DE2126920B2 - Handhabungssichere Sprengstoffgemische - Google Patents
Handhabungssichere SprengstoffgemischeInfo
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- C06B—EXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
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Description
Vorliegende Erfindung betrifft handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und
Stoß empfindliche, Salze der Perchlorsäure enthalten.
Es ist bekannt, daß die explosiblen, gegen Schlag und Stoß empfindlichen, Salze der Perchlorsäure, wie
beispielsweise Hydrazinperchlorat, Methyl- und Dimethylhydrazinperchlorat,
Mono-, Di- und Trimethylaminperchlorat, Äthylendiamindiperchlorat, o-Nitranilinperchlorat,
Pyridinperchlorat u. a. m., energiereiche Sprengstoffe mit meist ausgezeichneter Detonationsfähigkeit
sind. Praktisch werden sie aber wegen ihrer großen Reib- und Stoßempfindlichkeit nicht verwendet.
Auch in wasserhaltigen Sprengmitteln, wie z. B. in den schlammartigen Sprengstoffen, können sie nicht gefahrlos
eingesetzt werden, obwohl sie hier in gelöstem Zustand und damit in phlegmatisierter Form vorliegen
können. Bei Lagerung kann aber ein Teil des Wassers dieser Sprengmittel verdampfen, und es kann zum
Auskristallisieren der erwähnten Salze der Perchlorsäure und damit zu einer unerwünschten Herabsetzung der
Sicherheit gegen Schlag und Stoß kommen.
Liegen die gefährlichen Salze der Perchlorsäure in der wäßrigen Lösung des Sprengmittels in höherer
Konzentration vor, so können sie auch schon bei einer Abkühlung des Sprengmittels auskristallisieren.
Es wurden nun handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche
Salze der Perchlorsäure enthalten, gefunden, die durch die im Anspruch 1 genannten Bedingungen gekennzeichnet
sind.
Das Lösungsmittel muß in einer solchen Menge vorliegen, daß die Perchlorate darin auch bei niedriger
Temperatur nicht auskristallisieren können. Da es sich um hochsiedende bzw. um nicht flüchtige Lösungsmittel
handeln muß, besteht auch bei längerer Lagerung bei erhöhter Temperatur (20 bis 50° C) nicht die Gefahr des
Verdampfens des Lösungsmittels und damit eines Auskristallisierens der Salze der Perchlorsäure.
Die Konzentration der Salze der Perchlorsäure in dem hochsiedenden bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel
wird vorzugsweise so gewählt, daß in der für den Einsatz der Sprengstoffmischung vorgesehenen Klimazone bei
der niedrigsten dort vorkommenden Temperatur gerade noch keine Auskristallisation auftreten kann.
Liegen in dem Sprengstoffgemisch noch andere in dem Lösungsmittel lösliche Salze, z. B. Ammoniumnitrat vor,
so ist es vorteilhaft festzustellen, ob die Erhöhung der Salzkonzentration in dem Lösemittel zum Auskristallisieren
der gefährlichen Salze der Perchlorsäure oder zum Auskristallisieren der gegen Schlag und Stoß
relativ unempfindlichen Salze der Perchlorsäure, z. B. Ammoniumperchlorat, führt. Diese Prüfung kann z. B.
durch die Bestimmung der Schlagempfindlichkeit nach
ίο einer Wechseltemperaturlagerung der Sprengstoff mischung
durchgeführt werden. Auch in diesem Fall wird die Konzentration der Salze der Perchlorsäure in dem
hochsiedenden bzw. nicht flüchtigen Lösungsmittel vorzugsweise so gewählt, daß bei der niedrigsten
Temperatur keine Auskristallisation erhalten wird. Es ist jedoch prinzipiell auch möglich, die Konzentration der
Perchlorate in dem Lösungsmittel geringer zu wählen, jedoch muß man dabei einen Energieverlust mit in Kauf
nehmen.
