DE2126920C3 - Handhabungssichere Sprengstoffgemische - Google Patents
Handhabungssichere SprengstoffgemischeInfo
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- C06B—EXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
- C06B47/00—Compositions in which the components are separately stored until the moment of burning or explosion, e.g. "Sprengel"-type explosives; Suspensions of solid component in a normally non-explosive liquid phase, including a thickened aqueous phase
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Description
Vorliegende Erfindung betrifft handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und
Stoß empfindliche, Salze der Perchlorsäure enthalten.
Es ist bekannt, daß die explosiblen, gegen Schlag und Stoß empfindlichen, Salze der Perchlorsäure, wie
beispielsweise Hydrazinperchlorat, Methyl- und Dimethylhydrazinperchlorat, Mono-, Di- und Trimethylaminperchlorat,
Äthylendiamindiperchlorat, o-Nitranilinperchlorat, Pyridinperchlorat u. a. m., energiereiche
Sprengstoffe mit meist ausgezeichneter Detonationsfähigkeit sind. Praktisch werden sie aber wegen ihrer
großen Reib- und Stoßempfindlichkeit nicht verwendet. Auch in wasserhaltigen Sprengmitteln, wie z. B. in den
schlammartigen Sprengstoffen, können sie nicht gefahrlos eingesetzt werden, obwohl sie hier in gelöstem
Zustand und damit in phlegmatisierter Form vorliegen
können. Bei Lagerung kann aber ein Teil des Wassers dieser Sprengmittel verdampfen, und es kann zum
Auskristallisieren der erwähnten Salze der Perchlorsäure und damit zu einer unerwünschten Herabsetzung der
Sicherheit gegen Schlag und Stoß kommen.
Liegen die gefährlichen Salze der Perchlorsäure in tier wäßrigen Losung des Sprengmittels in höherer
Konzentration vor, so können sie auch schon bei einer Abkühlung des Sprengmittels auskristallisieren.
Es wurden nun handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche
Salze der Perchlorsäure enthalten, gefunden, die durch ilie im Anspruch 1 genannten Bedingungen gekennzeichnet
sind.
Das Lösungsmittel muß in einer solchen Menge vorliegen, daß die Perchlorate darin auch bei niedriger
Temperatur nicht auskristallisieren können. Da es sich um hochsiedende bzw. um nicht flüchtige Lösungsmittel
handeln muß, besteht auch bei längerer Lagerung bei erhöhter Temperatur (20 bis 50"C) nicht die Gefahr des
Verdampfens des Lösungsmittels und damit eines Aiiskrisi.illisierens der S.ilzeder Perchlorsäure.
Die konzentration eier Salze der Perchlorsäure in
dem Ihk hsiedenderi bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel
wild VDivi^sw eise so gewählt, d.iß in der für den Hin sat ζ
.lcr Spiviii'MullmiM-hiing \οι gesehenen Klimazone bei
der nieili i^'ileii cluii vorkommenden Temperatur
p.i.ule not h keine Aiiski ist.illisation auftreten kann.
Liegen in dem Sprengstoffgemisch noch andere in dem Lösungsmittel lösliche Salze, z. B. Ammoniumnitrat vor,
so ist es vorteilhaft festzustellen, ob die Erhöhung der Salzkonzentration in dem Lösemittel zum Auskristallisieren
der gefährlichen Salze der Perchlorsäure oder zum Auskristallisieren der gegen Schlag und Stoß
relativ unempfindlichen Salze der Perchlorsäure, z. B. Ammoniumperchlorat, führt. Diese Prüfung kann z. B.
durch die Bestimmung der Schlagempfindlichkeit nach
in einer Wechseltemperaturlagerung der Sprengstoffmischung
durchgeführt werden. Auch in diesem Fall wird die Konzentration der Salze der Perchlorsäure in dem
hochsiedenden bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel vorzugsweise so gewählt, daß bei der niedrigsten
ι -j Temperatur keine Auskristallisation erhalten wird. Es ist
jedoch prinzipiell auch möglich, die Konzentration der Perchlorate in dem Lösungsmittel geringer zu wählen,
jedoch muß man dabei einen Energieverlust mit in Kauf nehmen.
