Hintergrund
der Erfindung und Stand der Technik
Die Inositol-Phospholipide (Phosphoinositide)
sind die Ausgangsverbindungen bei der Bildung der Botenstoffe Inositol
1,4,5-trisphosphat {Ins(1,4,5)P3} und Diacylglycerol
{DAG}.
In der Plasmamembran wie auch in
der nukleären
Membran (v.a. in der inneren Membran) ist das Polyphosphoinositid
Phosphatidylinositol 4,5-bisphosphat {PtdIns(4,5)P2}
enthalten. Dieses wird aus Phosphatidylinositol {PtdIns} durch zwei
spezifische Phosphoinositid-Kinasen der Plasma- und der Kernmembran,
PI4K und PI4P5K, welche zunächst
(durch PI4K) die 4-Position des Inositolringes des PtdIns zum Phosphatidylinositol-4-Phosphat
{PtdIns4P} und in einer zweiten Phosphorylierungsreaktion (durch
PI4P5K) die 5-Position des PtdIns4P zum PtdIns(4,5)P2 phosphorylieren.
Die hydrolytische Spaltung dieses Phosphoinositides in DAG und Ins(1,
4, 5)P3 erfolgt durch Phospholipase C (PLC)
(Berridge und Irvine, 1984), welche ebenfalls sowohl an der Plasmamembran
als auch an der Kernmembran (Maraldi et al., 1999) aktivierbar ist.
Es konnten verschiedene Isoformen
der PLC in unterschiedlichen Geweben von Säugetieren nachgewiesen werden.
Diese Isoformen werden in die drei Gruppen β, γ und δ eingeteilt
(Berridge, 1993). Die Aktivierung von PLC erfolgt über zwei
unterschiedliche Wege. Eine Vielzahl G-Protein-gekoppelter Rezeptoren
(Dessauer et al., 1996), z.B. für
die Agonisten Acetylcholin, Histamin und Vasopressin, stimuliert
die Subtypen der Isoform PLC-ß an der Plasmamembran. Durch
die Bindung von Wachstumsfaktoren (EGF, PDGF etc.) an Rezeptor-Tyrosinkinasen findet
eine Dimerisierung dieser Rezeptoren und hierdurch wiederum die
gegenseitige Phosphorylierung (sogenannte Autophosphorylierung)
von Tyrosinresten statt. Über
die SH2-Domänen,
die in der γ-Isoform der PLC vorkommen, kann diese Isoform
des Enzyms an die Tyrosinphosphat-Domänen
des aktivierten Rezeptors binden. Durch diese Membrantranslokation – nur dort
ist das Substrat der PLC vorhanden – sowie durch Phosphorylierung
von Tyrosinresten dieser Isoform erfolgt eine Aktivierung der PLC-?
(Berridge, 1993). Der Aktivierungsmechanismus für die PLC-δ konnte
bislang noch nicht im Detail aufgeklärt werden. Das Enzym besitzt
ein EF-Hand-Motiv, wodurch eine Beeinflussung der Aktivität durch
Calcium möglich
ist (Berridge, 1993). Weiterhin besitzt es eine außerhalb
des katalytischen Zentrums gelegene Bindungsdomäne für PtdIns(4,5)P2 so
dass vermutet werden kann, dass diese Isoform durch Calcium und
die Verfügbarbeit
von Substrat aktiviert werden könnte.
Das fettlösliche DAG verbleibt in der
Plasma- bzw. Kernmembran und aktiviert die Ca2+-
und DAG-abhängigen
Isoformen der Proteinkinase C (PKC), die durch Phosphorylierung
von Zellproteinen an zahlreichen intrazellulären Regulationsmechanismen
beteiligt sind.
DAG wird nun zum einen durch Lipasen
unter Entstehung von Arachidonsäure
deacyliert, die Vorstufe für
die Synthese von ebenfalls als Botenstoffe agierenden Eicosanoiden
ist. Zum anderen wird DAG nach Transport zum ER durch eine spezifische
DAG-Kinase zur Phosphatidsäure
phosphoryliert und anschließend unter
Beteiligung von Cytidin-5'-triphosphat
(CTP) in CDP-Diacylglycerol umgewandelt. Mit myo-Inositol wird hieraus
PtdIns synthetisiert. PtdIns wird durch einen PtdIns Carrier zur
Plasmamembran und zur Kernmembran zurücktransportiert und in diesen
Membranen erfolgt nun die Resynthese von PtdIns(4,5)P2 über PtdIns4P (Shears,
1991), wodurch der "Phosphoinositidzyklus" in seinem Lipidanteil
geschlossen wird.
Das wasserlösliche Ins(1,4,5)P3 diffundiert
in das Zytosol und bindet an den Ins(1,4,5)P3-Rezeptor
des endoplasmatischen Retikulums (ER), bei dem es sich um einen
tetrameren intrazellulären
Rezeptor-Ca2–-Kanal
handelt (Berridge, 1993). Hierdurch wird dieser Kanal geöffnet, so
dass im Lumen des ER gespeichertes Ca2+ in
das Zytosol ausströmt.
Intrazelluläres
Calcium spielt eine große
Rolle in vielen zellulären
Prozessen wie z.B. Zellwachstum, Zellmobilität, Muskelkontraktion und Sekretion.
Die Inaktivierung des Ins(1,4,5)P3-Signals kann durch zwei Metabolisierungswege
erfolgen. Durch Isoformen I bis III der Inositolpolyphosphat-5-phosphatase
wird Ins(1,4,5)P3 an der 5-Position zum
Ins(1,4)P2 dephosphoryliert. Weitere Dephosphorylierungen
folgen in der 1- und 4-Position unter Bildung von myo-Inositol, welches
in die Resynthese von Phosphoinositiden eingeht (Mayr, 1988; Shears,
1991). Erst hierdurch wird der "Phosphoinositidzyklus" auch in seinem Inositolphosphatanteil
geschlossen.
Der andere Metabolisierungsweg ist
die Phosphorylierung von Ins(1,4,5)P3 an
der 3-Position mit Hilfe von Inositol 1,4,5-trisphosphat 3-Kinasen
{Ins(1,4,5)P3-3-Kinasen oder IP3K's} zum Inositol 1,3,4,5-tetrakisphosphat
{Ins(1,3,4,5)P4} (Irvine et al., 1986) .
Inositol 1,4,5-trisphosphat
3-Kinase (IP3K)
Inositol 1,4,5-trisphosphat 3-Kinase
(IP3K) Aktivität
wurde ubiquitär
in allen bisher untersuchten tierischen Geweben gefunden (Irvine
et al., 1986). Dieses Enzym spielt eine zentrale Rolle in dem anabolen
Signal-Stoffwechsel von Inositolphosphaten in tierischen Zellen.
Es metabolisiert den sekundären
Botenstoff Ins(1,4,5)P3 unter Mitwirkung
von ATP zum Ins(1,3,4,5)P4. Hierdurch wird
nicht nur der sekundäre
Botenstoff Ins(1,4,5)P3 eliminiert, sondern
in Form dieses 3-phosphorylierten Produktes ein Hauptsubstrat für die Biosynthese
aller höher
phosphorylierten Inositole (Inositoltetrakis-, -pentakis- und -hexakisphosphate)
gebildet. Die Ins(1,4,5)P3 3-Kinasen binden
Ins(1,4,5)P3 mit hoher Affinität und hoher
Spezifität.
Dieses wird anhand der niedrigen Km-Werte verdeutlicht,
die in einem Bereich von 0.4 – 2.1 μM gefunden
wurden (Ryu et al., 1987; Yamaguchi et al., 1988; Shin et al., 1995;
Bertsch et al., 1999).
Isoformen der IP3K
Dieses Enzym wurde aus der glatten
Muskulatur der Schweineaorta, aus Rattenhirn, aus Rattenleber, aus
Rinderhirn und aus menschlichen Thrombozyten aufgereinigt. Die ermittelten
Molekulargewichte der IP3K aus diesen verschiedenen Quellen liegen
in einem Bereich von 32 – 93
kDa. Diese Heterogenität
der Polypeptide war auf die Existenz von Isoformen der Kinase (Takazawa
et al., 1990) oder auf eine Proteolyse während der Proteinaufreinigung
(Lee et al., 1990) zurückzuführen. Weiterhin
wurde die Ins(1,4,5)P3 in Makrophagen, in
humanen Lymphozyten, im Rattenthymus und in der Retina identifiziert.
Aus etlichen Organen menschlicher
sowie tierischer Herkunft ist es gelungen, cDNA's für
verschiedene Isoformen der IP3K zu klonieren. Unter Verwendung von
spezifischen Antikörpern
konnte erstmals ein cDNA-Klon aus Rattenhirn isoliert werden, der
für ein
ca. 50 kDa großes
Polypeptid mit IP3K Aktivität
bei rekombinanter Expression codiert (Choi et al., 1990, Takazawa
et al., 1990b). Die Expression dieser cDNA in COS-Zellen führte zur
Synthese eines 53 kDa großen
Polypeptides, welches mit der aus Rattenhirn gereinigten IP3K übereinstimmte
(Choi et al., 1990). Dieses IP3K Enzym wird sehr spezifisch nur
im ZNS exprimiert (die mRNA ist auch im Hoden exprimiert) und hat
den Namen IP3K-A erhalten.
1991 konnten zwei unterschiedliche
cDNA-Klone aus menschlichem Hirngewebe isoliert werden, die als
Isoform A und B bezeichnet wurden (Takazawa et al., 1991a, Takazawa
et al., 1991b). Der Klon der Isoform A weist eine 93%-ige Homologie
zur cDNA aus Rattenhirn auf (Takazawa et al., 1991b). Zwischen den
Isoformen A und B dagegen liegen größere Unterschiede in der Sequenz
vor. Diese kommen hauptsächlich
im Bereich der in der Isoform B längeren N-terminalen Domäne vor,
deren Funktion bislang noch nicht vollständig geklärt ist. Die größte Homologie
besitzen diese Isoformen in ihrer C-terminal gelegenen katalytischen
Domäne
(Takazawa und Erneux, 1991). Auch in einer allen Isoformen eigenen
Calmodulin-Bindungsdomäne,
welche direkt N-terminal vor der katalytischen Domäne gelegen
ist, sind die Aminosäuresequenzen
stark konserviert. Erst 2001 konnten durch die Arbeitsgruppe von
Mayr (siehe Genbank gi:14329671) sowie durch Dewaste (Dewaste et
al., 2002) Volllängenformen
der Isoformen B aus Ratte und Mensch kloniert werden. Während die c-DNAs
für die
Isoformen A von Ratte und Mensch jeweils ein Protein von 51 kDa
codieren, codieren die Volllängen
cDNAs für
die Isoformen B von Ratte und Mensch jeweils für ein Polypeptid von ca. 102
kDa. Sie besitzen also eine jeweils ca. 65 kDa große N-terminale
Domäne
mit noch weitgehend unbekannter Funktion. Der Grund für die zuvor
gefundenen kürzeren
codierenden cDNAs für
die Isoform B waren Fehler sowohl bei der Klonierung einer für ein 75
kDa langes Polypeptid codierenden cDNA der Ratte (Thomas et al.,
1994) als auch bei der Klonierung einer für ein 64 kDa Polypeptid codierenden
humanen cDNA (Vanweyenberg et al., 1995). Diese kürzeren Proteine
wie auch bis hin zur C-terminal gelegenen katalytischen Domäne verkürzte Fragmente
des Enzyms waren bei rekombinanter Expression jeweils aktiv.
Die aus humanen Thrombozyten isolierte,
ca. 80 kDa große
IP3K wurde nicht von spezifischen Antikörpern, die Peptidsequenzen
der humanen Isoformen A und B erkennen, detektiert. Dies gab Anlass
für die Annahme
einer dritten Isoform der IP3K (Communi et al., 1994). Eine solche
dritte Isoform C wurde mittlerweile kloniert und im Humangenom gefunden.
Eine cDNA- dieser
Isoform wurde aus humanem Placenta- sowie aus humanem Schilddrüsengewebe
im Jahr 2000 kloniert und sie kodiert für ein 75 kDa Polypeptid mit
IP3K-Aktiviät
bei rekombinanter Expression (Untersuchungsergebnisse der Erfinder;
Dewaste et al., 2000) .
In Vogelerythrozyten konnten zwei
Formen der Ins(1,4,5)P3 3-Kinase nachgewiesen
werden. Hierbei handelt es sich um eine lösliche, Ca2–/Calmodulin
(Ca2–/CaM)
-insensitive und um eine membrangebundene mäßiggradig Ca2+/CaM-sensitive
Form der Kinase (Morris et al., 1987). Die cytosolische, Ca2+/CaM-insensitive Form konnte gereinigt
und kloniert werden (Bertsch et al., 1999). Es handelte sich bei
dem sehr aktiven aus Erythrozyten gereinigten Enzym um ein 34 kDa
großes,
ganz offensichtlich N-terminal proteolytisch trunkiertes Polypeptid,
welches nur noch die katalytische Domäne enthält. Auch ein entsprechend trunkiertes,
bakteriell exprimiertes und gereinigtes Enzym zeigte identische
enzymatische Eigenschaften. Die aus der vollständig klonierten cDNA abgeleitete
Aminosäuresequenz
des codierten ca. 51 kDa großen
Polypeptides weist vor allem in einer ca. 15 kDa großen Domäne N-terminal
von der CaM Bindungsdomäne
eine sehr hohe Homologie zu allen zuvor klonierten Isoformen A auf
und nahezu keine Sequenzidentitäten
zu den Isoformen B und C. Auch in der katalytischen Domäne weist
diese Isoform am meisten Aminosäureidentitäten mit
der Isoform A auf. Es handelt sich demnach klar um avine IP3K-A.
Anhand von Northernblot-Untersuchungen
konnte eine gewebe- und
zellspezifische Expression der IP3K Isoformen in Mensch und Ratte
nachgewiesen werden. Die mRNA der Isoform A wird speziell im Gehirn und
im Hoden der Ratte exprimiert, wobei Peptidantikörper nur einen klaren Nachweis
des Enzyms im Gehirn ermöglichten.
Die mRNA für die Isoform B dagegen wird
hauptsächlich
in der Lunge, im Thymus, im Herzen, im Hoden und im Gehirn exprimiert.
Weiterhin konnte die mRNA für
IP3K-B in der humanen nicht-differenzierten promyelozytischen Leukämiezelllinie
(HL-60) sowie in der humanen Gliomazelllinie (HTB-138) identifiziert
werden (Vanweyenberg et al., 1995).
Die humane Isoform C der IP3K wird
im Pankreas, im Skelettmuskel, in der Leber, in der Lunge und in
der Plazenta exprimiert. Ebenso konnte eine geringere Expression
in der Niere sowie im Gehirn nachgewiesen werden (Dewaste et al.,
2000). Diese Isoform ist offensichtlich in einigen Blutzelllinien
vorhanden und wird (zumindest bei der Ratte) in bestimmten Epithelzellen
besonders stark (Untersuchungen der Erfinder) und in den meisten
anderen Geweben nur schwach exprimiert.