Als erfindungsgemäß verwendbare, hochsiedende Lösungsmittel für die explosiblen Perchlorate kommen
mehrwertige Alkohole und Amine infrage, deren Siedepunkt über 150° C, vorzugsweise über 190° C,
liegen und die ein Lösungsvermögen für die Perchlorate besitzen, wie z.B. 1,2-Äthandiol, 1,2,3-Propandiol, die
Butandiole oder auch flüssige Polyglycole. Als ein mehrwertiges Amin sei beispielsweise Pentamethylendiamin
genannt. Auch Formamid läßt sich als erfindungsgemäßes Lösungsmittel verwenden.
Als nicht flüchtige, erfindungsgemäß verwendbare Lösungsmittel seien niedrig schmelzende, eutektische
Gemische aus Sauerstoff abgebenden, anorganischen Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze erniedrigende,
verbrennbare Verbindungen genannt.
s· Solche eutektischen Gemische sind bis herab zu
Temperaturen von —10°C flüssig; sie eignen sich besonders gut als erfindungsgemäß verwertbare Lösungsmittel.
In diesen eutektischen Gemischen wird als Sauerstoff
4(i abgebendes, anorganisches Salz vorzugsweise Ammoniumnitrat
eingesetzt. Dieses kann teilweise oder auch vollständig durch andere Alkali- oder Erdalkalinitrate
oder -perchlorate ersetzt werden.
Die verbrennbaren, den Erstarrungspunkt dieser 5 Salze herabsetzenden Verbindungen, umfassen die
Nitrate und Perchlorate von Aminen und Abkömmlingen des Ammoniaks. Als Amine können primäre,
sekundäre und tertiäre Alkyl- und Arylamine (z. B. Methylamin, Äthylamin, Anilin, Phenylendiamin), cacli-
>o sehe Amine (z. B. Hexamethylentetramin), Alkanolamine
oder mehrwertige Amine eingesetzt werden (z. B. Äthylendiamin, Hexamethylendiamin oder Tetraäthylenpeniamin).
Die Abkömmlinge des Ammoniaks umfassen Hydra-
Die Abkömmlinge des Ammoniaks umfassen Hydra-
r>5 zin, Harnstoff und dessen Substitutionsprodukte, Urethane,
Guanidin und quartäre Ammoniumverbindungen. Als gefrierpunktserniedrigende, verbrennbare Verbindungen
eignen sich weiterhin die Ammoniumsalze aliphatischer Carbon- und Sulfonsäuren, wie z. B.
öo Ammoniumformat, Ammoniumacetat, Ammoniumsulfamat
und die Amide dieser Säuren, wie z. B. Formamid, Acetamid, Harnstoff und dessen Abkömmlinge, wie
Urethane, Ureide, und Carbamidsäure.
Auch Ammonhimthiocyanat, Ammoniumhypophos-
6> phit, Ammoniumthiosulfat, wasserfreies Natriumacetat
und Mono- und Oligosaccharide eignen sich als gefrierpunktserniedrigende, verbrennbare Vebrindungen.
Zur Steuerung der Konsistenz können die als Lösungsmittel dienenden, eutektischen Gemische mit
Quellmitteln in Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 5 Gew.-%, versetzt werden. Die
Quellmittel schützen die daraus hergestellten Perchloratsprengstoffe sowohl vor dem Entmischen als auch
vor dem Eindringen von Wasser. Als Quellmittel kommen z. B. Oligo- oder Polysaccharide in Frage.
Beispielsweise seien genannt: Guarmehl, Johannisbrotkernmehl, Agar-Agar, Stärke, Cellulosederivate (z.B.
deren Ester, Äther und Glycolate), Eiweißstoffe und Gelatinen, Gummiarabikum, Traganth und Alginate.
Als Quellmittel kommen auch Andickmittel wie Polyacrylamide, Polyacrylsäuren, Polyvinylalkohol und
Polyoxymethylen in Frage; ebenfalls können inerte, feinverteilte Andickmittel wie Bentonite, Kieselsäure
und Silikate eingesetzt werden.
