DE19819889A1 - Verfahren zur Isolierung von Nucleinsäuren - Google Patents
Verfahren zur Isolierung von NucleinsäurenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Isolierung von Nucleinsäuren aus einer Probe, wobei eine aus Zufallssequenzen bestehende DNA-Mischung zur Isolierung eingesetzt wird.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur Isolierung von Nucleinsäu
ren aus einer Probe, insbesondere einem organischen
oder anorganischen Material.
Die Isolierung von Nucleinsäuren aus bestimmten
Ausgangsmaterialien spielt in einer Vielzahl von
wissenschaftlichen, industriellen oder sonstigen
Bereichen eine große Rolle. Derartige Bereiche sind
zum Beispiel die Umweltanalytik, die Kriminaltech
nik, die medizinische Diagnostik, die Grundlagen
forschung oder ähnliches. Ebenso vielfältig wie die
Anwendungsbereiche können die Ausgangsmaterialien
für die Isolierung der Nucleinsäuren sein, bei
spielsweise eukaryontische oder prokaryontische
Zellen oder deren Homogenate, Bodenproben, Blutpro
ben, Körperflüssigkeiten oder Gewebehomogenate. In
Abhängigkeit von diesem Ausgangs- oder Probenmate
rial müssen unterschiedliche Aufschlußverfahren
eingesetzt werden, um die beispielsweise in Zellen
und/oder Zellkernen vorhandenen Nucleinsäuren einer
Isolierung zugänglich zu machen. Häufig eingesetzte
Aufschlußverfahren sind zum Beispiel die Ultra
schall- und/oder Enzymbehandlung. Nach Durchführung
der Aufschlußbehandlung werden die Nucleinsäuren
beispielsweise mittels Gelelektrophorese, Ultrazen
trifugation oder Affinitätschromatographie iso
liert.
Die Affinitätschromatographie beruht im wesentli
chen auf der Fähigkeit von Nucleinsäuren, reversi
bel an positiv geladene und/oder positivpolare Ma
trizes zu binden. In der Regel wird zunächst eine
anionische oder polare Bindung der Nucleinsäuren an
die Matrix erwirkt und anschließend die Nucleinsäu
re durch Einsatz geeigneter Lösemittel von Verun
reinigungen befreit. In einem zweiten Schritt wird
die an die Matrix gebundene Nucleinsäure unter Ein
satz eines weiteren Lösemittels, beispielsweise mit
höherer Ionenstärke, von der Matrix gelöst. An
schließend muß die so isolierte Nucleinsäure im
allgemeinen wieder deionisiert werden, um für wei
tere Untersuchungen verwendet werden zu können.
Als nachteilig erweist sich dabei, daß je nach ein
gesetztem Probenmaterial und durchgeführtem Auf
schlußverfahren unterschiedliche Isolierungsstrate
gien entwickelt und eingesetzt werden müssen.
Sowohl DNA als auch RNA wird herkömmlicherweise
auch mittels Ultrazentrifugation isoliert, wobei
häufig Protease- und Phenolbehandlungen durchge
führt werden müssen. Diese Verfahrensweise weist
den Nachteil auf, daß insbesondere hochmolekulare
DNA selbst nach Durchführung der Isolierung häufig
noch mit Proteinen verunreinigt sind und die Mole
küle aufgrund der einwirkenden Scherkräfte der Ge
fahr des Zerbrechens ausgesetzt sind. Zudem ist die
Phenolbehandlung gesundheits- und umweltschädlich.
Auch die zur Nucleinsäureisolierung oftmals einge
setzte Gelektrophorese weist unter anderem aufgrund
der notwendigen vergleichsweise umständlichen Vor-
und Nachbehandlung der Proben beziehungsweise
Nucleinsäuren Nachteile auf.
Das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende
technische Problem liegt also darin, ein kostengün
stiges und einfach durchzuführendes Isolierungsver
fahren für Nucleinsäuren bereitzustellen, das aus
beliebigem organischen und anorganischen Probenma
terial bereits während des Probenaufschlusses in
einem einzigen Schritt hochspezifisch Nucleinsäuren
in besonders reiner Form bereitstellt.