Regulation der IP3K
Neben den verschiedenen Molekulargewichten,
den Unterschieden in der Aminosäuresequenz
sowie den unterschiedlichen gewebe- und zellspezifischen Expressionsmustern
der drei Isoformen der IP3K konnten auch Unterschiede in der Regulation
der Kinaseaktivität
nachgewiesen werden.
Die Aktivität der IP3K wird sowohl durch
Ca2+/CaM als auch durch Proteinphosphorylierung
reguliert (Communi et al., 1995). Das aus verschiedenen Gewebe und
Zelltypen gereinigte Enzym wird sehr unterschiedlich stark durch
Ca2+/CaM stimuliert. Während die Isoform A bereits
ohne CaM-Aktivierung sehr aktiv ist und durch Ca2+-CaM
etwa um den Faktor 2 aktiviert wird, wird die Isoform B, welche
ohne CaM Aktivierung nur gering aktiv ist, durch CaM sehr stark
aktiviert. Die Isoform C scheint durch Ca2+-CaM
schwächer
als die Isoform B aktiviert zu werden (Dewaste et al., 2000).
Mehrere Studien ergaben, das IP3K
durch PKC und cAMPabhängige
Proteinkinase (PKA) phosphorylierbar sind. Es konnte gezeigt werden,
dass eine Phosphorylierung der IP3K-A aus Rattenhirn durch PKA zu
einer 1.8-fachen Erhöhung
der Enzymaktivität
führte.
Wurde dagegen dieses Protein mittels der PKC phosphoryliert, reduzierte
sich die Aktivität
auf 25 der basalen Aktivität
(Lin et al., 1990; Sim et al., 1990; Woodring und Garrison, 1997).
Weiterhin wurde die IP3K-A durch die Calcium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase (CaMK-)
phosphoryliert, wodurch die Enzymaktivität um das 8–10-fache anstieg und der Km-Wert für
CaM sich von 52 nM auf 2 nM verringerte (Communi et al., 1997).
Entsprechend den Untersuchungen der Erfinder ist eine entsprechende
Regulation auch an der Isoform B nachzuweisen.).
In Rattenfibroblasten konnte eine
weitere Regulation der IP3K beobachtet werden. Wurden diese Zellen
mit dem Onkogen v-src transformiert, erhöhte sich die Aktivität der Kinase
um das 6–8-fache
im zytosolischen Extrakt (Johnson et al., 1989; Mattingly et al.,
1991; Woodring & Garrison,
1996). Dieses lässt
auf eine Beteiligung von Proteintyrosinkinasen an der Regulation
schließen,
da durch die Transformation mit v-src das Produkt pp60v-src gebildet
wird, welches Tyrosinkinaseaktivität besitzt. Allerdings scheint
nicht das Enzym selbst phosphoryliert zu werden, da in allen drei
Isoformen keine prädizierten
Tyrosin-Phosphorylierungsstellen gelegen sind.
Schlüsselrolle der IP3K bei Signaltransduktion
und Biosynthese hochphosphorylierter Inositolphosphate.
Die zentrale Bedeutung der IP3K wird
auch durch das ubiquitäre
Vorkommen zumindest jeweils einer Isoform in allen bisher untersuchten
tierischen Geweben und Zelltypen. (Irvine et al., 1986) sowie auf
Grund ihrer hohen spezifischen Aktivität (von ca. 1 bis 30 U/mg je
nach CaM-Aktivierungszustand) deutlich.
In Sekunden- bis Minutenperioden
durch PLC Aktivierung freigesetztes Ins(1,4,5)P3 wird
hierdurch nahezu unverzögert
in Ins(1,3,4,5)P4 konvertiert. Durch diese
Phosphorylierung wird Ins(1,4,5)P3 eliminiert
und das in tierischen Zellen bislang einzig bekannte Substrat für die Biosynthese
aller höher
phosphorylierten Inositole (InsP4, InsP5, InsP6) gebildet.
Weiterhin kommt es durch die Konversion
zu Ins (1,3,4,5)P4 nicht nur zu einer Beendigung
des Ins(1,4,5)P3-Signals, in Neuronen scheint
es auch zu einer Sensitisierung für ein nachfolgendes Ins (1,4,5)P3-Signal zu kommen (Irvine und Schell, 2001)
. Durch das entstandene Ins(1,3,4,5)P4 wird
die 5-Phosphatase, welche neben IP3K für die Elimination von Ins(1,4,5)P3 zuständig
ist und von welcher es in vielen Zellen mehr als eine Isoform zu
geben scheint (s.o.), kompetitiv blockiert. Das beruht darauf, dass
dieses Enzym das letztere InsP4 Isomer ca. 10-fach affiner bindet
als Ins(1,4,5)P3, das Ins (1,3,4,5)P4 jedoch deutlich langsamer als Ins (1,4,5)P3 dephosphoryliert. Bei einer schnellen erneuten
Ins(1,4,5)P3 Freisetzung ist deshalb die 5-Phosphatase
für die
Dephosphorylierung von Ins(1,4,5)P3 partiell
blockiert. In der Konsequenz dauert nun das Ins(1,4,5)P3 Signal
bei gleicher freigesetzter Menge an Ins(1,4,5)P3 vermutlich
länger
an oder erreicht ein höheres
Maximum.
Die weitere Metabolisierung von Ins(1,3,4,5)P4 erfolgt vor allem durch eine Dephosphorylierung
durch die oben erwähnte
5-Phosphatase zu Ins(1,3,4)P3. (Erneux et
al., 1998). Sowohl ausgehend von Ins(1,3,4)P3, als
auch direkt aus Ins(1,3,4,5)P4 kann das
in allen Zellen in der höchsten
Konzentration (5–60μM) vorhandene InsP5 Isomer, Ins (1,3,4,5,6)P5,
synthetisiert werden. Direkt aus Ins(1,3,4,5)P4 bewerkstelligt
dies über
eine Phosphorylierung an 6-OH eine Inositolphosphat-Multikinase (IPMK),
welche ebenfalls homolog zur IP3K ist, sich jedoch in der Sequenz
und in der Substratselektivität
stärker
von den IP3K's unterscheidet
(s.u.). Ins(1,3,4)P3 wird durch eine von
IPMK verschiedene Ins(1,3,4)P3-5/6-Kinase
(Wilson und Majerus, 1996) zu Ins Ins(1,3,4,6)P4 phosphoryliert,
letzteres wird dann durch eine Ins(1,3,4,6)P4-5-Kinase
(nach unseren unveröffentlichten
Daten ist dies IPMK) abermals zu Ins(1,3,4,5,6)P5 phosphoryliert.
Interessanterweise wird durch Ins(1,3,4)P3-5/6-Kinase
aus Ins(1,3,4)P3, auch wieder zum Teil Ins(1,3,4,5)P4 gebildet, es wird so möglicherweise dafür gesorgt,
dass Ins(1,3,4,5)P4 möglichst lange hoch bleibt.
Inositolpolyphosphat-Multikinase
(IPMK) als IP3K komplementierendes multifunktionales Enzym.
Neben den drei Isoformen der IP3K
gibt es in allen Eukaryonten ein weiteres Enzym, welches Ins(1,4,5)P3 zu Ins(1,3,4,5)P4 phosphorylieren
kann. Dieses Enzym, welches als Inositolpolyphosphat Multikinase
(IPMK) bezeichnet wird (Shears, 2000), wurde zuerst in Hefe als
das schon länger
charakterisierte Genprodukt des Gens ArgRIII identifiziert. Das
nukleäre
Hefeprotein ArgRIII hat vielfältige
Funktionen. Es ist ein Transkriptions-Regulator im Arginin-Metabolismus
(El Bakkoury et al., 2000), eine Inositol Polyphosphat Multikinase
(Saiardi et al., 1999; Odom et al., 2000; Zhang et al., 2001) mit
einer wichtigen Rolle im Inositolphosphat-Metabolismus (Saiardi
et al., 2000) und ein wichtiger Faktor beim mRNA-Export aus dem Zellkern (Saiardi et
al. 2000; York et al., 1999) .
Die enzymatischen Eigenschaften von
ArgRIII wurden von verschiedenen Arbeitsgruppen in vitro untersucht.
ArgRIII phosphoryliert verschiedene Inositolphosphate an 3- und
6-Position. Das Ins(1,4,5)P3 wird umgesetzt
zum Ins(1,3,4,5)P4 (Saiardi et al., 1999)
und zum Ins(1,4,5,6)P4 (Saiardi et al.,
1999; Odom et al., 2000). Es erfolgt eine weitere Umsetzung des
Ins (1,3,4,5)P4 (Saiardi et al., 1999; Zhang
et al., 2001) und des Ins (1,4,5,6)P4 (Saiardi
et al., 1999; Odom et al., 2000) zum Ins (1,3,4,5,6)P5.
Außerdem
kann ArgRIII auch eine Pyrophosphatgruppe einfügen. Das Ins(1,3,4,5,6)P5 wird umgesetzt zu einem PP-InsP4 (Zhang et al., 2001).
Die enzymatischen Eigenschaften von
ArgRIII wurden auch in vivo untersucht (Saiardi et al., 2000). Hierzu
wurde das Inositolphosphat-Profil von ArgRIII-Deletions-Hefen mit
dem von Wildtyp-Hefen verglichen. Die Konzentrationen von Ins(1,4,5)P3 und InsP2 sind
im Deletionsstamm stark erhöht.
Durch Phospholipase C-Aktivität
wird Ins(1,4,5)P3 gebildet, das nicht mehr
durch ArgRIII umgesetzt wird. Es erfolgt ein teilweiser Abbau zum
InsP2. Die Inositolphosphate Ins(1,4,5,6)P4 und Ins(1,2,4,5,6)P5 sind
nicht mehr nachweisbar. Ihre Synthese verläuft also in vivo ausschließlich ArgRIII-abhängig.
Ins(1,3,4)P4 und
ein weiteres InsP4-Isomer, sowie Ins(1,3,4)P5 und Ins(1,3,4,5,6)P5 können hingegen auch
ArgRIII-unabhängig
gebildet werden. Bemerkenswerterweise wird Ins(1,3,4,5)P4 sogar nur in der Deletionsmutante gebildet.
Die in vitro gezeigte Bildung von
Ins(1,3,4,5)P4 durch ArgRIII wird also in
vivo nicht gesehen.
Über
ArgRIII-unabhängige
Stoffwechselwege wird zwar weiterhin InsP6,
PP-InsP5 und PP2-InsP4 gebildet,
wenn auch in gegenüber
dem Wildtyp stark bzw. deutlich verringerten Mengen. ArgRIII spielt
also in vivo eine wichtige Rolle im Inositolphosphat-Metabolismus der
Hefe.
Ein homologes Protein wurde aus der
Ratte kloniert und charakterisiert (Saiardi et al., 2001). Das menschliche
Gen wurde erstmals von zweien der Erfinder identifiziert und kloniert,
bakteriell exprimiert und charakterisiert. Diese Klonierung und
eine erste Charakterisierung als ebenfalls nukleäres Enzym sowie die Verwendung
des menschlichen Gens oder Proteins für das unten erläuterte Screeningverfahren
sind Bestandteil dieser Erfindung. Neben der o.g. Phosphorylierung
kann dieses Enzym eine relativ große Zahl weiterer biologischer
Inositolphosphat-Isomere spezifisch phosphorylieren. Einige dieser
zusätzlichen
von uns in vitro nachgewiesenen Phosphorylierungsreaktionen (Publikation
eingereicht) sind mit Wahrscheinlichkeit ebenfalls für die Biosynthese
bestimmter zellulärer
InsP5 Isomere und von InsP6 aus
niedrig phosphorylierten Inositolen von Bedeutung. Auch das menschliche
Enzym kann unter bestimmten Bedingungen Diphosphoinositolphosphate
aus Ins(1,3,4,5,6)P5 synthetisieren.
Die IPMK, von der bisher in höheren Vertebratengenomen
im Gegensatz zur IP3K bisher nur immer ein funktionales Gen gefunden
wurde, kann über
ihre zum Teil mit der IP3K-analoge Reaktionsselektivität bei genügend starker
Expression (IP3K besitzt eine bis zu 10-mal höhere spezifische Aktivität für die Phosphorylierung
von Ins(1,4,5)P3 als IPMK) die Funktion
des ersteren Enzyms u.U. substituieren. Eine pharmakologische Hemmung
von IP3K könnte
also ggf. durch eine Überexpression von
IPMK zumindest teilweise kompensierbar sein. Daneben erfüllt die
IPMK bei der Biosynthese von höheren
Inositolphosphaten ganz spezifische Funktionen, welche offensichtlich
spezifisch für
dieses Enzym sind und welche abgeleitet von den Ergebnissen der
Hefemutanten, zumindest dort auch nicht durch andere Enzyme voll
substituierbar sind.
Die Biosynthese hochphosphorylierter
Inositole und vor allem von InsP6 ist essentiell
für das
normale Zellwachstum
Eine Deletion des Gens für das nukleäre Protein
ArgRIII hemmt auch in Gegenwart von genügend Arginin massiv das Hefewachstum,
offensichtlich über
die Hemmung der Biosynthese von InsP6 Isomeren
und vor allem von InsP6. Eine entsprechende
Deletionsmutante in Hefe zeigt eine deutlich erniedrigte InsP6 Biosynthese und einen stark gehemmten Export
der Polymerase II abhängigen
polyadenylierten mRNAs (York et al., 1999; Saiardi et al., 2000).
Darüber
hinaus zeigt diese Hefemutante eine stark veränderte und gestörte Struktur
der intrazellulären
Vakuolen. Diese sind bei der Mutante stark fragmentiert.
Beide offensichtlich durch den Mangel
an bestimmten InsP5 Isomeren und die Abnahme
von InsP6 bedingten Störungen könnten essentiell für das gehemmte
Wachstum der Hefen sein. Da in einem Screening nach den polyA+-RNA
Export hemmenden Hefemutanten auch eine Mutante mit fehlender PLC
(s.o.) sowie eine Mutante mit einer fehlenden, offensichtlich nur
in Pilzen vorhandenen, ebenfalls nukleär lokalisierten Ins(1,3,4,5,6)P5-2-Kinase, welche in Hefe für die ausreichende
nukleäre
InsP6-synthese essentiell zu sein scheint, identifiziert wurden,
wird diese Hypothese noch weiter erhärtet.
Die Störungen der vakuolären Sortierungsprozesse
könnte
darauf zurückzuführen sein,
dass InsP6 durch seine Wechselwirkung mit
Adapterproteinen (AP2, AP3/AP180, Arrestin ß, COPI, Synaptotagmin,
siehe Zusammenfassung: Irvine und Schell, 2001) bei einer Reihe
von speziellen Membran-Sortierungsprozessen eukaryontischer
Zellen eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus konnte kürzlich eine
durch InsP6 aktivierte Proteinkinase nachgewiesen
werden (Hilton et al., 2001), welche bei der Regulation der endozytotischen
Maschinerie durch modulierte Wechselwirkung des durch die Kinase
phosphorylierten Pacsin/Syndapin mit Dynamin eine wichtige Rolle
spielt.