Gegebenenfalls können die Quellmittel auch vernetzt werden. Durch Zusatz von antibakteriellen Mitteln, wie
z. B. Salicylsäure, können die Quellmittel haltbar gemacht werden.
Zum leichteren Auflösen des Quellmittels kann dem eutektischen Gemisch aus bis zu 15% Wasser, bezogen
auf den fertigen Perchloratsprengstoff, zugegeben werden.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden beispiele erläutert und beschrieben:
Die Tabelle gibt die Löslichkeit von zwei gegen Schlag und Stoß empfindlichen Salzen der Perchlorsäure
in verschiedenen Lösungsmitteln bei -200C an.
Tabelle 1 | Methylamin perchlorat % |
Hydrazin- perchlorat % |
Lösungsmittel | 19 25 26 |
18,4 23 23 |
Glycol Glycerin Triäthylenglykol |
||
Aus der Tabelle 1 ist zu ersehen, daß sehr erhebliche Mengen der beiden gefährlichen Salze der Perchlorsäure
bei — 200C in den verwendeten Lösungsmitteln löslich sind. Die mit diesen Lösungen hergestellten
Sprengstoffmischungen können überall dort eingesetzt werden, wo mit Temperaturen bis zu -2O0C gerechnet
werden muß. Auch nach längerem Aufbewahren bei -200C kristallisierten die beiden Perchlorate nicht aus
den Lösungsmitteln aus. Liegt die niedrigste Temperatur in anderen Klimazonen bei -100C, 0°C, +10° C
oder +2O0C so können beispielsweise in Glycerin 26, 29,3, 32,8 oder 36% Hydrazinperchlorat aufgelöst
werden. Als Lösungsmittel können auch eutektische Gemische eingesetzt werden, wie z. B. ein solches der
folgenden Zusammensetzung
16% Äthanolaminnitrat
32% Methylaminnitrat
32% Harnstoff
20% Ammoniumnitrat.
32% Methylaminnitrat
32% Harnstoff
20% Ammoniumnitrat.
Dieses Gemisch ist bei -10°C noch flüssig; bei
-200C tritt teilweise Kristallisation auf. 75 Gew.-Teile
dieses eutektischen Gemischs lösen bei -10° C bis zu 25
Gew.-Teile Methylaminperchlorat. Die Detonationsfähigkeit und Energie dieses Salzes der Perchlorsäure
macht sich in der Lösung des niedrig schmelzenden, eutektischen Gemisches schon bemerkbar. Während
das eutektische Gemisch keine Bleiblockausbauchung nach Trauzl aufweist, erhält man mit der 25%igen
methylaminperchlorathaltigen Lösung eine Ausbauchung von 235 cm3/10 g.
Ein Vergleichssprengstoff mit der Zusammensetzung
30% flüssiges, eutektisches Gemisch,
0,1% Guarmehl,
25,0% Aluminium,
44,9% Ammoniumnitrat,
bei dem das eutektische Gemisch aus
16% Äthanolaminnitrat,
32% Methylaminnitrat,
32% Harnstoff und
20% Ammoniumnitrat
32% Methylaminnitrat,
32% Harnstoff und
20% Ammoniumnitrat
besteht, weist eine Bleiblockausbauchung nach Trauzl von 380cm3/10g auf. Wird in dem flüssigen, eutektijo
sehen Gemisch Methylaminperchlorat aufgelöst, so daß es sich Zusammensetzung
25,0% Methylaminperchlorat,
12,0% Äthanolaminnitrat,
j5 24,0% Methylaminnitrat,
12,0% Äthanolaminnitrat,
j5 24,0% Methylaminnitrat,
24,0% Harnstoff und
15,0% Ammoniumnitrat
15,0% Ammoniumnitrat
besitzt, so erhält man mit dem gleichen Sprengstoff eine Bleiblockausbauchung von 500 cm3/10 g. Dies zeigt, daß
die erfindungsgemäße Verwendung von Methylaminperchlorat in diesem Sprengstoff zu einer bedeutenden
Erhöhung der Energie führt. Auch nach einer vierwöchentlichen Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden
bei 50°C, 24 Stunden bei -2O0C) stieg die Schlagempfindlichkeit
der Sprengstoffmischung nicht an.