2» Als erfindungsgemäß verwendbare, hochsiedende Lösungsmittel für die explosiblen Perchlorate kommen
mehrwertige Alkohole und Amine infrage, deren Siedepunkt über 150° C, vorzugsweise über 190° C,
liegen und die ein Lösungsvermögen für die Perchlorate
r> besitzen, wie z.B. 1,2-Äthandiol, 1,2,3-Propandiol, die
Butandiole oder auch flüssige Polyglycole. Als ein mehrwertiges Amin sei beispielsweise Pentamethylendiamin
genannt. Auch Formamid läßt sich als erfindungsgemäßes Lösungsmittel verwenden.
in Als nicht flüchtige, erfindungsgemäß verwendbare
Lösungsmittel seien niedrig schmelzende, eutektische Gemische aus Sauerstoff abgebenden, anorganischen
Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze erniedrigende, verbrennbare Verbindungen genannt.
ti Solche eutektischen Gemische sind bis herab zu
Temperaturen von — IOC flüssig; sie eignen sich besonders gut als erfindungsgemäß verwertbare Lösungsmittel.
In diesen eutektischen Gemischen wird als Sauerstoff
in abgebendes, anorganisches Salz vorzugsweise Ammoniumnitrat
eingesetzt. Dieses kann teilweise oder auch vollständig durch andere Alkali- oder Erdalkalinitrate
oder -perchlorate ersetzt werden.
Die verbrennbaren, den Erstarrungspunkt dieser
r. Salze herabsetzenden Verbindungen, umfassen die Nitrate und Perchlorate von Aminen und Abkömmlingen
des Ammoniaks. Als Amine können primäre, sekundäre und tertiäre Alkyl- und Arylamine (z. B.
Methylamin, Äthylamin, Anilin, Phenylendiamin), cacli-
■ii sehe Amine (z. B. Hexamethylentetramin), Alkanolamine
oder mehrwertige Amine eingesetzt werden (z. B. Äthylendiamin, Hexamethylendiamin oder Tetraäthylenpentamin).
Die Abkömmlinge des Ammoniaks umfassen Hydra-
"■"> zin, Harnstoff und dessen Substitutionsprodukte, Urethane,
Guanidin und quartäre Ammoniumverbindungen. Als gefrierpunktserniedrigende, verbrennbare Verbindungen
eignen sich weiterhin die Ammoniumsalze aliphatischer Carbon- und Sulfonsäuren, wie z. H.
'Ό Ammoniumformat, Ammoniumaceiut, Aniinoniumsulfamat
und die Amide dieser Sauren, wie z. B. Formamid, Acetamid. Harnstulf und dessen Abkömmlinge, wie
Urethane, Ureitle und C aihamidsaure.
Auch Ainmonin inthioryau.it, Aminoniunihypoplios-
■■' phit, AmnioniunithioMilfat. wasseifreies Natriuniaceiai
und Mono- und Oligosaccharide eignen sich .ils
gefrierpunklsernieilngeiide. ν ei lneiHib.ire Vchriiidiiii
gen.
Zur Steuerung der Konsistenz können die als Lösungsmittel dienenden, eutektischen Gemische mit
Quellmitteln in Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 5 Gew.-%, versetzt werden. Die
Quellmittel schützen die daraus hergestellten Perchloratsprengstoffe sowohl vor dem Entmischen als auch
vor dem Eindringen von Wasser. Als Quellmittel kommen z. B. Oligo- oder Polysaccharide in Frage.