Untersuchungen der Erfinder an wachsenden
Zellen haben gezeigt, dass beim Zellwachstum in etwa parallel zur
DNA-Replikation
eine Verdoppelung des zellulären
InsP6 stattfindet. Diese Beobachtung ist
mit der Hypothese kompatibel, dass eine bestimmte Menge an zellulärem InsP6 für
die normale Zellteilung essentiell ist.
Eine für das normale Zellwachstum überaus wichtige
Rolle spielt InsP6 bei der sog. nicht-homologen Ligation
von chromosomalen DNA-Doppelstrangbrüchen (non-homologous endjoining,
NHEJ). Dieser Prozess wird von einem Komplex aus fünf verschiedenen
Proteinen (zwei mit den chromosomalen Bruchenden assoziierten Komplexen
aus DNA-PK, Ku80 und Ku70, der Ligase IV und dem Protein XRCC4 katalysiert.
Eine zellfreie Durchführung
dieser Ligationsreaktion mit chromatographisch gereinigten Proteinen
war nur möglich, wenn
ein Nicht-Proteinfaktor aus einer anderen chromatographischen Fraktion
wieder zugesetzt wurde, welcher durch eine präzise Analyse als InsP6 identifiziert wurde (Hanakahi et al. 2000).
Weitere Untersuchungen zeigten, dass InsP6 hierbei
mit der Untereinheit Ku interagieren musste und nicht mit DNA-PK
(Ma und Lieber, 2002). Aus dieser essentiellen Rolle von InsP6 bei diesem in höheren Eukaryonten sehr bedeutsamen
Mechanismus der Doppelstrangbruch-Reparatur lässt sich eine weitere kausale
Rolle der InsP6-Biosynthese beim normalen
Zellwachstum ableiten. Nicht-reparierte Doppelstrangbrüche verhindern
im Normalfall bei Zellen den Eintritt in die S-Phase bzw. in die
Mitosephase.
Die Tatsache, dass alle Wachstumshormone
und Wachstumsfaktoren zu einer Stimulation der PLC führen und
dass in v-src-transformierten
Fibroblasten die IP3K Aktivität
signifikant ansteigt, untermauert weiter die Bedeutung der Biosynthese
von Inositolphosphaten beim Zellwachstum. In diesen Fällen ist
die Aktivierung der PLC-γ bzw. PLC-β deutlich
länger
anhaltend, im Maximum der InsP3 Freisetzung
oft moderater als bei Agonisten-Stimulationen, welche vor allem
Calciumsignale auslösen.
Dies und die Überexpression
von IP3K in zahlreichen Tumorzelllinien, z.B. auch in Jurkat Zellen,
weist darauf hin, dass diese Stimulation der PLC und der IP3K vor
allem der Biosynthese von höher
phosphorylierten Inositolphosphaten dienen.
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Grundzüge der Erfindung und Ausführungsformen
Proliferative Erkrankungen zeichnen
sich dadurch aus, dass Zellen eines Gewebes nicht mehr der gewebespezifischen
Kontrolle der Zellproliferation unterliegen. An dieser gewebespezifischen
Kontrolle sind rezeptorassoziierte Proteinkinasen und einige Phosphoinositidkinasen
und Proteinkinasen der zellulären
Signalübertragungswege
wesentlich beteiligt. Daher stellen besonders diese Kinasen Zielstrukturen
für die
Suche nach Inhibitoren dar. Die Hoffnung ist, mit Hilfe derartiger
Inhibitoren neue Wirkstoffe für
die Therapie von proliferativen Erkrankungen, besonders von Tumorerkrankungen
zu finden.
Die bisher für diese Wirkstoffsuche ausgewählten Kinasen
sind umfassend von Sedlacek Drugs 59:435-476, 2000 und Sedlacek
Critical Reviews in Oncology/Hematology, 38: 139-170, 2001 beschrieben worden.
Gegenstand der Erfindung ist nun
der überraschende
Befund, dass neben diesen bislang für die Tumorzellproliferation
als wesentlich angesehenen Protein- und Phosphoinositidkinasen die
Inositolphosphatkinasen IP3K und IPMK auch entscheidend an der Proliferation
von Zellen beteiligt ist und die Hemmung von IP3K und IPMK bei jedem
bisher in vitro am rekombinanten Enzym identifizierten potenten
Hemmstoff die Proliferation von Tumorzellen hemmt und in der Regel
auch zu deren Apoptose führt.
Gegenstände der Erfindung sind in den
Patentansprüchen
14 bis 23 angegeben.
Gegenstand der Erfindung ist insbesondere
ein Testsystem zur Auffindung von Wirkstoffen zur Prophylaxe und
Therapie proliferativer Erkrankungen, dadurch charakterisiert, dass
es aus einer (a oder b), zwei (a + c oder a + b oder b + c) oder
drei (a + b + c) der folgenden Komponenten besteht bzw. diese enthält:
- a) eine IP3K aus welcher Spezies und in welcher
Isoform auch immer (A, B, oder C), wobei diese IP3K mit der zu prüfenden Substanz
vermischt wird, nachfolgend ein Substrat für die IP3K und ein Phosphatdonor dem
Gemisch hinzugegeben wird und geprüft wird, ob die zu prüfende Substanz
die enzymatische Aktivität der
IP3K derartig zu hemmen in der Lage ist, dass das Substrat Ins(1,4,5)P3 nicht oder nur gering phosphoryliert wird.
- b) Eine IPMK aus welcher Spezies auch immer und in welcher
Isoform auch immer, wobei die IPMK mit der zu prüfenden Substanz vermischt wird,
nachfolgend ein Substrat für
die IPMK und ein Phosphatdonor dem Gemisch hinzugegeben wird und
geprüft
wird, ob die zu prüfende
Substanz die enzymatische Aktivität der IPMK derartig zu hemmen
in der Lage ist, dass eines seiner Substrate nicht oder nur gering
phosphoryliert wird. Im besonderen ist Gegenstand der Erfindung
die humane Isoform der IPMK und das humane Gen für dieses Enzym, welches gemäß dieser
Erfindung identifiziert und in der humanen Form kloniert wurde,
die Verwendung der DNA-Sequenz dieses Genes oder von Teilen hieraus
für die
Expression des Enzyms oder eines Teiles des Enzyms in welchen Zellen
auch immer, die Verwendung des vollständigen oder partiellen Genproduktes
sowie von Genprodukten, welche homolog sind zu dem erfindungsgemäßen Genprodukt
oder von aktivierenden oder inaktivierenden Mutationen des erfindungsgemäßen Genes.
- c) Eine Zelle, bevorzugt einer Tumorzelle, zu welcher eine
Substanz, welche in der Lage ist, eine IP3K zu hemmen, hinzugegeben
wird und geprüft
wird, ob diese Substanz das Wachstum der Zelle hemmt und/oder die
Zelle tötet.
Gegenstand der Erfindung sind des
weiteren Substanzen, welche in der Komponente a) bzw. b) und in
der Komponente c) des erfindungsgemäßen Testsystems Wirksamkeit
zeigen und die Verwendung dieser Substanzen für die Prophylaxe oder Therapie
einer proliferativen Erkrankung.
Zu diesen erfindungsgemäßen Substanzen
gehören
Quercetin, Myricetin und deren Derivate, Gossypol, Aurintricarbon-
säure (Aurintricarboxylic
acid, ATA), Hypericin und die Grüntee-Catechinderivate
ECG und EGCG. Für
diese Substanzen ist bereits eine antitumorale Wirksamkeit beschrieben
worden.
Zu den erfindungsgemäßen Substanzen
gehören
des weiteren Ellagsäure,
3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon,
Fisetin, Galangin, Robinetin, Luteolin, Chrysin, Amentoflavon, Pyrogallolrot,
Brompyrogallolrot, Bengalrosa B, Chinalizarin, Chlorogensäure, Bis-Tyrphostin,
und Rottlerin. Die antiproliferative Wirksamkeit dieser Substanzen
ist neu.
Ein bevorzugter Gegenstand der Erfindung
ist die Verabreichung einer Kombination von mindestens zwei der
erfindungsgemäßen (verschiedenen,
aus einer oder beiden der vorstehenden Gruppen) Substanzen für die Prophylaxe
und oder Therapie einer proliferativen Erkrankung. Die Kombination kann
erfolgen in Form der Herstellung eines Gemisches aus gleichen oder
ungleichen Anteilen der erfindungsgemäßen Substanzen und die Verabreichung
des Gemisches zum Zwecke der Prophylaxe oder Therapie einer proliferativen
Erkrankung. Die Kombination kann jedoch auch erfolgen durch Verabreichung
der jeweiligen erfindungsgemäßen Einzelsubstanzen
getrennt voneinander entweder gleichzeitig oder nacheinander innerhalb
eines Zeitraumes, in welchem die Wirkung der zuerst verabreichten
Substanz noch anhält.
Dieser Zeitraum umfasst im Regelfall maximal zwei Wochen. Bevorzugt
werden die maximal antitumoral wirksamen, nicht toxischen Dosen
der jeweiligen erfindungsgemäßen Substanzen
miteinander kombiniert.
Die erfindungsgemäßen Substanzen werden als wässrige Lösung, als
Suspension, als Salbe, als Pulver, als Granulat, in Kapseln oder
als Tabletten verabreicht. Die Herstellung der jeweiligen Wirkstoffzubereitung ist
dem Fachmann geläufig.
Die Verabreichung der erfindungsgemäßen Substanzen
erfolgt vorzugsweise oral. Salben werden lokal, Lösungen und
Suspensionen werden bevorzugt parenteral verabreicht. Die parenterale
Verabreichung kann in das Gefäßsystem,
in ein Organ, in eine Körperhöhle oder
in das Bindegewebe erfolgen.
Beispiele zur Erläuterung
des Erfindungsgedankens
Methoden
Expression und Reinigung
der rekombinanten IP3K-A, der rekombinanten humanen IP3K-B und ihrer
Mutanten und der sowie der rekombinanten IP3K-C aus Ratte
Die rekombinante IP3K-A aus Huhn
(Gg-IP3K-A) und deren Mutanten, die rekombinante humane IP3K-B (Hs-IP3K-B)
sowie die IP3K-C der Ratte (Rn-IP3K-C) wurden wie folgt rekombinant
hergestellt:
Ein Fragment der Gg-IP3K-A von 306
Aminosäuren,
welches die C-terminale katalytische Domäne und eine benachbarte Calmodulin-Bindungsdomäne aufweist,
wurde in E.coli BL21 (DE3) überexprimiert
und durch Phosphocellulose- sowie Calmodulin-Affinitätschromatographie
bis zur Homogenität
gereinigt (Bertsch et al. 1999).
In gleicher Weise wurden die durch
gezielte Mutagenese hergestellten Mutanten der IP3K-A exprimiert und
gereinigt. In diesen Mutanten ist jeweils die Aminosäure Lysin
durch eine andere Aminosäure
(Arginin, Glutamin, Leucin, Asparaginsäure, Glutaminsäure) ausgetauscht
worden (Bertsch et al., 2000). Die m-RNA für die Herstellung rekombinanter
humaner IP3K-B (Hs-IP3K-B) wurde aus humanen myeloischen TF 1-Zellen mittels
einer Total-RNA-Präparation
isoliert. Die cDNA für
diese Isoform wurde von der Poly-A+ RNA mittels RT-PCR kloniert.
Anschließend
wurde ein c-DNA-Fragment von 976 Basenpaaren, welches die Calmodulin-Bindungsdomäne und die
katalytische Domäne
enthält,
in E.coli BL21 (DE3) überexprimiert.
Die Aufreinigung des Enzyms bis zur Homogenität erfolgte mit Hilfe einer
P11-Phosphocellulose- und einer Calmodulin-Sepharose-Säule analog der Methode von
Bertsch et al. (1999).
Die c-DNA für die Herstellung rekombinanter
IP3K-C aus Ratte (Rn-IP3K-C) wurde aus einer Ratten c-DNA Bibliothek
in Volllängenform
kloniert (Schmale, unveröffentlicht).
Anschließend
wurde ein c-DNA Fragment, welche die Calmodulin-Bindungsdomäne und die katalytische Domäne enthält, in E.coli
BL21 (DE3) überexprimiert
und analog der Isoform B aufgereinigt.
Expression und
Reinigung von rekombinanter humaner IPMK
Ein Expressionsvektor für die Volllängenform
der HsIPMK wurde durch PCR-Techniken erzeugt. Das gemäß dieser
Erfindung entdeckte offene Leseraster der HsIPMK (siehe Anhang 1)
wurde hierzu mit folgendem Primerpaar amplifiziert: 5'AGCCATGGCATGGCAACAGAGCCACCATCC3' (Seq.-ID 1), 5'AGCTCGAGTCAATTGTCTAAAATACTTCGAAG3' (Seq.-ID 2). Eine
NcoI Restriktionsstelle wurde am 5'-Ende eingefügt, eine XhoI Restriktionsstelle
am 3'-Ende. Das
PCR-Produkt wurde zuerst in den pGEM T Easy vector (Promega, Mannheim,
Germany) kloniert. Das offene Leseraster wurde vollständig re-sequenziert
und dann wurde das erzeugte Fragment über die eingefügten Restriktionsstellen
in einen pETl7b basierten Expressions-Vektor (Novagen, Madison, USA) subkloniert.
Das rekombinante Fusionsprotein mit
einem N-terminalen Streptag wurde in E. coli BL21(DE3)pLysS[pREP4] überexprimiert.
Nach zwei Stunden Induktion mit 0,5mM IPTG bei 37°C wurden
die Bakterienzellen durch Zentrifugation bei 4000g für l0min
geerntet und in 1/20 des Kulturvolumens resuspendiert (50mM HEPES
pH7,5; 1mM EDTA; 1mM DTT; 0.5% TritonX-100; 0.5mM Benzamidin; 1mM
PMSF). Nach Sonifikation für
eine Minute wurde das Lysat bei 12000g für l0min (4°C) zentrifugiert. Die HEPES
Konzentration im Überstand
wurde durch 1:2 Verdünnung
auf 25mM eingestellt, hierbei wurde die Konzentration der anderen Komponenten
erhalten. Der Überstand
wurde auf eine DEAE-Sephacel
Säule gegeben
und die HsIPMK wurde überwiegend
im Durchfluss gefunden, während
die anderen Proteine zum überwiegenden
Teil gebunden wurden. Zur weiteren Anreicherung des Proteins wurde
der Durchfluss auf eine Phosphocellulose Säule gegeben, gewaschen und
eluiert mit folgendem Puffer (25mM HEPES pH7,5; 750mM NaCl; 1mM
EDTA; 1mM DTT; 0.1% TritonX-100).
