DE2126920C3 - Handhabungssichere Sprengstoffgemische - Google Patents

Handhabungssichere Sprengstoffgemische

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DE2126920C3 DE2126920A DE2126920A DE2126920C3 DE 2126920 C3 DE2126920 C3 DE 2126920C3 DE 2126920 A DE2126920 A DE 2126920A DE 2126920 A DE2126920 A DE 2126920A DE 2126920 C3 DE2126920 C3 DE 2126920C3
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    • C06EXPLOSIVES; MATCHES
    • C06BEXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
    • C06B47/00Compositions in which the components are separately stored until the moment of burning or explosion, e.g. "Sprengel"-type explosives; Suspensions of solid component in a normally non-explosive liquid phase, including a thickened aqueous phase
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C06EXPLOSIVES; MATCHES
    • C06BEXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
    • C06B43/00Compositions characterised by explosive or thermic constituents not provided for in groups C06B25/00 - C06B41/00

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Description

Vorliegende Erfindung betrifft handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche, Salze der Perchlorsäure enthalten.
Es ist bekannt, daß die explosiblen, gegen Schlag und Stoß empfindlichen, Salze der Perchlorsäure, wie beispielsweise Hydrazinperchlorat, Methyl- und Dimethylhydrazinperchlorat, Mono-, Di- und Trimethylaminperchlorat, Äthylendiamindiperchlorat, o-Nitranilinperchlorat, Pyridinperchlorat u. a. m., energiereiche Sprengstoffe mit meist ausgezeichneter Detonationsfähigkeit sind. Praktisch werden sie aber wegen ihrer großen Reib- und Stoßempfindlichkeit nicht verwendet. Auch in wasserhaltigen Sprengmitteln, wie z. B. in den schlammartigen Sprengstoffen, können sie nicht gefahrlos eingesetzt werden, obwohl sie hier in gelöstem Zustand und damit in phlegmatisierter Form vorliegen können. Bei Lagerung kann aber ein Teil des Wassers dieser Sprengmittel verdampfen, und es kann zum Auskristallisieren der erwähnten Salze der Perchlorsäure und damit zu einer unerwünschten Herabsetzung der Sicherheit gegen Schlag und Stoß kommen.
Liegen die gefährlichen Salze der Perchlorsäure in tier wäßrigen Losung des Sprengmittels in höherer Konzentration vor, so können sie auch schon bei einer Abkühlung des Sprengmittels auskristallisieren.
Es wurden nun handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche Salze der Perchlorsäure enthalten, gefunden, die durch ilie im Anspruch 1 genannten Bedingungen gekennzeichnet sind.
Das Lösungsmittel muß in einer solchen Menge vorliegen, daß die Perchlorate darin auch bei niedriger Temperatur nicht auskristallisieren können. Da es sich um hochsiedende bzw. um nicht flüchtige Lösungsmittel handeln muß, besteht auch bei längerer Lagerung bei erhöhter Temperatur (20 bis 50"C) nicht die Gefahr des Verdampfens des Lösungsmittels und damit eines Aiiskrisi.illisierens der S.ilzeder Perchlorsäure.
Die konzentration eier Salze der Perchlorsäure in dem Ihk hsiedenderi bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel wild VDivi^sw eise so gewählt, d.iß in der für den Hin sat ζ .lcr Spiviii'MullmiM-hiing \οι gesehenen Klimazone bei der nieili i^'ileii cluii vorkommenden Temperatur p.i.ule not h keine Aiiski ist.illisation auftreten kann.
