachtes Bauelement, beispielsweise
eine Buchse, verbunden ist, oder er kann der waagerechten Lage nahe von dieser um einige Grade abweichend angeordnet
sein, falls sich das erwähnte Anschlußelement unter oder über
der Achse des äußeren Eadsatzes befindet. Bei mehr als drei Achsen aufweisenden Drehgestellen sind die Achslager der
Zwischenradsätze durch die erwähnten Achslagerstege teils miteinander,
teils (bei der Verbindung mit dem äußeren Radsatz) mit dem Achslager des äußeren Eadsatzes verbunden. Die Verbindung
der Achslagerstege mit den Achslagern ist durch ^ elastische Bauteile, beispielsweise Gummibuchsen, sicherzustellen,
um die während der Fahrt im Laufe der Federung auftretenden
Verschiebungen zu ermöglichen. Die Achslagerstege bewirken allein, das heißt ohne die herkömmlichen Achslagerführungen
die Lösung der Führung des Zwischenradsatzes beziehungsweise der Zwischenradsätze. .
Die genannte Ausführung des mehrachsigen Drehgestelles läßt sich vorteilhaft in der V/eise ergänzen, daß die die
Führung der Zwischenradsätze bewerkstelligenden Achslagerstege zugleich die Funktion der Wiegen übernehmen, und zwar
das Gewicht des ungefederten Teiles des Drehgestelles und anderer darauf ruhenden Fahrzeugteile durch auf ihnen gelager-
k te Tragfedern aufnehmen und die Gewichtslast an die Achslager
der sich beiderseits anschließenden Eadsätze weiterleiten.
Nach einer zweckmäßigen Ausführungsform der Erfindung sind daher zwischen den die Achslager verbindenden Achslagerstegen
und dem Drehgestellrahmen Tragfedern eingesetzt.
Die Erfindung wivä. an Hand der folgenden beispielhaften
ausführlichen Darlegungen in Verbindung mit den beiliegenden Zeichnungen näher erläutert.
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Hierbei sind:
Figur 1 eine erfindungsgemäße Ausführung der
Führung des Zwischenradsatzes eines dreiachsigen Drehgestelles im Falle, daß die Abstände f^i und f?
der Zwischenradsatzachse von den äußeren Achsen ungleich sind und demzufolge auch die Steglängen t^,
und to sowie die mit der Waagerechten gebildeten Winkel der Achslagerstege ungleich sind,
Figur 2 eine Einzelheit einer solchen erfindungsgemäßen Ausführung eines dreiachsigen Drehgestelles,
bei welcher der den äußeren Radsatz mit dem mittleren Eadsatz verbindende Achslagersteg mit der Achse des
äußeren Radsatzes verbunden
Figur 3 eine erfindungsgemäße Ausführung der Führung
der ZicLschenradsätze eines vierachsigen Drehgestelles
und
Figur 4- eine andere erf indungsgemäße Ausführungsform
eines dreiachsigen Drehgestelles.
Nach Figur 1 ist der Zwischenradsatz durch die als Achslagerstege dienenden Stangen 1 und 2 in der Weise geführt, daß
diese sich einerseits durch elastische Bauelemente G, $. beispielsweise
Gummibuchsen, mit den Achslagern des Zwischenradsatzes und andererseits durch elastische Bauelemente &2 »
beispielsweise ebenfalls Gummibuchsen, mit den Achslagern der äußeren Radsätze verbunden sind, wodurch die am Zwischenradsatz
auftretende Zugkraft (oder Bremskraft) Z auf die Achslager der äußeren Radsätze übertragen und über ihre Achslagerführungen
an den Drehgestellrahmen 4 weitergeleitet wird, wo dann an beiden Enden an den Buchsen G^ in guter Annäherung
jeweils eine 1,5 Z (1,5Z - 1,5Z) betragende Kraftwirkung auftritt.
Die Führung der äußeren Radsätze kann von irgendwelcher
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üblicher Art sein, beispielsweise die in Figur 1 dargestellte
mit elastischen Buchsen G^ ausgeführte Einpunkteinspannung mit
starrem Ausleger, die selbstverständlich auch zur Aufnahme der an den äußeren Radsätzen auftretenden Kraftwirkungen fähig
sein muß.