Das gereinigte Protein und BSA Standard
Proben wurden auf einer SDS-PAGE getrennt und die Produkte wurden
mit Coomassie Blau gefärbt.
Digitalisierte Bilder wurden mit einem Durchlicht Scanner Sharp JX-325
(Sharp) erzeugt. Die Menge von HsIPMK wurde mit dem Programm ImageMaster1D
(Pharmacia) quantifiziert. Nach Auftrennung durch SDS-PAGE und Transfer
der Proteine auf eine Nitrocellulose Membran wurde die HsIPMK mit
Nterminalem Strep-tag mit einem Avidin-alkalische-Phosphatase Konjugat
(Bio-Rad, California, USA) nachgewiesen.
Charakterisierung der enzymatischen
Aktivitäten
IP3K-A, IP3K-B, IP3K-C und IPMK im gekoppelten optischen Test Die
Enzymaktivitätsbestimmungen
wurden mit Hilfe eines gekoppelten optischen Tests, in dem die Bildung
von ADP aus ATP (Phosphatdonor) durch IP3K mit dem Verbrauch an
NADH mittels der Pyruvatkinase- und Lactatdehydrogenase-Reaktionen
gekoppelt wurde, durchgeführt.
Dargestellt ist dies am Beispiel der Reaktion von IP3K, welche mit
IPMK analog durchgeführt
wurde:
ADP, ein Produkt der IP3K-Katalysereaktion,
reagiert unter Mitwirkung von Pyruvatkinase (PK) mit Phosphoenolpyruvat
(PEP) zu ATP und Pyruvat. Die Lactatdehydrogenase (LDH) reduziert
in Gegenwart von NADH das entstandene Pyruvat zum Laktat. Die Abnahme
an NADH wurde in einem thermostatisierten Spektralphotometer bei
einer Wellenlänge
von 339 nm oder 440 nm und einer Temperatur von 30°C gemessen.
Für die
Messungen wurden Quarzküvetten
oder Plastikküvetten
mit einer Schichtdicke von 10 mm verwendet. Der Standardreaktionsmix
hatte die folgende Zusammensetzung: 0.2 mM NADH, 1 mM PEP, 10 mM
Triethanolamin-HCl pH 7.5, 30 mM KCl, 1 mM DTT, 500 μM ATP, 5
U/ml L-LDH, 2.5 U/ml PK. Das Endvolumen des Testmixes betrug 800 μl. Zu diesem
Mix, der bei 30 °C
für 10
Minuten vorinkubiert wird, wurde die in 10 mM Triethanolamin-HCl,
pH 7.5, 1 mM DTT vorverdünnte
IP3K mit einer Endkonzentration von 4.8 nM bis 100 nM und die IPMK
in einer Konzentration von 140 nM (maximal 10 μl) pipettiert. Nach einer weiteren
Inkubation von 10 Minuten bei 30 °C
und Messung des basalen Umsatzes von ATP in Abwesenheit des zweiten
Substrats (herrührend
von der Kontamination der Kopplungsenzympräparation mit ATPasen) wurde
die maximale Enzymaktivität
durch Zugabe von 25 μM
Ins(1,4,5)P
3 (8 μl einer 2.5 mM Stocklösung) gemessen.
Die Reaktionsgeschwindigkeiten wurden mit Hilfe des Extinktionskoeffizienten
für NADH
(ε = 6.3 l*mmol
–1*cm
–1)
aus den Steigungen der Kurven ermittelt.
Zur Bestimmung des apparenten Km-Wertes (Km,app)
für Ins(1,4,5)P3 wurden die jeweiligen Ansätze durch
Zugabe unterschiedlicher Endkonzentrationen von Ins(1,4,5)P3 (2, 3, und 5 μM, 6.4 – 16 μl aus einer 0.25 mM Stocklösung; 10,
15 und 25 μM,
3.2 – 8 μl aus einer
2.5 mM Stocklösung)
gestartet und bis zur kompletten Substratumsetzung verfolgt ("single transient", Gutfreund 1972).
Die ATP-Konzentration wurde innerhalb einer Messreihe konstant gehalten,
variierte aber von Messreihe zu Messreihe (125–1000 μM).
Zur Bestimmung der apparenten Km-Werte für
ATP wurde dessen Konzentration zwischen 62.5 und 1000 μM variiert
und die Reaktion mit jeweils 25 μM
Ins(1,4,5)P3 gestartet.
Inhibierung der Aktivitäten von
IP3K-A, IP3K-B, IP3K-C sowie IPMK
Zur Herstellung von Stocklösungen wurden
die Hemmstoffe unter Lichtausschluss mit einer Konzentration von
3 – 20
mM in DMSO gelöst
und bei – 20 °C gelagert.
Vor Gebrauch wurden Aliquots dieser Stocklösungen bis zu einer Konzentration
von 0.05 – 1
mM mit DMSO verdünnt.
Die Enzymaktivitäten
wurden unter Anwendung des oben dargestellten gekoppelten optischen
Tests gemessen, indem die Reaktion mit 25 μM Ins(1,4,5)P, gestartet wurde.
In Abwesenheit eines Hemmstoffes und bei einer Enzymkonzentration
von 4.8 nM verblieb die Enzymaktivität für 10 bis 15 Minuten bei der
maximalen Umsatzgeschwindigkeit (Vmax) von
1 μM/min.
In dieser Periode wurden die Hemmstoffe unter Lichtausschluss in
Volumina von 1 – 2 μl stufenweise bis
zum Erreichen des maximalen Hemmeffekts oder einer Konzentration
von 100 μM
dazu pipettiert. Die Endkonzentration von DMSO betrug maximal 3%
(v/v) und hatte keinen Einfluss auf die Enzymaktivität, wie Kontrollmessungen
ergaben. Diese Messungen wurden ebenfalls mit der humanen Ins(1,4,5)P3 3-Kinase B durchgeführt, die in einer Konzentration
von 16.88 nM vorlag.
Untersuchung des Einflusses der Hemmstoffe
auf die Kopplungsenzyme des optischen Tests Der Standardreaktionsmix
wurde bei 30 °C
für 10
Minuten sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von Hemmstoff
und ohne Zugabe von IP3K oder IPMK inkubiert. Anschließend wurde
ADP in einer Endkonzentration von 10 μM zum Reaktionsmix pipettiert
und der schnelle Verbrauch an NADH gemessen. Bei keinem der getesteten
Hemmstoffe konnte eine Hemmung der Aktivität der Kopplungsenzyme (PK,
LDH) beobachtet werden.
Zellkulturen
Kultivierung von in Suspension
wachsenden humanen Leukämiezellen
(Jurkat T-Zellen, HL60-Zellen).
Für
die Kultivierung von Jurkat T-Zellen wurde die Zellzahl mit Hilfe
eines Zellzahlbestimmungsgerätes (Coulter
Counter, bestimmt. Die Zellen wurden dann in einer Dichte von 2 × 105/ml in 25 cm3- bzw.
75 cm3- oder 3 × 105/ml
in 175 cm3-Kulturflaschen mit Wachstumsmedium (RPMI 1640 + 10% FBS)
verdünnt.
Diese Subkultivierung war nach 2 – 3 Tagen wieder erforderlich,
wenn die Substrate des Mediums von den Zellen metabolisiert waren.
Kultivierung von adhärenten Fibroblasten
der Maus (NIH 3T3) sowie von Ovarialcarcinom-Zellen des chinesischen
Hamster (CHO-Zellen)
Die Ablösung der Fibroblasten vom Boden
der Zellkulturflasche erfolgte durch Behandlung mit Trypsin/EDTA-Lösung. Anschließend wurde
ein 10-faches Volumen an serumhaltigen Medium dazugegeben, wodurch
das Trypsin inaktiviert wird. Danach wurde die Zellzahl mit Hilfe
des Coulter Counters bestimmt. Die Zellen wurden dann in einer Dichte
von 1 × 105/ml in 25 cm3- oder
in 75 cm3-Kulturflaschen mit Wachstumsmedium (DMEM
+ 10% FBS) ausgesät.
Die Subkultivierung wurde jeweils nach 3 – 4 Tagen wiederholt, da die
Substrate des Wachstumsmediums von den Zellen verstoffwechselt waren.
Kultivierung von humanen
Mammacarcinom-Zellen (MCF7) sowie von humanen Coloncarcinoma-Zellen (HT29).
Die Ablösung der adhärent wachsenden
Zellen vom Boden der Zellkulturflasche erfolgte durch Behandlung
mit Trypsin/EDTA-Lösung. Anschließend wurde
ein 10-faches Volumen an serumhaltigen Medium dazugegeben, wodurch
das Trypsin inaktiviert wird. Danach wurde die Zellzahl mit Hilfe
des Coulter Counters bestimmt. Die Zellen wurden dann in einer Dichte
von 1 x 105/ml in 25 cm3-
oder in 75 cm3-Kulturflaschen mit Wachstumsmedium
(RPMI 1640 + 10% FBS) ausgesät.
Die Subkultivierung wurde bei MCF-7 Zellen jeweils nach 3 – 4 Tagen,
bei HAT-29 Zellen jeweils nach 2–3 Tagen wiederholt, da die
Substrate des Wachstumsmediums von den Zellen verstoffwechselt waren.
Bestimmung der
Vitalität
von Zellen
200 μl der homogenen Zellsuspension
wurden in ein Reaktionsgefäß (Fa. Eppendorf)
pipettiert und mit 200 μl
einer 0.4%-igen
Trypanblau-Lösung
(in 0.81% NaCl, 0.06% KCl) versetzt. Anschließend wurde der Testansatz mit
einer Pipette durchmischt und in der Neubauer-Zählkammer (Fa. Greiner) die
ungefärbten
(lebend) und die blau angefärbten
(toten) Zellen ausgezählt
und in Prozenten angegeben.
Proliferationshemmung
von Jurkat T-Zellen, HL60 Zellen und HT29 Zellen
Die exponentiell wachsenden Zellen
in Suspensionskultur (Jurkat, HL60) bzw. die bis zu einer Konfluenz
von 70% herangewachsenen durch Trypsin-Behandlung in Suspension
gebrachten HT29 Zellen wurden in einer Dichte von 1 × 104/200μl
Wachstumsmedium (RPMI 1640 + 2% FBS) in 96-Loch-Platten ausgesät. Zur Analyse
des Hemmstoffeffektes auf die Zellproliferation wurden die Zellen
mit unterschiedlichen Konzentrationen der jeweiligen Testsubstanz
für 72
Stunden sowie mit dem entsprechender Volumen an DMSO als Kontrolle
im Dunkeln inkubiert, wobei nach 24 Stunden ein Mediumwechsel und
die Zugabe an frischem Hemmstoff erfolgte. Nach 24, 48 und 72 Stunden
wurde die Zellzahl sowie die Überlebensrate
der Zellen ermittelt.
Für
diese Analyse wurden zunächst
die Hemmstoffe unter Lichtausschluss mit einer Konzentration von 3 – 20 mM
in DMSO gelöst
und bei –20 °C gelagert.
Vor Gebrauch wurden Aliquots dieser Stocklösungen mit Wasser bis zu einer
Konzentration von 2 – 2000 μM verdünnt, aus
denen wiederum die weiteren Verdünnungen der
jeweiligen Testsubstanzen mit einer Mischung von DMSO:Wasser, die
dem im Aliquot vorhandenen Mischungsverhältnis entspricht, angefertigt
wurden. Da für
jeden Reaktionsansatz eines Hemmstoffes immer das gleiche Volumen
pipettiert wurde, wurde die Konzentration an DMSO konstant gehalten.
Die Endkonzentration von DMSO im Medium betrug maximal 0.5 % (v/v)
und hatte keinen Einfluss auf die Proliferation der Zellen wie Kontrollmessungen
ergaben.
Proliferationshemmung
von NIH 3T3-Zellen, CHO-Zellen und MCF7-Zellen
Die NIH 3T3-Zellen sowie die CHO-Zellen
und die MCF-7-Zellen wurden in einer Dichte von 1 × 109/200μl
Wachstumsmedium (DMEM + 2% FBS bzw. RPMI 1640 + 2% FBS) in 96-Loch-Platten
ausgesät. Zur
Analyse des Hemmstoffeffektes auf die Zellproliferation wurden die
Zellen mit unterschiedlichen Konzentrationen der jeweiligen Testsubstanz
für 72
Stunden sowie mit dem entsprechenden Volumen an DMSO als Kontrolle
im Dunkeln inkubiert, Nach 24, 48 und 72 Stunden wurde die Zellzahl
sowie die Überlebensrate
der Zellen ermittelt. Nach 24 Stunden erfolgte bei diesen Zelllinien
kein Mediumwechsel sowie keine Zugabe an frischer Testsubstanz.
Die Herstellung der Hemmstofflösungen erfolgte
wie bei den Jurkat T-Zellen beschrieben.
Einfluss von Hemmstoffen
auf den Zellzyklus von Jurkat T-Zellen
Die Zellen wurden in einer Dichte
von 5 × 106/25 ml Wachstumsmedium in 75 cm3-Zellkulturflaschen ausgesät. Nach
24 Stunden wurden die Zellen mit unterschiedlichen Konzentrationen
der Testsubstanz versetzt. Das entsprechende Volumen an DMSO wurde
auf die Kontrollzellen pipettiert. Nach weiteren 24 Stunden erfolgte
ein Mediumwechsel sowie die Zugabe von frischem Hemmstoff. Nach
einer insgesamt 48-stündigen
Inkubationszeit wurden 1 x 105 Zellen entnommen,
bei 2000 Upm für
5 Minuten bei Raumtemperatur zentrifugiert und das alte Medium abgesaugt.
Anschließend
wurden die Zellen in 200 μl
gekühltem
PBS resuspendiert, in 1 ml bei –20 °C vorgekühltem Methanol
pipettiert und für
eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Hiernach wurden die Zellen
bei 2000 Upm für
5 Minuten bei Raumtemperatur zentrifugiert. Das PBS/Methanol-Gemisch wurde abgegossen,
die Zellen in 500 μl
kaltem PBS resuspendiert und mit 5 μl einer 5 mg/ml RNAse (Endkonzentration:
50 μg/ml)
sowie mit 25 μl
einer 1 mg/ml Propidiumiodid-Lösung (Endkonzentration: 50 μg/ml) versetzt.
Es folgte eine Inkubation von 30 Minuten bei 37 °C im Dunkeln. Die Verteilung
der DNA wurde mittels eines Durchflusszytometers (Fa. Becton Dickinson)
gemessen, wobei 20000 Zellen pro Messung verwendet wurden. Die DNA-Verteilung
wurde anschließend
mit Hilfe des Computerprogramms ModFit kalkuliert.