Liegen in dem Sprengstoffgemisch noch andere in dem Lösungsmittel lösliche Salze, z. B. Ammoniumnitrat vor, so ist es vorteilhaft festzustellen, ob die Erhöhung der Salzkonzentration in dem Lösemittel zum Auskristallisieren der gefährlichen Salze der Perchlorsäure oder zum Auskristallisieren der gegen Schlag und Stoß relativ unempfindlichen Salze der Perchlorsäure, z. B. Ammoniumperchlorat, führt. Diese Prüfung kann z. B. durch die Bestimmung der Schlagempfindlichkeit nach
in einer Wechseltemperaturlagerung der Sprengstoffmischung durchgeführt werden. Auch in diesem Fall wird die Konzentration der Salze der Perchlorsäure in dem hochsiedenden bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel vorzugsweise so gewählt, daß bei der niedrigsten
ι -j Temperatur keine Auskristallisation erhalten wird. Es ist jedoch prinzipiell auch möglich, die Konzentration der Perchlorate in dem Lösungsmittel geringer zu wählen, jedoch muß man dabei einen Energieverlust mit in Kauf nehmen.
Als erfindungsgemäß verwendbare, hochsiedende Lösungsmittel für die explosiblen Perchlorate kommen mehrwertige Alkohole und Amine infrage, deren Siedepunkt über 150° C, vorzugsweise über 190° C, liegen und die ein Lösungsvermögen für die Perchlorate
r> besitzen, wie z.B. 1,2-Äthandiol, 1,2,3-Propandiol, die Butandiole oder auch flüssige Polyglycole. Als ein mehrwertiges Amin sei beispielsweise Pentamethylendiamin genannt. Auch Formamid läßt sich als erfindungsgemäßes Lösungsmittel verwenden.
in Als nicht flüchtige, erfindungsgemäß verwendbare Lösungsmittel seien niedrig schmelzende, eutektische Gemische aus Sauerstoff abgebenden, anorganischen Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze erniedrigende, verbrennbare Verbindungen genannt.
ti Solche eutektischen Gemische sind bis herab zu Temperaturen von — IOC flüssig; sie eignen sich besonders gut als erfindungsgemäß verwertbare Lösungsmittel.
In diesen eutektischen Gemischen wird als Sauerstoff
in abgebendes, anorganisches Salz vorzugsweise Ammoniumnitrat eingesetzt. Dieses kann teilweise oder auch vollständig durch andere Alkali- oder Erdalkalinitrate oder -perchlorate ersetzt werden.
Die verbrennbaren, den Erstarrungspunkt dieser
r. Salze herabsetzenden Verbindungen, umfassen die Nitrate und Perchlorate von Aminen und Abkömmlingen des Ammoniaks. Als Amine können primäre, sekundäre und tertiäre Alkyl- und Arylamine (z. B. Methylamin, Äthylamin, Anilin, Phenylendiamin), cacli-
■ii sehe Amine (z. B. Hexamethylentetramin), Alkanolamine oder mehrwertige Amine eingesetzt werden (z. B. Äthylendiamin, Hexamethylendiamin oder Tetraäthylenpentamin).
Die Abkömmlinge des Ammoniaks umfassen Hydra-
"■"> zin, Harnstoff und dessen Substitutionsprodukte, Urethane, Guanidin und quartäre Ammoniumverbindungen. Als gefrierpunktserniedrigende, verbrennbare Verbindungen eignen sich weiterhin die Ammoniumsalze aliphatischer Carbon- und Sulfonsäuren, wie z. H.
'Ό Ammoniumformat, Ammoniumaceiut, Aniinoniumsulfamat und die Amide dieser Sauren, wie z. B. Formamid, Acetamid. Harnstulf und dessen Abkömmlinge, wie Urethane, Ureitle und C aihamidsaure.
Auch Ainmonin inthioryau.it, Aminoniunihypoplios-
■■' phit, AmnioniunithioMilfat. wasseifreies Natriuniaceiai und Mono- und Oligosaccharide eignen sich .ils gefrierpunklsernieilngeiide. ν ei lneiHib.ire Vchriiidiiii gen.