Beispielsweise seien genannt: Guarmehl, Johannisbrotkernmehl, Agar-Agar, Stärke, Cellulosederivate (z. B.
deren Ester, Äther und Glycolate), Eiweißstoffe und Gelatinen, Gummiarabikum, Traganth und Alginate.
Als Quellmittel kommen auch Andickmittel wie Polyacrylamide, Polyacrylsäuren, Polyvinylalkohol und
Polyoxymethylen in Frage; ebenfalls können inerte, feinverteilte Andickmittel wie Bentonite, Kieselsäure
und Silikate eingesetzt werden.
Gegebenenfalls können die Quellmittel auch vernetzt werden. Durch Zusatz von antibakteriell Mitteln, wie
z. B. Salicylsäure, können die Quellmittel haltbar gemacht werden.
Zum leichteren Auflösen des Quellmittels kann dem eutektischen Gemisch aus bis zu 15% Wasser, bezogen
auf den fertigen Perchloratsprengstoff, zugegeben werden.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden beispiele erläutert und beschrieben:
Die Tabelle gibt die Löslichkeit von zwei gegen Schlag und Stoß empfindlichen Salzen der Perchlorsäu
re in verschiedenen Lösungsmitteln bei — 200C an.
Tabelle I | Mcihylaniin- pcrchlorat |
llydrazin- perchlorat |
Lösungsmittel | 25 26 |
18,4 23 |
(ilycol Glycerin I liiilhylenglykol |
||
Aus der Tabelle 1 ist /ii ersehen, daß sehr erhebliche
Mengen der beiden gefahrlichen Salze der Perchlorsäure
bei —20" C in den verwendelen Lösungsmitteln löslich sind. Die mit iliesen Lösungen hergestellten
Sprengstoffmischungun können überall dort eingesetzt
werden, wo mit Temperaturen bis zu - 20°C gerechnet werden muß. Auch nach langerein Aufbewahren bei
20°C kristallisierten die beiden Perchlorate nicht aus den Lösungsmitteln aus. Liegt die niedrigste Temperatur
in anderen Klima/oneii bei -100C, 00C, 4-100C
oiler +20"C so können beispielsweise in Gl>cerin 26, 24,), 32,8 oiler Jh1Mi llydru/inpcrchloral aufgelöst
werden. Als Lösungsmittel können auch eutektische (iemische eingesel/t werden, wie /.IJ. ein solches der
folgenden /.iisuiiiineiisei/uiig
lb"/(i Athaiiol.uiiiiiniti.it
J21Vn Mclhs I.HMiniiiti .il
J21Vn Mclhs I.HMiniiiti .il
32% II.IIIISK.II
20"/ii Λιππι.μιιιιιιπιιΙγ,ιΙ
Dieses Gemisch ist bei — 10°C noch flüssig; bei —20° C tritt teilweise Kristallisation auf. 75 Gew.-Teile
dieses eutektischen Gemischs lösen bei — 10°C bis zu 25
Gew.-Teile MethylaminperchloraL Die Detonationsfä
higkeit und Energie dieses Salzes der Perchlorsäure
macht sich in der Lösung des niedrig schmelzenden, eutektischen Gemisches schon bemerkbar. Während
das eutektische Gemisch keine Bleiblockausbauchung nach Trauzl aufweist, erhält man mit der 25%igen
ίο methyiaminperchlorathaltigen Lösung eine Ausbauchung von 235 cm V10 g.