Die Erfindung löst dieses Problem durch die Bereit
stellung eines Verfahrens zur Isolierung von
Nucleinsäuren aus einer Probe, wobei eine immobili
sierte nur aus Zufallssequenzen bestehende DNA-
Mischung mit der Probe so in Kontakt gebracht wird,
daß eine Bindung beziehungsweise Hybridisierung von
in der Probe vorhandenen Nucleinsäuren an die immo
bilisierte DNA-Mischung stattfinden kann und wobei
die gebundenen Nucleinsäuren nach einem gegebenen
falls erfolgenden Waschschritt von der immobili
sierten DNA-Mischung abgelöst werden.
Die Erfindung stellt also ein affinitätschroma
tographisches Verfahren zur Isolierung von Nuclein
säuren bereit, bei dem in einer Probe enthaltene
Nucleinsäuren mit einer immobilisierten, nur aus
Zufallssequenzen bestehenden DNA-Mischung in Kon
takt gebracht werden und diese DNA-Mischung spezi
fisch die in der Probe enthaltenen Nucleinsäuren,
zum Beispiel DNA oder RNA, bindet und damit von den
anderen Probenbestandteilen wie Kohlenhydraten,
Fetten etc. isoliert. Die dabei einzuhaltenden Hy
bridisierungsbedingungen wie Temperatur und Puffer
zusammensetzung hängen von der jeweiligen konkreten
Isolieraufgabe ab.
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung wird
unter einer nur aus Zufallssequenzen bestehenden
DNA-Mischung eine Mischung aus DNA-Zufallssequen
zen, die auch als random primers bezeichnet werden,
verstanden, die nicht spezifisch auf eine konkret
zu isolierende Nucleinsäure zusammengestellt ist,
sondern jede beliebige Nucleotidpermutation auf
weist, so daß unterschiedslos alle in der Probe
vorhandenen Nucleinsäuren mit für eine Hybridisie
rung ausreichende Kettenlänge gebunden werden. Die
DNA-Zufallssequenzen weisen eine im wesentlichen
einheitliche, aber beliebige Kettenlänge auf, vor
zugsweise eine durchschnittliche Kettenlänge von
10. Die nur aus Zufallssequenzen bestehende DNA-
Mischung weist also eine Vielzahl von unterschied
lichen DNA-Molekülen in Einzelstrangform auf, deren
Sequenz jeweils zufallsgemäß zusammengesetzt ist.
Bei der Herstellung dieser DNA-Mischung wird so
vorgegangen, daß im Verlauf der DNA-Synthese die
vier am DNA-Aufbau beteiligten Nucleoside, das
heißt Desoxyadenosin, Desoxyguanosin, Desoxycytidin
und Desoxythymidin sowie gegebenenfalls deren je
weilige Synthone, das heißt deren strukturanaloge
Modifikationen, pro DNA-Kettenverlängerungsschritt
in einem Mischungsverhältnis von 1 : 1 : 1 : 1 eingesetzt
werden. Das hat zur Folge, daß je Position in einer
DNA-Molekülkette alle vier Nucleoside mit gleicher
Wahrscheinlichkeit eingebaut werden. Eine DNA-
Mischung mit DNA-Zufallssequenzen von jeweils bei
spielsweise 10 Nukleotiden Länge, dargestellt durch
die Abfolge 5'NNNNNNNNNN3', wobei N für Desoxyade
nosin, Desoxyguanosin, Desoxythymidin und Desoxycy
tidin steht, repräsentiert demnach eine Mischung
aller einzelsträngiger DNA-Moleküle mit einer Ket
tenlänge von 10 Nucleotiden, das heißt 410 verschie
dene DNA-Moleküle. Die Anzahl von unterschiedlichen
DNA-Zufallsequenzen pro erfindungsgemäßer DNA-
Mischung beträgt demnach 4x, wobei x die Kettenlän
ge oder Nucleotidanzahl der DNA-Zufallssequenz ist.