Zur Steuerung der Konsistenz können die als Lösungsmittel dienenden, eutektischen Gemische mit Quellmitteln in Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 5 Gew.-%, versetzt werden. Die Quellmittel schützen die daraus hergestellten Perchloratsprengstoffe sowohl vor dem Entmischen als auch vor dem Eindringen von Wasser. Als Quellmittel kommen z. B. Oligo- oder Polysaccharide in Frage. Beispielsweise seien genannt: Guarmehl, Johannisbrotkernmehl, Agar-Agar, Stärke, Cellulosederivate (z. B. deren Ester, Äther und Glycolate), Eiweißstoffe und Gelatinen, Gummiarabikum, Traganth und Alginate.
Als Quellmittel kommen auch Andickmittel wie Polyacrylamide, Polyacrylsäuren, Polyvinylalkohol und Polyoxymethylen in Frage; ebenfalls können inerte, feinverteilte Andickmittel wie Bentonite, Kieselsäure und Silikate eingesetzt werden.
Gegebenenfalls können die Quellmittel auch vernetzt werden. Durch Zusatz von antibakteriell Mitteln, wie z. B. Salicylsäure, können die Quellmittel haltbar gemacht werden.
Zum leichteren Auflösen des Quellmittels kann dem eutektischen Gemisch aus bis zu 15% Wasser, bezogen auf den fertigen Perchloratsprengstoff, zugegeben werden.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden beispiele erläutert und beschrieben:
Beispiel 1
Die Tabelle gibt die Löslichkeit von zwei gegen Schlag und Stoß empfindlichen Salzen der Perchlorsäu re in verschiedenen Lösungsmitteln bei 200C an.
Tabelle I Mcihylaniin-
pcrchlorat
llydrazin-
perchlorat
Lösungsmittel 25
26
18,4
23
(ilycol
Glycerin
I liiilhylenglykol
Aus der Tabelle 1 ist /ii ersehen, daß sehr erhebliche Mengen der beiden gefahrlichen Salze der Perchlorsäure bei —20" C in den verwendelen Lösungsmitteln löslich sind. Die mit iliesen Lösungen hergestellten Sprengstoffmischungun können überall dort eingesetzt werden, wo mit Temperaturen bis zu - 20°C gerechnet werden muß. Auch nach langerein Aufbewahren bei
20°C kristallisierten die beiden Perchlorate nicht aus den Lösungsmitteln aus. Liegt die niedrigste Temperatur in anderen Klima/oneii bei -100C, 00C, 4-100C oiler +20"C so können beispielsweise in Gl>cerin 26, 24,), 32,8 oiler Jh1Mi llydru/inpcrchloral aufgelöst werden. Als Lösungsmittel können auch eutektische (iemische eingesel/t werden, wie /.IJ. ein solches der folgenden /.iisuiiiineiisei/uiig
lb"/(i Athaiiol.uiiiiiniti.it
J21Vn Mclhs I.HMiniiiti .il
32% II.IIIISK.II
20"/ii Λιππι.μιιιιιιπιιΙγ,ιΙ
Dieses Gemisch ist bei — 10°C noch flüssig; bei —20° C tritt teilweise Kristallisation auf. 75 Gew.-Teile dieses eutektischen Gemischs lösen bei — 10°C bis zu 25 Gew.-Teile MethylaminperchloraL Die Detonationsfä higkeit und Energie dieses Salzes der Perchlorsäure macht sich in der Lösung des niedrig schmelzenden, eutektischen Gemisches schon bemerkbar. Während das eutektische Gemisch keine Bleiblockausbauchung nach Trauzl aufweist, erhält man mit der 25%igen
ίο methyiaminperchlorathaltigen Lösung eine Ausbauchung von 235 cm V10 g.