30% flüssiges, eutektisches Gemisch,
0,1% Guarmehl,
25,0% Aluminium,
44,9% Ammoniumnitrat,
bei dem das eutektische Gemisch aus
16% Äthanolaminnitrat,
32% Methylaminnitrat,
32% Harnstoff und
20% Ammoniumnitrat
besteht, weist eine Bleiblockausbauchung nach Trauzl von 380cm3/10g auf. Wird in dem flüssigen, eutektisehen Gemisch Methylaminperchlorat aufgelöst, so daß
es sich Zusammensetzung
25,0% Methylaminperchlorat,
12,0% Äthanolaminnitrat,
24,0% Methylaminnitrat,
24,0% Harnstoff und
15,0% Ammoniumnitrat
besitzt, so erhält man mit dem gleichen Sprengstoff eine Bleiblockausbauchung von 500 cmVIO g. Dies zeigt, daß
die erfindungsgemäße Verwendung von Methylaminperchlorat in diesem Sprengstoff zu einer bedeutenden
Erhöhung der Energie führt. Auch nach einer vierwöchentlichen Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden
bei 500C, 24 Stunden bei -20°C) stieg die Schlagempfindlichkeit der Sprengstoff mischung nicht an.
Die Herstellung der Sprengstoffmischungen erfolgte in der folgenden Weise: Die wäßrige Lösung von
Äthanolamin und Methylamin wurde mit der entsprechenden Menge Salpetersäure bzw. Perchlorsäure
neutralisiert. Nach Zusatz der berechneten Mengen Harnstoff und Ammoniumnitrat wurde das Wasser im
Vakuum abdestilliert. In die flüssigen, eutektischen Gemische wurde bei 800C das Guarmehl eingerührt.
Nach dem Erkalten wurden die Gelatinen in der üblichen Weise mit Aluminium und Ammoniumnitrat
gemischt.
In diesem Beispiel wird gezeigt, wie die Detonationsfähigkeit von schlammarligcn, handhabungssicheren
Sprengstoffen schon durch /usatz geringer Mengen der
ι Jährlichen Sal/e der Perchlorsäure erhöht wird. Die
1 abelle 2 gibt die Zusammensetzungen und Bleiblockausbiiiichungen
nach Trau/1 für drei Spiengsiolfmisdumuen
an.
SprenfätolTmischungen | B 11/ |
12 | C | 12 | |
A | 3 | 3 | |||
Aluminiumpulver | Ί2 | 10 | 10 | ||
Aluminiumblättchen | 3 | 8 | 8 | ||
Glycerin | 10 | 64,5 | 64.7 | ||
Wasser | 8 | 2,5 | - | ||
Ammoniumnitrat | 67 | - | 2,3 | ||
Methylaminperchlorat | - | ||||
Hydrazinperchlorat | - |
Bleiblockausbauchung nach Trauzl, cm'/IOg
20
260
Aus der Tabelle 2 ist zu ersehen, daß der Vergleichssprengstoff A unter den Versuchsbedingungen
der Bleiblockausbauchung nach Trauzl praktisch nicht zur Umsetzung kommt. Der Ersatz von 2,5 biw. 2,3
Teilen Ammoniumnitrat durch 2,5 Teile Methylaminperchlorat bzw. 2,3 Teile Hydrazinperchlorat erhöht die
Detonationsfähigkeit des VergJeichssprengstoffes A schon so weit, daß deutliche Bleiblockausbauchungeri
auftreten. Nach vierwöchentiicher Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden bei 500C, 24 Stunden bei - 20' C)
war ein Teil des Wassers verdampft, und die Sprengstoffmischung war nicht mehr schlammartig. Die
Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C stieg in dem gleichen Maße wie die der Mischung A an, d. h. die
Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C wurde nicht durch die Verwendung der gefährlichen Salze der
Perchlorsäure erhöht.
Claims (1)
1. Handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche,
Salze der Perchlorsäure enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß die Salze der Perchlorsäure
in einem für diese Salze hochsiedenden Lösungsmittel gelöst in dem Sprengstoffgemisch
vorliegen, wobei das Lösungsmittel entweder aus
a) einem bis herab zu Temperaturen von minus 100C flüssigen, eutektischen Gemisch aus
Sauerstoff liefernden Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze herabsetzenden, verbrennbaren
Verbindungen oder
b) mehrwertigen Alkoholen oder Aminen bzw. Gemischen aus diesen Alkoholen und Aminen
mit Siedepunkten größer als 150° C
besteht.
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