5-Bromo-2'deoxy-uridin-Einbau
in Jurkat T-Zellen
Die exponentiell wachsenden Zellen
wurden in einer Dichte von 2 × 104/100 μl
RPMI 1640 Medium, 10% FBS, in einer 96-Loch-Platte in einem Volumen
von 100 μl/Loch
ausgesät.
Nach 24 Stunden erfolgte sowohl die Zugabe des Hemmstoffs in unterschiedlichen
Konzentrationen als auch die Zugabe an entsprechendem Volumen DMSO
als Kontrolle. Die Zellen wurden bei 37 °C in einer wassergesättigten,
5% CO2-haltigen Atmosphäre
für 48
Stunden inkubiert, wobei nach 24 Stunden ein Mediumwechsel und die
Zugabe an frischen Hemmstoff erfolgte. Nach Ablauf der Inkubationszeit
wurden 10 μl
einer 110 μM
BrdU labeling solution auf die Zellen pipettiert (Endkonzentration
10 μM) .
Die Zellen wurden über 16 Stunden
bei 37 °C,
5% CO2 inkubiert. Hiernach wurde 10 Minuten bei 1500 Upm zentrifugiert
und das Medium vorsichtig abgesaugt. Die Zellen wurden dann 2 Stunden
bei 60 °C
getrocknet, mit 200 μl/Loch
einer bei –20 °C vorgekühlten Fixierlösung fixiert
und anschließend
30 Minuten bei –20 °C inkubiert.
Hiernach wurden die Zellen 3 × mit
je 250 μl/Loch
RPMI 1640 Medium, 10 % FBS gewaschen, mit 100 μl/Loch Nuclease working solution
versetzt und 30 Minuten bei 37 °C
im Wasserbad inkubiert. Danach wurden die Zellen wieder 3 × mit je
250 μl/Loch
RPMI 1640 Medium, 10 % FBS gewaschen, mit 100 μl/Loch einer Anti-BrdU-POD working
solution (Endkonzentration: 200 mU/ml) versetzt und für weitere
30 Minuten bei 37 °C im
Wasserbad inkubiert. Anschließend
wurden die Zellen 3 × mit
je 250 μl/Loch
PBS gewaschen, mit 100 μl/Loch
einer Peroxidase substrate solution (ABTS (2,2'-Azino-di-[3-ethylbenzthiazolin sulfonat
(6)]-diammoniumsalz Konzentration: 1mg/ml) versetzt und bei Raumtemperatur
bis zur Grünfärbung (2 – 30 Minuten)
inkubiert. Die anschließende
Messung erfolgte bei 405 nm und 492 nm im Mikrotiterplatten-Reader.
Hemmung der IP3K Aktivität in vitalen
Jurkat T-Zellen
Die Jurkat T-Zellen wurden in einer
Dichte von jeweils 4 × 107/200 ml Wachstumsmedium in 175 cm3-Zellkulturflaschen ausgesät und bei
37 °C und
5% CO2 inkubiert. Nach 24 Stunden wurde eine bestimmte Konzentration
des Hemmstoffes, gelöst
in DMSO, auf die Zellen gegeben. Als Kontrolle wurden die Zellen
einem entsprechenden Volumen an DMSO ausgesetzt. Die Endkonzentration
an DMSO betrug maximal 0.1% und hatte keinen Einfluss sowohl auf
das Wachstum der Zellen als auch auf die Aktivität der endogenen IP3K wie Kontrollmessungen
des Inositolphosphat-Spektrums in trichloressigsauren Zellextrakten
unter besonderer Berücksichtigung
des Ins(1,4,5)P3 und des Ins(1,3,4,5)P4 ergaben. Die Zellen wurden anschließend über 24 bzw.
48 Stunden bei 37 °C
und in einer 5 CO2-haltigen Atmosphäre in einem Brutschrank inkubiert.
Vor Zugabe des Hemmstoffes sowie nach 24 und 48 Stunden unter Hemmstoff-
bzw. DMSO-Inkubation wurden die Zellen mit Hilfe eines Coulter Counters
gezählt,
die Anzahl an lebenden Zellen mittels Trypanblau-Färbung ermittelt.
Sodann wurden die Zellen mit Trichloressigsäure extrahiert und einer Untersuchung
des Inositolphosphat-Spektrums mittels der MDD-HPLC Technik (Mayr
1990) unterzogen.
LITERATUR
- Bertsch U, Haefs M, Moller M, Deschermeier C, Fanick W,
Kitzerow A, Ozaki S, Meyer HE, Mayr GW.Gene 1999 Mar 4;228(1-2):61-71
Bertsch
U, Deschermeier, C, Fanick, W, Girkontaite, I, Hillemeier, K, Johnen,
H, Weglöhner,
W, Emmrich, F und Mayr, G.W.: J Biol Chem 2000 Jan 21,275(3):15575-64
Gutfreund,
H. (ed); Enzymes: Physical Principles Wiley & Sons Ltd., London 1972,189 – 203
Mayr
GW: Methods in Inositide Research (ed. Irvine, RF). Raven Press,
London 1990, 83-108.
Ergebnisse Bestimmung
der Km,app-Werte von IP3K-A, IP3K-B, IP3K-C
und IPMK für
Ins(1,4,5)P3 und ATP sowie der maximalen
spezifischen Aktivitäten
Vmax
Zur Bestimmung der apparenten K
m-Werte der IP3K Isoformen und der IPMK für ATP wurden
die maximalen Umsatzgeschwindigkeiten (V
max)
bei variierenden ATP-Konzentrationen (125 – 1000 μM) und einer initialen sättigenden
Konzentration an Ins(1,4,5)P
3 von 25 μM gemessen.
Die K
m-Werte für ATP wurden durch eine hyperbolische
Funktion gemäß der Michaelis-Menten-Kinetik
bestimmt. Die Km,app Werte für Ins(1,4,5)P
3 wurde aus single-transients (Gutfreund 1972) durch Verfolgung
des NADH-Verbrauchs
bis zum vollständigen
Umsatz kleiner initialer Ins(1,4,5)P
3 Konzentrationen
in Gegenwart von 500 μM
ATP bestimmt. Tabelle 1 gibt Aufschluss über die gefundenen enzymologischen
Parameter für
die drei verschiedenen Isoenzmye der IP3K und für HsIPMK. Die Daten der IP3K-A
entstammen hierbei der Publikation von Bertsch et al. (1999) und
Bertsch et al. (2000) Tabelle
1
K
m-Werte für ATP und Ins(1,4,5)P
3 und V
max-Werte
(+/–Ca
2+-CaM) von Gg-IP3K-A, Hs-IP3K-B, Rn-IP3K-C
und Hs-IPMK
Im folgenden wurde bei aufgefundenen
Hemmstoffen der IP3K-A jeweils im Detail getestet, ob diese kompetitiv
oder nicht-kompetitiv
oder gemischt kompetitiv bezüglich
beider Substrate wirkten.
Hemmstoffe der IP3K-Isoformen
A, B und C
Zur Aufklärung der Rolle der IP3K-A bzw.
seiner Isoformen sowie der z.T. durch IPMK gebildeten höher phosphorylierten
Inositole in der intakten Zelle wurde ein umfangreiches Screening
von chemischen und pflanzlichen Verbindungen auf einen Hemmeffekt
der entsprechenden Enzyme durchgeführt. Die Inhibierung der IP3K-
und IPMK-Aktivitäten
wurde aufgrund von Veröffentlichungen über Proteinkinasen-,
Phospholipase Csowie Phosphatidylinositol 3-Kinasehemmstoffe (Matter
et al., 1992; Ruckstuhl et al., 1979; Sanger et al., 1977; Srivastava,
1985) mit zahlreichen Substanzen aus der Gruppe der Flavonoide durchgeführt. Ein
besonders umfangreiches Screening wurde mit IP3K-A durchgeführt, da
dieses Enzym in sehr großen
Mengen mit hohen spezifischen Aktivitäten herstellbar ist.
Anhand der unter Substratsättigung
durchgeführten
Messungen, bei denen der Hemmstoff stufenweise bis zum Erreichen
des maximalen Hemmeffekts bzw. einer Konzentration von 100 μM dazu pipettiert
wurde, konnten aus der Gruppe der Flavonoide (Flavone und Flavonole)
fünf Verbindungen
mit submikromolaren IC50-Werten für IP3K-A
identifiziert werden. Es handelt sich hierbei um Quercetin, Myricetin,
Myricetintrimethylether, Amentoflavon und 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon.
Im Gegensatz zu den obigen Flavonoiden
hemmten die Catechine (Flavan-3-ole) Catechin und Epicatechin die
IP3K-A in einem deutlich geringeren Maße (IC50: > 100 μM). Die Catechin-Derivate, die am
C3-Atom des Chromon-Ringsystems einen Gallussäure-Substituenten tragen, Epicatechingallat
(ECG) und Epigallocatechingallat (EGCG), verursachten jedoch wiederum
einen starken Hemmeffekt der IP3K-A. Die IC50-Werte des
ECG sowie EGCG betragen 94 nM und 120 nM. Das Stereoisomer des ECG,
(-)-Catechin-3-gallat, zeigte einen um den Faktor 500 erhöhten IC50-Wert .
Aus der Gruppe der Isoflavone wurden
Genistein und Daidzein, potente Tyrosinkinasehemmstoffe (Akiyama
et al., 1987; Spinozzi et al., 1994; Tamaoki & Nakano, 1990), getestet. Diese Substanzen
besitzen in Bezug auf die IP3K-A nur eine sehr schwache Hemmwirkung
(IC50: 116 μM und 131 μM). Flavonoide als Hemmstoffe
IP3K-A Aktivität
sind in Tabelle 2 bzw. 1 dargestellt.
Die Perylenchinone Hypericin und
Pseudohypericin zeigen Hemmeffekte an Proteinkinasen (Takahashi
et al., 1989). Aufgrund dessen wurde der Einfluss dieser Proteinkinase-Hemmstoffe bezüglich der
IP3K-Aktivität
untersucht. Das Hypericin besitzt eine photodynamische Aktivität. Deswegen
wurden die Messungen sowohl im Dunkeln als auch nach vorheriger
Bestrahlung der Probe mit Laborlicht durchgeführt.
Aus diesen Messungen stellt sich
Hypericin als weiterer potenter Hemmstoff der IP3K-A dar {IC50: 200 nM (Dunkelheit), 75 nM (Bestrahlung)}.
Dagegen konnte für
Pseudohypericin nur ein deutlich höherer IC50-Wert
von 2.4 μM
gemessen werden.
Ebenso wurde Calphostin C, ein Perylenchinon
Analogon des Hypericin (Kobayashi et al., 1989; Bruns et al., 1991),
getestet und ein IC50-Wert von 1.0 μM gemessen. Die Messungen mit
Calphostin C und mit Pseudohypericin wurden unter Lichtausschluss
durchgeführt.
Aus der Gruppe der Triphenylmethane
als entfernte Strukturanaloga von ECG konnten Pyrogallolrot sowie
Brompyrogallolrot als spezifische Inhibitoren der IP3K-A mit IC50-Werten von 0.90 μM bzw. 1.04 μM identifiziert werden.
Der beste Triphenylmethan-Hemmstoff
war jedoch Aurintricarbonsäure
(ATA) mit einem IC50-Wert von 0.15 μM.
Anthrachinone, die in der Literatur
als Hemmstoffe der Topoisomerase II (Lee et al., 1996) beschrieben wurden,
wurden ebenfalls auf einen Hemmeffekt am Enzym analysiert. Von diesen
Verbindungen wurde Chinalizarin als der potenteste Hemmstoff (IC50: 2.40 μM)
identifiziert. Adriamycin, in der Literatur als ein potenter Inhibitor
der IP3K (da Silva et al., 1994) beschrieben, wurde auch analysiert.
Allerdings zeigte diese Substanz weder als Akglykon (IC50:
62 μM),
hergestellt durch eine Säurehydrolyse,
noch als Glykosid (IC50: > 200 μM) gute Hemmeigenschaften.
Aus der Gruppe der Tyrphostine, die
als Proteintyrosinkinase-Inhibitoren
bekannt sind (Gazit et al., 1991), konnte das Bis-Tyrphostin als
ein guter Hemmstoff der IP3K-A identifiziert werden (IC50:
0.7 μM)
.
Weiterhin wurde Wortmannin, ein sehr
potenter Hemmstoff der Phosphatidylinositol-3-Kinase (PI 3-Kinase)
(Sarkaria et al., 1998) auf einen Hemmeffekt untersucht. Diese Verbindung
zeigte an der IP3K-A bei weitem keine so stark ausgeprägte Hemmung
(IC50: 2.3 μM) wie an der PI 3-Kinase (IC50: 5 nM) .
Basierend auf der für Flavonoide
ermittelten Struktur-Funktionsbeziehung
wurden die Verbindungen Gossypol (polyphenolisches Binaphthalin)
und Ellagsäure
(phenolisches Bislakton) auf einen Hemmeffekt untersucht. Die beiden
Substanzen erwiesen sich als sehr potente Inhibitoren des Enzyms,
wobei Gossypol und Ellagsäure
von allen bisher untersuchten Stoffen die höchst potenten Hemmstoffe darstellten
(IC50: Gossypol: 58 nM, Ellagsäure: 36
nM).
Da die meisten der als Hemmstoffe
der IP3K-A identifizierten Verbindungen strukturell eine Art von Symmetrie
von phenolischen Carbonylgruppen-tragenden Substrukturen ("Zweihändigkeit") aufweisen, wurden
weiterhin Biflavonoide auf einen Hemmeffekt an diesem Enzym untersucht.
Apigenin, als Monomer ein schwacher Hemmstoff der IP3K-A (IC50: 8.3 μM),
weist als Dimer, wie im daraus resultierenden Amentoflavon (3.9.), eine um den Faktor 10 erhöhte Potenz
(IC50: 0.50 μM) auf .
Ein weiterer Proteinkinasehemmer,
das Rottlerin (Gschwendt et al., 1994), welches ebenfalls eine "Zweihändigkeit" aufweist, konnte
ebenso als ein potenter Hemmstoff (IC50:
1.21 μM)
identifiziert werden.
Nicht alle der hoch potenten Inhibitoren
zeigten eine komplette Inaktivierung der IP3K-A Aktivität unter hohen
Hemmstoffkonzentrationen. Eine vollständige Hemmung der Enzymaktivität (97%)
konnte für
Gossypol, ECG, EGCG, Hypericin; ATA und 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
gemessen werden. Dagegen hemmte Ellagsäure die IP3K-A bis zu 75%,
Quercetin zu 80 und Myricetin zu 85 =. Es gab hierbei keine Korrelation
zwischen Hemmstoffpotenz und Vollständigkeit der Hemmung.
Weitere Stoffklassen als Hemmstoffe
der IP3K-A sind in Tabelle 3 bzw. 2 dargestellt.
Basierend auf diesen umfangreichen
Messungen konnten insgesamt neun sehr potente Hemmstoffe (IC50: < 0.6 μM) der IP3K-A
gefunden werden und eine ganze Reihe weiterer Hemmstoffe mit IC50 werten unter und um 3 μM.