Beispiel 2 Ein Vergleichssprengstüff mit der Zusammensetzung
30% flüssiges, eutektisches Gemisch,
0,1% Guarmehl,
25,0% Aluminium,
44,9% Ammoniumnitrat,
bei dem das eutektische Gemisch aus
16% Äthanolaminnitrat, 32% Methylaminnitrat, 32% Harnstoff und 20% Ammoniumnitrat
besteht, weist eine Bleiblockausbauchung nach Trauzl von 380cm3/10g auf. Wird in dem flüssigen, eutektisehen Gemisch Methylaminperchlorat aufgelöst, so daß es sich Zusammensetzung
25,0% Methylaminperchlorat, 12,0% Äthanolaminnitrat, 24,0% Methylaminnitrat, 24,0% Harnstoff und 15,0% Ammoniumnitrat
besitzt, so erhält man mit dem gleichen Sprengstoff eine Bleiblockausbauchung von 500 cmVIO g. Dies zeigt, daß die erfindungsgemäße Verwendung von Methylaminperchlorat in diesem Sprengstoff zu einer bedeutenden Erhöhung der Energie führt. Auch nach einer vierwöchentlichen Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden bei 500C, 24 Stunden bei -20°C) stieg die Schlagempfindlichkeit der Sprengstoff mischung nicht an.
Die Herstellung der Sprengstoffmischungen erfolgte in der folgenden Weise: Die wäßrige Lösung von Äthanolamin und Methylamin wurde mit der entsprechenden Menge Salpetersäure bzw. Perchlorsäure neutralisiert. Nach Zusatz der berechneten Mengen Harnstoff und Ammoniumnitrat wurde das Wasser im Vakuum abdestilliert. In die flüssigen, eutektischen Gemische wurde bei 800C das Guarmehl eingerührt. Nach dem Erkalten wurden die Gelatinen in der üblichen Weise mit Aluminium und Ammoniumnitrat gemischt.
Beispiel 3
In diesem Beispiel wird gezeigt, wie die Detonationsfähigkeit von schlammarligcn, handhabungssicheren Sprengstoffen schon durch /usatz geringer Mengen der ι Jährlichen Sal/e der Perchlorsäure erhöht wird. Die 1 abelle 2 gibt die Zusammensetzungen und Bleiblockausbiiiichungen nach Trau/1 für drei Spiengsiolfmisdumuen an.
Tabelle 2
SprenfätolTmischungen B
11/
12 C 12
A 3 3
Aluminiumpulver Ί2 10 10
Aluminiumblättchen 3 8 8
Glycerin 10 64,5 64.7
Wasser 8 2,5 -
Ammoniumnitrat 67 - 2,3
Methylaminperchlorat -
Hydrazinperchlorat -
Bleiblockausbauchung nach Trauzl, cm'/IOg
20
260
Aus der Tabelle 2 ist zu ersehen, daß der Vergleichssprengstoff A unter den Versuchsbedingungen der Bleiblockausbauchung nach Trauzl praktisch nicht zur Umsetzung kommt. Der Ersatz von 2,5 biw. 2,3 Teilen Ammoniumnitrat durch 2,5 Teile Methylaminperchlorat bzw. 2,3 Teile Hydrazinperchlorat erhöht die Detonationsfähigkeit des VergJeichssprengstoffes A schon so weit, daß deutliche Bleiblockausbauchungeri auftreten. Nach vierwöchentiicher Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden bei 500C, 24 Stunden bei - 20' C) war ein Teil des Wassers verdampft, und die Sprengstoffmischung war nicht mehr schlammartig. Die Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C stieg in dem gleichen Maße wie die der Mischung A an, d. h. die Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C wurde nicht durch die Verwendung der gefährlichen Salze der Perchlorsäure erhöht.

Claims (1)

Patentansprüche:
1. Handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche, Salze der Perchlorsäure enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß die Salze der Perchlorsäure in einem für diese Salze hochsiedenden Lösungsmittel gelöst in dem Sprengstoffgemisch vorliegen, wobei das Lösungsmittel entweder aus
a) einem bis herab zu Temperaturen von minus 100C flüssigen, eutektischen Gemisch aus Sauerstoff liefernden Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze herabsetzenden, verbrennbaren Verbindungen oder
b) mehrwertigen Alkoholen oder Aminen bzw. Gemischen aus diesen Alkoholen und Aminen mit Siedepunkten größer als 150° C
besteht.
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