In besonders vorteilhafter Ausgestaltung der Erfin
dung betrifft die Erfindung ein vorgenanntes ver
fahren, wobei die in der DNA-Mischung vorhandenen
4x Zufallssequenzen in gleichen, vorzugsweise in im
wesentlichen, molaren Mengenanteilen vorkommen. Die
erfindungsgemäß eingesetzte DNA-Mischung ist also
nicht im Hinblick auf eine konkrete Isolieraufgabe
hin entwickelt, sondern stellt vielmehr eine für
jede beliebige DNA- oder RNA-Isolieraufgabe ein
setzbare DNA-Mischung ohne jegliche konkrete DNA-
oder RNA-Spezifität dar. Die eingesetzte DNA-
Mischung ist nur insoweit spezifisch, als daß sie
Nucleinsäuren, das heißt DNA oder RNA, von anderen
Stoffen wie zum Beispiel Proteinen, Zuckern oder
ähnlichem trennen kann. Erfindungsgemäß kann jedoch
vorgesehen sein, durch geeignete Auswahl der Binde-
beziehungsweise Hybridisierungsbedingungen zwischen
zu isolierender Nucleinsäure und DNA-Mischung oder
der Lösebedingungen (Temperatur, Ionenstärke etc.)
DNA von RNA zu unterscheiden. Das erfindungsgemäße
Verfahren kann also in vorteilhafter Weise DNA-
oder RNA-spezifisch durchgeführt werden.
Selbstverständlich kann die erfindungsgemäß einzu
setzende DNA-Mischung auch andere Nucleoside wie
Desoxyinosin, Uridin, Pseudouridin, N2-Dimethyl
guanosin, N6-Isopentenyladenosin enthalten. Erfin
dungsgemäß kann auch vorgesehen sein, anstelle der
Desoxyribosederivate, Ribosederivate, also RNA-Bau
steine einzusetzen. Im Zusammenhang mit der vorlie
genden Erfindung wird unter einer DNA-Mischung ge
gebenenfalls also auch eine RNA-Mischung verstan
den.
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung wird
unter einer Probe jedes beliebige organische, anor
ganische oder organisch/anorganisches Material ver
standen, sofern dieses eine Nucleinsäure, also DNA
oder RNA, enthält. Eine Probe kann demgemäß eine
prokaryotische oder eukaryotische Zelle oder ein
Zellhomogenat, eine Virussuspension, Blut, Sperma,
Lymph- oder sonstige Körperflüssigkeit, Organ- oder
Gewebepräparat, Wasser- oder Bodenproben, Pflanzen
homogenate, Bernstein oder sonstiges sein.
Die Erfindung weist den Vorteil auf, daß aus einer
Probe bereits während des Probenaufschlusses in ei
nem einzigen Schritt hochspezifisch Nucleinsäuren
isoliert werden können und in reiner Form erhalten
werden, so daß diese direkt für andere Analyse-
oder Präparationsschritte, wie beispielsweise ein
PCR-Verfahren, eingesetzt werden können. Die erfin
dungsgemäße Vorgehensweise setzt in vorteilhafter
Weise keine kosten- und zeitintensiven Anpassungs
schritte des Verfahrens an die jeweilige Isolier
aufgabe voraus. Vielmehr kann das erfindungsgemäße
Verfahren direkt ohne weitere Modifikation für jede
beliebige Isolieraufgabe eingesetzt werden. So kann
das erfindungsgemäße Verfahren im Verlauf nahezu
jeden chemischen, physikalischen oder chemisch
physikalischen Aufschlusses organischen oder anor
ganischen Materials eingesetzt werden.
In besonders vorteilhafter Weise kann vorgesehen
sein, die mit der immobilisierten, nur aus Zu
fallssequenzen bestehenden DNA-Mischung in Kontakt
gebrachte Probe Ultraschalleinfluß, beispielsweise
bei 20 bis 30 kHz, auszusetzen, um einen Probenauf
schluß, insbesondere Zellaufschluß, zu erreichen.
Dies führt gleichzeitig zu einer Erwärmung des Re
aktionsgemisches aus Probe und immobilisierter DNA-
Mischung, so daß die in der Probe enthaltende DNA
denaturiert wird und beim Abkühlen an die immobili
sierte DNA-Mischung binden kann.