Alle potenten Hemmstoffe der IP3K-A
mit IC50 Werten < 1μM
zeigten einen "mixed
type" Hemmtyp des Enzyms
in Bezug auf das Substrat ATP, während
die Bindung des Substrates Ins(1,4,5)P3 von
keinem der Hemmer beeinflusst wurde, d.h. die Hemmstoffe wirkten
nicht-kompetitiv in Bezug auf Ins(1,4,5)P3.
Die meisten dieser potenten Inhibitoren
wurden weiterhin auf ihren Hemmeffekt an der humanen IP3K-B getestet.
Diese Isoform ist ubiquitärer
als die Isoform A, welche nur in Neuronen und Testes und zumindest
bei Vögeln
auch in Erythrozyten exprimiert wird. Deshalb sollte die Frage geklärt werden,
ob die Inhibitoren der A-Form auch die Aktivität der weiter verbreiteten B-Isoform
hemmen können.
Bei diesen Messungen stellte sich
heraus, dass Hypericin, ATA und Chinalizarin ähnliche oder niedrigere IC50-Werte bei humaner IP3K-B im Vergleich
zu Gg-IP3K-A aufwiesen. In Tabelle 4 sind sowohl die IC50-Werte
als auch die maximal erreichten Enzymhemmungen zusammengestellt.
Die Messungen der Hemmeffekte an
der Gg-IP3K-A der HsIP3K-B erfolgten wie oben beschrieben. Es wurden
sowohl die IC50-Werte als auch die maximalen
Hemmeffekte (% max.) der potentesten Inhibitoren analysiert.
Die potentesten Inhibitoren von Gg-IP3K-A
und Hs-IP3K-B sind in Tabelle 4 bzw. 3 dargestellt.
Schließlich wurden noch zwei sehr
gute Hemmstoffe der IP3K Isoformen A und B (Quercetin und 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon)
auf ihre Wirkung an der IP3K-C untersucht. Es zeigte sich hierbei
für Quercetin eine
etwas bessere Hemmung als bei der B-Isoform, während 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
diese Isoform deutlich schlechter hemmte als IP3K-B. Es ist zu vermuten,
dass diese Isoform sich in ihrem spezifischen Selektivitätsspektrum
für weitere
Hemmstoffe etwa im Bereich dieser Abweichungen unterscheidet. Auffällig ist,
dass dieses Enzym sich ganz offensichtlich unter den gewählten Testbedingungen
in der maximalen Hemmbarkeit von IP3K-B unterscheidet.
Inhibitoren von IP3K-C sind in Tabelle
5 bzw. 4 dargestellt.
Es zeigt sich nach dieser Hemmstoffsuche
und Charakterisierung zwar für
jede Isoform der IP3K ein unterschiedliches Selektivitätsprofil
der potenten Hemmstoffe, jedoch ist dieses zumindest für IP3K-A
und IP3K-B nicht so different, dass nicht mit einer Hemmung beider
Isoformen durch einen potenten Hemmstoff, aufgespürt an IP3K-A,
gerechnet werden kann. Für
die IP3K-C sind die Daten noch nicht ausreichend, um zu beurteilen,
ob hier mit weiteren Hemmstoffen vielleicht eine selektive Hemmung
dieser stark epithelial exprimierten Isoform möglich sein könnte.
Analyse von Genstruktur
und Proteinsequenz der humanen Inositolpolyphosphat Multikinase
(HsIPMK)
Das multifunktionelle Hefeprotein
ArgRIII ist eine Inositolpolyphosphat Multikinase, aber auch ein Transkriptionsregulator
und ein wichtiger Faktor des mRNA Exportweges (El Bakkoury et al.,
2000; Saiardi et al., 2000).
Das humane Homolog des Hefe ArgRIII
Proteins ist eine Inositolphosphat Multikinase. Das Gen des humanen
Homologen hat die chromosomale Lokalisation 10q21. Sechs Exons leisten
einen Beitrag zur kodierenden Sequenz. Das offene Leseraster kodiert
für ein
Protein von 416 Aminosäuren
(berechnetes Molekulargewicht: 47219,40 Dalton). Die Aminosäuresequenz
zeigt eine 82% Ähnlichkeit
zur Ratten IPMK. Funktional wichtige Motive sind konserviert zwischen
den Säugetier
IPMKs und ArgRIII. Die höchste Ähnlichkeit
zeigt die Inositolphosphat Bindungsstelle. Die ATP Bindungsstelle
und die katalytisch wichtige SSLL-Domäne sind ebenfalls klar konserviert.
Zusammensetzung von funktional
wichtigen Bereichen von HsIPMK und ArgRIII
Lokale Sequenz Alignments von funktional
wichtigen Bereichen des Hefe ArgRIII Proteins mit den korrespondierenden
Sequenzen der HsIPMK sind in der 5 dargestellt.
Die Nummern beziehen sich auf die Position der ersten Aminosäure in der
Primärsequenz
des dargestellten Proteins. Der Ein-Buchstaben-Code für Aminosäuren wird benutzt. Konservierte
Reste sind schwarz hinterlegt, ähnliche
Reste sind grau hinterlegt. Die invariablen Reste in diesen Motiven
sind markiert (*).
Verifizierung der nukleären Lokalisation
der humanen IPMK
Das Hefeprotein ArgRIII ist im Zellkern
lokalisiert (E1 Bakkoury et al., 2000). Diese Lokalisation ist angemessen
für seine
Aufgaben in der Transkriptionsregulation und im mRNA-Export. Die Kenntnis über die
intrazelluläre
Verteilung der HsIPMK bringt Einsichten über ihre möglicherweise ähnlichen
Funktionen. NRK52E Zellen wurden transient transfiziert mit der
HsIPMK cDNA fusioniert mit einem C-terminalen bzw. N-terminalen fluoreszierenden
Protein-Tag. Beide Anordnungen der Proteinsequenzen im Fusionsprotein
wurden benutzt, um die Möglichkeit
von sterischen Effekten des fusionierten fluoreszierenden Proteins
auszuschließen,
die zur Proteinmissfaltung führen
könnten.
Die Linkersequenz besteht hauptsächlich
aus kleinen Aminosäuren,
um eine hohe Flexibilität
sicherzustellen. Beide Fusionsproteine waren vorherrschend in den Kernen
der transfizierten Zellen lokalisiert. Das fluoreszierende Protein
allein war gleichmäßig zwischen
Kern und Zytoplasma verteilt. Die nukleäre Lokalisation wurde bestätigt durch
eine Co-Färbung
der DNA im Kern mit 4',6Diamidino-2phenylindole
dihydrochloride (DAPI). Overlays der DAPI-Fluoreszenz mit der Fluoreszenz
des Fusionsproteins bestätigen
die Lokalisation in einem einzigen Organell, dem Kern. Proteine
mit einer maximalen Größe von ca.
40kDa können
passiv durch den Kernporenkomplex translozieren. Größere Proteine
können nur
durch aktiven Transport in den Kern gelangen (Cole und Hammell,
1998). Da die HsIPMK mit dem Fluoreszierenden ProteinTag ein Molekulargewicht
von ca. 75kDa hat, muss ein aktiver NLS-gerichteter Transport über die
Kernmembran auftreten.
Hemmstoffe der
Hs-IPMK
Da IPMK ebenfalls Ins(1,4,5)P3 zu Ins(1,3,4,5)P4 phosphorylieren
kann und dieses Enzym darüberhinaus
etliche für
die Biosynthese hochphosphorylierter Inositolphosphate wesentliche
Schritte katalysiert (s. Einleitung), wurde die Hemmbarkeit dieses
Enzyms ebenfalls im Detail untersucht. Die Ergebnisse dieser Versuche
zeigen für
die Hemmstoffe dieses Enzym abermals eine Präferenz von polyphenolischen
Strukturen. Die besten Hemmstoffe für IPMK scheinen jedoch immer
saure Funktionen zu tragen. Als Hemmstoffe der Hs-IPMK, welche auch
IP3K effektiv im Bereich unter oder um 1μM IC50,
inhibieren, wurden die Triphenylmethane Aurintricarbonsäure (ATA)
und Bengalrosa, die Ellagsäure
und das Gossypol identifiziert (Tabelle 6 bzw. 6).
Die IPMK sehr gut hemmende Phenylacrylsäure Chlorogensäure ist
hingegen ein sehr schlechter IP3K-Hemmstoff. Andererseits zeigt
der potente IP3K-Inhibitor Quercetin bei IPMK nur eine sehr schwache Hemmung,
ebenso das Säurefuchsin,
und nicht alle sauren Polyphenole sind gute Hemmstoffe der IPMK
(Tabelle 7 bzw. 7).
Wirkung von Inhibitoren
der IP3K bzw. der IPMK auf das Wachstum kultivierter Zellen
Da einige der effektivsten Hemmstoffe
der IP3K als Inhibitoren des Zellwachstums (Agullo et al., 1996; Ahmad
et al., 1997; Band et al., 1989; Chen et al., 1998; Kang et al.,
1997; Okabe et al., 1997; Rodgers et al., 1998; Wang et al., 2000)
bekannt waren und gerade in einer jüngsten Arbeit hierzu recht
gut vergleichbare Daten vorgelegt wurden (Caltagirone et al., 2000),
ergab sich die Hypothese, dass IP3K-Isoformen und IPMK ein gemeinsames
kausal bedeutsames da besonders hochaffines intrazelluläres Ziel
für diese
antiproliferativen Wirkstoffe sein könnten. Deshalb wurde die Wirkung
aller identifizierten potenten IP3K-Hemmstoffe bzw. IPMK-Hemmstoffe
alleine und in besonders ausgewählten
Zweierkombinationen auf das Zellwachstum unter einheitlichen Bedingungen
an verschiedenen humanen und anderen Tumorzelllinien (Jurkat T-Zellen,
humane T-Zell-Lymphomzellen; MCF7-Zellen, humane Mammacarcinomzellen;
HT29, humane Colonkarzinomzellen; HL60, undifferenzierte promyeloische
Leukämiezellen;
CHO-Zellen, eine Hamster-Ovarialkarzinom-Zelllinie) sowie an der Mäuse-Fibroblastenzelllinie
NIH 3T3- analysiert.
Wirkungen von IP3K- und
IPMK-Hemmstoffen auf Jurkat T-Zellen
Zur Analyse des Hemmstoffeffekts
auf die Zellproliferation wurden die Jurkat T-Zellen mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Inhibitor über
einen Zeitraum von 72 Stunden inkubiert Nach jeweils 24 Stunden erfolgte
die Bestimmung der Zellzahl mittels des Coulter Counters. Diese
Analytik wurde mit den potentesten Hemmstoffen der IP3K und der
IPMK durchgeführt.
Für
alle getesteten Verbindungen konnte eine Proliferationshemmung der
Jurkat T-Zellen nachgewiesen werden.
Gossypol und Hypericin stellten sich
als Inhibitoren mit dem stärksten
Hemmeffekt heraus, wobei Gossypol (IC50:
1.15 μM)
allerdings eine sehr geringe "therapeutische
Breite" (Dosisverhältnis zwischen
antiproliferativen und zelltötenden
Effekt, siehe unten) zeigte. Bei Konzentrationsunterschieden von
bereits 0.5 μM konnten
sehr unterschiedlich ausgeprägte
Hemmeffekte beobachtet werden.
Da laut Literaturangaben Hypericin
(Agostinis et al., 1995, Agostinis et al., 2002) unter Lichteinfluss ein
wesentlich effektiverer Hemmstoff ist, wurde die Analyse des Hemmeffektes
auf die Proliferation auch unter Bestrahlung durchgeführt. Hierbei
konnte ein IC50-Wert von 0.17 μM ermittelt
werden. Wurden die Versuche unter Lichtausschluss durchgeführt, zeigte
Hypericin erst bei einer Konzentration von 2 μM einen schwach ausgeprägten Effekt
auf das Zellwachstum.
ATA und (–)-ECG erwiesen sich von allen
getesteten Hemmstoffen als die schwächsten Inhibitoren des Zellwachstums
von Jurkat T-Zellen. Für
diese Verbindungen konnten IC50-Werte im
Bereich von je ca. 30 μM
ermittelt werden.
Zur Ermittlung der Zytotoxizität der Inhibitoren
wurde der Anteil an lebenden Zellen unter Verwendung der Trypanblau-Färbemethode durchgeführt.
Hierbei stellte sich heraus, dass
in Gegenwart von Gossypol , (–)-EGCG
und Hypericin in einer Konzentration des 2- bis 3-fachen IC50-Wertes des Hemmers des Zellwachstums über eine
Inkubationszeit von 72 Stunden nur bis zu 10% der Zellen überlebten.
Dieses deutet auf eine Aktivierung der Apoptose hin. Bei allen anderen
getesteten Inhibitoren konnte eine Vitalität von 49% (Myricetin) bis 89%
(ECG) bestimmt werden.
Effekte von antiproliferativen
IP3K und IPMK Hemmstoffen der Jurkat Zellen auf den Zellzyklus
Zur Analyse der antiproliferativen
und zelltötenden
Hemmstoffeffekte auf den Zellzyklus von Jurkat T-Zellen wurde das
Verhältnis
von Zellen in G0/G1-,
S und G2/M- Phase bei steigenden Hemmstoffkonzentrationen
bestimmt. Hierbei wurde die Verteilung der mit Propidiumjodid gefärbten DNA
mittels der Durchflusszytometrie gemessen. Es wurden jeweils 20.000
Zellen analysiert. Die Resultate wurden als prozentuale Verteilung
der Zellen in jeder Phase des Zellzyklus dargestellt. Diese Versuche
wurden mit den Inhibitoren (–)-EGCG,
Quercetin, Gossypol und 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
durchgeführt.
Effekte von (–)-EGCG
Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung
der Zellen mit steigenden Konzentrationen an (–)-EGCG (0 – 40 μM) über einen Zeitraum von 48 Stunden
eine Anhäufung
der Zellen in der S-Phase des Zellzyklus hervorrief. Der prozentuale
Anteil der Zellen in dieser Phase stieg von 36% ± 0.6% in der Kontrolle auf
55% + 3.5% unter einer Konzentration von 40 μM (–)-EGCG an. Gleichzeitig nahm
der prozentuale Anteil der Zellen in der G0/G1-Phase von 52% ± 0.9% (Kontrolle) auf 35% ± 4.2%
(40 μM)
ab. Der Anteil der Zellen in der G2/M-Phase
veränderte
sich unter dem Einfluss des Hemmstoffes nicht.
Effekte von Gossypol
Unter dem Einfluss von Gossypol (0 – 2 μM) wurde
der Zellzyklus der Jurkat T-Zellen ebenfalls bevorzugt in der S-Phase geblockt.