Die die Führung des Zwischenradsatzes bewerkstelligenden
Stangen 1 und 2 können sehr wirtschaftlich auch zur Aufnahme des gefederten Gewichtes des Drehgestelles ausgenutzt werden,
wie es in Figur 1 dargestellt ist. Dementsprechend sind die Stangen i und 2 zugleich Wiegen, wobei die auf diesen in Abständen
^beziehungsweise k~ von den Achsen gelagerten Tragfedern
R das Gewicht des Drehgestelles und des darüberliegenden
Fahrzeugteiles nach den Radsätzen zu weiterleiten und zusammen mit den ungefederten Gewichten des Drehgestelles die Achsdrücke
T hervorbringen. Die Gleichheit derselben kann durch entsprechende Wahl der Maße der Abstände k^ , k^ sowie
bestimmter Längenmaße des Drehgestelles gewährleistet werden.
Die Ansatzwinkel (die mit der Waagerechten gebildeten Winkel) ßC, beziehungsweise M.^ der als Wiegen wirkenden
Stangen 1 und 2 sind im allgemeinen klein, denn die Abstände 1λ und fp der Radsätze des Drehgestelles sind groß. Bei
der Ausführungsform nach Figur 1 sind die Achsabstände f^
und fp aus Konstruktionsgründen unterschiedlich; dementsprechend unterscheiden sich auch die Werte der Abstände
beziehungsweise Winkel t^ , t~ , ky. , ko , ou * ^o ·
Die Werte dieser Winkel lassen sich weiter verringern, wenn die Gelenke G~ höher zu liegen kommen, beispielsweise bei
der Ausführungsform nach Figur 2, bei welcher & = 0° ist.
Hier ist die Unterscheidung der Winkel κ durch Indices überflüssig, da der Wert beider Winkel (λ Null ist.
•Infolge der niedrigen Werte der Winkel unterscheidet sich die algebraische Summe der an den Stangen (Wiegen)
1 und 2 übertragenen unter der Wirkung der Kraft Z ent-
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stehenden Längskräfte kaum von der am Zwischenradsatz auftretenden
Zugkraft Z, wobei sie in den mit Federkräften R "belasteten Stangen (Wiegen) 1, 2 einen ganz geringen
Spannungsilberschuß verursachen. Werden also zur Aufnahme der Federlasten R Wiegen verwendet und werden zu diesem Zweck die
Achslagerstege 1, 2 ausgenutzt, dann dienen diese Achslagerstege 1, 2 neben der Weiterleitung der Federlast bloß zur
Übertragung der Zugkraft Z} weshalb sie mit einem sehr kleinen
Hehrgewicht so ausgestaltet werden können, daß sie die zur Führung des Zwischenradsatzes nötigen Kraftwirkungen mit übertragen.
Der Zwischenradsatz braucht mit keiner anderen Führung beziehungsweise in der Fahrtrichtung oder Seitenrichtung angeordneten
sonstigen Abstützung versehen zu werden, denn das Maß der Verschiebung in der Seitenrichtung (Querrichtung) bestimmen
beziehungsweise begrenzen die Schienenstränge der · Bahnstrecke beziehungsweise die Spurkränze des Zwischenradsatzes
eindeutig, wobei die Gummibuchsen G die dazu nötige Wiegenausschwingung spannungsfrei sicherstellen und zugleich
samt den Tragfedern eine Rückstellkraft ausübend die stabile Gleichgewichtslage des Zwischenradsatzes in der Seitenrichtung
günstig' herstellen.
Bei senkrechter Schwingung (bei Änderung des Wertes h) greifen zusätzliche Zug/Druckkräfte neben der sich aus der
statischen Federlast R und den Zugkräften Z ergebenden Kraftwirkung
an, deren Maß von der Art der Führung der äußeren Radsätze, der Länge t der Stangen (Wiegen) 1, 2, dem Ansatzwinkel
cc derselben sowie der radialen Federkonstante (Härte)
der Gusmibuchsen G abhängt. Der niedrige Wert dieser zusätzlichen
Kraftwirkung kann mit den erhältlichen zeitgemäßen Gummibuchsen sichergestellt werden, wobei" sie in der Ausführungsform
nach Figur i eigentlich durch die Gesamtdeformation
von sechs in Reihe geschalteten Gummibuchsen je Drehgestellseite hervorgerufen wird. Hinsichtlich der zusätzlichen-
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Kraftwirklingen ist bei der Ausführungsform nach Figur 2, bei welcher K = 0° ist, im wesentlichen Ähnliches festzustellen.