In besonders bevorzugter Ausführungsform der Erfin
dung ist vorgesehen, daß nach der Affinitätsbindung
der in der Probe vorhandenen Nucleinsäuren an die
DNA-Mischung Verunreinigungen mittels geeigneter
Pufferlösungen oder Wasser entfernt werden. Nach
dem erfolgten Waschschritt kann die affinitätsge
bundene Nucleinsäure durch Erhöhung der Umge
bungstemperatur, beispielsweise auf mindestens
70°C, zum Beispiel Siedetemperatur, in Gegenwart
eines geeigneten Lösemittels, zum Beispiel einer
Pufferlösung oder Wasser, von der DNA-Mischung ab
gelöst werden. Die Ablösung kann auch durch Erhö
hung der Ionenstärke des Lösepuffers oder eine Ver
änderung des pH-Wertes erfolgen. Die erhaltene
Nucleinsäure ist frei von Verunreinigungen und kann
insbesondere durch PCR-Verfahren, auch in Gegenwart
der immobilisierten DNA-Mischung, amplifiziert wer
den.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch eine Vor
richtung, insbesondere eine Affinitätsmatrix, zur
Isolierung von Nucleinsäuren aus einer Probe, ins
besondere zur Durchführung eines vorgenannten Ver
fahrens, umfassend eine nur aus Zufallssequenzen
bestehende, vorstehend beschriebene, DNA-Mischung,
die an einer Matrix immobilisiert ist. Die Erfin
dung sieht also eine Vorrichtung, insbesondere eine
Affinitätsmatrix, vor, mit Hilfe derer das vorge
nannte Verfahren durchgeführt werden kann, insbe
sondere mit Hilfe derer Nucleinsäuren aus einer be
liebigen Probe in einfacher und kostengünstiger
Weise isoliert werden können.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfaßt eine Ma
trix, die beispielsweise als Membran, als Kügelchen
(beads) oder Säulengel ausgeführt sein kann und als
Träger oder Grundgerüst für die nur aus Zufallsse
quenzen bestehende DNA-Mischung fungiert. Es kann
auch vorgesehen sein, magnetische Partikel, zum
Beispiel Kügelchen, als Matrix einzusetzen.
Die Erfindung sieht in vorteilhafter Weise vor, als
Material für die Matrix ein chemisch und physika
lisch weitgehend inertes Material einzusetzen, wie
Glas oder Kunststoff, zum Beispiel Polystyrol oder
Polypropylen.
Insbesondere muß das Material geeignet sein, Tempe
raturunterschiede in einem Intervall zwischen 10°C
und 90°C, pH-Unterschiede in einem Intervall zwi
schen 0 bis 14 und Natrium- beziehungsweise Calium
chloridionenkonzentrationen in einem Intervall von
10 mM bis 2 M ohne Veränderung der Materialeigen
schaften zu tolerieren. Darüber hinaus muß das ein
gesetzte Material unlöslich in Wasser Detergentien
und Tensidmischungen sowie chemisch inert gegenüber
chaotropen Reagenzien, wie zum Beispiel Isogua
nidinthiocyanat, sein.
Die Matrix ist in vorteilhafter Weise auf ihrer
Oberfläche modifiziert, beispielsweise durch das
Aufbringen von Biomolekülen, die hochaffin an der
Oberfläche des Matrixmaterials binden. Ein derarti
ges auf der Matrix immobilisiertes Biomolekül kann
zum Beispiel Streptavidin sein. Die Matrixoberflä
che kann jedoch auch derart modifiziert sein, daß
eine kovalente Bindung zwischen den Zufallssequen
zen der DNA-Mischung und der Matrix ermöglicht
wird. Demgemäß kann die Matrix Aminogruppen aufwei
sen, die über einen Dialdehydspacer beziehungsweise
ein Dialdehydverbindungsmolekül, zum Beispiel Glu
tardialdedyd, unter Bildung einer Schiff'schen Base
mit einer zum Beispiel am 5'-Ende der DNA-Zufalls
sequenzen eingeführten Aminofunktion eine Bindung
eingehen kann. Erfindungsgemäß kann vorgesehen
sein, die Matrix vor Modifizierung ihrer Oberfläche
zu reinigen, zum Beispiel mit Salpetersäure. Zudem
sieht die Erfindung in vorteilhafter Ausführungs
form vor, die Oberfläche der Matrix vor der Modifi
zierung zu silanisieren.