Der Prozentsatz der Zellen in dieser Phase stieg von 37% ± 3.5%
in der Kontrolle auf 48% ± 4.0%
unter einer Gossypol-Konzentration von 2 μM.
Parallel hierzu konnte eine Abnahme
der Zellen in der G0/G1-Phase
von 52% ± 2.9%
(0 μM) auf
46% ± 2.2%
(2 μM) analysiert
werden. Der prozentuale Anteil der Zellen in der G2/M-Phase
blieb unverändert.
Effekte von 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
Dieser Hemmstoff, der in einem Konzentrationsbereich
von 0 μM
bis 20 μM
eingesetzt wurde, bewirkte abermals einen Anstieg des Prozentsatzes
der Zellen in der S-Phase (0 μM:
42% ± 1.4%,
20 μM: 66% ± 4.0%). Zugleich
konnte eine Abnahme des Zellanteils in der G0/G1-Phase von 51% ± 2.9% (0 μM) auf 22% ± 2.1% (20 μM) festgestellt
werden.
In der G2/M-Phase
konnte bei einer Inhibitorkonzentration von 20 μM zusätzlich ein leichter Anstieg des
prozentualen Anteils der Zellen gemessen werden (0 μM: 11% ± 0.7%,
20 μM: 16% ± 0.4%),
der bei einer Konzentration von 10 μM noch nicht detektiert wurde
(12% ± 0.3%).
Effekte von Quercetin
Deutlich komplexer als bei den obigen
Hemmstoffen waren die Effekte verschiedener Konzentrationen von
Quercetin auf den Zellzyklus von Jurkat T-Zellen.
Unter dem Einfluss von 5 μM Quercetin
verminderte sich zunächst
der Anteil an Zellen in der S-Phase von 40% ± 1.4% (0 μM) auf 35% ± 5.3% (5 μM). Bei einer Konzentration
von werden, der sich bei 20 μM
Quercetin wieder auf 41% ± 1.5%
verringerte (Tab. 3.14.). Gleichzeitig konnte eine Abnahme des Anteils
an Zellen in der G0/G1-Phase
von 49% ± 1.0%
in der Kontrolle über
31% ± 5.1%
bei 5 μM
auf 10% ± 2%
bei einer Hemmstoffkonzentration von 20 μM analysiert werden. In der
G2/M-Phase erfolgte zunächst eine prozentuale Zunahme
der Zellen von 11% ± 0.4%
(0 μM) auf
36% ± 2.3%
(5 μM).
Dagegen erniedrigte sich der Anteil
der Zellen bei einer Konzentration von 10 μM Quercetin auf 21% ± 2.5%.
Bei einer Dosis von 20 μM
des Flavonols erhöhte
sich wiederum der prozentuale Zellanteil auf 50% ± 5.3%.
Die unterschiedlichen Prozentwerte
in den einzelnen Kontrolluntersuchungen basieren auf der Verwendung
verschiedener Zellkulturansätze.
Vitalität und Apoptose der wachstumsgehemmten
Jurkat-T-Zellen Parallel zu den Zellzyklusuntersuchungen wurde der
Anteil an lebenden Zellen unter Verwendung der Trypanblau-Färbemethode
durchgeführt.
In den Kontrollen konnte eine Vitalität von 81 – 85% analysiert
werden.
Unter dem Einfluss von (–)-EGCG
wurden bei einer Konzentration von 10 μM 80%, bei 20 μM 81% und bei
40 μM 68%
vitale Zellen nachgewiesen.
In Gegenwart von 5 μM 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
haben sich 74% der Zellen, bei einer Konzentration von 10 μM 68% und
bei 20 μM
52% als vital erwiesen.
In Anwesenheit von 5 μM Quercetin
waren noch 70%, bei 10 μM
59% und unter 20 μM
45% der Zellen vital.
Wurden die Zellen mit dem Hemmstoff
Gossypol versetzt, konnte bei Anwesenheit von 1 μM eine 82%-ige, bei 2 μM eine 70%-ige und unter 4 μM Gossypol
eine 14%-ige Vitalität
bestimmt werden.
Anhand der Ergebnisse der Zellzyklusuntersuchung
konnte ebenfalls aufgezeigt werden, dass die Jurkat T-Zellen unter
dem Einfluss der getesteten Hemmstoffe in Apoptose gehen. Apoptotische
Zellen bilden eine hypoploide Zellpopulation, die allgemein als
Sub-G1-Peak bezeichnet wird. Dieser Sub-G1-Peak konnte bei den mit Hemmstoff behandelten
Jurkat T-Zellen analysiert werden.
5-Bromo-2'-deoxy-uridin-Einbau
in Jurkat T-Zellen als Maß für die Beeinflussung
der DNA-Synthese durch IP3K und IPMK Hemmstoffe
Da die Ergebnisse der Durchflusszytometrie
zeigten, dass alle Hemmstoffe der IP3K-A den Zellzyklus der Jurkat
T-Zellen in der S-Phase blockierten, wurde anhand des 5-Bromo-2'-deoxy-uridin-Einbaus
(BrdU) die DNA-Synthese der Zellen überprüft. Diese Analyse diente zur
Klärung
der Frage, ob die Blockade in der S-Phase auf eine Hemmung der DNA-Synthese zurückzuführen ist.
Die Jurkat T-Zellen wurden in einer
Dichte von 2 × 104/100 μl
ausgesät
und für
48 Stunden in Gegenwart unterschiedlicher Konzentrationen des Hemmstoffes
bei 37°C
in einer 5 CO2-haltigen Atmosphäre inkubiert.
Nach Ablauf der Inkubationszeit wurde die Vitalität der Jurkat
T-Zellen mit Hilfe der Trypanblau-Färbemethode und der BrdU-Einbau
untersucht. Als Hemmstoffe wurden Gossypol, ATA, (–)-EGCG
sowie 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
eingesetzt.
(-)-EGCG, welches den Zellzyklus
in der S-Phase blockiert, beeinflusst die DNA-Synthese bei der maximal
eingesetzten Konzentration von 20 μM nicht signifikant. Bei dieser
Konzentration konnte eine deutliche Hemmung der Proliferation sowie
mittels der Trypanblau-Färbemethode
50% vitale Zellen ermittelt werden.
Ebenso wurde durch 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
die DNA-Synthese
nicht signifikant beeinflusst. Dagegen konnte eine leichte Hemmung
der Synthese durch Gossypol ermittelt werden. Bei einer Konzentration von
1 μM und
einem prozentualen Anteil von 66% lebenden Zellen wurde die DNA-Synthese
um 16% erniedrigt. Bei der maximal eingesetzten Konzentration an
Gossypol (3 μM)
wurde eine 21%-ige Inhibition der DNA-Synthese analysiert.
Wurden die Jurkat T-Zellen für 48 Stunden
mit unterschiedlichen Konzentrationen an ATA inkubiert, konnte eine
Stimulierung der DNA-Synthese um 17% beobachtet werden.
Hemmstoffeffekte auf den
Inositolpolyphosphat-Metabolismus in Jurkat T-Zellen
Da der beobachtete Block des Zellwachstums
durch IP3K-Hemmstoffe in der S-Phase ganz offensichtlich nicht mit
dieser Hemmung der DNA-Synthese korreliert ist, wurde nun die Möglichkeit
näher analysiert, dass
der antiproliferative Effekt wie auch der S-Phasenblock mit einer
Hemmung des Inositolphosphat-Metabolismus korrelieren und vielleicht
kausal zusammenhängen
könnte.
Es wurde also untersucht, ob die IP3IK-Hemmstoffe in den intakten
Zellen über
die Inhibition dieses Enzyms die Biosynthese der höheren Inositolphosphate
hemmt.
Die Effekte von Quercetin und Gossypol
auf die Konzentrationen der höher
phosphorylierten Inositole in humanen Jurkat T-Zellen wurden mittels
der MDD-HPLC-Analytik (Mayr, 1990) analysiert.
Zunächst wurden die Zellen in An-
und Abwesenheit von 30 μM
Quercetin bzw. 3 μM
Gossypol über 48
Stunden inkubiert. Anschließend
wurden diese für
die HPLC-Analyse der Inositolphosphate aufgearbeitet und die zellulären Inositolphosphate
gemessen.
Wirkung von Quercetin
Im Vergleich zu den Kontrollen konnte
unter Behandlung der Jurkat T-Lymphozyten mit 30 μM Quercetin
ein Rückgang
der Konzentration an Ins(1,3,4)P3, des Dephosphorylierungsproduktes
des Produktes der IP3K {Ins(1,3,4,5)P4},
um 49% nach 48 Stunden Inkubation analysiert werden.
Parallel hierzu wurde wie erwartet
eine Abnahme der Konzentration an Ins(1,3,4,5)P4 um
68% und an Ins(1,4,5,6)P4 um 77 gemessen.
Ebenso wurde eine Verringerung in
der Konzentration an InsP5-Isomeren beobachtet. Insbesondere bei
Ins(1,3,4,5,6)P5 konnte ein Rückgang um
68% ermittelt werden. Bei dem Isomer Ins(1,2,4,5,6)P5 wurde
dagegen nur eine nicht signifikante Abnahme analysiert.
Auch die Konzentrationen an noch
höher phosphorylierten
Inositolen nahmen unter dem Einfluss von Quercetin ab (InsP6: –44%,
InsP7 (5-PPInsP5): –19%).
In der Menge an Ins(1,5,6)P3 konnte kein signifikanter Unterschied zu
den Kontrollen festgestellt werden.
Gleichzeitig konnte eine deutliche
Zunahme in der Konzentration an den InsP5-Isomeren Ins(1,2,3,4,6)P5 und Ins(1,2,3,4,5)P5 im
Vergleich zur Kontrolle unter dem Einfluß von Quercetin festgestellt werden.
Wirkung von
Gossypol
Unter der Behandlung von Jurkat T-Zellen
mit 3 μM
Gossypol konnte eine Abnahme der Konzentration an Ins(1,3,4)P3 um 35 nach einer Inkubationszeit von 24
Stunden detektiert werden. Ebenso nahmen die Konzentrationen an
Ins(1,3,4,5)P4 um 39%, an Ins(1,3,4,6)P4 um 33% und an Ins(1,4,5,6)P4 um
61% ab. Parallel hierzu wurde auch eine Verringerung der Konzentration
der InsP5-Isomeren Ins(1,2,3,4,5)P5 um 28% sowie Ins(1,3,4,5,6)P5 um
24% analysiert, die sich aber aufgrund einer statistischen Analyse
(t-Test) nicht als signifikant herausstellte.
Die Konzentrationen der höher phosphorylierten
InsPs verringerten sich ebenfalls unter dem Einfluss von Gossypol
(InsP6: –25%, InsP7 (5-PPInsP5): –35%).
Keinen signifikanten Unterschied
im Vergleich zu den Kontrollen konnte in der Konzentration der Isomeren
Ins(1,5,6)P3, Ins(1,2,4,5,6)P5 und
Ins(1,2,3,4,6)P5 ermittelt werden.
Bei allen InsP-Isomeren {Ausnahme
Ins(1,3,4,5)P4} konnte nach einer Inkubationszeit
von 48 Stunden kein Rückgang
der Konzentrationen der jeweiligen Isomeren im Vergleich zu den
Kontrollen beobachtet werden. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass
während
des Versuchs keine Zugabe an frischem Gossypol erfolgte, so dass
nach 24 Stunden der Hemmstoff vollständig von den sehr dicht gewachsenen
Zellen abgebaut oder z.B. über
eine Multi-Drogen-Resistenz-Transportprotein
(MDR)-Expression eliminiert wurde und somit keinen Effekt mehr auf
den Inositolphosphatstoffwechsel hatte.
Antiproliferative Kombinationen
an IP3K und IPMK Hemmstoffen getestet an Jurkat T-Zellen
Auf Grund der Beobachtung, dass die
meisten der potenten Hemmstoffe sowohl der IP3K als auch der IPMK
jeweils der Gruppe der pflanzlichen Polyphenole zugehören ergab
sich die interessante Hypothese, dass Pflanzen diese als Insekten-Phytoalexine bekannten
Substanzen (Harborne & Grayer
1994) möglicherweise in
ihrer Evolution zur Wachstumshemmung dieser Fraßfeinde in der Weise entwickelt
haben, dass mehrere antiproliferativ wirksame Flavonoide bzw. Polyphenole
anderer Grundstruktur sich in ihrem antiproliferativen Effekt addieren.
Der Grund für
die Kombination verschiedener antiproliferativer Polyphenole in
einer Pflanzenspezies könnte
darin liegen, dass es für
die Pflanzen "pharmakologisch" als vorteilhaft
erwiesen hat, mehrere antiproliferative Wirkstoffe additiv zu kombinieren
um zwar das Wachstum der Fraßfeinde,
v.a. der Insekten zu unterdrücken,
sie andererseits aber nicht zu töten
bzw. sie nicht in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit zu schädigen. Denn
die meisten dieser Fraßfeinde
sind gleichzeitig Vektoren für
die Befruchtung entsprechender Pflanzen. Es könnte sich bei der hier beobachteten
Akkumulation von antiproliferativen Polyphenolen um ein seit über 100
Mio Jahren laufendes Evolutionsexperiment handeln, bei welchem Pflanzen
im wesentlichen nicht genotoxische antiproliferative Wirkprinzipien
durch Kombination von mehreren Wirkstoffen in genügend niedriger Kombinationsdosis
erworben haben. Bei bestimmten Insekten wurde gezeigt, dass selbst
extrem hohe Gesamtkonzentrationen bestimmter durch Pflanzenfraß aufgenommener
Flavonoide nicht zu toxischen Wirkungen führen, so dass für einige
der Mitglieder dieser Verbindungen von völlig fehlender Genotoxizität ausgegangen
werden kann.
Wenn sich diese Hypothese der biologisch-evolutionär erprobten
Kombination antiproliferativer pflanzlicher Polyphenole im Detail
bestätigen
ließe,
so könnte
gerade in der Kombination derartiger Substanzen in pflanzlicher
Nahrung neben den bekannten antibiotischen Wirkungen im Darm und
den antioxidativen und chelatorischen Eigenschaften ein unschätzbarer
biologischer Vorteil liegen.
Entsprechende Kombinationsexperimente
durchgeführt
in Form von Wachstums-Hemmexperimenten von Jurkat-T-Zellen haben
diese Hypothese voll bestätigt.
In jedem Falle einer solchen Wirkstoffkombination von zwei potenten
Hemmstoffen von IP3K (Gossypol und Myricetin, Gossypol und ATA,
Quercetin und ATA) bzw. von IP3K (Quercetin, Gossypol, Myricetin
und ATA) und IPMK (ATA und mit Einschränkung Gossypol) wurde ein Effekt
der Kombination dieser Substanzen beobachtet, welcher sich wir folgt
beschreiben lässt
und durch die Daten in den Tabellen 8 und 9 belegt ist:
- 1. die Zugabe einer Konzentration eines (zweiten) potenten IP3K-Hemmstoffes
im Bereich unterhalb seines IC50-Wertes
seiner wachstumshemmenden Wirkung bewirkt eine Sensitisierung für die wachstumshemmende
Wirkung eines ersten IP3K-Hemmstoffes oder eines IPMK-Hemmstoffes,
d.h. eine signifikante Erniedrigung des IC50-Wertes
für die
Wirkung dieses letzteren Hemmstoffes im Vergleich zum IC50, dieser Substanz allein (8 bzw.
