DE20595C - Verfahren zur Gewinnung von krystallisirbarem Zucker aus Rohzucker, Zuckersäften, Syrup und Melasse - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT

Das Verfahren zur Gewinnung von krystallisirbarem Zucker stützt sich auf die Eigenschaft der concentrirten Essigsäure, alle in dem Rohzucker etc. enthaltenen Nichtzuckerstoffe zu lösen, während der krystallisirbare Zucker in derselben vollständig unlöslich ist.

Behufs Gewinnung des krystallisirbaren Zuckers aus dem Rohzucker ist es zweckmäfsig, diesen zunächst durch einen unter Anwendung von Wärme auszuführenden Trocknungsprocefs von dem gröfsten Theil des in demselben enthaltenen Wassers zu befreien. Nach erfolgter Abkühlung auf eine Temperatur von unter 70 ° C. wird der Zucker alsdann in einem geschlossenen und mit Rührwerk versehenen Apparat, welcher am besten aus einem horizontalen Cylinder besteht, mit etwa 50 bis 70 pCt. seines Gewichtes concentrirter Essigsäure innig gemischt und die so hergestellte Mischung in andere verschliefsbare Gefäfse, die einen Inhalt von Y₁ cbm haben mögen, übergeführt und der Abkühlung sowie der Ruhe überlassen.

Nach 36 bis 48 Stunden ist fast aller Zucker in reinem Zustand anskrystallisirt bezw. abgeschieden, während die Mutterlauge aus der die sämmtlichen Nichtzuckerstoffe (und fast nur diese) in Lösung haltenden Essigsäure besteht. Man trennt nun die Flüssigkeit zunächst durch Decantiren und dann durch Abschleudern auf einer Centrifuge oder in anderer bekannter Weise von dem Zucker. Nöthigenfalls ist die Masse vor dem Einbringen in die Centrifuge zu zerkleinern. Zur vollständigen Reinigung von anhängender Mutterlauge wäscht man den Zucker auf der Centrifuge mit etwas reiner Essigsäure aus und trocknet denselben nun in einem durch Dampf auf ca. 106 bis iio° C. erhitzten und mit Rührwerk versehenen, geschlossenen, eisernen Cylinder. Um hierbei die im Zucker zurückgebliebene und in Dampfform entweichende Essigsäure wieder zu gewinnen, versieht man den Apparat mit Helm und Kühlschlange. Anstatt den Zucker auf der Centrifuge durch Essigsäure auszuwaschen, könnte man denselben auch durch Decken mittelst Zuckerlösung von dem Rest der Mutterlauge befreien.

Behufs Gewinnung des Zuckers, welcher in Zuckersäften, Melasse oder Syrup enthalten ist, concentrirt man diese durch Abdampfen im Vacuum soweit als möglich, d. i. auf 45 bis 50° B., läfst wie beim Rohzucker auf mindestens 70⁰ C. abkühlen und setzt dann die concentrate Essigsäure zu, von der in diesem Fall je nach dem Concentrationsgrad der Flüssigkeit etwa 75 bis 90 pCt. des Gewichtes der zuckerhaltigen Flüssigkeit erforderlich sind. Die Mischung mit der Säure wird wiederum in einem geschlossenen Apparat mit Rührwerk vorgenommen, und ist dieselbe in wenigen Minuten beendet. Auch die weitere Behandlung der Flüssigkeit und des sich aus derselben abscheidenden Zuckers ist der oben beschriebenen analog.

Waren der Rohzucker bezw. die Melasse etc. nicht mechanisch verunreinigt, so fällt der auf diese Weise gewonnene Zucker meistens so weifs aus, dafs er verkaufsfähig ist; anderenfalls

müfste derselbe durch Auflösen, Filtration und Wiedereinkochen einer weiteren Reinigung unterworfen werden.

Die zu verwendende Essigsäure soll so concentrirt sein als möglich, besonders, wenn man mit Zuckerlösungen und Syrupen zu thun hat. Man bedient sich in diesem Fall am besten einer 98- bis iooprocentigen Säure.' Bei Melassen, welche sehr stark (auf 50 bis 52 ° B.) eingekocht sind, würde man dagegen mit einer 9Pprocentigen Säure, beim Rohzucker; sogar mit einer noch etwas weniger concentrirten Säure schon auskommen.

Behufs Wiedergewinnung der Essigsäure aus der vom Zucker getrennten Mutterlauge wird diese einem Destillationsprocefs unterworfen, zu dessen Ausführung man am vortheilhaftesten gufseiserne Destillirblasen mit Deckel aus Steingut benutzt. Letzteres Material ist auch für die Kühlschlangen am besten geeignet.

Die durch Destillation erzielte Säure ist hiernach von dem Wasser zu befreien, welches sie aus dem Zucker bezw. der Melasse etc. aufgenommen hat. Dies kann mittelst doppeltschwefelsauren Natrons oder Chlorcalciums geschehen. Benutzt man letzteres Salz, so mufs bei der Destillation zwischen den Helm und den Kühler ein Behälter eingeschaltet werden, welcher trockenes, essigsaures Natron enthält, um die mit entweichende Salzsäure aufzunehmen. Will man noch weiter in der Entwässerung der Säure gehen, so mufs man unter Anwendung von Kalk zunächst essigsauren Kalk (Rothsalz) bilden und aus diesem nach völliger Austrocknung die Essigsäure mittelst Schwefelsäure wieder abscheiden.

Der nach der Destillation der Essigsäure verbleibende Rückstand kann als Dünger verwerthet oder zur Gewinnung von Ammoniak, Methylamin, Potasche etc. benutzt werden.

Claims (1)

1. Patent-AnSpruch:

   Die Gewinnung von reinem, krystallisirbarem bezw. krystallisirtem Zucker aus Rohzucker, Zuckersäften, Syrup und Melasse durch Zusatz von concentrirter Essigsäure zu dem Rohzucker oder der zuckerhaltigen Flüssigkeit, Abscheiden- oder Auskrystallisirenlassen des Zuckers, Trennung des letzteren von der entstandenen Mutterlauge auf mechanischem Wege und schliefsliches Verdampfen des letzten Restes von Essigsäure bezw. Wasser.