Die Zufallssequenzen der DNA-Mischung weisen demge
mäß zum Zweck der Immobilisierung an der Matrix
ebenfalls Modifikationen, vorzugsweise am 5'-Ende,
auf. Derartige Modifikationen können beispielsweise
mit dem 5'-Ende der DNA-Zufallssequenz verbundene
Biomoleküle wie Biotin sein, die hochaffin an auf
der Matrix immobilisierte andere Biomoleküle bin
den, wie beispielsweise Streptavidin. Es kann auch
vorgesehen sein, Aminofunktionen in die DNA-
Zufallssequenzen einzuführen, so daß diese unter
Bildung einer Schiff'schen Base mit an der Matrix
immobilisierten Aldehydgruppen kovalent binden kön
nen.
In jedem Fall werden die modifizierten DNA-
Zufallssequenzen in Einzelstrangform, also die DNA-
Mischung, und die modifizierten Matrix miteinander
in Kontakt gebracht, so daß die DNA-Mischung an der
Matrix immobilisiert wird. Die mit der erfindungs
gemäß einzusetzenden DNA-Mischung beladene Matrix
wird im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
auch als Affinitätsmatrix bezeichnet.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung oder Affinitätsma
trix kann in vorteilhafter Weise auch auf der Ober
fläche von Partikeln aufgebracht werden, die im
Rahmen eines Aufschlusses dem Aufschluß zu- bezie
hungsweise ausgesetzt werden.
Die Erfindung betrifft auch die Verwendung einer
nur aus Zufallssequenzen bestehenden DNA-Mischung,
insbesondere einer gleichteiligen Mischung, aus 4x
verschiedenen DNA-Zufallssequenzen, wobei x gleich
der Kettenlänge der DNA-Zufallssequenz ist, vor
zugsweise 10, zur Isolierung von Nucleinsäuren aus
einer Probe.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen
und dazugehöriger Figuren näher erläutert.
Die Figuren zeigen:
Fig. 1 eine Matrix einer erfindungsgemäßen Vor
richtung,
Fig. 2 eine erfindungsgemäße Vorrichtung bezie
hungsweise DNA-Affinitätsmatrix,
Fig. 3 ein Elektropherogramm und
Fig. 4 zwei Chromatogramme der Bindung von Stan
dard-DNA an unbehandelte und behandelte
Glasperlen.
Die Fig. 1 zeigt eine Matrix 10, die in Form einer
Membran 1 ausgeführt ist. Die Membran 1 ist auf ih
rer Oberfläche mit Streptavidinmolekülen 3 be
schichtet.
Die Fig. 2 stellt eine Affinitätsmatrix 100 dar,
die hergestellt wurde, indem die Matrix 10 mit 5'
modifizierten chemisch oder synthetisch hergestell
ten DNA-Zufallssequenzen 7, 7', 7" einer DNA-Mi
schung in Einzelstrangform in Kontakt gebracht wur
de, wobei die 5'-Modifikation der DNA-Zufallsse
quenz diese in die Lage versetzt, hochaffin an die
Streptavidinmoleküle 3 zu binden. Die Fig. 2
stellt dar, daß die 5'-Enden der DNA-Zufallsse
quenzen 7, 7', 7" jeweils an Biotin 5 gebunden
sind. Die Biotinmodifikation am 5'-Ende der DNA-
Zufallssequenzen 7, 7', 7" bindet hochaffin an die
immobilisierten Spreptavidinmoleküle 3, so daß eine
auf einer Matrix 10 immobilisierte DNA-Mischung mit
den einzelnen DNA-Zufallssequenzen 7, 7', 7" ge
bildet wird.