Die Herstellung der Sprengstoffmischungen erfolgte in der folgenden Weise: Die wäßrige Lösung von
Äthanolamin und Methylamin wurde mit der entspre-
>o chenden Menge Salpetersäure bzw. Perchlorsäure
neutralisiert. Nach Zusatz der berechneten Mengen Harnstoff und Ammoniumnitrat wurde das Wasser im
Vakuum abdestilliert. In die flüssigen, eutektischen Gemische wurde bei 8O0C das Guarmehl eingerührt.
Nach dem Erkalten wurden die Gelatinen in der üblichen Weise mit Aluminium und Ammoniumnitrat
gemischt.
B e i s ρ i e 1 3
In diesem Beispiel wird gezeigt, wie die Detonationsfähigkeit von schlammartigen, handhabungssicheren
Sprengstoffen schon durch Zusatz geringer Mengen der gefährlichen Salze der Perchlorsäure erhöht wird. Die
Tabelle 2 gibt die Zusammensetzungen und Bleiblockausbauchungen nach Trauzl für drei Sprengstoffmischungen
an.
Sprengstoffmischungen | B | 12 | C | 12 | |
A | 3 | 3 | |||
Aluminiumpulver | 12 | 10 | 10 | ||
Aluminiumblättchen | 3 | 8 | 8 | ||
Glycerin | 10 | 64,5 | 64,7 | ||
Wasser | 8 | 2,5 | - | ||
Ammoniumnitrat | 67 | - | 2,3 | ||
Methylaminperchlorat | - | ||||
Hydrazinperchlorat | - |
Bleiblockausbauchung nach Trauzl, cm3/10 g
20
260
250
Aus der Tabelle 2 ist zu ersehen, daß der Vergleichssprengstoff A unter den Versuchsbedingungen
der Bleiblockausbauchung nach Trauzl praktisch nicht zur Umsetzung kommt. Der Ersatz von 2,5 bzw. 2,3
Teilen Ammoniumnitrat durch 2,5 Teile Methylaminperchlorat bzw. 2,3 Teile Hydrazinperchlorat erhöht die
Detonationsfähigkeit des Vergleichssprengstoffes A schon so weit, daß deutliche Bleiblockausbauchungen
auftreten. Nach vierwöchentlicher Wechseltemperaturlagerung (24 Stunden bei 500C, 24 Stunden bei -200C)
war ein Teil des Wassers verdampft, und die Sprengstoffmischung war nicht mehr schlammartig. Die
Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C stieg in dem gleichen Maße wie die der Mischung A an, d. h. die
Schlagempfindlichkeit der Mischungen B und C wurde nicht durch die Verwendung der gefährlichen Salze der
Perchlorsäure erhöht.
Claims (1)
1. Handhabungssichere Sprengstoffgemische, die explosible, gegen Schlag und Stoß empfindliche,
Salze der Perchlorsäure enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß die Salze der Perchlorsäure
in einem für diese Salze hochsiedenden Lösungsmittel gelöst in dem Sprengstoffgemisch
vorliegen, wobei das Lösungsmittel entweder aus
a) einem bis herab zu Temperaturen von minus 10° C flüssigen, eutektischen Gemisch aus
Sauerstoff liefernden Salzen und den Gefrierpunkt dieser Salze herabsetzenden, verbrennbaren
Verbindungen oder
b) mehrwertigen Alkoholen oder Aminen bzw. Gemischen aus diesen Alkoholen und Aminen
mit Siedepunkten größer als 15O0C
besteht.
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