Diese zusätzliche Kraftwirkung hat eine günstige Folge, nämlich die, daß sie durch Überlagerung des Iragfedersystemes von sonst
linearer Charakteristik diese in bestimmtem Maße veränderlich (progressiv) macht und zugleich eine schwingungsdämpfende Wirkung
hervorruft. Beide Wirkungen beeinflussen die Federung und die Laufgüte des Drehgestelles günstig.
In Figur 3 ist ein Ausführungsbeispiel für die Führung von
Zwischenradsätzen nach der Erfindung bei vierachsigen Radsätzen dargestellt. In dieser schematischen Abbildung erfolgt die
beispielsweise gewählte Führung der äußeren Radsätze mit der am häufigsten verwendeten Achslagerführung und die Führung
der beiden Zwischenradsätze wird durch Gelenkstangen 1, 2, 35
die gleichzeitig auch die Aufgabe von Wiegen erfüllen, siehergestellt.
In dieser schematischen Abbildung sind die Stangen (Wiegen) 1, 2, 3 durch dicke Linien und die.elastischen Anschlußelemente,
beispielsweise Gummibuchsen, durch kleine Kreise dargestellt. In Figur 3 sind die Achslagerstege des
linksseitigen Zwischenradsatzes in Übereinstimmung mit den Symbolen der Figuren 1 und 2 mit Λ und 2 und diejenigen des
rechtsseitigen Radsatzes mit 3 bezeichnet. Die Achsabstände f^j , f~ und fx sind in der Regel ungleich. Die Kennzeichnung
(G,, , G2 , G,) und die Rolle der elastischen Anschlußelemente
entsprechen denen bei den in den Figuren Λ und 2 dargestellten Ausführungsformen.
Figur 4· zeigt als Beispiel den Fall, daß zur Aufnahme
(durch eine entsprechende Formänderungsarbeit) des auf ein dreiachsiges Drehgestell treffenden gefederten Gewichtes ein
Tragfedersystem, das heißt vier Tragfedern je Drehgestell
nicht mehr genügen, weswegen die Tragfederanordnung gemäß Figur 1 nicht verwendet werden kann. Zur Führung des
Zwischenradsatzes läßt sich die erfindungsgemäße Lösung auch
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in diesem Falle durch die als Beispiel dargestellte Verbindung der äußeren Achslager mit dem Drehgestellrahmen 4-an
der dem Zwischenradsatz zugewandten Seite der äußeren Radsätze günstig anwenden; infolgedessen kann das gefederte Gewicht
von vier Tragfedern je Drehgestellseite, insgesamt also acht gleichen Tragfedern (Tragfedersystem) aufgenommen werden.
' Bei diesem Ausführungsbeispiel sind die Gelenkstangen (Wiegen) gleich, und zwar mit Rücksicht darauf, daß auch die Abstände f
der Radsätze des Drehgestelles gleich sind.
Wie man den Figuren entnehmen kann, sind die Drehgestellrahmen
4 von mehrachsigen Drehgestellen vom Gesichtspunkt der Führung der Radsätze aus so, als wenn sie zweiachsige
Drehgestelle wären, weswegen ihre Linienführung und Bearbeitung wesentlich einfacher und auch billiger sind als bei den
üblichen Ausführungen. Gleichzeitig kann durch den Einsatz von Bauteilen (Achslagern und Wiegen), die verhältnismäßig leicht
mit entsprechender Genauigkeit gefertigt werden können, sowie durch die Bearbeitung (genaue Einstellung) von vier Punkten
(Enden) der Drehgestellrahmen die richtige und dauerhafte Führung der Radsätze sichergestellt werden. In dieser Hinsicht
ist die Führung der Zwischenradsätze nach der Erfindung besonders günstig, weil hier keine Reibung oder Verschleiß
ausgesetzte Bauteile vorhanden sind, so daß sie keinerlei Bedienung bedarf und ihre Wartung darin besteht, daß die
elastischen Elemente (Gummibuchsen) in bestimmten von den Abmessungen
abhängigen Zeitabständen ersetzt werden.
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