Für die Versuche wurden Ballotini Micro-Glaskugeln
Typ 3000 der Firma Potters-Ballotini GmbH, Kirch
heimbolanden verwendet. Ihre Größe war mit bis zu
50 µm angegeben. Um das Ausgangsmaterial zu reini
gen und die Oberfläche für die Silanisierung vorzu
bereiten, wurden die Glaskügelchen in Salpetersäure
gekocht. 50 g der Glaskügelchen wurden in einen
1 l-Dreihalskolben mit Rücklaufkühler zu 500 ml
circa 7%iger Salpetersäure gegeben. Über einen
Heizpilz wurde bis zum Sieden erhitzt und 1 Stunde
unter Rückfluß gekocht. Währenddessen wurde über
einen Magnetrührer mit Rührfisch gerührt. Nach dem
Erkalten wurde die überstehende Flüssigkeit abde
kantiert. Die Glaskügelchen wurden dreimal mit Was
ser in MilliQ-Qualität gewaschen und über eine Nut
sche abfiltriert. Bei 95°C wurden sie über Nacht im
Trockenschrank getrocknet. Da nach dem Trocknen mit
bloßem Auge noch Verunreinigungen zu erkennen wa
ren, wurde der gesamte Reinigungsvorgang nochmals
wiederholt.
10 g der trockenen und gereinigten Glaskügelchen
wurden zu 200 ml trockenem Methanol in einen 250 ml
Einhals-Rundkolben gegeben. Der Kolben wurde mit
Argon gespült. Es wurden 20 ml 3-Aminopropyltrime
thoxysilan (Fluka) zugegeben. Als Katalysator wur
den 0,5 ml Triethylamin zugesetzt. Der Ansatz wurde
2 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die Reakti
onslösung wurde abdekantiert und die Glaskügelchen
mit Wasser (MilliQ) gewaschen und über eine Nutsche
abfiltriert.
Zunächst wurde aus 160 ml 0,1 M K2HPO4 und 40 ml
0,1 M KH2PO4 ein Kaliumphosphatpuffer hergestellt
und auf pH 7,5 eingestellt. Aus 10 ml 25%iger Glu
tardialdehyd-Lösung und 90 ml des Kaliumphosphat
puffers wurde eine 2,5%ige Glutardialdehyd-Lösung
hergestellt. Zu 40 ml der 2,5%igen Glutardialdehyd-
Lösung wurden 4 g der silanisierten Glaskügelchen
zugegeben und circa 1 Stunde bei Raumtemperatur ge
rührt. Die Glaskügelchen wurden anschließend mit
Wasser, Kaliumphosphatpuffer und wieder gut mit
Wasser gewaschen.
Oligonukleotide (1 µmol pro Ansatz) (15-mere, jedes
15-mer in gleicher Konzentration, das heißt, es
liegt eine Verteilung sämtlicher theoretisch mögli
cher Oligomere mit den Nucleotiden A, T, G und C in
jeweils gleichen Anteilen vor, Firma Interactiva,
Ulm, Deutschland) wurden in 1 ml Kaliumphosphatpuf
fer aufgenommen. In einem 15 ml Röhrchen (Greiner
GmbH) wurde zu 4 ml Kaliumphosphatpuffer 1 g der
silanisierten und mit Glutardialdehyd aktivierten
Glaskügelchen sowie 1 ml der Primer-Lösung zugege
ben. Der Ansatz wurde kurz in Eis gekühlt. Über
Nacht wurde das Röhrchen im Kühlraum auf einen Rol
ler gelegt und dort 17 Stunden gerollt. Die Glaskü
gelchen wurden in einer Minifuge (Heraeus) 5 Minu
ten bei 1500 U/min abzentrifugiert. Der Überstand
wurde abdekantiert und zunächst im Kühlschrank auf
bewahrt. Das Pellet wurde dreimal in circa 6 ml Ka
liumphosphatpuffer aufgenommen und abzentrifugiert,
um ungebundene Primer auszuwaschen. Die Kügelchen
wurden mit Wasser (MilliQ) aufgeschlemmt und je zur
Hälfte in zwei Eppendorfhütchen gegeben. Die eine
Hälfte wurde so eingefroren, die andere Hälfte wur
de in 3 Durchgängen zu je 10 Minuten in der Speed
vac getrocknet und ebenfalls im Gefrierschrank ge
lagert. Um abschätzen zu können, ob tatsächlich
Primer gebunden wurden, wurden von der Primer-
Stammlösung und vom Überstand nach dem Anfügen UV-
Spektren bei 260 mm aufgenommen. Aus den Spektren
wurde die jeweilige Primer-Konzentration ermittelt.