Tabelle 8; die IC50-Werte wurden durch Fits von sigmoidalen Hill-Funktionen an
die Zellzahl vs. Inhibitorkonzentrationsdaten nach 48 und 72 Stunden
Zellwachstum ermittelt; 100 Hemmung bedeutet kein Wachstum und Persistenz
der initialen Zellzahl; (1) Inhibition >100% bedeutet Apoptose-bedingte Abnahme
der Zellzahl unter den initialen Wert).
- 2. Eine präzise
quantitative Analyse des Hemmeffektes bei Kombination zweier IP3K-Hemmstoffe
bzw. eines IP3K- und eines IPMK-Hemmstoffes in Konzentrationen unterhalb
oder im Bereich ihrer IC50-Werte ergibt in jedem Fall eine ausgeprägtere Hemmwirkung
des Zellwachstums als wie sie durch lineare Addition der beiden
isolierten Hemmeffekte errechenbar ist. Unter Berücksichtigung
der Tatsache, dass die Dosis-Wirkungsfunktionen
der einzelnen Hemmstoffe im Bereich ihres ansteigenden Schenkels
nicht linear sind und zumeist Hill-Koeffizienten von <–1
aufweisen, kann hieraus mit Sicherheit eine additive Wirkung der
Kombination zweier submaximal konzentrierter Hemmstoffe abgeleitet
werden. In einigen Fällen
ist der über
die lineare Addition hinausgehende Hemmeffekt so ausgeprägt, dass
eine Potenzierung der Wirkung der Kombination dieser Hemmstoffe
(z.B. Gossypol bei Konzentrationen <1μM
und ATA) vermutet werden kann (Tabelle 9 bzw. 9:
Additivität
von IP3K/IPML Inhibitoren bei der Wachstumshemmung von Jurkat Zellen).
Es zeigt sich in der hier bewiesenen
Additivität
ein neuer, interessanter Ansatz für eine neue antiproliferative
Kombinations-Pharmakotherapie.
Weiterhin könnte die sinnvolle Kombination
naturidentischer antiproliferativ wirksamer pflanzlicher Polyphenole
sich zu einem Erfolg versprechenden Prinzip von "Neutraceuticals" entwickeln.
Proliferationshemmung
von NIH 3T3-Zellen
Zur Bestimmung der Hemmstoffeffekte
auf die Zellproliferation von NIH 3T3-Zellen wurden diese mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Inhibitor über
einen Zeitraum von 72 Stunden bei 37°C und 5% CO2 inkubiert.
Diese Versuche wurden mit den an Jurkat T-Zellen getesteten Hemmstoffen
der IP3K-A durchgeführt.
Für
alle getesteten Inhibitoren der IP3K konnte auch bei dieser Zelllinie
eine Proliferationshemmung der NIH 3T3-Zellen nachgewiesen werden.
Gossypol zeigte wie bei den Jurkat
T-Zellen den stärksten
Effekt (IC50: 1.37 μM), wobei diese Verbindung auch
bei diesen Zellen eine sehr geringe "therapeutische Breite" (Dosisverhältnis zwischen
antiproliferativen und zelltötenden
Effekt) besaß.
Für
(–)-ECG
konnte ein um Faktor 1.7 niedrigerer IC50-Wert
im Vergleich zu den Jurkat T-Zellen bestimmt werden.
Dagegen hemmte Quercetin die Proliferation
der NIH 3T3-Zellen um Faktor 2 geringer (IG50:
52.5 μM)
.
Hypericin zeigte nach 15-minütiger Bestrahlung
mit Laborlicht bei einer Konzentration von 200 nM eine deutliche
Hemmung der Proliferation, die allerdings nicht so stark ausgeprägt war wie
bei den Jurkat T-Zellen. Wurde der Versuch unter Lichtausschluss
durchgeführt,
konnte ein sehr geringfügiger
Hemmeffekt (7% Proliferationshemmung) bei einer Konzentration von
300 nM festgestellt werden.
ATA hemmte die Proliferation der
NIH 3T3-Zellen um Faktor 5 stärker
(IC50: 6.25 μM) als diejenige der Jurkat
T-Zellen.
Die IC50-Werte
aller anderen getesteten Hemmstoffe unterscheiden sich nicht signifikant
von den bei den Jurkat T-Zellen analysierten Werten.
Bei der Ermittlung der Zytotoxizität der Inhibitoren
stellte sich heraus, dass bei (–)-ECG,
Quercetin und 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
in einer Konzentration des 2- bis
3-fachen IC50-Wertes des Zellwachstums über eine
Inkubationszeit von 72 Stunden bis zu 70% der Zellen überlebten.
Für Hypericin
konnte bei einer Konzentration von 200 nM nach einer Inkubationszeit
von 72 Stunden eine Überlebensrate
der Zellen von 51% gemessen werden.
Bei (-)-EGCG und Myricetin wurden
bei einer Konzentration des 4-fachen IC50-Wertes
des Zellwachstums nach 72 Stunden 50 bzw. 34% vitale Zellen analysiert.
Die geringste Zytotoxizität besaß ATA, die
auch den schwächsten
Hemmeffekt auf die Proliferation aufwies. Bei einer Konzentration
des 24-fachen IC50-Wertes des Zellwachstums überlebten
55% der Zellen.
Bei Gossypol dagegen starben alle
Zellen bei einer Konzentration des 3.5-fachen IC50-Wertes
des Zellwachstums ab.
Proliferationshemmung
von MCF7-Zellen
Zur Analyse des Hemmstoffeffekts
auf die Zellproliferation wurden die MCF7-Zellen mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Inhibitor über
einen Zeitraum von 72 Stunden untersucht. Diese Analytik wurde mit den
potentesten Hemmstoffen der IP3K und der IPMK durchgeführt.
Für
alle getesteten Verbindungen konnte eine Proliferationshemmung der
MCF7-Zellen nachgewiesen werden (Tabelle 10 bzw. 10)
.
Gossypol zeigte wie bei den Jurkat
T-Zellen sowie bei den NIH 3T3-Zellen den stärksten antiproliferativen Effekt
der getesteten Hemmstoffe (IC50: 0.72 μM). Auch
bei dieser Zelllinie besaß Gossypol
eine geringe "therapeutische
Breite" (Dosisverhältnis zwischen
antiproliferativen und zelltötenden
Effekt).
Quercetin (IC50:
7.1 μM)
zeigte bei diesen Zellen eine deutlich (4 – 7,5 ×) bessere antiproliferative
Wirkung als bei Jurkat und 3T3.
3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
(IC50: 16.6 μM) und (–)-EGCG (IC50:
22.0 μM)
hemmten das Wachstum der MCF-7-Zellen mit annähernd gleichem Effekt. NIH
3T3-Zellen wurden von diesen Verbindungen mit gleicher Intensität gehemmt.
Die Proliferation der Jurkat T-Zellen wurde von 3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
um das 2-fache und von (–)-EGCG
um das 1.4-fache stärker
gehemmt.
ATA stellte sich als Inhibitor mit
dem geringsten Hemmeffekt an dieser Zelllinie heraus (IC50: 123.7 μM).
Proliferationshemmung
von HL60 Zellen
Die Analyse des Hemmstoffeffekts
auf die Zellproliferation der HL60-Zellen wurde mit den potentesten Hemmstoffen
der IP3K und der IPMK durchgeführt.
Hierfür wurden die Zellen mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Inhibitor über
einen Zeitraum von 72 Stunden kultiviert und gezählt.
Für
alle getesteten Verbindungen konnte eine Proliferationshemmung der
HL60-Zellen nachgewiesen werden (Tabelle 10 bzw. 10)
.
Gossypol stellte sich auch an dieser
Zelllinie wieder als die Verbindung mit dem stärksten antiproliferativen Effekt
heraus. Allerdings ist dieser Effekt deutlich schwächer ausgeprägt als an
den anderen getesteten Zelllinien. (–)-EGCG war an diesen Zellen
nur um den Faktor 1,7 schwächer
wirksam als Gossypol (IC50 5,2 μM). Hingegen
stellte sich das (–)-ECG
im Vergleich zum (–)-EGCG
an dieser Zelllinie als Inhibitor mit einem deutlich weniger ausgeprägten antiproliferativen
Effekt heraus.
Quercetin inhibierte die Zellproliferation
im Vergleich zum Gossypol um Faktor 5 schwächer.
Für
3',4',7,8-Tetrahydroxyflavon
und (–)-ECG,
die ähnliche
Hemmeffekte auf die Proliferation der HL60-Zellen aufweisen, konnte
eine 10-fach geringere Hemmwirkung als durch Gossypol ermittelt
werden. ATA konnte als Verbindung mit dem schwächsten antiproliferativen Effekt
identifiziert werden. Allerdings war die Hemmwirkung nicht ganz
so schwach wie bei den MCF7-Zellen.
Proliferationshemmung
von HT29 Zellen
Zur Analyse des Hemmstoffeffekts
auf die Zellproliferation wurden die HT29-Zellen mit unterschiedlichen
Konzentrationen an Inhibitor über
einen Zeitraum von 72 Stunden analysiert. Diese Analytik wurde mit den
potentesten Hemmstoffen der IP3K und der IPMK durchgeführt.
Gossypol zeigte wie bei den Jurkat
T-Zellen, NIH 3T3-Zellen, HL60-Zellen und MCF7-Zellen den stärksten antiproliferativen
Effekt von den getesteten Hemmstoffen.
Dagegen konnte für ATA wiederum die geringste
Hemmwirkung unter den getesteten Inhibitoren beobachtet werden.
Bislang zeigte ATA nur bei den NIH 3T3-Zellen einen ausgeprägten Hemmeffekt
.
Alle anderen potenten Hemmstoffe
der IP3K und der IPMK zeigten ebenfalls einen antiproliferativen Effekt
auf die HT29-Zellen. Da jedoch die Zellversuche noch nicht abgeschlossen
sind, können
bislang für
diese Inhibitoren keine vollständigen
Daten angeführt
werden.
Zusammenfassung der antiproliferativen
Wirkungen von IP3K und IPMK-Hemmern auf Zellkulturen (Tabelle 10
bzw. 10: Proliferationshemmung verschiedener
getesteter Zelllinien nach 72 Stunden; *: Bestrahlung mit Laborlicht;
Angegeben sind Mittelwerte ± SD
für die
Proliferationshemmung nach 72 Stunden Zellkultivierung)
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Identifizierung und Klonierung
eines ARGRIII-homologen Gens aus Mensch
11 bzw.
Seq.-ID 3, 4 und 5 zeigt die vollständige cDNA-Sequenz des humanen ArgRIII-homologen Gens,
des Gens für
die humane Form von Inositolpolyphosphat-Multikinase (GenBank Acc:
AF 432853; gesperrt) sowie die hierdurch codierte Aminosäurensequenz.
Zuerst wurde mit der bekannten Aminosäure-Sequenz
des Hefeproteins ArgRIII (GenBank Acc.: X05328.1; GenBank gi: 3375)
eine Homologee-Suche in der HTGS-Datenbank mit dem tBLASTn-Programm durchgeführt. Diese
Datenbank umfasst die im Rahmen des Humangenomprojektes gewonnen
Sequenzen, die noch nicht vollständig
assembliert sind. Diese Suche lieferte u.a. den Homo sapiens Chromosom
10 Klon RP11-637J22 (GenBank Acc.: AL358155.10; GenBank gi: 11322007).
Ein Offenes Leseraster (ORF) in diesem Klon weist nach Translation
deutliche Ähnlichkeiten
zur ArgRIII-Sequenz auf, insbesondere zu der putativen Inositolphosphat-Bindungsstelle.
Aus diesem genomischen Klon wurde durch Analyse der putativen Splicestellen
und Homologievergleich eine hypothetische cDNA assembliert. Mit
der hypothetischen cDNA-Sequenz wurde die humane EST Datenbank mit
dem BLASTn Programm durchsucht. Diese Suche lieferte u.a. den Homo
sapiens cDNA Klon IMAGE:4510867 (Gen-Bank Acc: BG258567; GenBank gi: 12768383).
Laut Sequenzdaten enthält
dieser Klon am 5'-Ende
die vollständige
codierende Sequenz. Der Klon wurde vom UK HGMP, Hinxton, England
bezogen. Der Klon wurde beidsträngig
sequenziert.
Der ORF war vollständig und
entsprach der hypothetischen cDNA-Sequenz. An der Nukleotidposition 458
des ORFs war jedoch ein Ein-Basen-Einschub vorhanden, der zum Verlust
des Leserasters und einem frühzeitigem
Stop-Codon führte.
Der Einschub wurde durch QuikChange-Mutagenese (9) entfernt. Die cDNA-Sequenz
(1) des humanen ARGRIII-homologen
Gens wurde in der GeneBank Datenbank hinterlegt (s.o).
Die chromosomale Lokalisation des
humanen ARGRIII-homologen Gens ist 10q21. Die codierende Sequenz
ist auf sechs Exons verteilt. Das offene Leseraster codiert für ein Protein
mit 416 Aminosäuren
(Berechnetes Molekulargewicht: 47219,40 Dalton). Das entsprechende
Gen ist in der NCBI Datenbank zwar wegen der identifizierten Exons
als putatives Gen assigniert, jedoch ohne Zuordnung zu einer bestimmten
Proteinfunktion. FIG.
1 (Tabelle 2)
Flavonoide als Hemmstoffe IP3K-A Aktivität
FIG.
2 (Tabelle 3)
Weitere Stoffklassen als Hemmstoffe der IP3K-A
FIG.
3 (Tabelle 4)
Die potentesten Inhibitoren von Gg-IP3K-A und
Hs-IP3K-B
FIG.
4 (Tabelle 5)
Inhibitoren von IP3K-C
FIG.
5
Inositol Polyphosphate Binding Site
FIG.
6 (Tabelle 6)
Potente Hemmstoffe von Hs-IPMK
FIG.
7 (Tabelle 7)
Schlechte Hemmstoffe von Hs-IPMK
FIG.
8 (Tabelle 8)
IC50-Werte für
die Wachstumshemmung von Jurkat Zellen durch Kombination zweier
IP3K bzw. IPMK Inhibitoren
FIG.
9 (Tabelle 9)
Additivität
von IP3K/IPMK Inhibitoren bei der Wachstumshemmung von Jurkat Zellen
FIG.
10 (Tabelle 10)
Proliferationshemmung verschiedener getesteter
Zelllinien nach 72 Stunden
FIG.
11
SEQUENCE
LISTING