In einem Reaktionsgefäß wurden 102 bis 109 der auf
zuschließenden Zellen in 0,05 bis 1 ml eines Puf
fers der Zusammensetzung 137 mM NaCl, 2,7 mM KCl,
1,5 mM KH2PO4 und 8,1 mM Na2HPO4, pH = 7,0, vorge
legt. Anschließend wurden 50 bis 500 mg der Oligo
nukleotid-beschichteten Affinitätsperlen zugegeben.
Zum Aufschluß der Zellen wurde in die entstehende
Mischung Ultraschall der Frequenz 20 bis 30 kHz
über einen Becherresonator eingekoppelt. Das Reak
tionsgemisch erwärmte sich dabei auf durchschnitt
lich 80°C, was ausreichte, die freigesetzte doppel
strängige DNA zu denaturieren, so daß sie beim Ab
kühlen der Reaktionsmischung durch Hybridisierung
an die Affinitätsmatrix zu binden vermochte. Durch
Unterschichten des Reaktionsgemisches mit Chloro
form wurde eine Phasentrennung herbeigeführt, wobei
sich die Glasperlen, aufgrund ihres hohen spezifi
schen Gewichtes in der Chloroformphase anreicher
ten. Der wäßrige Überstand, der neben Zelltrümmern
alle wasserlöslichen Bestandteile des Zellauf
schlusses enthält, wurde abgenommen und die Glas
perlen, denen die zu isolierende DNA anhaftete, im
Vakuum getrocknet.
Wurde die Isolierung der DNA an Dynabeads durchge
führt, wurden 50 µl Zellysat mit 50 µl konjugierten
Dynabeads der Konzentration 5 mg/ml in einem Puffer
der Zusammensetzung 20 mM Tris/HCl pH = 7,5, 1 M
LiCl, 2 mM EDTA, versetzt. Das resultierende Ge
misch inkubierte hier für 10 Minuten auf einem Rol
ler und für weitere 10 Minuten im Stehen. Die mit
DNA beladenen Partikel wurden magnetisch separiert
und zweimal mit je 100 µl Waschpuffer nach Herstel
lerangaben gewaschen.
Die DNA enthaltenden Affinitätsmatrices wurden
wahlweise in Wasser oder einem Puffer der Zusammen
setzung 10 mM Tris, 1 mM EDTA, ph = 8,0 aufgewärmt.
Die resultierende Suspension wurde 10 Minuten zum
Sieden erhitzt, wobei sich die an die Affinitätsma
trix gebundene DNA löste und mit dem Überstand, in
der Hitze, abgenommen werden konnte.
In einem ersten Experiment wurde die prinzipielle
Durchführbarkeit der Isolierung von DNA an immobi
lisierten DNA-Zufallssequenzen (15-mere, wie in
Beispiel 2) gezeigt. Dazu wurden am 5'-Ende bio
tinylierte DNA-Zufallssequenzen an kommerziell er
hältliche Streptavidin-beschichtete magnetische
Partikel immobilisiert und ihre DNA-Bindungseigen
schaften mit den Bindungseigenschaften eines kom
merziell erhältlichen DNA-Isolierungssystems (DYNAL
Direct) verglichen. Als Referenz-DNA diente ein das
MIF-Gen enthaltendes Plasmid, das aus intakten
Escherichia coli Zellen durch chemischen Zellauf
schluß freigesetzt wird. Nach der Plasmid-
Isolierung wurde das MIF-Gen mit einem geeigneten
Sondenpaar amplifiziert und die PCR-Produkte elek
trophoretisch getrennt. Die Ergebnisse dieser Ver
gleichsuntersuchungen sind in Fig. 3 dargestellt.
Die Bahnen 3 und 4 des Elektropherogramms repräsen
tieren das MIF-PCR-Produkt von Plasmid-DNA, die an
DNA-Zufallssequenzen isoliert werden konnte. Dem
sind in den Bahnen 5 und 6 die MIF-PCR-Produkte der
mit Hilfe des kommerziellen Systems isolierten
Plasmid-DNA gegenübergestellt. Es zeigt sich weder
ein qualitativer, noch ein quantitativer Unter
schied zwischen beiden Isolierungsstrategien.
Die als Affinitätsmatrix zur DNA-Isolierung herge
stellten Glasperlen nach Beispiel 2 wurden in eine
HPLC-Leersäule übergeführt und dort auf ihre DNA-
Bindungskapazität untersucht. Ein wesentlicher Vor
teil säulenchromatographischer Verfahren gegenüber
sogenannten Batch-Verfahren ist ihre hohe Reprodu
zierbarkeit und die Möglichkeit, die Versuchsbedin
gungen (Flußrate, Laufmittel, Temperatur) auf ein
fache Weise variieren zu können. Die Fig. 4 stellt
Chromatogramme der Bindung von Standard-DNA (je
weils 25 µg) bei 50°C und einem Puffer der Zusam
mensetzung 10 mM Tris, 1 mM EDTA, 100 mM NaCl,
pH = 8,0 an unbehandelte Glasperlen und an Glasper
len mit immobilisierten DNA-Zufallssequenzen dar.
Die Differenz der Flächen unter den Kurven
(Kurve 1: Glasperlen ohne DNA-Zufallssequenz;
Kurve 2: Glasperlen mit DNA-Zufallssequenz)
entspricht der DNA-Bindungskapazität der Affini
tätsmatrix. Die Flußrate betrug jeweils 0,1 ml/min.
Unter den gewählten Bedingungen zeigte sich (vgl.
Fig. 4), daß die DNA-Bindungskapazität der mit Zu
fallssequenzen beschichteten Glasperlen die Bin
dungskapazität unbeschichteter Glasperlen um das
7,16 fache übertraf.
Claims (13)
1. Verfahren zur Isolierung von Nucleinsäuren aus
einer Probe, wobei eine immobilisierte, nur aus Zu
fallssequenzen bestehende DNA-Mischung mit der Pro
be so in Kontakt gebracht wird, daß eine Bindung
von in der Probe vorhandenen Nucleinsäuren an die
immobilisierte DNA-Mischung stattfinden kann und
wobei die gebundenen Nucleinsäuren nach einem gege
benenfalls erfolgenden Waschschritt von der immobi
lisierten DNA-Mischung abgelöst werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die immobili
sierte, nur aus Zufallssequenzen bestehende DNA-
Mischung unter Einfluß einer Ultraschallbehandlung
mit der Probe in Kontakt gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die ge
bundenen Nucleinsäuren durch Erhöhung der Tempera
tur, insbesondere auf 70°C, in Gegenwart eines Lö
semittels abgelöst werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wo
bei das Lösemittel, das Waschmittel oder beides
Wasser oder eine Pufferlösung ist.
5. Vorrichtung zur Isolierung von Nucleinsäuren aus
einer Probe, insbesondere zur Durchführung eines
Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, umfas
send eine nur aus Zufallssequenzen (7, 7', 7") be
stehende DNA-Mischung, die an einer Matrix (10) im
mobilisiert ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, wobei die DNA-
Mischung 4x verschiedene DNA-Zufallssequenzen
(7, 7', 7") aufweist, mit x gleich der Anzahl der
Nucleotide pro DNA-Zufallssequenz, vorzugsweise mit
x gleich 10.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 oder 6,
wobei in der DNA-Mischung die Zufallssequenzen
(7, 7', 7") zu, vorzugsweise im wesentlichen, glei
chen Anteilen vorhanden sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
wobei jede Zufallssequenz (7, 7', 7") am 5'-Ende mo
difiziert, insbesondere biotinyliert, ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8,
wobei jede einzelne DNA-Zufallssequenz (7, 7', 7")
am 5'-Ende eine Aminogruppe aufweist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
wobei die Oberfläche der Matrix (10) immobilisierte
Biomoleküle (3) zur Bindung der DNA-Mischung auf
weist, insbesondere Streptavidin.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
wobei die Oberfläche der Matrix (10) Aminogruppen
aufweist, an die Dialdehydgruppen gebunden sind.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 11,
wobei die Matrix (10) als Membran (1) oder Säulen
gel ausgeführt ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 12,
wobei die Vorrichtung auf der Oberfläche von Parti
keln aufgebracht ist.
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